Ich weiß nicht was ich studieren soll

Ich weiß nicht was ich studieren soll

Du hast gerade dein Abi in der Tasche und fragst dich: Was kann man studieren? Was soll ich studieren?

Du hast schon ein paar Semester hinter dich gebracht und denkst dir: Will ich das wirklich studieren?

Vielleicht stehst du auch schon am Anfang deiner Karriere und stellst plötzlich fest: Was habe ich da bloß studiert?

In jedem Fall ist die Entscheidung für einen bestimmten Studiengang keine leichte.

Egal in welcher Situation man sich auch befindet, die Studienwahl sollte wohl überlegt sein. Im Idealfall verbringt man nach den 3 bis 6 Jahren Studium, je nachdem wie lang man an der Uni bleiben will, sein restliches Berufsleben in diesem Gebiet.

Daher stellt euch immer und immer wieder die Frage: Was soll ich studieren? Wenn ihr dann jedes Mal auf den gleichen Studiengang kommt, seid ihr richtig.

Die schlechte Nachricht zuerst: Ein Patentrezept für eine richtige Studienwahl gibt es leider nicht.

Bei mehreren tausend Studiengängen und rund 400 Hochschulen ist die Wahl schier unbegrenzt.

Viele Studiengänge unterscheiden sich dabei von Uni zu Uni nur durch ihren Namen, andere wiederum sind gänzlich anders ausgerichtet.

Auch die Uni selbst kann für das jeweilige Fach gut oder schlecht geeignet sein. Hinterfragt also nicht nur, was ihr studieren wollt, sondern auch wo, wie und warum!

Hier alle möglichen Faktoren zu berücksichtigen ist eigentlich unmöglich. Dennoch solltet ihr versuchen, so viel wie möglich zu berücksichtigen.

Die gute Nachricht ist dabei: Die Mehrheit der Studenten trifft auch ohne allmächtiges Wissen die richtige Studienwahl. Damit auch ihr die richtige Entscheidung trefft, helfen wir euch dabei mit ein paar Tipps, die die Entscheidung erleichtern.

Um eine gute Studienwahl zu treffen, solltest du wissen, was du willst. Gäbe es jedoch eine einfache Antwort auf die Frage “Was soll ich studieren?”, würde es vermutlich diesen Artikel gar nicht geben. Tipps wie “Hör auf dein Herz” oder “Lass deinen Bauch entscheiden” sind bei solchen Angelegenheiten oftmals auch nicht besonders hilfreich. Wie sollte man daher vorgehen bei der Studienwahl? Grundsätzlich gilt erstmal: mache dir bewusst, dass es sich hierbei zwar um eine Entscheidung fürs Leben handelt, diese allerdings auch revidiert werden kann. Anstatt sich auf das Studienfach selbst zu konzentrieren, solltest du deine Überlegungen mit viel grundsätzlicheren Fragen beginnen:

  • Soll es ein Vollzeit- oder ein Teilzeitstudium werden?
  • Willst du nur ein Fach oder vielleicht Haupt- und Nebenfach studieren?
  • Möchtest du vielleicht einen Zwei-Fach-Bachelor anstreben?
  • Strebst du einen Bachelor – Master oder einen Diplomstudiengang an (oder ist dir das vielleicht völlig egal)?
  • Wie weit darf (oder soll) dein Studienort von deiner Heimat entfernt sein?
  • Welche Rolle spielen Karriereoptionen oder Verdienstmöglichkeiten ganz generell für dich?
  • Darf es auch eine Fachhochschule sein oder kommen nur Universitäten in Frage?
  • Muss es eine renommierte Universität sein (interessieren dich Auszeichnungen wie die Exzellenzinitiative)?
  • Soll es eine Großstadt oder lieber ein romantisches Örtchen werden?

Findest du auf zumindest ein paar solcher Fragen Antworten für dich, kannst du deine Auswahlmöglichkeiten schon einmal ziemlich einschränken. Sei dir bewusst darüber, dass die Rahmenbedingungen neben dem Fach eine große Rolle spielen werden, wenn es darum geht, positive Studienerfahrungen zu sammeln.

Natürlich solltest du dir Gedanken darüber machen, wo deine Stärken und Schwächen liegen. Viel wichtiger als die sind jedoch die Dinge, die du gerne können würdest! Nur weil du in der Schule nicht Klassenbester in Physik warst, heißt das noch lange nicht, dass ein naturwissenschaftliches Studium für dich unmöglich wird – solange du ehrliches Interesse hast. In der Schule geht es darum, Abiturienten ein möglichst breites Fachwissen anzueignen. Im Studium hingegen wird aus deinem Fachwissen ein Expertenwissen in einem bestimmten Bereich. Das ist auf jeden Fall der Plan. Nur weil du also in Pflanzenkunde nicht gut warst, kannst du trotzdem ein hervorragender Biologie-Student werden. Zumindest wenn du bereit bist, deine Kenntnisse auch in weniger spannenden oder erfolggekrönten Bereichen zu erweitern. Aus diesem Grund solltest du dich nicht nur an deinen bisherigen Noten orientieren, sondern auch an deinen Interessen.

Bedenke dabei: Es geht nicht darum, was du studieren “solltest”, sondern was du studieren willst. Aber auch hier solltest du dir darüber im Klaren sein, dass “Was will ich studieren” und “Was kann ich studieren” zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Studieren kannst du alles, was die Zugangsvoraussetzungen dir ermöglichen. Studieren wollen solltest du nur die Fächer, die dich zusätzlich auch noch persönlich interessieren! Sei an diesem Punkt einfach ehrlich zu dir selbst: Wenn du zwar immer gut in etwas warst, aber eigentlich keinen Spaß daran hattest, studiere es nicht! Die Studienwahl dient dazu, einen Job zu finden, der dich und deine Fähigkeiten fördert, aber auch deinen Interessen entspricht. Drei bis sechs Jahre deiner Lebenszeit sind wirklich zu schade, um sie für etwas zu vergeuden, dass dir keinen Spaß macht – ganz abgesehen davon, dass du dann auch nicht besonders viel lernen wirst. Strebst du natürlich eine ganz bestimmte Karriere an, kann es sein, dass du einen Leidensweg gehen musst. Das ist dann aber eine andere Geschichte…

Damit ist nicht gemeint, dass du dir von irgendjemandem in deine Studienwahl reinreden lassen sollst. Natürlich liegt die Entscheidung ganz allein bei dir. Wenn du deine Eltern fragst “Mama, Papa – was soll ich studieren?” ist die Antwort oft Jura, Medizin oder BWL. Die Frage ist dabei, inwiefern hilft dir das weiter? Kommt so ein Studiengang für dich in Frage oder willst du eigentlich lieber Archäologe werden? Darüber musst du dir klar werden! Und auch wenn alle anderen dir von einem bestimmten Studiengang abraten, heißt das nicht automatisch, dass du eine schlechte Entscheidung triffst. Es kann aber helfen zu reflektieren, ob deine Interessen und Fähigkeiten den Anforderungen des Studiums entsprechen. Strebst du beispielsweise einen sozialen Studiengang an, kann es helfen herauszufinden, ob auch andere deinen sozialen Charakter wahrnehmen. Ich selbst habe mein erstes Studium damals abgebrochen. Meine Familie und Freunde haben mir schon vor Beginn von dem Studium abgeraten, weil mir ihrer Meinung nach die mathematischen Kenntnisse dafür gefehlt. Trotzdem wollte ich es unbedingt ausprobieren, aber was soll ich sagen: Sie hatten Recht. Auch wenn mein erstes Studium auf keinen Fall verschenkte Zeit war, hätte es mir sicher nicht geschadet, ihre Worte ernster zu nehmen.

Abgesehen von der Meinung von Freunden und Familie hilft es auch, Erfahrungsberichte von anderen Studenten einzuholen. Die standen immerhin vor gar nicht allzu langer Zeit selbst vor der wichtigen Frage: Was will ich studieren? Außerdem wissen sie genau, wie das Studium tatsächlich aufgebaut ist und worauf es ankommt. Wenn du also wissen willst, wie groß der Mathe-Anteil in dem Studium wirklich ist – frag bei ihnen nach. Niemand verbietet dir, mit Studierenden höherer Semester zu sprechen oder dich in eine Vorlesung zu setzen. Facebookgruppen und Fachschaften bieten hier ebenso eine gute Möglichkeit. Frage ruhig nach, welche Voraussetzungen man für dieses Studium unbedingt mitbringen sollte oder wie die Dozenten so sind. Falls du das Glück hast, eine Uni-Stadt mit deinem Wunsch-Studiengang in deiner Nähe zu haben, nimm dir einfach mal ein oder zwei Tage Zeit und probiere das Studieren aus. Setz dich in verschiedene Vorlesungen (die Termine und Orte gibt’s im “Vorlesungsverzeichnis”), trink einen Kaffee in der Mensa und quatsch einfach mal ein paar Studenten an, die das studieren, worüber du nachdenkst.

Ich weiß nicht was ich studieren soll

Mit anderen Studierenden zu sprechen, kann schon mal einen ersten Eindruck vom Studienalltag in dem gewünschten Fach vermitteln. Um sich besser vorstellen zu können, welche fachlichen Besonderheiten die Studienwahl oder auch eine ganz bestimmte Uni mit sich bringt, ist es aber auch empfehlenswert, die Beratungsangebote der verschiedenen Hochschulen wahrzunehmen. Viele Universitäten und Hochschulen bieten inzwischen eine Studienberatung auch für Externe an. Bei dieser Gelegenheit kannst du alle Fragen stellen, die dir auf dem Herzen liegen. Sprich mit dem Studienberater über deine Studienwahl, mögliche Alternativen und Vertiefungsangebote. Lass dir erklären, wie das Studium an dieser Hochschule aufgebaut ist und welche Voraussetzungen du dafür mitbringen musst. Wenn du für deine Studienwahl umziehen musst, frage gegebenenfalls nach Ansprechpartnern im zuständigen Studentenwerk, um dich wegen Wohnheimen oder Bafög zu informieren.

Sollte es derartige Angebote an den Hochschulen, die für dich in Frage kommen, nicht geben, kannst du auch auf Online-Tests zurückgreifen. Hier gibt es eine Reihe mehr oder weniger erfolgreicher Tests, die sich mit Fragen wie “Welches Studium passt zu mir?”, “Wo soll ich studieren?” oder auch “Lieber Uni oder Fachhochschule?” beschäftigen. Das Borakel der Universität Bochum z.B. testet außerdem deine Fähigkeiten und schlägt dir dann Fächer vor, die zu dir passen könnten. In vielen Fällen können dir solche Tests zumindest eine Idee davon vermitteln, was “das Richtige” für dich sein könnte. Wenn du der Antwort auf die Frage “Was will ich studieren?” dann ein Stückchen näher gekommen bist, wird es Zeit für den letzten Schritt in Richtung Studienwahl.

Der langweiligste, aber vielleicht wichtigste Tipp für deine Studienwahl kommt am Ende. Lies alle relevanten Ordnungen und Modulhandbücher, die deinen Studiengang betreffen. Warum? Auch beim Studium gilt: Es ist nicht immer drin, was draufsteht! Nur weil ein Studiengang einen ganz besonders tollen Namen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass die Inhalte auch wirklich zu dir passen. Üblicherweise gibt es zu jedem Studiengang eine sogenannte “Prüfungsordnung” und ein “Modulhandbuch”. Diese sind von Universität zu Universität verschieden. Üblicherweise findet man sie auf den Webseiten der Hochschulen. In ihnen wird festgehalten, welche Module der Studiengang beinhaltet, welchen Ablauf die einzelnen Veranstaltungen im besten Fall haben sollen und welche Prüfungsleistungen abzulegen sind. Der Vorteil den du damit anderen gegenüber hast: dich erwarten keine unliebsamen Überraschungen. Du willst Sozial- oder Geisteswissenschaften studieren, damit du um Mathe herumkommst? In vielen Unis musst du dich trotzdem mit Methodenlehre und Statistik herumschlagen. In welchem Umfang ist dabei immer anders. Um das für dich richtigen Maß zu finden, lies die Ordnungen.

Wenn du die Dokumente der für dich interessanten Studiengänge erstmal gefunden hast, ist es clever, sich logisch durchzuarbeiten. Zunächst solltest du dir die Modulhandbücher anschauen, um einschätzen zu können, ob dir die Inhalte zusagen. Sollte dies der Fall sein, kannst du danach die Studienordnung lesen, um einen Eindruck vom zeitlichen Ablauf der einzelnen Module zu bekommen. Wenn du danach immer noch angetan von deinem potentiellen Studiengang bist, widme dich zuletzt der Prüfungsordnung. Dort erfährst du, wie viele Prüfungen auf dich warten und in welcher Art und Weise du sie ablegen musst. Achte hierbei auch auf mögliche Alternativen oder Wahlmöglichkeiten. Nicht immer musst du wirklich alle Prüfungen schreiben, die in diesem Verzeichnis gelistet sind. Wenn du dich gänzlich ohne konkrete Vorstellungen an die Unterlagen setzt, geh vom großen zum kleinen vor. Du hast keine Ahnung, was du studieren sollst, hast aber beispielsweise Spaß an Sprachen? Dann schaue dir das Angebot der philologischen Institute an und suche dir erst einmal einen sehr allgemeinen Studiengang heraus. Die Spezialisierung kann dann immer noch später erfolgen!

Ich weiß nicht was ich studieren soll

Auch wenn du es dir vielleicht gerade nicht vorstellen kannst, fast jeder Student stand bereits schon einmal vor der Frage: “Was soll ich studieren?” Die wenigsten wissen auf Anhieb, was das Richtige für sie ist. Mach dir daher keinen Stress, wenn du auch zu denen gehörst, die noch nicht ihr halbes Leben geplant haben. Es ist völlig okay, andere Quellen nach Rat zu befragen. Egal ob Familie, Studienberatung oder Online-Test: all diese Stellen stehen euch zur Verfügung, um verschiedene Perspektiven auf eure Studienwahl zu bekommen und euch sowohl fachlich als auch menschlich Hilfe zu holen. Da es hier um eine der wichtigsten Fragen überhaupt geht, lasst euch ruhig Zeit. Fangt dann nur dementsprechend früh an, euch Gedanken zu machen. Das wichtigste dabei ist nicht zu vergessen, dass wo auch immer ihr euch informiert, auch sie euch die Entscheidung nicht abnehmen können (oder sollten). Selbst wenn ihr nicht zu 100% sicher seid, ob das was ihr vorhabt auch tatsächlich richtig ist, lasst euch nicht verunsichern. Manchmal kommt die Erkenntnis erst später, dass eure Interessen eben doch woanders liegen. Oder ihr stellt fest, dass das Studium eure Interessen genau widerspiegelt. Was auch immer am Ende dieses Studienwahlprozesses steht, wir wünschen euch viel Erfolg für eure Zukunft!