Wie ist es im koma zu liegen

In der Medizin stellt das künstliche Koma einen erheblichen Eingriff dar, den der Arzt in der Regel bei einem lebensbedrohlichen Zustand wählt. Wenn Sie mit einem schweren Unfall oder einer größeren Verletzung konfrontiert sind, hilft ihnen diese Maßnahme in Ruhe beim Heilungsprozess. Sie haben die Möglichkeit in einem medizinisch kontrollierten Zustand schmerzfrei gesund zu werden und dabei das Risiko für bleibende Schäden zu verringern. Gleichzeitig bietet das Koma eine Verminderung von Stress und eventuellen Angstreaktionen, die mit dem eingeschränkten Gesundheitszustand verbunden sind.

Definition künstliches Koma

Ein künstliches Koma ist eine Form der Langzeitnarkose. Ihr Arzt versetzt den Patienten mittels medikamentöser Unterstützung und unter Überwachung von Herz und Kreislauf in ein Koma (altgriechisch = tiefer Schlaf). Der Patient befindet sich dabei in einem Zustand der tiefen Bewusstlosigkeit, aus der er auch mit den üblichen Stimuli, beispielsweise einem gezielt gesetzten Schmerzreiz, nicht weckbar ist.

Um die Narkose zu iniitieren, kommen als Medikamente einerseits Narkosemittel und andererseits Schmerzpräparate zur Anwendung. Die Ernährung erfolgt entweder über eine Magensonde oder alternativ intravenös (über die Vene) direkt in die Blutbahn.

Gründe für ein künstliches Koma

Der zentrale Grund für eine kontrollierte Langzeitnarkose ist in der Regel die Entlastung des menschlichen Körpers nach einer schweren Verletzung. Wenn der Körper in Folge eines Unfalls oder einer komplexen Operation auf besondere Schonung und Genesungsressourcen angewiesen ist, bietet ein künstliches Koma unter Umständen wertvolle Hilfe. Es sorgt dafür, dass sich der Körper ausschließlich auf den Heilungsprozess fokussiert und dadurch optimaler regeneriert. Schwere Kopfverletzungen oder auch die Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung gehen häufig mit einem künstlichen Koma einher.

Dauer der Langzeitnarkose

Der zeitliche Rahmen, den der Arzt für ein künstliches Koma ansetzt, orientiert sich an der Schwere und Art der Krankheit. Prinzipiell beträgt die Dauer wenige Stunden, aber bei Bedarf auch mehrere Monate. Meist wird der genaue Zeitraum während des Komas selbst entschieden. Er hängt wesentlich vom Verlauf der Genesung und der damit verbundenen Erholung des Körpers ab. Grundsätzlich dauert die Langzeitnarkose nach Möglichkeit nicht länger, als für eine ausreichende Gesundung erforderlich ist.

Ein sehr lange Narkosezeit führt gelegentlich zu Komplikationen, beispielsweise einer Entzündung der Lunge.

Tiefe eines künstlichen Komas

Die Koma-Tiefe ist von der Grunderkrankung und dem individuellen Patientenzustand abhängig. Je tiefer der Arzt die Sedierung vornimmt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines unbeabsichtigten Aufwachsens. Wenn erhebliche Verletzungen vorliegen, beispielsweise ein Schädel-Hirn-Trauma, ist ein eher tiefes Koma sinnvoll. Auch nach schweren Unfällen, bei denen das Gehirn eine Entlastung benötigt, fällt die Sedierung tiefer aus.

Das Aufwachen

Wenn eine deutliche gesundheitliche Verbesserung gegeben ist und die ursächliche Erkrankung stabilisiert werden konnte, leitet der Arzt allmählich die Aufwachphase ein. Je nach Dauer und Tiefe der Narkose reduziert er dabei schrittweise die Medikamente. Der zeitliche Verlauf nimmt häufig mehrere Tage in Anspruch. Bei höherem Lebensalter oder auch besonderer Schwere der Grunderkrankung ist auch ein Zeitraum von einigen Wochen möglich.

Das Wachkoma stellt hier einen Sonderfall dar. Wenn der Patient in der Aufwachphase das Bewusstsein nicht vollständig erreicht, ist ein Wachkoma als Übergangsstadium möglich.

Risiken und mögliche Folgeschäden

Ein Koma, vor allem bei längerer Dauer, birgt immer auch gewisse Risiken und die Gefahr eventueller Folgeschäden. Gerade bei älteren Patienten besteht die Möglichkeit zu einem Delir, einer Form der Desorientierung. Auch das Nichtaufwachen nach dem Absetzen der Medikamente ist eine Option, die jedoch meist in Zusammenhang mit einer erheblichen Grunderkrankung steht. Eine Reihe Patienten klagt für einige Zeit über

  • Kreislaufprobleme,
  • Albträume sowie
  • Ein- und Durchschlafstörungen.

Diese Phänomene verschwinden jedoch in der Regel nach und nach vollständig.

Reha-Maßnahmen nach dem Koma

Wenn Sie ein Koma und eine künstliche Beatmung hinter sich haben, gilt es häufig viele Dinge neu zu erlernen. Neben dem selbstständigen Atmen und Schlucken zählen vor allem auch sämtliche Bewegungsabläufe dazu. In einer rehabilitativen Maßnahme stehen Ihnen Fachkräfte aus den Disziplinen der Neurologie, Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie zur Verfügung. Sie haben die Möglichkeit, sich vertraute Bewegungsabläufe sowie sensorische und motorische Fähigkeiten unter Anleitung wieder anzueignen. Im Falle verlorener Funktionen lernen Sie den Erwerb und die Umsetzung von Fähigkeiten und Fertigkeiten über die Aktivierung anderer Hirnareale.

Reha-Ziele

Die sogenannte neurologische Rehabilitation (von lateinisch rehabilitatio = Wiederherstellung) verläuft in verschiedenen Phasen und hat den Zweck nach und nach so viel Selbstständigkeit wie möglich zu erreichen. Nach dem künstlichen Koma mit der dazugehörenden intensivmedizinischen Betreuung geht es hierbei vor allem um den Wiedererwerb von Funktionen und Fähigkeiten. Dazu zählen beispielsweise Sprache und Motorik. Besonders sportliche und auch junge Patienten haben gute Chancen für eine umfassende Genesung. Die Reha-Maßnahme ermöglicht in ihrer Gesamtheit einen Weg zurück in Aktivität und Leistungsfähigkeit.

Dauer der Rehabilitation

Die Dauer der Reha hängt von der Länge des vorangegangenen künstlichen Komas und der damit verbundenen Schwere der ursprünglichen Erkrankung ab. Auch Alter und körperliche Leistungsfähigkeit spielen eine wesentliche Rolle. Die Reha-Maßnahme bedeutet in vielen Fällen eine Hilfestellung zur Rückkehr in ein aktives Leben. Das entsprechende Wiedererlernen von Alltagskompetenzen erfolgt schrittweise und dauert Wochen, gegebenenfalls Monate, aber auch Jahre. Häufig gilt es, einzelne wieder erworbene Fähigkeiten zu stabilisieren, bevor eine weitere Reha-Etappe durchführbar ist.

Fazit

Bei einem künstlichen Koma versetzt der Arzt den Körper mit Hilfe von sedierenden und schmerzstillenden Medikamenten in eine Langzeitnarkose. Dies geschieht, um ihn beispielsweise nach einem schweren Verkehrsunfall oder einem komplizierten Schlaganfalls zu unterstützen.

Die Vitalfunktionen werden überwacht, und der Körper erfährt eine Entlastung, damit ihm alle Ressourcen für die Heilung zur Verfügung stehen. Im Anschluss an das Koma, aus dem der Patient durch schrittweise Medikamentenreduktion geweckt werden, folgt in der Regel eine Reha. Diese dient dem Wiedererlernen von krankheitsbedingt verlorenen Fähigkeiten und ermöglicht dem Patienten nach Möglichkeit eine allmähliche Rückkehr in den Alltag.

Zuletzt geändert am: 21.02.2020

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Der Begriff „Koma“ bedeutet wörtlich „tiefer Schlaf“. Ein Patient in voll ausgeprägtem Stadium eines Komas schläft aber nicht. Er befindet sich in tiefer Bewusstlosigkeit, aus der er auch nicht durch äußere Reize geweckt werden kann – weder durch Ansprechen oder laute Geräusche noch durch Schmerz.

Das Koma selbst ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom, ausgelöst durch unterschiedliche Krankheiten und Geschehnisse. Zu den häufigsten Ursachen zählen Schädel-Hirn-Traumen, wie sie durch Stürze oder Verkehrsunfälle erlitten werden. Ein weiterer häufiger Grund einer Gehirnschädigung ist eine Unterversorgung von Gehirnzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff, etwa bei einem Schlaganfall, Herzinfarkt, Lawinenunglück oder Badeunfall. Gehirntumore, entzündliche und bestimmte degenerative Erkrankungen des Gehirns, Stoffwechselentgleisungen wie beim diabetischen Koma durch Unter- oder Überzuckerung, Leber- oder Nierenversagen sowie schwere Schilddrüsenstörungen und Vergiftungen – etwa durch Alkohol oder Drogen – können ebenfalls in einen komatösen Zustand führen.

Sauerstoffmangel

Ob die Funktionseinschränkung oder der Funktionsausfall von Gehirnbereichen mit dem Überleben noch vereinbar ist oder nicht, hängt vom Ausmaß der Gehirnschädigung ab. Am schlechtesten stehen die Chancen, wenn das Koma durch einen längeren Sauerstoffmangel oder einen Ausfall der Blutzirkulation eingetreten ist. Dagegen haben Patienten, die durch ein Schädel-Hirn-Trauma in einen komatösen Zustand geraten sind, in der Regel ein deutlich besseres Erholungsvermögen, betont OA Dr. Franz Gruber, Leiter der Intensivstation an der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie am AKh Linz. „Wir sind immer wieder überrascht, dass gelegentlich Patienten nach schwersten Verletzungen in verhältnismäßig guter Verfassung das Krankenhaus verlassen, während kleinere Verletzungen in strategisch wichtigen Hirnarealen einen dauernden Behinderungsgrad mit völliger Pflegeabhängigkeit bedeuten“, so der Linzer Intensivmediziner.

Da die Betroffenen nicht in der Lage sind, zu essen oder zu trinken, ist künstliche Ernährung erforderlich. Die Behandlung zielt, abgesehen von notwendigen chirurgischen Maßnahmen, auf das frühe Erkennen und Vermeiden von Komplikationen ab. Sie erfordert einen engen interdisziplinären Zusammenschluss von Traumaspezialisten, Stoffwechselexperten und Intensivmedizinern, betont der Leiter der Abteilung Neurologie und Psychiatrie am AKh Linz, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr. Dem Aufenthalt auf der Intensivstation und später der Normalstation muss eine ebenfalls multidisziplinäre Langzeitrehabilitation folgen. Je enger die Zusammenarbeit ist, umso bessere Chancen hat der Patient, wieder in ein fast normales Leben zurückzukommen – natürlich abhängig von der Ausgangssituation.

Die Medizin unterscheidet verschiedene Komastufen, deren Übergänge jeweils fließend sind. Bei leichten Komastadien reagiert der Betroffene auf Schmerzreize durchaus noch mit gezielten oder ungezielten Abwehrbewegungen, die Pupillen ziehen sich bei Lichteinfall zusammen. In tiefen Komastufen wird die Pupillenreaktion schwächer beziehungsweise bleibt ganz aus, ebenso die Schmerzreaktion.

Der so genannte Minimal Conscious State (MCS) entspricht einem Dämmerzustand mit minimalem Bewusstsein, in dem gelegentliche Reaktionen auf Berührungen und Geräusche möglich sind. Der MCS ist Ausdruck einer schwersten Beeinträchtigung der Hirnfunktion, allerdings mit einer – wenngleich geringen – Chance, wieder in das normale Leben zurückzufinden.

Der Begriff „apallisch“ (griechisch für „ohne Mantel“) macht deutlich, dass bei dieser Komaform das Großhirn, also jener den Hirnstamm ummantelnde Bereich, der uns zum denkenden Geschöpf macht, ausgefallen ist. Der Patient scheint wach zu sein, weil seine Augen geöffnet sind – der dafür geprägte Begriff „Wachkoma“ ist aber missverständlich. Der Patient nimmt seine Umwelt nicht wirklich wahr, der Blick geht ins Leere. Eine zufällige Augenbewegung hat nichts mit einem Blickkontakt zu tun, wie Angehörige oft glauben möchten. Sporadische Bewegungen mit Händen, Armen und Beinen sind nur Reflexe, ebenso wie Weinen oder Lachen, warnt Dr. Franz Gruber vor falschen Hoffnungen: „Vom Wachkoma kehrt man nicht zurück.“ Betroffene können aber viele Jahre im Wachkoma überleben.

Die „Glasgow Coma Scale“, kurz GCS, ist für Ärzte ein wichtiges Werkzeug, um Komapatienten im Hinblick auf Ansprechbarkeit, Reaktion auf Schmerzreize und Pupillenreaktion mit einer Punktewertung zu beurteilen. 15 Punkte erreicht nur ein Mensch mit uneingeschränktem Bewusstsein, 3 Punkte und weniger gelten als tiefes Koma. Moderne bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder PET – Letzteres macht die Stoffwechselvorgänge in den Gehirnzellen sichtbar – dienen vor allem zum Ausschluss von möglichen Koma-Ursachen. Die Diagnose „Koma“ ist aus diesen Verfahren aber nicht direkt ablesbar, sondern leitet sich auch aus Interpretationen des Gesamtbildes ab. Komaforscher sind nach wie vor auf der Suche nach objektiven Kriterien, die den behandelnden Ärzten von Komapatienten die eindeutige Unterscheidung zwischen irreversiblem Koma (Wachkoma, „vegetative state“) und einem minimalen Bewusstein (MCS) erleichtern.


Der Fall Schiavo

Das Schicksal der US-Amerikanerin Theresa Schiavo bewegte 2005 die Menschen weltweit. Erst die – richtige – Diagnose eines unumkehrbaren Wachkomas hatte den Weg geebnet für die richterliche Erlaubnis zum Absetzen der künstlichen Ernährung und damit zum erlösenden Sterben der jungen Frau, die 15 Jahre im Wachkoma verbracht hatte.

Die Dauer eines Komas ist nie abschätzbar. Jedes Koma hört einmal auf, entweder durch Erreichen eines besseren Bewusstseinszustandes bis zum Erwachen oder durch Übergang in den Hirntod, zu dem es oft nur ein kleiner Schritt ist. Viele unabhängig durchgeführte Studien, so berichtet Dr. Gruber, verweisen auf die Bedeutung des sozialen Umfelds von Schwerstbeeinträchtigten. Je enger der Kontakt mit Familie und Freundeskreis ist, umso eher erholen sie sich auf ein gutes Niveau. 

Künstliches Koma

Landläufig als künstlicher Tiefschlaf bezeichnet, wird es mit niedrig dosierten Narkosemedikamenten herbeigeführt, in der Absicht, dem Gehirn über eine akute Schädigungsphase hinwegzuhelfen, während der Kranke intensivmedizinisch betreut wird. Zusätzlich kann es vorteilhaft sein, die Körpertemperatur auf 32 bis 34 Grad zu senken.

Damit wird das Gehirn quasi auf Sparflamme gesetzt, sein Stoffwechsel verlangsamt, der Sauerstoffverbrauch gesenkt. Nach dem behutsamen schleichenden Absetzen der Medikamente erwacht der Patient aus der Langzeitnarkose. Auch die Narkose im Zuge eines chirurgischen Eingriffs ist nichts anderes als ein umkehrbares Koma. 

Locked-in-Syndrom

Nicht zu verwechseln mit einem Koma ist das Locked-in-Syndrom. Diese Patienten sind bei vollem Bewusstsein quasi in ihrem Körper eingeschlossen („locked in“), unfähig, sich ihrer Umwelt durch Sprache oder Gesten mitzuteilen. Nur das Auf-und-Ab-Bewegen der Augen und Lider ist den meisten Betroffenen noch möglich, der restliche Körper ist weitgehend gelähmt. Temperatur- und Berührungsempfinden sind ebenso erhalten wie das Hör- und Sehvermögen und das Sprachverständnis.

Klaus Stecher

August 2015

Foto: shutterstock, privat

Kommentar

„Allgemeine Vorhersagen über Genesungs- und Überlebenschancen beziehen sich lediglich auf den ärztlichen Erfahrungsschatz. Für den einzelnen Patienten können niemals seriöse Prognosen über den Ausgang des Komas erstellt werden.“
OA Dr. Franz Gruber
Leiter der Intensivstation, Abteilung Neurologie und Psychiatrie, AKh Linz

‌ Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020

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