Welche schmerzmittel kann man kombinieren

Als die Meldung durch die Presse ging, die Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen könnte eine Covid-19-Erkrankung verschlimmern, griffen viele lieber zu Paracetamol. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Befürchtung unbegründet war. Nach wie vor kann Ibuprofen auch bei Atemwegsinfekten eingenommen werden, um die Beschwerden zu lindern. Doch wie viel darf es eigentlich sein und was ist bei der Einnahme von Schmerzmitteln sonst noch zu beachten?

3 Punkte beachten

Auch wenn viele Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, heißt das nicht, dass sie völlig harmlos sind. Das sind die wichtigsten Punkte, die zu beachten sind:

  • Schmerzmittel sollten ohne ärztlichen Rat nicht häufiger als zehnmal im Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander eingenommen werden.
  • Nehmen Sie Schmerzmittel mit Wasser ein. Auch Früchte- oder Kräutertees sind möglich. Bei Kopfschmerzen kann auch eine starke Tasse Kaffee die Schmerzen lindern. Mit Alkohol sollten Medikamente prinzipiell nicht eingenommen werden, da es bei vielen Wirkstoffen zu Wechselwirkungen kommen kann.
  • Werden Schmerzmittel auf nüchternen Magen eingenommen, wirken sie zwar in der Regel schneller. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte vorher etwas essen.

Welches Schmerzmittel bei welchen Beschwerden geeignet ist, lesen Sie in unserem Beitrag „Autsch – welches Schmerzmittel darf’s sein?“

Dauerkopfschmerz vermeiden

Wer zu sorglos damit umgeht, riskiert Leber- und Nierenschäden und es kann sich ein Dauerkopfschmerz einstellen. Von Dauerkopfschmerz spricht man zum Beispiel, wenn Kopfschmerz an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt.

Viele freiverkäufliche Schmerzmittel dürfen bei schwerem Asthma, Leber- und Niereninsuffizienz nicht eingenommen werden.

Magen-Darm-Probleme

Bei der Einnahme mancher Schmerzmittel (NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac, ASS oder Ibuprofen) können – vor allem in hohen Dosierungen – Nebenwirkungen am Magen-Darm-Trakt auftreten. Dazu zählen Magengeschwüre und Magenblutungen. Patienten mit erhöhtem Risiko für Schleimhautentzündungen, Geschwüren oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt wird empfohlen, zusätzlich ein Medikament wie Omeprazol oder Pantoprazol einzunehmen, dass den Magen schützt. Das gilt auch, wenn längerfristig NSAR eingenommen werden.

Die richtige Dosierung

Um das Risiko für Nebenwirkungen zu minimieren, sollten Schmerzmittel nicht höher als nötig dosiert werden. Die folgenden Dosierungen gelten für die Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln und für gesunde Erwachsene ab 18 Jahren:

Bei einigen Schmerzmitteln wie zum Beispiel der Acetylsalicylsäure muss die Tagesdosis bei älteren Menschen verringert werden. Zudem ist sie für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet. In Ihrer Apotheke beraten wir Sie dazu gerne.

Triptane

Triptane wirken nur bei einer echten Migräne und nicht bei Spannungskopfschmerz, man darf ohne Rezept nur zwei Tabletten innerhalb von 24 Stunden einnehmen.

Schnellere Wirkung von Schmerzmitteln

Viele Hersteller haben ihre Schmerzmittel mittlerweile weiterentwickelt, sodass die schmerzlindernde Wirkung sehr schnell einsetzt. So wurden die Wirkstoffe zum Beispiel schon in einer Kapsel gelöst, die Tabletten sind mit einem Zerfallsbeschleuniger versehen oder mit zusätzlichen Stoffen, die für eine schnellere Aufnahme im Körper sorgen. Dadurch kann häufig eine weitere Einnahmedosis vermieden werden.

Bei regelmäßiger ASS-Einnahme beachten

Viele Menschen nehmen regelmäßig Acetylsalicylsäure (ASS) in einer geringen Dosierung ein, um die Blutgerinnung zu hemmen. Wer bei akuten Schmerzen dann zusätzlich zu Ibuprofen greift, sollte darauf achten, dass das ASS entweder eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach dem Ibuprofen eingenommen wird. Ansonsten kann Ibuprofen die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von ASS hemmen. Das bedeutet, dass Iburofen die gewünschte Wirkung von ASS, das verhindert, das Blutblättchen aneinander kleben, beeinträchtigen kann.

Die zeitlich versetzte Einnahme funktioniert aber nicht bei den ASS-Präparaten, die sich erst im Dünndarm auflösen, nachdem sie den Magen passiert haben. Fragen Sie deshalb bei uns in Ihrer Apotheke nach, was Sie bei der zusätzlichen Einnahme eines Schmerzmittels beachten sollten.

Bei Spannungskopfschmerzen kann Pfefferminzöl schnelle Linderung verschaffen. Präparate mit Pfefferminzlösung gibt es zum Beispiel zum Auftupfen und sind auch für Kinder und Schwangere geeignet.

Der Bundesrat hat der Entlassung von Paracetamol-Ibuprofen-Kombinationen aus der Verschreibungspflicht zugestimmt. Bereits im Sommer hatte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht empfohlen, den Status dieser Analgetika-Kombi auf apothekenpflichtig zu ändern. Somit wird das Sortiment der kombinierten Analgetika erweitert.

Laut bisheriger Indikation soll die Kombination vor allem bei Schmerzen angewendet werden, die allein durch den Einsatz von Ibuprofen oder Paracetamol nicht gelindert werden können. Die Einnahme kann ab 18 Jahren erfolgen und sollte eine Dauer von drei Tagen nicht überschreiten. Durch die gleichzeitige Einnahme der beiden Wirkstoffe kommt es zu synergistischen Effekten – es kann eine ausgeprägtere Analgesie erreicht werden.

Als Rx-Variante sind Präparate von Acino und Ratiopharm auf dem Markt. Ratiopharm bietet drei verschiedene Packungsgrößen an: 10, 20 und 50 Tabletten. Die maximale Tagesdosis beträgt sechs Tabletten (3000mg Paracetamol und 1200 mg Ibuprofen). Laut neuer OTC-Regelung dürfen Gesamtpackungsdosen von 10g Paracetamol und 4g Ibuprofen nicht überschritten werden. Bei 20 Tabletten ist also im Rahmen der Selbstmedikation Schluss.

Die neue Kombination könnte für Patient:innen mit empfindlichen Magen oder ASS-Unverträglichkeit eine neue Therapieoption darstellen.

Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Letizia Marsili kennt keinen Schmerz. „Wir sind dagegen unempfindlich – seit drei Generationen“, sagte sie im Dezember 2017 der italienischen Tagespresse. Ein Team von Forschenden hatte damals den Grund für die Schmerzlosigkeit in ­ihrer Familie herausgefunden: Marsilis Mutter, ihre beiden Kinder, sie selbst und zwei weitere Angehörige haben eine bestimmte Veränderung im Erbgut.

Diese hat zur Folge, dass auf diese Aufgabe spezialisierte Zellen keine Schmerzsignale zum Gehirn leiten. „Wir führen ein normales Leben, vielleicht sogar ein besseres als der Rest der Bevölkerung“, erklärte die damals 52-jährige Marsili vor gut viereinhalb Jahren – anlässlich der Publikation der an ihr gewonnenen Erkenntnisse in der Fachzeitschrift Brain.

Die Entstehung der modernen Schmerztherapie

Keinen Schmerz spüren! Fast jeder Mensch dürfte zahlreiche Situationen kennen, in denen er sich das gewünscht hätte: Nach einer Verletzung – oder wenn sich eine Stelle im Körper ohne äußeres Einwirken unangenehm bemerkbar macht. Und sehr viele Personen haben dauerhaft oder immer wieder Schmerzen: häufig im Rücken, in bestimmten Gelenken oder im Kopf. In Deutschland leidet gut jede und jeder Zehnte an chronischen Schmerzen, die per Definition mindestens drei Monate lang andauern.

Vermutlich schon immer setzten Menschen Substanzen ein, um ihre Beschwerden zu lindern. Der Milchsaft der Samenkapseln des Schlafmohns ist das erste bekannte Schmerzmittel. Im Gebiet des heutigen Irak wurde die Pflanze schon vor über 5000 Jahren angebaut, um Schmerzmittel daraus zu gewinnen.

Im Jahr 1804 isolierte der deutsche Apothekergehilfe Friedrich Sertürner aus dem getrockneten Milchsaft – bekannt als Opium – die Reinsubstanz Morphin, ein wichtiges Medikament in der modernen Schmerztherapie. Mittlerweile gibt es synthetische Opioide, die hundert- bis tausendfach stärker wirken, also in sehr viel niedrigeren Dosen den gleichen Effekt erzielen wie Morphin.

Wahl des Mittels richtet sich auch nach Stärke der Beschwerden

Opioide sind eine von mehreren Substanzklassen, die zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden. Die Wahl des Mittels richtet sich unter anderem nach der Intensität der Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte nutzen eine Skala von null bis zehn, um sie abzuschätzen: Null bedeutet kein Schmerz, zehn unerträgliche Pein.

„Dieses einfache Zahlenschema ist zum Beispiel nach chirurgischen Eingriffen sehr hilfreich“, sagt Professorin Herta Flor, Schmerzforscherin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit an der Medizinischen Fakultät Mannheim. Ärztinnen und Ärzte können so überprüfen, wie gut die eingesetzten Mittel wirken und die Therapie an den jewei­ligen Bedarf anpassen. „Es ist wichtig, Menschen nach einer Operation möglichst schmerzfrei zu halten. Das senkt das Risiko, dass Schmerzen chronisch werden“, sagt Flor.

Wie wirken Schmerzmittel? Das erklärt auch unser Video:

Dreistufiges WHO-Schema bietet Orientierung

Als Basis der medikamentösen Schmerztherapie dient der dreistufige WHO-Leitfaden: Er rät bei leichtem Schmerz zu Substanzen wie ­etwa Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Paracetamol. Bei moderatem bis starkem Schmerz zu schwach wirkenden Opioiden und bei extremem Schmerz zu stark wirkenden Opioiden. Je nach Bedarf werden zusätzlich bestimmte Begleitsubstanzen eingesetzt.

Das WHO-Schema dient aber nur zur groben Orientierung. Professor Winfried Häuser von der Arzneimittelkommis­sion der Deutschen Ärzteschaft hält es bei Schmerzen, die nicht durch Krebserkrankungen bedingt sind, für irreführend. Denn es täuscht vor, dass starke Opioide immer am wirksamsten sind.

Arthrose, Rheuma, Tumor: Je nach Schmerzursache werden verschiedene Mittel eingesetzt

„Welches Schmerzmittel sich am besten eignet, hängt von der jeweiligen Krankheit und den Schmerzursachen ab.“ Die Leit­linien der medizinischen Fachgesellschaften liefern Ärztinnen und Ärzten die Grundlage für ihre Entscheidungen. „Pa­tientinnen und Patienten können sich auch selbst informieren, Menschen mit Kreuzschmerzen zum Beispiel in einer laienverständlichen Version der Nationalen Versorgungsleitlinie“, ergänzt Häuser.

So wirken bei Beschwerden durch Gelenkverschleiß (Arthrose) sogenannte Cox-Hemmer wie Diclofenac und Ibuprofen in der Regel am besten. Bei rheumatischen Erkrankungen wiederum stoppen Cortison-­Präparate akute entzündliche Schübe. Weitere rheumaspezifische Arzneien halten die Entzündungen langfristig in Schach. Gegen Nervenschmerzen wirken oft das Epilepsiemedikament Pregabalin und bestimmte Anti­depressiva am besten. Und bei Tumorschmerzen sind Opioide häufig die erste Wahl.

Alternativen zur medikamentösen Therapie

Doch Medikamente sind nicht die einzigen Mittel gegen den Schmerz. „In vielen Fällen sind andere Verfahren langfristig wirksamer und auch besser verträglich“, sagt Häuser. Bei chronischen Muskelschmerzen (Fibromyalgie) etwa sind Entzündungshemmer fast wirkungslos. Leichtes Ausdauertraining kombiniert mit einer Psychotherapie hat langfristig viel bessere Effekte als jedes Medikament.

Bei Arthroseschmerz wiederum kommt es darauf an, seine Gelenke zu bewegen und zu entlasten. Bei hartnäckigem Rückenschmerz sind häufig Physiotherapie und gezielter Reha-Sport am besten. Ärztinnen, Ärzte und Krankenkassen helfen, passende Angebote zu finden.

Gefahr der Abängigkeit: Opioidkrise in den USA

Schmerzmittel sind einerseits ein Segen: Dank ihrer Hilfe muss heutzutage kaum jemand mehr an unerträglicher Pein leiden. Doch sie können andererseits zum Fluch werden. Wohin der falsche Einsatz führen kann, zeigt das Beispiel der USA. Dort starben laut der US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) seit dem Jahr 1999 fast 932 000 Menschen an den Folgen einer Überdosis von Medikamenten und Drogen. Die meisten Opfer waren von Schmerzmitteln abhängig geworden, die Ärztinnen und Ärzte ihnen zuvor verschrieben hatten. Das Phänomen in den USA ist als Opioidkrise bekannt.

In Deutschland gibt es keine solche Krise. Einige Gründe: Die Verordnung von Opioiden unterliegt hierzulande strikteren Regeln, unser Gesundheitssystem ist besser. Und es gab hierzulande auch keinen sozialen Abstieg großer Bevölkerungsgruppen. In den USA hingegen schon – ein Mitgrund für die dortige Opioidkrise.

Andererseits werden in Deutschland pro Einwohner mehr Opioide verordnet als in den meisten anderen Ländern. „0,3 bis 5 Prozent der Patientinnen und Patienten verwenden diese Medikamente nicht sachgemäß“, sagt Häuser. Manche nehmen Opioide ohne eindeutigen Nutzen, andere werden von ihnen abhängig. Umgekehrt könne auch die Angst vor einer Sucht schaden, wenn dadurch Therapien mit Opioiden nicht erfolgen, obwohl sie nötig wären.

Schmerzmittel nur so wie verordnet einnehmen

Generell sollten Patientinnen und Patienten ihre Schmerzmittel so wie verordnet einnehmen. Wer Nebenwirkungen spürt, sollte darüber mit seiner Ärztin oder seinem Apotheker sprechen. Und alle sollten sich kundig machen, wie lange die Schmerzmittel maximal eingenommen werden dürfen. Denn sie beseitigen nicht die Ursachen der Beschwerden.

Hinzu kommt: Viele Mittel verlieren mit der Zeit ihre schmerzlindernde Wirkung. Bestimmte Opioide können das eigene Schmerzempfinden sogar noch verstärken. Und manche Kopfschmerzmittel rufen nach einiger Zeit genau die Beschwerden hervor, gegen die sie sich eigentlich richten. „Bei chronischem Schmerz sind oft Aktivitätsmuster von Nerven im Gehirn und Rückenmark verändert“, erklärt Herta Flor. Der Schmerz hat sich sozusagen verselbstständigt und im Gedächtnis verankert. Die gute Nachricht: Chronischer Schmerz lässt sich wieder verlernen.

Wer keine Schmerzen empfindet, verletzt sich eher

Schmerzfreie Menschen brauchen all das nicht. Doch leben sie wirklich besser? Flor bezweifelt das: „Ich wünsche niemandem, keinerlei Schmerzen zu haben. Das kann sogar lebensgefährlich werden.“ Studien belegen die Nachteile.

Betroffene verbrennen sich an heißen Herdplatten, erleiden Knochenbrüche, ohne es sofort zu bemerken. Besonders gefährdet sind kleine Kinder. Sie verletzten sich zum Beispiel nach dem Zahnen an Zunge, Lippen und Fingern. Weitgehend schmerzlos sind auch nur wenige Menschen. Die Forschung an ihnen soll zu neuartigen Arzneien führen, die die Effekte ihrer Gendefekte nachahmen.