Welche wale leben in der arktis

Willkommen zurück bei unserer allmonatlichen Artikel-Reihe mit Berichten rund um unsere 19-tägige Schiffsreise auf der MS Sea Spirit zu den Falklandinseln, nach Südgeorgien LINK und natürlich Antarktika LINK. Falls ihr euch neu hierher verirrt habt und wissen wollt, welche Themen innerhalb unserer Antarktis-Reihe bereits erschienen sind, dann findet ihr hier eine Übersicht aller bereits veröffentlichter Berichte. Dieses Mal wollen wir euch die Wale vorstellen, welche wir auf unserer Bootsreise zu Gesicht bzw. vor die Linse bekamen.

Da wir zu Beginn der Antarktis-Saison unterwegs waren – unser Schiff lichtete bereits Ende November den Anker – hielt sich unsere „Ausbeute“ leider sehr in Grenzen. Die meisten Wale suchen ihre Fressgründe in den antarktischen Gewässern erst im antarktischen Sommer auf, wenn steigende Temperaturen und zunehmende Sonneneinstrahlung das Wachstum von Algen und damit von Krill begünstigen, denn der Krill ist die Grundlage so gut wie aller Nahrungsketten polarer Gebiete.

Welche wale leben in der arktis

Doch noch war es nicht so weit. Verhalten setzte sich der antarktische Sommer langsam gegen den langen, strengen Winter durch. Deshalb befanden sich die meisten Wale noch auf ihrem langen Weg in die antarktischen Gewässer. Die Vögel und Pinguine waren dagegen schon weiter: Nester waren bereits gebaut und vielerorts wurde auch schon mit dem Brüten begonnen.

Nun ja, was soll’s. Man nimmt was man kriegt und warten konnten wir ja sowieso nicht auf die Ankunft der sanften Riesen. Nichtsdestotrotz konnten wir dennoch einige Wale beobachten. Welche das genau waren verraten wir euch hier.

Delfine in der Antarktis

Von den fünf häufig gesichteten Vertretern der Familie der Delfine (Delphinidae) – der artenreichsten Familie innerhalb der Ordnung der Wale (Cetacea) – haben wir zwei Arten sehen können und zwar den Stundenglasdelfin (Lagenorhynchus cruciger) und den Commerson-Delfin (Cephalorhynchus commersonii). Weitere drei Arten, nämlich den Orca (Orcinus orca), den Schwarzdelfin (Lagenorhynchus obscura) und den Peale-Delfin (Lagenorhynchus australis) sahen wir jedoch nicht.

Leider können wir euch von beiden gesichteten Arten keine Bilder zeigen. Entweder waren sie zu weit oder zu schnell wieder weg oder wir kamen gerade von einem Zodiac Ausflug und alles Kameraequipment war für den Ausstieg wasserfest verstaut. Irgendetwas stand immer zwischen uns und einem erfolgreichen Foto. Nun ja, uns bleibt wenigstens die Erinnerung und ihr müsst uns einfach glauben, dass wir diese Tiere sichteten.

Wale in der Antarktis

Wie bereits gesagt, gehören zu den Walen im eigentlichen Sinne auch oben erwähnten Delfine. Trotzdem trennt man im normalen Sprachgebrauch beide oft von einander, meint man doch meist diese riesigen, majestätischen Giganten der Meere, wenn man von Walen spricht.

Welche wale leben in der arktis
Maul eines auftauchenden Buckelwales

Die vier großen Wale, die man häufig in den antarktischen Gewässern sehen kann gehören alle zur Familie der Furchenwale (Balaenopteridae). Die Mitglieder dieser Familie, die acht Arten umfaßt, sind nicht nur groß, sie sind gigantisch! Die größten, lebenden Tiere überhaupt! Charakteristisch und damit namensgebend für die Furchenwale ist das Vorhandensein von Kehlfurchen.

Auch einen Wal aus der Familie der Glattwale (Balaenidae) könnte man hier sehen und zwar den Südkaper (Eubalaena australis). Im Gegensatz zu den Furchenwalen besitzen die Glattwale keine Kehlfurchen. Daher der Name. Wir sahen leider keinen Südkaper Wal, was vielleicht auch nicht verwunderlich ist. Die Wale wurden stark bejagt. Seit 1937 stehen sie nun bereits unter Schutz, trotzdem geht man nur von einem Bestand von circa 7000 Tieren aus.

Wie eingangs erwähnt waren wir zu früh im Jahr unterwegs, sodass viele Wale sich noch auf ihrer Wanderung befanden. So sahen wir drei der häufig gesichteten Furchenwale nicht, nämlich den Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis), den Blauwal (Balaenoptera musculus) und den Finnwal (Balaenoptera physalus). Doch heißt das auch, dass wir eine Art sahen! Und zwar den Buckelwal (Megaptera novaeangliae).

Buckelwal (Megaptera novaeangliae)

Der Buckelwal erreicht eine Körpergröße von 12 bis 15 Metern. Die Tiere sind für ihren Walgesang und ihre Lebhaftigkeit bekannt und auch wir bekamen dies eindrucksvoll vorgeführt!

Zwar sahen wir auf unsere 19-tägigen Schiffsreise „nur“ Buckelwale, davon aber so einig! Zuerst sahen wir sie von unserem Schiff aus. Zwischen großen Eisschollen tauchten drei große Exemplare nach Futter. Unser Schiff folgte den Walen einige Zeit. Vielleicht haben sie uns bemerkt? Denn plötzlich setzte einer der Wale zu einem Sprung an. Und ich kann euch sagen, wenn sich gut 30 Tonnen Wal scheinbar mühelos aus dem Meer wuchten für einen Sprung, dann ist das schon mehr als beeindruckend und fast nicht zu übertreffen.

Fast nicht … denn bei einer abendlichen Ausfahrt mit den Zodiacs fanden sich rund 10 Buckelwale zum Fressen ein. Sie schwammen dicht an den Booten vorbei, einer schwamm sogar unter einem Zodiac hindurch. Sie winkten mit ihren Flippern und schlugen mit den Schwanzflossen auf das Wasser. Es war einmalig. Unwirklich. Phänomenal. Einfach wunderschön. Unser schönstes und intensivstes Walerlebnis überhaupt!

Welche wale leben in der arktis
Springender Buckelwal in der Antarktis

Fazit

Unsere „Ausbeute“ war zwar nicht sehr hoch und der ein oder andere wäre darüber vielleicht traurig, doch ich glaube ich kann hier zurecht sagen: Qualität geht über Quantität!

Klar hätten wir auch gerne weiter Wale gesehen, wie es später in der Saison möglich ist, doch dafür hatten wir eine einmalige Begegnung mit den sanften Riesen. So nah war ich einem Wal noch nie gewesen (und werde es vermutlich auch nie mehr sein). Es war einfach ein einmaliges, unvergessliches, absolut magisches Erlebnis und perfekt genau so, wie es war.

4 Millionen Menschen leben heute schätzungsweise in der Arktis. Aber nur noch wenige in den wirklich eisigen Gegenden: Städte und größere Dörfer auf dem grüneren und wärmeren Festland überzeugen mit besseren Angeboten des täglichen Lebens.

Welche wale leben in der arktis
© Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendricks

Etwa 12,5 Prozent der vier Millionen Menschen gehören indigenen Völkern an, beispielsweise den Alëuten, Athabasken, Gwich’in, Inuit, Samen und den vielen indigenen Volksgruppen der russischen Arktis. Die indigenen Völker wohnen auf drei unterschiedlichen Kontinenten, meist in den Küstengebieten, und werden durch ihren natürlichen Lebensraum voneinander abgegrenzt. Der Klimawandel bedroht den ursprünglichen Lebensraum vieler indigener Völkergruppen:

Höhere Temperaturen bedeuten schmelzende Eisflächen und einen abtauenden Permafrostboden. Dies gefährdet die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Schwindende Eisflächen erschweren zum Beispiel die traditionelle Robbenjagd und nehmen vielen Einheimischen dadurch eine wertvolle Einnahmequelle. Gleichzeitig eröffnen sich durch die sich bildenden Wasserflächen mit dem Fischfang auch neue Nahrungs- und Einkommensquellen.

Leben im arktischen Eis

Viele indigene Völkergruppen leben auch heute noch abgeschieden, allerdings bereits in festen und modernen Häusern. Einige Traditionen bewahren sie sich jedoch weiterhin: So ist die Rentierwirtschaft für die Samen immer noch eine wichtige Grundlage ihrer Selbstständigkeit. Früher folgten sie dazu der Herde noch auf ihrer Wanderung, heutzutage besitzen sie moderne Schneemobile. Diese machen das ursprüngliche Nomadenleben größtenteils hinfällig, weil sie größere Distanzen schneller bewältigen und dabei mehr transportieren können.

Welche wale leben in der arktis
© Getty Images/Ton Koene

Neben Menschen bevölkern auch viele Tiere die Arktis: Etwa 75 Säugetierarten leben heute dort – davon allein 16 auf oder unter dem Eis. Zu den Tieren im Nordpolarkreis gehören unter anderem Robben, Walrosse, Polarfüchse, Schneehasen, Rentiere und Moschusochsen. Der wohl bekannteste Arktisbewohner ist der Eisbär, neben dem Kodiakbären das größte Landraubtier der Erde. Allerdings ist er auch eines der am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Säugetiere.

Denn mit dem Eis schmilzt auch sein Jagdbereich: Im Winter und im Frühjahr ist der Eisbär damit beschäftigt, sich eine Fettreserve für die Sommermonate zuzulegen. Das geschieht meist durch die Robbenjagd von Eisschollen aus – doch die Jagd wird besonders Jungtieren durch schwindende Eisflächen erschwert. Stranden die Bären durch den Eisrückgang auf dem Festland, müssen sie teilweise mehrere Monate lang hungern oder sich von anderen Tieren und Gräsern ernähren. Denn hier werden sie von Robben viel schneller gesehen, die sich dann rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Lebensraum für Tiere schwindet

Welche wale leben in der arktis
© Alfred-Wegener-Institut/Jaroslav Obu

Während viele andere Lebewesen bei Temperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius nicht überleben könnten, sind die Tiere in der Arktis von genau diesem Umstand abhängig. Der Klimawandel verändert also nicht nur den Lebensraum von Eisbär, Robbe und Co., sondern erschwert besonders den Bären auch die Jagd als Grundlage ihrer Ernährung. Gleichzeitig verbreiten sich eigentlich südlicher lebende Tiere in der Arktis und machen ihren ursprünglichen Bewohnern den Lebensraum streitig.

Herausforderungen und neue Perspektiven

Was für die Tiere kleinere Jagdgebiete und größeren Konkurrenzdruck bedeutet, stellt die Menschen vor größere Herausforderungen bei der Lebensmittelversorgung und dem Transport von Personen. Siedlungen stehen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Kippe, Wege und Straßen versinken: Durch das Schmelzen der Meereisdecke und den steigenden Meeresspiegel kommt es zu Küstenerosionen, die auch der auftauende Permafrostboden begünstigt. Dadurch verlieren nicht nur die Siedlungen und Häuser, sondern auch die Infrastruktur an Standfestigkeit.

Gleichzeitig eröffnen sich allerdings auch andere Perspektiven für die Arktisbewohner: Neue Fischschwärme gelangen durch sich ändernde Strömungen aus dem Süden in die Arktis. Sie bieten neue Grundlagen für die Ernährung und den Verkauf.

Kann Tourismus in der Arktis helfen?

Welche wale leben in der arktis
© Alfred-Wegener-Institut/Volker Rachold

Auch der Tourismus in der Arktis nimmt zu – nicht immer zur Freude der Einheimischen. Das Ökosystem in der Arktis ist sensibel und kann durch große Touristengruppen gestört werden. Allerdings bietet der Tourismus auch neue Einnahmequellen und Beschäftigungs­möglichkeiten für die Arktisbewohnerinnen und -bewohner. Das ist besonders im Hinblick auf die Tatsache wichtig, dass traditionelle Lebenserhaltungsmaßnahmen wie die Robbenjagd bereits heute durch den Klimawandel erschwert und womöglich bald ganz wegfallen werden. Um die Arktis als Wohn- und Reiseziel auch über die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu schützen, ist deshalb die Zusammenarbeit aller gefragt: (Indigene) Völkergruppen müssen ihre Interessen deutlich machen und vertreten und Reiseveranstalter Natur und Lebewesen respektieren. So kann die Arktis in ihrer Faszination auch in Zukunft begeistern.