Berg Fidel -- Eine Schule für alle ganzer Film

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Deutsche Dokumentation über vier Schüler der Modell-Grundschule "Berg Fidel" in gleichnamigen Münsteraner Stadtteil.User-Film-Bewertung [?]: Im Zentrum des Dokumentarfilms "Berg Fidel" stehen vier Kinder, die die Grundschule Berg Fidel in Münster besuchen. Berg Fidel ist eine inklusive Ganztagsgrundschule im gleichnamigen Stadtteil, einem sozialen Brennpunkt der Stadt.

Drei Jahre hat Regisseurin Hella Wenders die Kinder begleitet, die in dem Film selbst häufig zu Wort kommen, von sich selbst erzählen und die Zuschaueran ihren Vorlieben, Träumen und Sorgen teilhaben lassen. Erwachsene treten nur als Randerscheinung auf. "Berg Fidel" zeigt eine kleine, spannende Welt, die auf ihre ganz eigene Art funktioniert.

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Filmkritik

Die Filmemacherin Hella Wenders porträtiert in ihrer ersten langen Dokumentation auf ehrliche und intensive Weise vier Kinder, die alle etwas gemeinsam haben: Sie alle haben eine Behinderung oder Lernschwäche und sie alle besuchen die Ganztagsgrundschule Berg Fidel im gleichnamigen sozialen Brennpunkt-Stadtteil Berg Fidel in Münster. Die Berg Fidel-Schule vertritt eine ganze besondere Schulform. Es geht um eine alternative Form des gemeinsamen Lernens und miteinander Umgehens, von der niemand ausgeschlossen wird. "Inklusive Schule" nennt sich dieses Modell und vertritt die These, dass Kinder nicht getrennt, sondern im Gegenteil mit möglichst vielfältigen Gleichaltrigen unterschiedlichster Herkunft in Kontakt treten sollen. Hier lernen Kinder mit "sonderpädagogischem Förderbedarf" neben Sprösslingen von Bildungsbürgern ohne gesundheitliche Beeinträchtigung. Kinder von Asylbewerbern und aus Migrantenfamilien neben einheimischen Schülern, Körper- oder Lernbehinderte neben Hochbegabten. Es sind rund 200 Kinder, die hier von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam lernen und leben. 60 bis 70 Prozent von ihnen sind Ausländer aus rund 30 Nationen. Es ist eine bunte, vielfältige Mischung unterschiedlichster Kinder, die hier zusammenkommt – und von Helena Wenders (Wims Nichte) emotional und spannend in "Berg Fidel – Eine Schule für alle" porträtiert wird. Mit diesem Film schloss sie ihr Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin ab. Zu der Münsteraner Schule hat sie dabei einen ganz besonderen Bezug, denn ihre Mutter arbeitet dort selbst als Lehrerin. Drei Jahre lang begleitete Wenders vier Kinder in der Schule, der Freizeit und zu Hause und beweist mit "Berg Fidel", wie gut diese Form der alternativen Pädagogik in der Praxis doch funktionieren kann. Hella Wenders möchte in ihrem Film ausschließlich durch die Kinder selbst aufzeigen, wie die inklusive Schule erfolgreich funktionieren kann. In ihrer Dokumentation kommt kein Erwachsener zu Wort, weder Pädagogen noch Eltern. Sie lässt nur die vier Kinder berichten, die sie über einen Zeitraum von drei Jahren mit der Kamera begleitete. Da ist zum einen Anita, die Tochter eines Asylbewerbers aus dem Kosovo, die Schwierigkeiten mit dem Lernen und der Konzentration hat. Sie lebt in ständiger Angst, jederzeit abgeschoben werden zu können. David und Jakob sind Brüder, letzterer leidet am Down-Syndrom, verständigt sich mit einem speziellen Sprachcomputer und auch dank der Hilfe seiner Klassenkameraden, die ihn problemlos auch ohne Computer "übersetzen" können. David ist hochintelligent, beschäftigt sich am liebsten mit Astronomie und komponiert Melodien am Flügel. Doch er hört und sieht schlecht. Und dann ist da noch Lucas, der beim Lernen und den Hausaufgaben langsamer ist als die meisten anderen und intensivere Betreuung braucht. Er träumt davon, später einmal als Landwirt zu arbeiten. Wenders lässt ihre vier Protagonisten immer wieder zu Wort kommen und sie von ihren Sehnsüchten, Träumen aber auch Ängsten und Sorgen erzählen. Somit entsteht ein unmittelbares, direktes Filmerlebnis, das authentisch und ehrlich geraten ist, da bei Wenders die Hauptdarsteller selbst – die Schüler der Berg Fidel-Schule – ausgiebig berichten dürfen. Sie schildern, womit sie im alltäglichen Leben und in der Schule Probleme haben. Dabei sind sie sich ihrer Schwächen und gesundheitlichen Einschränkung wohl bewusst. Sie sind bereits in diesen jungen Jahren in der Lage, ihre Situation auf kluge Weise zu reflektieren und zu bewerten. Zwischen den zahlreichen Gesprächen und "Interviews" mit den Kindern streut Wenders immer wieder Bilder und Aufnahmen vom Alltag in der Schule ein. Es wird gebastelt, gespielt, geprobt, die Kinder helfen bei der Essensausgabe und halten regelmäßig einen Klassenrat, in welchem sie ihre Konflikte besprechen und (erstaunlich abgeklärt) lösen. Der Zuschauer erhält somit einen spannenden Einblick in den pädagogischen Alltag einer Schulform, die den meisten fremd sein dürfte. Obwohl sich Wenders dazu entschied, nur die Kinder zu befragen und diese Vorgehensweise ja auch ihren Zweck erfüllt (Unmittelbarkeit, Authentizität), hätte es "Berg Fidel" vermutlich dennoch gut getan, wenn zumindest ein paar wenige Erwachsene (Pädagogen oder Eltern, ganz gleich) ihre Meinung zum Lernen und Alltag in der Schule hätten äußern können. Dies hätte einen anderen Blickwinkel auf das Modell und die Funktion ermöglicht. Der Verzicht war letztlich natürlich eine bewusste Entscheidung von Wenders, die dem Film alles in allem aber nicht allzu sehr schadet. Zu sehr regt"Berg Fidel" zum Nachdenken an und erzeugt ein großes Interesse an "anderen", alternativen pädagogischen Modellen und Schulformen.

Fazit: "Berg Fidel" porträtiert auf eindrückliche, spannende und ehrliche Weise das Lernen und Leben an einer inklusiven Schule. Der Film regt zum Nachdenken an und rückt das Lehr- und Lernkonzept einer besonderen Schulform in den Mittelpunkt.

Björn Schneider


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Filminfos & CreditsAlles anzeigen

Land: Deutschland
Jahr: 2011
Genre: Dokumentation
Länge: 87 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 13.09.2012
Regie: Hella Wenders
Darsteller: Anita Jasharaj, Jakob Leonard, David Leonard
Verleih: W-Film

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Berg Fidel – eine Schule für alle ist ein deutscher Dokumentarfilm von Hella Wenders aus dem Jahr 2011. Der Film zeigt die vier Schüler David, Jakob, Lucas und Anita, welche die Grundschule Berg Fidel im gleichnamigen Stadtteil in Münster besuchen. Die Grundschule zeichnet aus, dass dort in altersgemischten Klassen Kinder mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden. Der zweite Teil aus der Filmreihe ist der Dokumentarfilm Eine ganz normale WG von Georg Schönharting.

Film Originaltitel Berg Fidel – Eine Schule für alle Produktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 2011Länge 87 MinutenStabRegie Hella WendersDrehbuch Hella WendersProduktion Christoph HellerMusik Thom HanreichKamera Merle JotheSchnitt Verena NeumannBesetzung
  • Anita Jasharaj
  • David Leonhard
  • Jakob Leonhard
  • Lucas Niehus

David ist ein guter Schüler, der sich gelegentlich langweilt, wenn er in der Schule Aufgaben erledigen muss. Er gilt in der Klasse als „altkluger Dreikäsehoch“,[1] wenn er beispielsweise die Rechtschreibung eines Mitschülers prüft. Er ist dennoch in der Gruppe akzeptiert und erst im späteren Verlauf des Films erkennt man, dass er auf Grund des Stickler-Syndroms unter anderem im Seh- und Hörvermögen beeinträchtigt ist. Sein großer Traum ist es, Astronom zu werden. Über seine Beeinträchtigung sagt er: „Ich kann nicht gut hören und auch nicht gut sehen und das ist halt ein Stickler-Syndrom und ein Syndrom ist etwas, wo etwas schon von Geburt an anders ist, aber mich stört es eigentlich nicht. Ich kann trotzdem ziemlich genauso schnell rennen wie der Niklas.“[2] Sein Bruder Jakob fällt durch seine liebenswerte Art auf, wenn er andere Kinder tröstet. Er hat das Down-Syndrom, spricht sehr undeutlich und ist motorisch ungeschickt.[3] Seine Mitschüler verstehen ihn dennoch. Lucas ist sich bewusst, dass er auf Grund seiner Legasthenie langsamer lernt als andere Kinder in seiner Klasse. Ihn beschäftigt die Frage nach Gerechtigkeit, wenn er nicht gerade an einem Spielzeugsportwagen herumbastelt. Die für ihr Alter recht groß gewachsene Anita stammt aus dem Kosovo. Sie hat den großen Traum, Model zu werden, findet aber kaum Zeit zum Lernen, weil sie sich um ihre kleineren Geschwister kümmern muss. Außerdem schwebt eine drohende Abschiebung über der gesamten Familie.

Der Film zeigt, wie die Kinder von- und miteinander lernen. Der Zuschauer sieht alltägliche Abläufe wie den Küchendienst oder die Sitzung eines Klassenrates, in dem David als Vorsitzender mit den anderen Mitschülern gemeinsam über schlechtes Benehmen anderer Mitschüler berät. Zum Ende hin wird in mehreren Schwarzblenden gezeigt, welchen weiteren Schulweg die Kinder einschlagen.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) unterstützt und in Münster mit einem Budget von rund 34.000 Euro gedreht. Wenders begleitete die Kinder drei Jahre in der Schule, zu Hause und in der Freizeit. Die Deutsche Hörfilm gGmbH stattete den Film mit Unterstützung der Aktion Mensch mit einer Audiodeskription aus.[4] Die DVD wurde am 23. März 2013 veröffentlicht.[5]

Der Film wurde auf dem Fünf Seen Filmfestival 2012 mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Er erhielt auf dem Kinofest Lünen 2011 die Lüdia, den Haupt- und Publikumspreis. Weiterhin gewann er 2012 den Max Ophüls Preis in Saarbrücken.

„‚Berg Fidel – eine Schule für alle‘ ist ein ruhiger Film, in dem sich die Dinge selbst erklären. Irgendwie ist er sicher ein Plädoyer für die Gesamtschule, aber ein leises, das alle fünf Sinne beisammen hat und ein Weltbild im Herzen, in dem der Zusammenhalt im Mittelpunkt steht; in Berg Fidel, hat man Eindruck, ist jedes dieser Kinder die vollkommenste Version seiner selbst.“

– Süddeutsche Zeitung[6]

„Zuschauen also, vor allem auch zuhören, was die Helden sagen: Anita, David und Lucas heißen sie. Schüler der Grundschule Berg Fidel in Münster, und ganz egal, ob dieses eine Modellschule oder eine reformpädagogische Schimäre ist, sie sind unendlich klug. Und Hella Wenders zeigt uns das.“

– taz[7]

„Sowohl der Charme, als auch die Glaubwürdigkeit dieses Films liegen zum großen Teil daran, dass er die porträtierten Kinder in den Mittelpunkt stellt und nur sie, nicht aber auch Lehrer oder Eltern, zu ihren Meinungen befragt. Wenn die Kinder mit ihren Schlussfolgerungen verblüffen oder im Umgang miteinander beobachtet werden, erinnert der Film streckenweise an den französischen Kinoerfolg Être et avoir.“

– Kino-Zeit.de[8]

„Einfühlsame Dokumentation über die Schule Berg Fidel und ihr integratives sonderpädagogisches Konzept, am Beispiel von vier Schülern.“

– kino.de[9]

„Das Problem des Films ist allerdings, dass Wenders pädagogische Erklärungen vermeiden und nur die Kinder reden lassen will. Das tut dem Film nicht gut, denn es lässt sich nicht konsequent durchhalten. Immer wieder muss Wenders auf erklärende Zwischentitel zurückgreifen, suggestive Fragen stellen oder den Zuschauer nach den Zusammenhängen suchen lassen.“

– Zeit Online[10]

  • Berg Fidel – eine Schule für alle in der Internet Movie Database (englisch)

  • Offizielle Webseite zum Film Berg Fidel, abgerufen am 4. April 2013.
  • Webseite der Grundschule Berg Fidel, abgerufen am 4. April 2013.
  1. Susan Vahabzadeh: Jakob kann gut trösten. In: Süddeutsche Zeitung, 14. September 2012; abgerufen am 5. April 2013.
  2. Berg Fidel.@1@2Vorlage:Toter Link/wfilm.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. WFILM; abgerufen am 5. April 2013.
  3. Inklusion als gelebte Utopie. (Memento vom 9. Februar 2013 im Internet Archive) WDR2; abgerufen am 5. April 2013.
  4. Hörfilmkino im Kleisthaus 2013: Berg Fidel – Eine Schule für alle. Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, S. 5.
  5. Berg Fidel – DVD. Website von WFILM, abgerufen am 5. April 2013.
  6. Jakob kann gut trösten. Abgerufen am 5. April 2013. 
  7. Film „Berg Fidel: Eine Schule für alle“. Abgerufen am 5. April 2013. 
  8. Film „Berg Fidel: Eine Schule für alle“. Abgerufen am 5. April 2013. 
  9. Film „Berg Fidel: Eine Schule für alle“. Abgerufen am 5. April 2013. 
  10. Inklusion – zu nett, um wahr zu sein. Abgerufen am 5. April 2013. 

Normdaten (Werk): GND: 1044245239 (OGND, AKS)

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