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KlappentextBerlin, Anfang 1933: Die Nazis stehen kurz vor ihrem entscheidenden Wahlsieg, der Massenwahn kündigt sich an ... In letzter Minute reist Anna mit ihrer Familie in die Schweiz. Doch ihr Vater, ein bekannter jüdischer Journalist, kann dort ebenso wenig Fuß fassen wie ein halbes Jahr später in Paris. Seit ihrer Flucht lebt die Familie in ungewohnt ärmlichen Verhältnissen, und vieles von dem, was zu ihrem Alltag gehörte, musste zu Hause in Berlin bleiben - auch Annas rosa Kaninchen. Ausgaben & PreisePaperback: € 7,95 bei Ravensburger
[Ausgabe ergänzen] Pressestimmen»Als Kinderbuchautorin hat Judith Kerr ein deutsches Tabu gebrochen.« HandlungAnna lebt mit ihrer jüdischen Familie in Berlin, 1933. Überall hängen Wahlplakate der Nazis und Annas Vater meint, dass sie in Deutschland nicht mehr lange bleiben können, die Familie zieht um in die Schweiz. Hintergründe[Hintergrundinfos ergänzen] Mehr zum BuchInformationen des Verlags • Wikipediaartikel Bücher, die diesem ähneln Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 1. Bibliografische Angaben und Lesestufe
2. Inhaltsangabe 3. Kurzinformationen zur Autorin 4. Allgemeine Einordnung Judith Kerrs Roman Als Hitler das rosa Kaninchen stahl ist der erste Teil ihrer autobiografischen Trilogie über eine (ihre) jüdische Familie, die wegen der Machtübernahme Hitlers aus Deutschland fliehen muss und schließlich in London ein neues Zuhause findet. Die Tochter gründet dort später ihre eigene Familie. Wie Judith Kerrs Familie emigriert die Romanfamilie 1933, wie Judith Kerr damals ist die Tochter bei der Flucht neun Jahre alt. Hinter dem berühmten Journalisten- und Schriftstellervater des Romans verbirgt sich Judith Kerrs eigener Vater, der bekannte Theater- und Literaturkritiker Alfred Kerr (1867–1948), einer der bedeutendsten Feuilletonisten der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Hauptthema des ersten Teils der Trilogie ist die Flucht aus der Heimat und der Beginn des Lebens im Exil. Die Lektüre des Romans eignet sich besonders für die Klassen 6 und 7, da sich die Schüler dieser Jahrgangsstufen gut mit den (fast)gleichaltrigen Hauptpersonen Anna und Max identifizieren können.In den im (fremdsprachigen) Frankreich spielenden Passagen des Romans stellt Judith Kerr heraus, dass für sie „Sprachverlust zugleich auch Identitätsverlust bedeutet.“ Allerdings zeigt die Autorin auch, dass mit „dem Erwerb einer neuen Sprache (…) auch eine neue Identität gewonnen werden (kann)“ (Dr. Gabriele Runge und Studierende der PH Weingarten: Materialien zu Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag, 2003, S. 2 [Ravensburger Materialien zur Unterrichtspraxis, hrsg. von Birgitta Reddig-Korn]). Aber nicht nur die Bedeutung der (eigenen) Sprache kann den Schülern anhand der Erfahrungen von Anna und Max vermittelt werden, sondern auch weitere Probleme und Schwierigkeiten eines Flüchtlings- bzw. Emigrantenlebens. So weckt der Roman bei den Schülern mehr Verständnis und Mitgefühl für das Schicksal und die Probleme von Flüchtlingsfamilien, die sich ja auch zunehmend in ihrer Klassengemeinschaft finden.5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten 6. Didaktische Anregungen Als Hitler das rosa Kaninchen stahl bietet eine Vielzahl von Anregungen und Ansatzpunkten für eine Behandlung im Schulunterricht. Neben dem Deutschunterricht kann der Roman auch gewinnbringend im Religionsunterricht sowie im Sozialkunde-/Geschichtsunterricht eingesetzt werden. Bei jüngeren Schülern, die eine so umfangreiche und anspruchsvolle Lektüre (noch) nicht gewohnt sind, empfiehlt es sich, im Rahmen der gemeinsamen Lektüre von jedem Schüler ein Lesetagebuch führen zu lassen. Hier können die Schüler neben den im Unterricht erarbeiteten Aspekten auch ihre eigenen Gefühle und Gedanken aufschreiben. So kann das Lesetagebuch einmal zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Roman führen, aber auch für den Unterricht anregende Impulse bringen.Der Roman gibt wenig konkrete Informationen über das Leben in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Lehrer muss daher zunächst den diesbezüglichen Wissensstand der Klasse erfragen, um dann (evtl. zusätzlich) Hintergrundinformationen zu geben.Anna und ihre Familie müssen ein Flüchtlingsschicksal durchleben, wie es auch heutzutage viele (Kriegs-)Flüchtlinge erfahren. Ihre Zahl in Europa steigt ständig, und evtl. sind in der Klasse auch Schüler, die ein solches Schicksal erlitten haben bzw. erleiden. Die Lektüre von Judith Kerrs Roman kann hier bei den Schülern Einsicht und Verständnis wecken und so eventuelle Vorurteile abbauen helfen.Annas Familie ist nicht religiös. So ist es für Anna eine Überraschung, als sie von ihren Eltern erfährt, dass sie Juden sind und damit plötzlich zu einer Bevölkerungsgruppe gehören, die ausgegrenzt wird. Die Schüler sollen sich in die Situation der kleinen Anna versetzen und die (damaligen) Vorstellungen und Einstellungen gegenüber Juden, wie sie an den verschiedenen Stellen im Roman gezeigt werden (u. a. S. 8, 86 ff., 224), zusammenstellen. Sie überlegen sich dann, wie sie in Annas Situation auf solche Vorurteile und Verhaltensweisen reagieren würden. Die Schüler können so erkennen, wie schwierig bis nahezu unmöglich es ist, sich gegen Vorurteile erfolgreich zur Wehr zu setzen.Anna und ihre Familie werden aber nicht nur als Juden ausgegrenzt und angefeindet, ihr weiteres Flüchtlingsdasein bedeutet für sie ganz konkret den Verlust der sozialen sowie der finanziellen Stellung – und somit Verarmung. Die Schüler erstellen zur sich verändernden Situation der Familie je ein Cluster. Dazu werden sie in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Arbeitsgruppe untersucht das Leben der Familie in ihrer Villa in Berlin, die zweite Gruppe das Leben im Gasthof am Züricher See, die dritte Gruppe schließlich beschäftigt sich mit den Lebensumständen der Familie in der Etagenwohnung in Paris. Dabei wird der jeweils zu untersuchende Lebensraum der Familie als Kernwort auf eine Overheadfolie, die Tafel oder ein Posterpapier geschrieben. Die jeweilige Arbeitsgruppe kann nun ihre Assoziationen hierzu auf Kärtchen schreiben und um das Kernwort kleben bzw. schreiben. Die Assoziationen werden eingekreist und mit dem Kernwort verbunden. So entstehen neue Kernworte, die wieder weitere Assoziationen auslösen. Begriffe, die im Zusammenhang stehen, werden durch Linien verbunden. Jede Arbeitsgruppe entwickelt so vom Kernwort (hier der jeweiligen „Wohnung“) ausgehend eine netzartige Skizze der Assoziationen, das Cluster. Schließlich stellt jede Arbeitsgruppe ihr Cluster der übrigen Klasse vor. Die Schüler erkennen den stetigen finanziellen Abstieg der Familie.Eine andere Möglichkeit, den Schülern die finanziellen und sozialen Veränderungen im Exil zu veranschaulichen, wäre, sie einen fiktiven Brief Annas aus dem Schweizer Exil an ihre Berliner Freundin Elsbeth schreiben zu lassen, in dem Anna ihren Geburtstag in Berlin mit ihrem Geburtstag in der Schweiz (S. 79 ff.) vergleicht.Auch Annas Eltern müssen sich mit ihrer neuen Armut als Flüchtlinge auseinandersetzen. Die Schüler können hierzu die Einstellung und das Verhalten des Vaters und das der Mutter gegenüberstellen und vergleichen (siehe besonders S. 167 ff. sowie S. 170 f.) und sich fragen, warum beide auf ihre Not so unterschiedlich reagieren.Die Flucht aus Deutschland bedeutet für Anna und ihre Familie aber nicht nur Verarmung, sondern auch konkrete Gefahr. Besonders deutlich wird das bei der Zugfahrt (Flucht) in die Schweiz (S. 40 ff.). Wie reagiert die Mutter? Woran erkennt Anna, dass sie Angst hat? Warum hat die Mutter Angst? Indem die Schüler diese Fragen zu beantworten suchen, erkennen sie, dass die Nationalsozialisten die Familie an der Flucht hindern wollen und ihr Leben bedroht ist. Der Lehrer könnte/sollte an dieser Stelle die Schüler über das weitere Schicksal von Juden im Dritten Reich informieren. Das Leben im fremden Land bedeutet für die Flüchtlingsfamilie eine andere Kultur, andere Gebräuche und oft auch, eine andere Sprache lernen zu müssen. Die Schüler arbeiten heraus, welche Auswirkungen es für Anna hat, dass sie in Frankreich (zunächst) nur sehr mangelhaft Französisch sprechen kann. Auch ihr Bruder Max, der in Frankreich ein Gymnasium besucht, hat mit der fremden Sprache seine Probleme. Die Schüler sollen sich vorstellen, dass Max seine Probleme seinem Tagebuch anvertraut. Sie können nun aufgrund der im Roman geschilderten Situationen und Probleme einen fiktiven Tagebucheintrag erstellen, in dem sie schildern, wie Max sein Leben in Frankreich empfindet.Die kleine Anna versteht viele Ereignisse noch nicht und kann sie nicht richtig einordnen. Daher erfährt man im Roman bis auf wenige Ausnahmen (Bücherverbrennung, Konfiszierung des Eigentums, Kopfgeld auf den Vater, Schicksal des jüdischen Professors) nur wenig vom Naziterror in Deutschland. Am Schicksal von Onkel Julius zeigt Judith Kerr allerdings in nur wenigen Passagen eindrucksvoll den Beginn der Ausgrenzung und Verfolgung der Juden in Deutschland und die Auswirkungen auf die betroffenen Menschen. Die Schüler können anhand der entsprechenden Textstellen im Roman Onkel Julius’ Schicksalsweg erarbeiten und darstellen (siehe u. a. S. 29 ff., 65 ff., 137 f., 196, 228–232). Sie erkennen dabei, wie dem glücklichen und optimistischen Onkel Julius durch den Naziterror sein Lebensinhalt entzogen und er dadurch in den Selbstmord getrieben wird.Mögliches Unterrichtsbeispiel Neben der fremden Kultur und den fremden Gebräuchen müssen Anna, Max und ihre Eltern in einem fremden Land auch die dort gesprochene Sprache erlernen. „Für Judith Kerr ist die Erfahrung der Sprachlosigkeit im Exil bedeutender als der Verlust von Heimat, Freunden und Haus.“ (Dr. Gabriele Runge und Studierende der PH Weingarten: Materialien zu Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag, 2003, S. 7 [Ravensburger Materialien zur Unterrichtspraxis, hrsg. von Birgitta Reddig-Korn]). Die Schüler sollen erkennen, dass ohne die Beherrschung der Sprache selbst die einfachsten Dinge schwierig bis unmöglich werden. Indem sie sich selbst in die Situation des anderssprachigen Flüchtlings versetzen, können sie mehr Verständnis für die (sprachlichen) Schwierigkeiten der Flüchtlinge im fremden Land bekommen.1. Einstiegsphase Der Lehrer begrüßt die Schüler auf Französisch (bzw. in einer den Schülern unbekannten Sprache) und bittet sie, sich zum Roman zu äußern. Alternativ bzw. ergänzend kann die Lehrperson die fremdsprachige Aufforderung auch an die Wand projizieren. Die Schüler verstehen (vermutlich) nicht, was der Lehrer will und wissen nicht, was sie tun sollen. Die Lehrperson zieht nun die Verbindung zu Anna und ihrer Familie, indem sie auf deren vergleichbare Situation in Frankreich verweist.2. Erarbeitungsphase Die Schüler lesen im Roman die Szene, in der Anna und Max versuchen, in einem französischen Geschäft Bleistifte zu kaufen (S. 128 ff.). Sie schreiben die Dialoge von Anna, Max und dem Ladenbesitzer heraus und notieren sich die Reaktionen und die Verständigungsschwierigkeiten, mit denen sie jeweils zu kämpfen haben.3. Festigungsphase Die Ergebnisse werden an der Tafel festgehalten. 4. „Spiel-“ und ErarbeitungsphaseDrei Schüler (möglichst solche, die nicht gut Französisch können) spielen die Bleistiftkaufszene nach. Während die Schüler die Szene vorspielen, beobachten die übrigen Schüler jeweils eine Figur und notieren deren Reaktion in der gespielten Verkaufssituation. 5. Unterrichtsgespräch Im anschließenden Unterrichtsgespräch schildern die „Schauspieler“ ihre Erfahrungen, sich in einer (schlecht beherrschten) fremden Sprache ausdrücken zu müssen bzw. eine mangelhaft beherrschte Sprache verstehen zu müssen. Die übrigen Schüler ergänzen diese Erfahrungen durch ihre Beobachtungen und Eindrücke. Möglicherweise kommt es zu einer Diskussion über die Problematik von Kommunikation in Fremdsprachen.6. Festigungsphase Die Ergebnisse des Unterrichtsgesprächs werden ebenfalls ergänzend an der Tafel festgehalten. (Zum Unterrichtsverlauf vgl. auch Dr. Gabriele Runge und Studierende der PH Weingarten: Materialien zu Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag, 2003, S. 7 [Ravensburger Materialien zur Unterrichtspraxis, hrsg. von Birgitta Reddig-Korn]) Empfohlen von Volker Krischel |