Warum gibt es keine Afrikanischen Elefanten im Zoo

Warum gibt es keine Afrikanischen Elefanten im Zoo

Die drei Afrikanischen Elefanten Tutume, Matibi und Sabi werden Osnabrück in den nächsten Wochen verlassen. – Foto: Zoo Osnabrück / Lisa Josef

Der Zoo Osnabrück wird in diesem Frühjahr von Afrikanischen Elefanten auf Asiaten wechseln. Die derzeitige dreiköpfige Zuchtgruppe kann aufgrund von Verwandtschaftsverhältnissen nicht bestehen bleiben.

„Die Umstellung der Elefanten geschieht zum Wohle der Tiere“, berichtete Zoodirektor Prof. Michael Böer bei der heutigen Pressekonferenz. „Uns allen fiel die Entscheidung nicht leicht, insbesondere die Tierpfleger hängen sehr an ihren Schützlingen. Doch wir befinden uns mit der Elefantenhaltung
leider in einer Sackgasse.“ Das Problem: Die 13 Jahre alte Elefantenkuh Matibi und der 13 Jahre alte Elefantenbulle Tutume sind Halbgeschwister. Sie können sich nicht fortpflanzen. „Zudem ärgert Matibi ihren Bruder sehr und Tutume will lieber alleine sein, so wie junge Bullen in freier Wildbahn auch“, erklärt Böer. Die 27 Jahre alte Sabi sei für Tutume eher eine Tante als eine interessante Partnerin. „Die Situation ist für alle drei Nerven aufreibend und wir mussten auch der Tiere wegen nun handeln.“

Nach Frankreich und in die weite Welt
Ursprünglich wollte der Zoo nur Tutume gegen einen anderen, passenden Afrikanischen Elefantenbullen tauschen. „Leider wurde aber kein passender Partner gefunden“, bedauerte Böer. Deswegen geht es für Matibi und Sabi nächste Woche nach Südfrankreich, in den Zoo African Safari bei Toulouse. „Hier erwarten sie zwei junge Elefantenbullen, für Matibi ist da sicherlich ein passender Partner dabei. Außerdem erhalten sie dort ab diesem Frühjahr die modernste Elefantenaußenanlage in Europa“, freut sich Böer für die beiden Elefantenkühe. Für Elefantenbulle Tutume kann die Reise länger werden: „Voraussichtlich wird er nach Kanada gehen, um in Amerika als Zuchtbulle für Nachwuchs zu sorgen. Wir warten zurzeit noch auf die Genehmigungen der kanadischen Behörden. Als zweite Option besteht noch ein Zwischenaufenthalt in Fasano, Italien, wo auch unsere ehemaligen Zirkuselefanten Miry und Betty hingegangen sind“, so Böer.

Expertenwissen für eine gute Zukunft
Die Entscheidung, wo die Osnabrücker Elefanten hinreisen, hat der Zoo Osnabrück nicht alleine gefällt: „ Die Europäische Vereinigung für Zoos und Aquarien hat im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms so genannte Zuchtbuchkoordinatoren für verschiedene Tierarten bestimmt. Das sind wissenschaftliche Zoomitarbeiter, die sich um den Tausch von Tieren in Zoos kümmern. Sie wissen, wo welche Tiere sind und welche Tiere genetisch am besten für die Zucht zusammen passen“, erläutert Böer. Diese Zuchtbuchkoordinatoren werden jeweils zusätzlich von einem Komitee aus acht weiteren Experten unterstützt. „Sie haben nach langer Beratung für unsere Elefanten sowohl Toulouse als auch Kanada ausgewählt, sodass wir dieser Entscheidung folgen.“

Fünf Asiaten demnächst im Zoo Osnabrück
Die Elefantenhaltung in Osnabrück ist damit jedoch nicht abgeschlossen: „Im März werden vier Asiatische Elefanten aus dem Tierpark Emmen zu uns ziehen. Die dortige Elefantengruppe hatte sich nach dem Tod der Leitkuh in zwei Untergruppen gespaltet und miteinander konkurriert“, so Böer. „Deswegen kommt nun eine Gruppe zu uns, sodass es auch diesen Tieren besser gehen wird.“ Die Osnabrücker Zoobesucher müssen sich allerdings an asiatische Namen gewöhnen: Elefantenkühe Htoo Yin Aye (30 J.) und Ma Palai (15 J.) sowie die Elefantenbullen Ananda (4 J.) und Mong Tine (1 J.) leben dann auf der großen Elefantenanlage im Zoozentrum. „Zusätzlich erhalten wir noch einen Zuchtbullen, der aber vom EEP-Koordinator noch nicht ausgewählt wurde. Dann haben wir im Zoo Osnabrück erstmals eine zuchtfähige Elefantengruppe und Sabi, Tutume und Matibi haben auch eine hoffnungsvollere Zukunft“, ist Böer optimistisch.

Wann die Reise von Tutume startet ist zurzeit noch unklar. Zoobesucher können sich am kommenden Wochenende von ihren Afrikanischen Elefantenlieblingen Sabi und Matibi verabschieden.

Quelle: PM Zoo Osnabrück

---

Afrotheria

Warum gibt es keine Afrikanischen Elefanten im Zoo
Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo du Tertre Rouge, La Flèche
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

20. August 2019, 13:58 Uhr

Warum gibt es keine Afrikanischen Elefanten im Zoo

Keine Afrikanischen Elefanten mehr für Zoos und Zirkusse?

(Foto: dpa)

  • Laut einem Beschluss auf der Weltartenschutz-Konferenz dürfen wildlebende Afrikanische Elefanten künftig nicht mehr außerhalb ihres natürlichen Lebensraums gebracht werden.
  • In den vergangenen Jahren wurden wildlebende Elefanten vor allem nach China verkauft. Aber auch europäische Zoos haben ein Interesse an dem Handel.
  • Die EU hat sich gegen den Vorstoß ausgesprochen und könnte ihn erneut zur Abstimmung bringen.

Wildlebende Afrikanische Elefanten aus mehreren Ländern im südlichen Afrika sollen künftig nicht mehr an Zoos und Zirkusse verkauft werden dürfen. Ein entsprechender Antrag afrikanischer Staaten ist bei der Weltartenschutz-Konferenz in Genf überraschend angenommen worden. Die Tiere der Art Loxodonta africana dürfen demnach nur noch an Artenschutzprojekte in ihrem natürlichen Lebensraum abgegeben werden, müssen also in Afrika bleiben.

Laut Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife verkauft derzeit vor allem Simbabwe wildlebende Elefanten ins Ausland, vor allem nach Asien. "Jungtiere werden von ihren Müttern fortgerissen, das ist ein Riesenproblem", sagt Freyer. Elefantenbabys würden Preise von rund 30 000 Euro erzielen.

Die Änderung im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) wurde am Sonntag in einem Ausschuss mit 46 Ja- zu 18 Neinstimmen angenommen. Sie muss am Ende der bis zum 28. August dauernden Konferenz im Plenum noch bestätigt werden. Zum Handel mit wildlebenden Tieren hieß es in früheren Cites-Beschlüssen bislang nur, dass die Elefanten an "geeignete Einrichtungen" verkauft werden dürfen. Die neue Formulierung verhindert die Abgabe an Zoos und Zirkusse.

Die EU konnte nicht mit abstimmen - weil noch nicht alle Vertreter anwesend waren

Die Europäische Union hatte sich gegen den Antrag ausgesprochen. Der Antrag schließe es kategorisch aus, Elefanten in Regionen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums zu bringen - selbst, wenn dies aus Schutzgründen sinnvoll wäre. Diese Position hatte die EU im Vorfeld beschlossen. Ähnlich äußerte sich eine Vertreterin der EU-Kommission in der Sitzung in Genf nach Angaben von Teilnehmern. Die EU sei gegen den Antrag, weil er zu restriktiv sei.

Die EU-Delegation konnte aber aus technischen Gründen nicht abstimmen, weil noch nicht alle Mitglieder vor Ort und akkreditiert waren. Aus Teilnehmerkreisen hieß es, Vertreter der EU hätten versucht, die Entscheidung hinauszuzögern. Die Europäer könnten im Plenum am Ende der Konferenz eine neue Abstimmung verlangen. Stimmen sie dann dagegen, wäre die nötige Zweidrittelmehrheit für eine Umsetzung des Beschlusses in Gefahr.

"Wir fordern die EU auf, die Entscheidung zu akzeptieren", sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. Als Motivation für die ablehnende Haltung vermutet sie den Druck von Zoos. "Die Bestände in Zoos sind häufig überaltert, weil die Tiere sich in Gefangenschaft schlecht vermehren", sagt Freyer. Dies habe häufig mit unangepasster Haltung zu tun. Zoos müssten daher vor allem bessere Bedingungen für die Elefanten schaffen, anstatt Tiere aus der Wildnis anzuschaffen. "Sie müssen umdenken, dass die Natur kein Selbstbedienungsladen ist", sagt Freyer.

"Wilderei ist auf jeden Fall das größte Problem für afrikanische Elefanten"

Laut der Datenbank von Cites sind europäische Länder jedoch kaum noch unter den Abnehmern wild gefangener Elefanten. Mit 107 Tieren importierte China seit 2012 mit Abstand die meisten Dickhäuter, allesamt aus Simbabwe. Auch die USA haben in den vergangenen drei Jahren 19 Tiere aus Afrika eingeführt. Deutschland importierte zuletzt im Jahr 1999 Elefanten aus einem afrikanischen Land, vier Tiere aus Südafrika. Seitdem gab es nur noch Einkäufe aus anderen europäischen Staaten wie Polen oder der Schweiz.

Aus Artenschutzsicht habe eine Entnahme lebender Elefanten aus ihrer natürlichen Umgebung keinerlei Nutzen, sagt Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland. Deutlich stärker setzten der Art jedoch illegale Abschüsse zu. "Wilderei ist auf jeden Fall das größte Problem für afrikanische Elefanten", sagt Köhncke. Jährlich fielen bis zu 20 000 Tiere Wilderern zum Opfer.

Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana, bei Cites fallen auch die Waldelefanten, Loxodonta cyclotis, unter diese Bezeichnung) sind auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Spezies als gefährdet eingestuft. Im Jahr 2016 soll es weltweit noch etwa 415 000 Tiere gegeben haben.

Voraussichtlich am Donnerstag befasst sich die Konferenz damit, ob der Elfenbeinhandel teils wieder zugelassen werden soll. WWF und Pro Wildlife wollen den Handel mit Stoßzähnen und anderen Körperteilen von Elefanten in allen Ländern komplett verbieten.