Wie lange braucht essen bis es verdaut ist

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Zunächst landen Schnitzel, Pommes und Mayo im Magen. Man würde sich also die Magenverweildauer ansehen. Die ist in der Tat für verschiedene Nahrungsmittel sehr unterschiedlich. Pommes und Mayo sind relativ fett; und je fetter etwas ist, desto länger liegt es im Magen. Es können in diesem Fall durchaus fünf bis sechs Stunden sein, die die Magensäure braucht, um die Vorarbeit zu leisten. Dann würde das Schnitzel mit den Pommes schon im etwas zerlegteren Zustand in den Dünndarm kommen.

Im Dünndarm kommen Verdauungsenzyme aus Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle dazu. Im Dünndarm können Sie noch mal mit etwa drei bis vier Stunden rechnen. Das ist auch sehr davon abhängig, wie schnell Ihre Darmperistaltik ist und ob es tagsüber passiert oder ob Sie bereits schlafen, denn nachts ist der Darm etwas langsamer.

Nach acht bis neun Stunden kommt es wieder raus

Insgesamt sind Sie also mit etwa acht bis neun Stunden dabei. Das kann aber durchaus beschleunigt werden, wenn Sie zum Beispiel Reize von außen haben, die den Darm sehr stark stimulieren. Das heißt Aufregung oder auch Infekte oder gewisse Medikamente.

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Die Verdauung beginnt, sobald man feste oder flüssige Nahrung in den Mund aufnimmt, und endet mit der Ausscheidung unverdaulicher Reste des Speisebreis (Kot, Stuhl). Die Verdauungsdauer beträgt durchschnittlich 33 bis 43 Stunden, abhängig von der Art der Nahrung.

Verdauung im Mund

Die erste Stufe der Verdauung beginnt im Mund. Hier wird die Nahrung mit den Zähnen mechanisch zerkleinert und mit dem Speichel aus den drei Speicheldrüsen (Ohr-, Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüse) vermischt. Der Speichel, von dem zwischen 0,5 und 1,5 Liter am Tag produziert werden, enthält bereits erste Verdauungsenzyme (zum Beispiel Ptyalin), die den Speisebrei anverdauen.

Zunge und Wangen formen aus dem zerkleinerten, anverdauten Speisebrei kleine Portionen, die sich gut schlucken lassen. In der Speiseröhre wird dieser Brei durch rhythmische Kontraktionen der Wandmuskulatur in den Magen befördert.

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Im menschlichen Darm tummeln sich Milliarden kleiner Mitbewohner. Dort helfen sie nicht nur bei der Verdauung. Darmbakterien beeinflussen den gesamten Körper bis ins Gehirn und steuern sogar Gefühle. Wie machen sie das?

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    Normalerweise signalisieren Dehnungsrezeptoren im Magen und Peptidbotenstoffe, dass man sich nach einer ordentlichen Mahlzeit satt fühlt. Manche der kleinen Mitbewohner im Darm arbeiten dagegen und produzieren bestimmte Botenstoffe. Diese gaukeln dem Körper vor, man sei noch lange nicht satt. So sorgen sie für genügend Futter-Nachschub. Wer viele von den hungrigen Untermietern hat, wird eher dick – und entwickelt vielleicht sogar Diabetes. Aber es gibt auch Schlankmacher im Darm.

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    Der Hungerkünstler unter den Darmbewohnern ist das Bakterium E. coli. Es kommt mit weniger Nahrung aus als andere Bakterien. Wenn sein menschlicher Wirt wenig Süßes isst, profitiert E. coli., weil seine hungrigeren Konkurrenten so weniger gut gedeihen. E. colis Trick: Da seine Zellwand aus Zucker besteht, unterdrückt es bei seinem menschlichen Wirt die Lust auf Süßes. Das kommt auch der schlanken Linie der Menschen zu Gute.

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    Auch mit verschiedenen Allergien und Autoimmunkrankheiten scheinen die Darmbakterien in Zusammenhang zu stehen, etwa mit Asthma. Wenn sie Ballaststoffe zersetzen, produzieren sie dabei Fettsäuren, die mit dem Blut ins Knochenmark transportiert werden. Dort beeinflussen sie die Produktion bestimmter Immunzellen. Diese wandern dann in die Lunge, wo sie die für Asthma typische übersteigerte Immunreaktion bremsen.

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    Der Einfluss aufs Immunstem kann aber auch ein positiver sein: Die Darmbewohner sind auch ein Booster für die Abwehrkräfte. Sie stärken die Immunabwehr bei Infektionen und bekämpfen Grippeviren und Co. kräftig mit. Versuche mit Mäusen zeigen: Fehlt die Darmmikroflora oder ist sie stark dezimiert, verläuft eine Infektion sehr viel gravierender.

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    Die Macht der Darmbakterien reicht wahrscheinlich bis ins Gehirn und beeinflusst die Psyche. Neuste Studien deuten darauf hin, dass eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora Depressionen, Schizophrenie und möglicherweise sogar Demenz fördern könnte. Ein möglicher Grund: Bakterien im Darm stellen beim Abbau der Nahrung Fettsäuren her, die die Müllabfuhr im Gehirn aktivieren. Funktioniert sie nicht richtig, können die Nervenzellen im Gehirn Schaden nehmen.

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    Auch wie wir uns fühlen, beeinflussen die Bakterien in unserem Darm mit. Bestimmte Milchsäurebakterien stellen zum Beispiel einen Vorläufer des Glückshormons Serotonin her und könnten so die Stimmung aufhellen.

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    Andere Mikroben könnten einem aber auch die Stimmung verhageln. Schreikinder beispielsweise besitzen eine veränderte Darmflora. Die Hypothese der Wissenschaftler: Die Darmbakterien stacheln den Unmut der Kinder an, damit sie mehr gefüttert werden. Und davon profitieren auch die Bakterien.

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    Ein Experiment mit Mäusen hat gezeigt, dass die Darmmitbewohner vielleicht sogar beeinflussen können, wie ängstlich jemand ist. Keimfrei aufgezogene Nager bekamen entweder die Darmbakterien von ängstlichen oder mutigen Tieren verabreicht. Das Verblüffende: Sie verhalten sich dann entsprechend auch ängstlicher oder mutiger. Es funktionierte sogar, die Tiere „umzuprogrammieren“. Zuvor ängstliche Mäuse wurden mit dem Mikrobiom zu mutigen Nagern.

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    Dass es schlimmes Bauchgrimmen geben kann, wenn die Darmflora gestört ist, leuchtet ein. Dann drohen Beschwerden von Reizdarm bis hin zu schweren entzündlichen Darmerkrankungen. Dagegen hilft eine drastische Methode: Die randalierenden Untermieter werden mit Antibiotika ausradiert. Dann erhält der Patient neue Untermieter – in Form einer Stuhltransplantation mit Kot von einem gesunden Menschen.

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    Bei so viel Einfluss auf die Gesundheit stellt sich natürlich die Frage: Kann man sich seine Darmmitbewohner aussuchen? Und wen möchte man eigentlich in seiner Darm-WG wohnen lassen? Grundsätzlich gilt: Je bunter die Wohngemeinschaft, desto besser. Tatsächlich kann man seine Mitbewohner durch die Ernährung beeinflussen. Dabei gilt: Fett- und zuckerreiche Nahrung schränken die Vielfalt im Darm ein, Ballaststoffe steigern sie.

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  • Die Eiweißverdauung fängt im Magen an mithilfe des Enzyms Pepsin. Wie oben geschildert, wird dieses als inaktive Vorstufe (Pepsinogen) von der Magenwand freigesetzt und durch die Magensäure aktiviert.

    Im Dünndarm setzt sich die Eiweißverdauung fort. Die verantwortlichen Enzyme stammen aus der Bauchspeicheldrüse: Trypsin, Chymotrypsin, Elastase und die Carboxypeptidasen A und B. Auch sie werden zuerst als Vorstufen ausgeschüttet und erst im Darm aktiviert.

    Aufgenommene Nahrung bleibt etwa ein bis drei Stunden im Magen. Im Dünndarm beträgt die durchschnittliche Verweildauer sieben bis neun Stunden, im Dickdarm 25 bis 30 Stunden. Bis die unverdaulichen Reste als Stuhl ausgeschieden werden, kann es manchmal aber auch viel länger dauern: Die Verweildauer im Mastdarm liegt bei 30 bis 120 Stunden.

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    Die Verdauung kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen gestört sein. So löst etwa eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) Durchfall und Erbrechen aus.

    Das Reizdarm-Syndrom (Colon irritabile) geht mit Bauchkrämpfen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung einher.

    Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit (Intoleranz) ist die Verdauung eines bestimmten Nährstoffes beeinträchtigt. Beispielsweise kann der Körper bei Laktoseintoleranz den Milchzucker aufgrund eines Enzymmangels im Dünndarm nicht richtig verwerten.

    Bei der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ist die Verdauung von Getreide gestört: Der Körper verträgt das enthaltene Eiweiß Gluten nicht. Die Dünndarmschleimhaut wird geschädigt, was auch die Aufnahme anderer Nährstoffe beeinträchtigt.

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

    • Gerik, et al.. : Die Innere Medizin, Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2007
    • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
    • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
    • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter De Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020