Wie oft kann man 10 von 100 abziehen

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Wie oft kann man 10 von 100 abziehen


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2. Im Allgemeinen ist ein Verkauf der Maische nicht üblich. Die Maischpreise per Eimer beliefen sich im Jahre 1870: im 1. Bezirke auf . . 2 fl. 35 kr. bis 2 fl. 50 kr. im 8. Bezirke auf

2 fl. 40 kr. 2.

2 9.

2 10 3.

1 80
10.

2 80 5. 1 fl. 50 kr. bis 2

2 50 6.

2 12.

2 40 7.

2 f1. 30 kr. bis 2 In den letzten 20 Jahren betrugen die Maischpreise im 3. Bezirke 2 f1. 30 kr., im 6. Bezirke 3 fl. 50 kr., im 9. Bezirke 2 f. 86 kr., im 10. Bezirke 3 fl. 33 kr., im 12. Bezirke 3 fl. 30 kr.

3. Die Höhe der Durchschnittspreise für fertigen Wein im Jahre 1870 betrug: in 1. Bezirke

3 fl. 70 kr. bis 7 fl.

kr. im 8. Bezirke .

4 fl. 10 kr. 2.

2

2 50

2 fl. 80 kr. bis 6 3. für Rothweine 3

8
10.

3 weisse Weine 6

16 11.

3

6

50 4.

2
6 20 12.

5 20 5.

3 20
6 13.

3 20

6 50 6.

3 30 6 80 14.

2 60

6 20 7.

3

6

20

Vorräthe an alten Weinen gibt es nur wenige; z. B. im 7. Bezirke im Besitze der önologischen Gesellschaft in Spalato circa 2000 Eimer.

4. Der Handel mit Flaschenweinen ist ebenfalls ein sehr geringer, so wurden z. B. im 3. Bezirke von dem Jahrgange 1871 von der önologischen Gesellschaft in Zara Flaschenweine abgezogen und per Flasche Rothwein à 45 kr. und weissen Wein à 55 kr. in Zara verkauft; im 6. Bezirke kommen nur Liqueur- und Dessertweine (Mara schino, Tartaro, Plavigno) in den Handel, deren jährliche Production sich auf 1500 Eimer beläuft; im 11. und 14. Bezirke beschränkt sich die Production meistens auf den Hausgebrauch.

5. Die Ausfuhr selbst hat, seitdem die Traubenkrankheit ganz Italien verheert, erheblich zugenommen. Im Decennium. 1840-50 betrug die jährliche Weinausfuhr aus Dalmatien 184.000 Centner bei einem Preise von 1 fl. 20 kr., höchstens 2 fl. per Barila; im Jahre 1851 302.054 Wiener Centner; gegenwärtig 400.000 Eimer.

Nach der Militärgrenze gehen per Achse jährlich 25.000–35.000 Eimer, nach der Türkei und Montenegro 10.000 Eimer und zur See in manchen guten Weinjahren bis zu 428.692 Eimer; der Hauptplatz für den Weinabsatz Dalmatiens war früher Venedig; seit der Abtretung desselben an Italien begeben sich viele dalmatinische Schiffe nach Ponto Buso (einem Hafen an der österreichisch-italienischen Grenze), von wo der Wein alsdann nach Italien ausgeführt wird. Triest consumirt nicht unbedeutende Mengen von dalmatinischen Weinen, während Istrien hauptsächlich nur in den Jahren der ärgsten Traubenkrankheit Wein aus Dalmatien importirte. In neuester Zeit eröffnen sich für dalmatinische Weine auch im Auslande neue Absatzquellen.

Die Erzeugung von Dessertweinen ist von jeher gering und durch die Traubenkrankheit noch bedeutend vermindert worden.

Im 1. und 2. Bezirke beträgt der Transport bis zum Schiffe per Eimer 8 kr.; im 3. Bezirke nach den Seehäten des Litorales 1 fl. per Eimer; im 4. Bezirke 1 fl. 50 kr. (Hauptabnehmer sind daselbst die Croaten, welche den Wein mit eigenen Wagen abholen); im 6. Bezirke, wo ebenfalls letztere die Abnehmer sind, kostet der Transport bis zur See 1 fl. per Eimer; im 7. Bezirke 60 kr. bis 1 fl. 20 kr.; im 9. Bezirke 80 kr.; im 11. Bezirke 1 fl. per Eimer pro Segelschiff, ferner bis in den Hafen 20—30 kr., wozu in den Küstenstädten eine Verzehrungssteuer von 1 fl. per Eimer hinzukommt. Im 13. und 14. Bezirke ist die Consumtion grösser, als die Production, daher ein Export nicht stattfindet.

Ueber die besonders hervorragenden Weingesellschaften ist schon Näheres oben erwähnt worden. Bezüglich der Bezugsquellen wird auf die unter IV, I. erwähnten Gesellschaften verwiesen.

(Weinproductions-Statistik.)


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Uebersichtstabelle zur Weinproductions-Statistik von Dalmatien.

Weinbaubezirke: 1. Arbe, 2. Pago, 3. Zara, 4. Bercovaz, Kistagne und Obrovazzo, 5. Knin und Dernis, 6. Sebenico und Scardona, 7. Spalato, Traù und
Almissa, 8. Sign und Vrlicca, 9. Imoschi und Vergoraz, 10. Macarsca und Metkovich, 11. Inselgruppe Brazza, Lesina, Lissa, 12. Curzola und Sabioncello

mit der Insel Lagosta, 13. Ragusa, 14. Cattaro.

Von schwarzen: Cerl-| 3600 jenak, Modrino, Gher- Thich, Potanka, Striana, Grastopupizza, Mutassi- naz, Samonik, Ranaz,Cis-

cavaz; Plavina.


Von weissen: Dugo- rizza, Debito,

Ruze- vina, Maraschina, Tre- bian, Usmorina, Manoro- vina.


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Geographische Lage und nähere Bezeichnung

der Weingegend

Weinbaubezirke und der bedeutendsten Weinbaugemeinden

Von schwarzen: Pla- 5200 vaz, Plavka, Cerljenak, Muscat, Visca, Trebian,

von weissen: Curtelaska, Vugava, Rukatac, Maraschina, Malvasia, Troija, Beretignaz, Zlatarizza.

Inselgruppe Brazza, Lcsina, Zwischen 43° -43° 23' n. Br. 31.459 Lissa.

und 13° 44'--14° 42' östl. L. Auf der Insel Brazza:

Weincultur von 3-300 M.
Die südlichen Seegehänge von

Reine Kalksteinformation.
Bol und Neresi, Boboviskie, Milna, Dracevizza, S. Giovanni, Mizze, S. Pietro, Spliska, Humazzo inferiore, Scrib, Postire, Dol, Pucisehie, Povie, Villanuova, S. Martino, Selza. Auf der Losel Lesina.

Weincultur von 3—400 M. Lesina, Bruszie, Grabje, Citta Kalksteinformation mit Strichen

vecchia, Dol, Verbagno, Verbosca, von tertiärer Bildung.

Sfirze, Pitve, Gelsa, Gdign, Bogo- moglie, S. Giorgio. Auf der Insel Lissa.

Weincultur vom Meeresufer bis Lissa, Comissa.

zu 310 M. Sandige Böden und Kalkboden.

12 Curzola, Sabioncello nebst Zwischen 42° 44' _43° 2' n, Br. 11.284 der Insel Lagosta.

und 14° 18'--15° 14' östl, L. 1. Insel Curzola:

Rebcultur vom Meeresstrande bis Kzarra , Blatta , Smoquiza, Lom zu 300 M. sowohl in den mehr fla- barda.

chen Gegenden, als in den Thälern 2. Halbinsel Sabioncello: und Seegehängen und den steilen

Potomje, Kunna, Pjavizino, Brie- Bergrücken. sta, Jagnine, Cucisto, Sottomonte. Dieser Weinbezirk gehört in die

Gruppe des Kreidekalkes; das meiste Küstengelände von Sabioncello der Tertiärformation an, Boden kalkhaltig oder rothe Erde mit sandigem, eisenschüssigem Kalke. Untergrund in der Ebene sehr häufig ackeriger Lettenboden.

Von schwarzen: Pla- 2450 vaz, Paga-Debito, Zurizza, Bratkovina, Projdor, Plavka,

von weissen: Rukatac, Zlatarizza, Banianka, Pagadebito, Gherk, Zelenka.

Ragusa (Gerichtsbezirke Stag Zwischen 43° 23' – 42° 53' n. no, Ragusa und Ragusa vecchia Br. und 14° 58'-16° 12' östl. L. sammt den Inseln Meleda, Giupanna Rebcultur vom Meere bis zu 335 und Mezzo.

M., durchschnittlich in einer Höhe a) in Stagno: bei Imotizza, von 100 M. Vissociane, das Gelände von Stagno,

Von schwarzen: Play- 2511 ka, Pagaz, Kadarun, Tebigrad, Refosco,

von weissen: Divliaka, Zlatarizza, Bratkovina, Rukatac, Muscat, Refosco.

(Weinproductions-Statistik.)

Geographische Lage und nähere Bezeichnung

der Weingegend

Ertrag an Trauben im Jahre

1870 in Pfunden per Joch

Fechsung an Wein im Jabre

1870 in Eimern per Joch

Weinbaubezirke und der bedeutendsten Weinbaugemeinden

Maischpreise im Herbste

1870 per Eimer

Durchschnittspreise der

letzten 3 Jahre für fertigen Wein per Eimer


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6. Von den verschiedenen Krankheiten, welchen die Rebsorten unterworfen sind, hat hauptsächlich die Traubenkrankheit (Oidium Tuckeri) die grösste Verwüstung in den letzten Jahren angerichtet und zugleich auch eine bedeutende Verminderung der Weinbauarea verursacht. Seit dem Jahre 1865 wurde durch Schwefeln derselben vielfach Einbalt gethan.

7. Von schädlichen Insecten sind zu nenner: Anomala vitis, Attelabus baccus, Rhynchites baccus, Cimalpus vitis, Orhynchus giraffa, Agrilus viridis, Ephippigera vitium, Deilepbila celeris, Clenophthira vitis, Coccus vitis, Cochilis, Pyratis vitana und Pyralis viris.

8. Der durchschnittliche Kaufwerth eines Joches beträgt: im I. Gebiete (Sandstein- und Mergelschiefer): für berebte Aecker in Capo d'Istria 120—350 fl., Paugnano 100—250 fl., Isola 200—300 fl., Pirano 100—300 fl., Buje 120—200 fl., für Weingärten in Pirano 250 bis 500 fl., in Buje 400–800 fl., in Cernikal 350—500 f., in Montona und Pisino 150-300 fl., in Pinguente 150 bis 300 fl., in Albona 150—400 f.

Im II. Gebiete (an der West- und Südküste): in Parenzo 60—150 fl., in Rovigno 50—120 f., in Valle 141 bis 298 fl., in Dignano 60—150 fl., in Pola 150—250 f.

Im III. Gebiete (im nördlichen Istrien) 120—350 fl.

Im IV. Gebiete (auf deri quarnerischen Inseln) in Veglia: 40—300 fl., in Cherso 60—180 fl., in Lussin 50-110 f1.

9. Die jährlichen Bearbeitungskosten per Joch schwanken zwischen 24-240 fl. und betragen z. B. im I. Gebiete (Sandstein- und Mergelschiefer) in Paugnano 40 fl. 70 kr., in Isola 24 f. 60 kr. In Pirano, woselbst 1 Joch Weingartengrund à 12000° 4500 Rebstöcke enthält, belaufen sich die Kosten für:

8 A. kr. Behauen, Binden (10 Tagschichten à 80 kr.) Beschneiden im Herbst- und Frühjahr (7 Tagschichten)

5 60 Setzen der Pfähle und Anbinden der Reben sammt Transport .

17

60 500 Pfähle

33 4500 grosse Schilfrohrstäbe und 2250 kleine

54 60

3 80 Das zweite Behauen .

4 50 Binden und Ausbrechen, Gipfeln und Einkürzen Dreimalige Schwefelung

4 Das dritte Behauen

80

2 40 Weinlese

9 Weideruthen. Dünger Transportkosten für die Reben

Zusammen . 137 f. 23 kr. In Buje wurden bezahlt:

für geschlossene Weingärten: Für Weingarten-Behauung (40 Arbeiter)

40 A. kr. Beschneiden und Binden (12 Arbeiter)

12 Reinigung (6 Arbeiter)

36 Pföhle und Schilfrohr (6000 Stück) Weideruthen.

6 Dünger

Zusammen . 104 fl. kr. bei berebten Aeckern (an Bäumen mit 200 Gruppen): 400 Stück Pfähle .

4 f. kr.

8 Bescbneiden und Binden (8 Arbeiter) Weideruthen

12 Behauen (12 Arbeiter)

Zusammen. 26 fi. kr.

In Cernikal: Bearbeiten, Binden, Beschneiden, Schwefeln und Pfahlwerk Schlammdünger aus den Gräben Herausnehmen (15 Arbeiter à 80 kr.)


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Vielfach dient der Most der Terrantrauben zur Verbesserung des Mostes anderer Traubensorten. Das dabei gewonnene Product erhält dadurch eine dunklere Farbe und den sogenannten Terrangeschmack.

In dieser Gegend wird das aus den mit Wasser behandelten Trestern gewonnene Product „Revanda“, bei günstiger Qualität auch „Vino basso“ genannt, in Wirthshäusern ausgeschenkt und auch zum Mischen mit schweren Weinen verwendet.

Branntwein aus Weintrebern wird in Istrien nur sehr selten bereitet.

2. Die Kellerlocalitäten sind meistentheils ebenerdig Man verwendet gewöhnlich Fässer von 10--60 Eimer Rauminhalt. Die Gährung beim weissen Weine dauert 8—10 Tage, bei dem Refosco 10 Tage. Um die Fässer zu reinigen, wird gewöhulich der Deckel abgenommen.

3. Im I. (Sandstein- und Mergelschiefer-) Gebiete finden sich die vorzüglichsten Weinbaugegenden für vorwiegend dunkle Weine an der Küste zwischen Capo d'Istria und Pirano und an den Hügeln dieser Bezirke, wie in Paugnano, Lazzaretto, Villadecani, Rosariol černical, im Bezirke Buje: in Castagna, Grisignana, Momiano und Piemonte, im Bezirke Montona: in Bercaz, Sovischine und Portole; für weisse Weine sind im Bezirke Pisino die Gegenden von Caschierga, Chersicla, Gerdosella, Lindaro, Galignana, Pedena, Gologorizza hervorzuheben. In diesem Gebiete wird der rothe Wejn innerhalb des ersten Jahres verkauft und hält sich derselbe während dieser Zeit ziemlich gut. Wenn er älter wird, verliert er die Rubinfarbe und nähert sich jener des Bordeaux. Mit dem Ende des Jahres erlarigt er auch Bouquet. In einigen Gegenden, wo Refosco vorwiegend, erhält der Wein einen bitteren RhabarbarGeschmack.

Moussirende Weine werden nur von wenigen Besitzern aus der Refoscotraube erzeugt und als ausgezeichnete Flaschenweine in den Handel gebracht.

Die Refosco-Weine von Isola sind ihrer besonderen Güte wegen berühmt und erhalten sich auch längere Zeit, ohue kahnig oder sauer zu werden. Ein Wein von besonderem Charakter ist auch der Terran. Derselbe ist sehr alcoholhaltig, schmackhaft und nach beendeter Gährung sogleich für den Verkauf geeignet. Nach längerer Aufbewahrung wird er blässer", sogar granitfarbig.

An der West- und Südküste Istriens sind die günstigsten Weingegenden in dem Küstenstriche von Umago bis gegen den Canal von Leme, die Rebencultur am ausgebreitetsten um Parenzo. Daselbst ist der Terran das Hauptproduct. Derselbe lässt sich, wie schon erwähnt, längere Zeit aufbewahren. Die Piantadella, ein Gemenge von verschiedenartigen Trauben, ist ebenfalls ein sehr süsser Wein und sogar noch zuckerhaltiger, als der Terran und hat eine röthlich-irübe Farbe. Eine geringere Sorte ist Uvaccia, der aus einer grossen röthlichen Traubensorte gewonnen wird. Meistentheils sind Rothweine vorherrschend. Liqueurweine werden aus Muskattrauben bereitet.

4. Im III. Gebiete (nördliches Istrien) hat der Weinbau nur im Bezirke Volosca eine grössere Bedeutung, während dersebe in dem Bezirke Castelnuovo und am Karst von Capo d'Istria nur in geschützteren Mittagslagen zulässig ist und am Karste von Pinguente gar nicht vorkömmt.

Im Bezirke Volosca hält sich der Wein nur 1 Jahr und verliert bald an Güte und wird desshalb auch später schwer verkauft.

Die Erzeugung des Flaschenweines aus getrockneten Trauben beschränkt sich daselbst ebenfalls nur auf geringe Quantitäten und kommt nicht in den Handel.

Auf den Quarnerischen Inseln werden die Weine bald nach der Bereitung getrunken, halten sich aber bis zur nächsten Weinlese, ohne sauer oder kannig zu werden.

Die Veglianer Weine sind meistens leichte, rothe Weine und haben im Handel keinen besonderen Werth.

5. Die Grösse der Production an Most in Istrien beläuft sich im Ganzen auf 228.617 Eimer, und sind die Details der Production der vier Weinbaubezirke, sowie der einzelnen zu denselben gehörigen Gerichtsbezirke aus der Tabelle V (vide Seite 78) zu entnehmen.

V. Weinconsum und Weinhandel. 1. Der Consum der jährlichen Weinproduction vertheilt sich mit 1/10--1/4 auf den sogenannten Haustrunk, etwas mehr als 1/2 entfällt auf das Leutgeben (Baschenschank), während der Rest ausgeführt wird.

2. Die Höhe der Maischpreise beläuft sich z. B. im Bezirke Parenzo auf das Product von 170 Pfund Terrantrauben auf 8 fl.; für Piantadella werden per Eimer bezahlt 8 f.; in Rovigno für Terran auch 10–11 fl.; sonst ist ein Verkauf von Most in Istrien nicht gebräuchlich,


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Lärchen- oder Fichtenstangen) oder auch mit Steinsäulen angelegt werden. Die Cultur an lebenden Bäumen wird nach und nach ganz verlassen, Beinahe das ganze berehte Terrain gehört zur Kategorie der berehten Aecker mit Oliven. Ein nicht kleiner Theil wird auch der Gartencultur gewidmet.

2. Die Anpflanzung am Karste geschieht in 2-3' tiefen und oft in den Felsengrund eingehauenen Gräben mit Schuittreben, welche gleichzeitig mit dem Stützbaume, und zwar mit je 4-5 Pflanzen gruppenweise eingesetzt werden. Die Terranculturen dauern circa 100 Jahre, jene der Gnettraube noch länger. Rebschulen gibt es nicht und für die Schnittreben werden die einheimischen Gattungen mit Auswahl der Sorten benützt.

Der Boden der Terrassen wird an der Küste bei Anlage der Weingärten bis auf eine Tiefe von 4-5 Fuss rigolt, damit der Mergelschiefer-Untergrund an die Oberfläche gelangt und dann mit dem anderen Erdreich vermengt werden kann. Zuerst wird auf dem zu rottenden Boden ein 3—4' breiter und 2—21/2' tiefer Graben und daneben ein anderer ausgehoben und die Erde von letzterem in den ersteren geschüttet. Zugleich werden die Schnittreben (maglioli) eingepflanzt und an niedrige Pfähle gebunden. Für die Laubengänge pflegen manche Weinzüchter Löcher von 3' Tiefe zu machen und in selbe 2 oder 3 Schuittreben gruppenweise zu setzen.

Der grösste Theil der Pflanzungen geschieht mit Schnittreben von 2-5 Fuss Länge (treccia tagliata), welche bis auf zwei Augen eingegraben werden. Die Weingärten neuerer Art werden mit bewurzelten, zweijährigen Stecklingen (barbatelle) oder mit 1' oder mehr langen Schnittreben (mit einem einzigen Auge über der Erde) angepflanzt. Zum Schutze gegen Frost und Some überdeckt man dasselbe noch mit einer Hand voll Erde.

Die unter den Stützmauern gelegenen Laubengänge werden mit Schnittreben zwischen den Steinen gegen den Saum der Stützmauer in der Art eingepflanzt, dass die Reben 2 oder 3 Augen aus der Mauer selbst hervorragen, wornach dann die kräftig gewordenen Bogenrehen mit der Zeit auf den Laubengang gezogen werden können. Man benützt dieses System, um unter den Laubengängen als Schutz gegen die Nordwinde zeitliche Gartengemüse wie Salat, Rettig, grüne Erbsen etc. ansäen zu können.

Die in Lauben gezogenen Reben haben eine lange Lebensdauer und geben eine reiche Ernte. Die Qualität des Weines ist jedoch weniger gut, weil die Traube nicht so leicht und nicht gleichmässig reift.

Die Terrassenculturen dauern 50-60 Jahre, die Pflanzungen am Spalier ebenfalls lang. Zur Zeit der Traubenkrankheit sind beinahe sämmtliche Pflanzungen erneuert worden. In der neuesten Zeit wurden grössere Strecken von Communalgründen, welche nur als magere Hutweide benützt waren, für neue Pflanzungen gewonnen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat das Flächenmass der Weinberge wegen des Eisenbahnbaues und der Parkanlagen von Miramare bedeutend abgenommen.

Es gibt wenige Rebschulen, eine befindet sich in dem Versuchsgarten der Ackerbaugesellschaft in Triest, andere werden in den Etablissements der Kunstgärtner und in den pomologischen Gärten der Volksschulen gehalten, und werden die erforderlichen Setzlinge und Schnittreben von den erwachsenen Reben gewonnen. Man bezieht auch Schnittreben von auswärts; einen grossen Theil auch aus Istrien und vom Karst, besonders von der Refosco- und Terrantraube. Seit 7-8 Jahren ist die Burgunderrebe, d. i. der schwarze Pinot, eingeführt, aus welcher im Gemenge mit dem Refosco ein vortrefflicher Wein gewonnen wird.

3. Der Schnitt erfolgt im Herbste nach der Weinlese oder im Frühjahr, bei milder Temperatur auch im Winter. Vorwiegend ist der lange Schnitt mit Belassung langer Traghölzer zur Bildung der Guirlanden, Laubengänge und Spaliere. Der Refosco duldet keinen kurzen Schniti. Letzterer ist, wenn an der Rebe mehr als ein fruchttragender Rebschooss gelassen wird, nur bei einigen Rebsorten anwendbar. Die Befestigung geschieht mit Weidenruthen. Zu den Pfählen nimmt man Ahorn-, Eschen- und Weidenholz. Die Erziehung mittelst Draht kommt blos in dem Versuchsyarten der Ackerbaugesellschaft vor.

4. Im Allgemeinen besteht kein einheitlicher Rebsatz, nur einige Besitzer haben in neuester Zeit einen solchen eingeführt. In diesen Fällen ist der vorwiegende Rebsatz der Refosco und schwarzer Pinot. Sonst dominirt als Rebsatz für schwarze Weine der Refosco, Merzamino, Pignoletto, la piccola nera, Centograppi, il Pinot nero, Terran, la Rossara ; für weisse Weine der Muscat, Gargagna, Malvasia, Ribola. Dieselben werden auch als Tafeltrauben benützt.

Im Herbste wird am Karste beim Anbau der Winterfrucht der Acker bis zu den Rebenreihen bearbeitet. Einige lassen einen grösseren Raum für die Rebenreihen, welcher dann im April gehauen wird. Bei der Ackerung für die zweite Frucht wird der Boden wieder aufgelockert und auch die leer gelassenen Räume besäet. Eine Brache ist nicht üblich und man lässt blos den Raum, der für den Kukurutzaubau im Frühjahr bestimmt ist, über den Winter


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ruhen. Im Frühjahre wird gebunden, gegaizt, ein- bis zweimal nachgebunden und je im dritten Jahre im Juli oder August gedüngt.

An der Küste wird im Frühjahr einmal gehauen, Ende Mai gehäufelt; der Schnitt wie oben. Nach der ersten Düngung erfolgt die nächste alle 6-10 Jahre und auch noch später. Bei den Rebenculturen am Spalier kömmt der Rebe die öftere Düngung des Feldes zu Gute.

6. Die Traubenkrankheit währt schon seit mehr als 20 Jahren; an schädlichen Insecten treten auf: der Traubenwickler (tortiglione rynchitis tetuleti), la piralite della vite (piralis vitis), l'ochiorynthus girafla, l'anomala vitis il tarlo o tognolo della vite.

7. Die Weinbauarea ist aus der Tabelle VI zu ersehen.

8. Der Kaufwerth eines Joches Weingartengrundes beträgt am Karste 800, 600, 400 fl.; an der Küste (in der Nähe der Stadt wird der Boden beinahe so theuer, wie ein Baugrund verkauft), auf den Hügeln 1600, 1200 und 800 f.

9. Die jährlichen Kosten der Bearbeitung eines Joches betragen am Karst auf berebten Aeckern: Schneiden der Reben, 12 Tagschichten

32 fl. - kr. Binden, 20 Tagschichten Reinigen der Reben, 4 Tagschichten

2
Behauen des Raumes für die Rebe, 10 Tagschichten Anheften der Zweige, 4 Tagschichten

4 Weiden, 50 Büscheln à 6 kr.

3 600) Pfähle bei 10 Reihen pr. Joch à 21/2 fl.

15 Dünger.

5 Zusammen.

72 fl. kr. An der Küste in Weingärten bei 3–4 Zwischenraum zwischen den Rebenreihen: Schneiden, 24 Tagschichten

24 f.

kr. Binden, 40

40 Reinigen, 8

4 Behauen, 35

38 50 Anheften der Ranken, 8 Tagschichten

8 Weiden, 150 Büscheln

9 Pfähle, 1000 grosse

25 2500 kleine Stück à 60 kr. pr. 100

15


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weissen und rothen Trauben gemacht und nur einige Landwirthe wenden dieses Verfahren auch rücksichtlich der verschiedenen Traubensorten an. Bei starker Traubenkrankheit findet auch eine zweimalige Lese statt. Die Temperatur während der Lese beträgt + 8 bis 180 R.

4. Bei Colonensystem werden die Colonen und ihre Familien, sonst aber gewöhnliche Arbeiter zur Lese verwendet. Für die Weinlese verwendet man in berebten Aeckern 3 Taglöhner per Joch und im Durchschnitte eine Fuhre zu 1 fl.; in den Ronchi durchschnittlich das Doppelte.

5. Im Durchschnitte geben die besseren, berebten Aecker 5 Eimer, die geringeren 11, Eimer, die mittleren 3 Eimer per Joch; Ronchi 8, 5 und 6 Eimer per Joch. Einzelne sorgfältig angelegte und bearbeitete, günstig gelegene Ronchi geben bis 30 Eimer per Joch ; jedoch sind das sehr seltene Ausnahmen.

6. Im Allgemeinen werden die Trauben bis auf wenige Ausnahmen gekeltert, in günstigen Fällen aber das Pfund zu 5-6 kr. nach Triest verkauft.

IV. Kelterung und Kellerwirthschaft. 1. Die Trauben werden gewöhnlich mit den Füssen ausgetreten; bei rothen Weinen wird der Most wieder auf die Treber gegossen und der Gährung überlassen. Bei den weissen Weinen beobachtet man zwei Arten der Bereitung; die erste ist der des Rothweines ähnlich und liefert ein stark gefärbtes Product; bei der zweiten Art werden die Trauben sogleich getreten und ausgepresst. In der Ebene werden gewöhnlich die Treber nicht ausgepresst, sondern zur Branntweinerzeugung verkauft, oder es wird daraus, mit Wasser versetzt, der sogenannte Haustrunk gemacht oder darin Rüben eingesäuert.

Rebelmaschinen, Traubenmühlen u. s. w. existiren nicht; von Pressen benützt man meistens die gewöhnliche Schraubenpresse.

2. Die Kellermanipulation erstreckt sich auf ein- bis zweimaliges Abziehen der Weine. Viele Weine halten über Sommer bei der mangelhaften Behandlung und Pflege nicht aus, sondern erhalten einen Stich oder gehen in Gährung über; gute Weine hingegen bleiben ungefähr 1--2 Jahre in ihrer Güte erhalten.

3. Die Rothweine in dem Sandsteingebiete von Görz sind nicht gut und haben keinen angenehmen Geschmack. Die Wippacher Weissweine, auf Trebern gegohren, sind stark und enthalten viel Gerbsäure und ziemlich viel Alcohol. Die Ribola ist eine sehr süsse Traube und gibt bei guter Behandlung einen vorzüglichen Wein; jedoch verstehen diess sehr wenige Landwirthe; meistens bleibt sie süsslich und trüb und leidet im Sommer; im Herbste wird sie als trüber Most, im Winter als halbfertiger Wein gerne getrunken. Der in der Ebene erzeugte rothe Wein enthält viel Gerbe- und Farbstoff; die besseren Sorten, welche den Sommer aushalten, werden unter dem Einflusse der Wärme weniger herb; Fremden mundet er wenig, jedoch ist er unter dem Namen Friauler im Lande und in Triest sehr beliebt. Der rothe Karstner Wein, Terran genannt, vor Jahren ein elendes, schwaches Getränke wurde durch Einführung edlerer Reben bedeutend verbessert; die besseren Sorten sind intensiv gefärbt, jedoch milder als der Friauler, und in Triest hochgeschätzt. Süsse Liqueurweine werden von Wenigen erzeugt, mit der Nachfrage hat auch die Erzeugung abgenommen. Auch edlere Dessertweine werden nur von Wenigen erzeugt, und kommen nicht in den Handel.

Most-Analysen sind nahezu unbekannt. Nachstehende Angaben sind von 1872 mit relativ feuchten und kühlen Sommer und Herbste; Ribola 20% Zucker, 8%, freie Säure; Cividin 16--17% Zucker, 13–14% freie Säure (meist Citronensäure); Refosco 20—220', Zucker und 5—7% freie Säure; Corvino 19—20% Zucker, 8—9% freie Säure.

4. 4. 5. Die bedeutendsten Weinsorten von Görz sind aus der Tabelle zu ersehen. Die Grösse der Production an Most belief sich im Jahre 1870 auf 228.570 Eimer.

V. Weinconsum und Weinhandel.

1. Im Hügellande wird 20—250%, in der Ebene 10—15% der Production als Haustrunk verwendet; das Uebrige wird an Wirthe und an Weinhändler verkauft.

2. Die Höhe der Maischpreise variirt zwischen 4 fl. 50 kr. bis 7 fl. 50 kr. für Weissweine und zwischen 6-10 f. 50 kr. für Rothweine. (Näheres rücksichtlich der Preise in den einzelnen Weinbaubezirken vide Tabelle VII, Seite 97.)

3. Die Durchschnittspreise für fertige Weine variiren für Weissweine von 6 – 11 fl. und für Rothwein von 8—14 f). 75 kr.

Durchschnittspreise des Weines am Görzer Markte von 1833—1872 per Eimer öst. W., Bank valuta. Weiss Roth Weiss Roth Weiss Roth Weiss Roth

Weiss Roth 1833 5.20 4.95) 1841 3.94 3.32| 1849 4:18 5.09 1857 13.68 18:37 1865

1865 6.57 10.73 1834 3.77 3.271 1842 2.59 3.08| 1850 5.16 5.98 1858 9.67 15:12] 1866 9.80) 13.43 1835 3.22 3.32 1843 3.95

6.93 11.12 15.08) 1867

7-22 11:51 1836 3.24 3.62 1844 4.50 5.34 1852 9.01

9.62 1860 11.83 18.00 18686.73 9.08 1837 4.55 5.86] 1845 4.48 5:46 1853. 14 17 14.96 1611.11.11 16.50 1869. 16.36 8.95 1838 5.60 6.35 1846 3.79 4.69 1854 16.80 19.25 186.11.12 16.35 1870 6:46 8:53 1839 4.08 4:04 1847 3.27 4.201 1855 17.85 22.84 1863 10.68 15.01 1871 8.50) 10.28

TO 1840

XO 4:04 4.92 1848 3.15 3.881 1856 14.70 22.31 1864

1872: 7.16 11.02 1872 10-29 11:17

Da in Görz nur einjähriger Wein consumirt wird, so geben die Preise ein ziemlich treues Bild der jährlich erzeugten Quantität. Uebersichtlicher ist der fünfjährige Durchschnitt:

1833-1837. 1838–1842 . 1843-1847. 1848–1852 .

1853–1857. 1858—1862 . 1862—1867. . 1868-1872 .

haben, ist es den Coglianern schon schwer, die erhöhten Holzpreise und Taglöhne, sowie die eigenen während der guten Zeiten gestiegenen Ansprüche zu bestreiten.

5. Lage, Klima und Bodenbeschaffenheit machen dieses Kronland zum Weinbau besonders geeignet, um jedoch letzterem eine Zukunft zu verschaffen, ist es unbedingt nothwendig, sowohl die Rebenerziehung als auch die Kellerwirthschaft gründlich zu reformiren. Eine sorgfältige Wahl des Rebensatzes mit Berücksichtigung des zu erzeugenden Weines und der Bodenbeschaffenheit, eine rationellere Behandlung der Rebe, des Mostes und des Weines können allein dahin führen, gute Weine mit annehmbaren Erzeugungskosten zu erzeugen.

Das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist nahezu ausschliesslich der Unterricht in allen seinen Zweigen. Volksschule, landwirthschaftliche Fachschule, Fortbildungsschule und Wanderlehrer müssen bei der leider im Allgemeinen sehr mangelhaften Fachbildung unserer Landwirthe zusammenwirken, um die Landwirthschaft im Allgemeinen zu einer gedeihlichen Entwicklung zu bringen und auch die jetzige Generation in diese Bahn zu leiten. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die Neuerungen, selbst wenn sie unbestreitbare Verbesserungen sind, cur mit grosser Vorsicht anzuempfehlen und einzuführen seien; vereinzelte Versuche, Weine herzustellen, die hier nicht gangbar sind, könnten zu entmuthigenden Misserfolgen Anlass geben, da der Absatz beinahe ausschliesslich an den localen Consum gebunden ist und die Ausfuhr von Weinen, die sich im Handel erst einen Credit erwerben müssen, nicht leicht anzubahnen ist. Desshalb müsste vor Allem dahin gewirkt werden, dass das vorhandene Material gut benützt werde, dass man nämlich durch gute Behandlung der Gährung und durch rationelle Kellerwirthschaft einen dem hiesigen Geschmacke entsprechenden, jedoch haltbaren Wein erzeuge. Dies wäre schon ein bedeutender Gewinn und weitergehende Reformen würden sich, wenn einmal der erste Erfolg gesichert ist, leichter vornehmen lassen.

Rifosco, Corvino, Pignol, Merzemina.

Prosecco, Terran,

Merzemina.

57994.8 Joch| 10350:1

Joch


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8. Der Weinbau in Krain.

Geschildert von Franz Schollmayr in Laibach.

Krain lässt sich in 5 Weinbaubezirke eintheilen, welche in gleicher Höhe mit Görz, einem Theile von Italien, Syrmien etc. liegen; leider aber sind die klimatischen Verhältnisse in Krain trotz der gleichen Lage bei Weitem ungünstiger, da sie wegen der nahen, das Land von mehreren Seiten einschliessenden hohen Gebirge, Alpen und Schneeregionen in der für die Weincultur massgebenden Zeit oft und bedeutend alterirt werden.

Unter den 5 Weinbaubezirken Krains bat der Račaher das rauheste und der Wippacher das mildeste Klima. a) Der Wippacher Weinbaubezirk im südwestlichsten Theile Krains ist wegen seines italienischen Klimas von den 4 anderen Bezirken ganz verschieden.

Bei anderem Rebensatz, anderer Kelterung und Kellerwirthschaft müsste dieser Bezirk ein vorzügliches Product liefern, namentlich sollte die Tafeltraubenzucht allgemein betrieben werden. 6) Im Račaher Weinbaubezirke sind auf dem zerklüfteten Hochplateau keine zusammenhängenden grösseren

Weingelände, und ist die Weincultur im Allgemeinen und in Folge der klimatisch-ungünstigen Verhältnisse mit wenigen Ausnahmen die unbedeutendste in ganz Krain. Die Erziehung der Rebe, die Kelterung, sowie die

Kellerwirthschaft ist jener des bestcultivirtesten Gurkfelder Weinbaubezirkes ähnlich. c) Der Gurkfelder Weinbaubezirk ist in der Weinproduction wohl der hervorragendste im Lande, was er

besonders den gut situirten, grossen, zusammenhängenden Weingeländen, den günstigen Bodenverhältnissen, der vorgeschrittenen Cultur und dem leichten Verkehre zu danken hat.

Die Weincultur wird in diesem Bezirke, wenn auch nicht vollkommen rationell, so doch am besten unter den 4 östlich gelegenen Weinbaubezirken des Landes betrieben. Die Rebenerziehung ist der mittlere Zapfenund auch Bogenschnitt. Viel trägt zur Verbesserung der Weincultur der grössere Weingartenbesitz und die mehrfachen Verkehrsmittel behufs leichteren Absatzes des Productes bei. In diesem Bezirk wird auch mehrfach ein einheitlicher Rebensatz, Einführung von guten Reben, Sortirung der Trauben bei der Kelterung angestrebt. Auch befinden sich die meisten Privatrebschulen daselbst und die intelligenteren Weinbauern sind

bestrebt, nach Möglichkeit die Weincultur zu heben. d) Auch der Rudolfswerther Weinbaubezirk hat grosse zusammenhängende Weingartencomplexe, wovon der Stadt- und Gerčberg die bestsituirten sind.

Da es an landwirthschaftlicher Intelligenz nicht mangelt und auch grosse Weingärten in den Händen des Grossgrundbesitzes sich befinden, so wäre bald ein Aufschwung in der Weincultur zu hoffen, wenn Transportmittel geboten wären, um das Product besser zu verwerthen. Dieser Weinbaubezirk tritt mit seinem Pro

aucte in Concurrenz mit dem Gurkfelder Weinbaubezirke. e) Der Möttlinger Weinbaubezirk unterscheidet sich von den übrigen Bezirken wesentlich in der hohen

Erziehung des „alten Holzes“. Der Weinstock wird mittelst Zapfen- und Bogenschnitt 4 bis 6 Fuss hoch von der Erde gehalten; die Trauben hängen 5 bis 7 Fuss in der Höhe; die Weingartenstöcke bilden eine fast holzverschwunderische Palissa lenwand. Die erzeugten Weine sind in der Regel stärker, schwerer, als in


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Die Hitze ist gross, Dürre sehr häufig.

Der Winter ist schneelos, und wird während des Winters bei einer durchschnittlichen Temperatur von 3-4 Grad Reaumur im Weingarten gearbeitet.

Feigen, Oleander, Mandeln gedeihen gut im Freien, und die Kirschen sind Anfangs Mai reif.

Das Wippacher Thal hat wegen seines Klimas reife Trauben und Obst aller Art früher, als jedweder andere Ort in der Monarchie.

Frühfröste gehören zur Seltenheit; Spätfröste kommen nur bei anhaltendem Regen vor, in welchem Falle das hohe Nanosgebirge oft raschen Temperaturwechsel veranlasst.

Hagelschläge kommen fast alle Jahre strichweise vor und verursachen in den Weingeländen oft grossen Schaden.

Unter den Winden ist der Nordost, die „Bora“, häufig so heftig, dass sie Menschen, ja Pferde und Wägen vom Boden wegfegt.

In den Weingebirgen wirft dieselbe sehr oft die Spaliere, Lauben (Braiden) sammt dem starken Gerüst zu Boden und können desshalb geschlossene Weingärten nur in ganz geschützten Lagen angelegt werden.

Auch der Südostwind, und zwar in den durch die Bora geschützten Lagen, tritt sehr schädlich auf und entstehen in Folge der verschiedenen wellenförmigen Bergabhänge sehr starke Wirbelwinde, welche manchmal gauze Weingärten, Weinstöcke sammt Pfählen zerstören.

Im Rekathale ist andauernder Winter und kann derselbe nicht, wie im Wippacher Thal, zur Arbeit im Weingarten benützt werden.

3. Die Thalmulde im Wippacher Bezirke besteht aus mächtig angeschwemmtem Alluvium.

Der Untergrund besteht aus Obern-Eocen Flysch, unterem Jura-Gestein, Kreidekalk vom Nanos und Caprotmen-Spantangenkalke aus dem Birnbaumer-Gebirgszuge.

Unter dem Obern-Eocen-Flysch findet sich Schiefer und bituminöser, kalkiger Sandstein. Alle diese Gesteinsarten liefern einen kräftigen Boden.

Die westliche Bergkette besteht aus Obern-Eocen-Flysch als Unterlage und meist schieferschotterigem Lehm als Oberboden.

Dasselbe ist der Fall dort, wo das Thalbecken auch im Rekathale ausschliesslich mit dem obern Eocen-Flysch ausgefüllt ist, und nur die hohen Lagen, wie der Schneeberg aus Kreidekalk bestehen.

Diese Bodenart erschwert, da die Ackerkrumme nur in der Thalsohle mächtig, das Rajolen sehr.

In diesem Weinbaubezirke findet eine doppelte Culturart der Rebe statt: a) reine Weingärten, b) Planten, d. h. Rebenreihen in Aeckern.

Ausser diesen finden sich in sehr geschützten Lagen auch Lauben und an den Häusern und an den Wegen in den Weingärten auch Spaliere.

Die Weingärten befinden sich meist auf grossen breiten Terrassen und der Rebsatz ist mit wenig Ausnahmen unregelmässig.

Neue Anlagen von reinen Weingärten werden mittelst drei Schuh langer Blindhölzer durch Einrajolen ausgeführt. Die den verschiedenartigsten Sorten angehörigen Blindhölzer bindet man je drei bis vier in lockere Bündel. Diese Bündel werden in einer Entfernung von 21/2 bis 3 Fuss in Reihen, welche 5 Fuss von einander abstehen, eingelegt.

Dieses Verfahren hat den buntest gemischten Satz zur Folge, was nicht selten noch dadurch wesentlich verschlimmert wird, dass man zwei, ja selbst drei von den ausgetriebenen Reben stehen lässt.

Rebschnitt und Erziehungsmethode ist folgende: Die junge Rebe wird im zweiten und dritten Jahre auf wenige Augen zurückgeschnitten. Im vierten Jahre schneidet man meist dort, wo eine einzige Rebe belassen wurde, Strecker án, und zwar den ersten zwei, den andern ein bis anderthalb Schuh lang; dieselben werden einen Schuh über dem Boden bergaufwärts, schief an Pfäble, angebunden.


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Wurden mehrere Reben belassen, so erhält jede einen Strecker ohne jeden Reservezapfen.

Im zweiten Jahre wird nun der schönste Trieb wieder zu einem Strecker angeschnitten, wodurch sich die Rebe um ein ansehnliches Stück verlängert, so dass dieselbe in wenigen Jahren eine Länge von mehreren Schuhen erreicht; sie setzt alsdann nur oben Trauben an, während sie unten kahl bleibt.

Stärkere Weinstöcke erhalten ausser dem Zapfenschnitt auch noch einen Bogenschnitt.

Es ist einleuchtend, dass mit dieser Erziehung ausser den bereits angeführten, noch andere nicht minder beachtenswerthe Uebelstände verbunden sind, und zwar geringere Qualität der Trauben, grösserer Aufwand an Arbeit beim Schneiden und Binden, Verschwendung von Pfählen und Bindematerial, grössere Wahrscheinlichkeit, dass die Reben bei eintretendem Froste Schaden leiden, u. s. w.

Die Planten (Rebenanlagen in den Aeckern) in der Ebene, sind mehr zum Schutze für die Feldfrüchte gegen die heftigen Winde, als zur Erzeugung guter Weine bestimmt.

Der ganz gewöhnliche Plantenwein, welcher aus einem Gemisch blauer und weisser Trauben bereitet wird, (erstere sind in der Gnjet genannten Sorte vorherrschend vertreten), hat wegen seiner geringern Qualität nur einen · sehr niedern Preis; doch ist das Quantum ein sehr grosses, wozu sowohl die Erziehungsart, wie auch die angeführte, quantitativ sehr ergiebige Traubensorte wesentlich beiträgt.

Von den Planten wird ein Hauswein und im besten Falle der sogenannte Cividin- (Cedajec) Wein erzeugt. Die Erziehung in den Reben der Planten ist folgende:

Neben den verhältnissmässig schmalen Aeckern werden rechts und links 4 Schuh breite und ebenso tiefe Gräben ausgeworfen (rajolt), in dieselbe die Blindholzbündel in Distanzen von 21/2 bis 3 Schuh eingelegt, dazwischen unregelmässig vertheilte Weidenstöcklinge oder Feldahorn gepflanzt und zu Hochstämmen gezogen, welchen jährlich beim Rebenschneiden alle Triebe glatt weggeschnitten werden, so dass sie die Stelle von Pfählen vertreten.

Ueberdies stehen noch Feigen-, Pfirsich- und Maulbeerbäume als Schutz gegen den Wind in der Plantenanlage.

Die Reben werden nun entweder an langen Mittelpfählen, oder an dazwischen befindlichen Bäumen in der Höhe von 2, 21/2 bis 3 Schuhen gezogen, wo sie dann, wenn genug erstarkt, kräftiges, langes Holz ansetzen und die Guirlandenform (gewöhnlich im vierten oder fünften Jahre) annehmen. Zu diesem Zwecke werden an jedem Stocke mehrere Triebe ganz belassen und hierauf zu Guirlanden von je zwei Trieben verflochten. In zwei Guirlanden werden schliesslich mit einander verbunden und an einem oder zwei Seitenpfählen horizontal oder ganz wenig gegen den Boden geneigt, befestiget.

Ein wesentlicher Fehler findet aber auch bei dieser Methode statt. Es werden nämlich an längeren oder kürzeren Stücken des zweijährigen Holzes die neuen Guirlandentriebe belassen, so dass die Reben eine Länge von mehreren Schuhen, ja nicht selten Klaftern erreichen, was wieder einen grossen Aufwand an Arbeit, Pfählen, Bindematerial etc. verursacht.

Als Zwischencultur in den geschlossenen Weingärten trifft man ausser Mais, Klee, Getreide u. s. w. auch edles Obst und Feigen, dann die Goldweide, die das Rebenbindematerial liefert.

In der Thalsohle und auf den nächsten sanften Abhängen sind fast sämmtliche Aecker mit 8-20 Fuss auseinander liegenden Rebenreihen bepflanzt.

Die Lauben heissen „Braida“.

Die ersten Anpflanzungen in den Weingärten sind in der Regel ziemlich regelmässig, doch geht diese Regelmässigkeit später wieder verloren.

2. Ausgepflanzt wird ausschliesslich nur durch Blindreben, selten durch Wurzelreben. Die Verjüngung geschieht durch das Vergruben.

Die Dauer der Weingärten ist gewöhnlich 15 Jahre. Gebracht wird hier gar nicht.

Während der Dauer der Rebenkrankheit in Italien hat die Weinbau-Area im Wippacher Weinbaubezirke einen nicht unbedeutenden Zuwachs erhalten. Nachdem die Rebenkrankheit in Italien aufhörte, ist dagegen wieder eine Verminderung eingetreten.

Mit Ausnahme der Rebschulen der Weingartenbesitzer Franz Kavčič, J. Dolenc, Graf Lanthieri und N. Vertove in St. Veit hat dieser Bezirk keine Rebschulen aufzuweisen.


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Schädlich wirken die nassen anbaltenden Siroccalwetter während der Rebenblüthezeit. Die Nordwinde sind die stärksten, doch ohne Beeinträchtigung des Weinbaues.

3. Die Hauptformationen haben zur Unterlage den Guttensteiner Kalk, welcher von Steinkohlenschiefer und Sandstein, sowie Werfener Schichten überlagert ist. Auch kommen Hallstätter Kalkschichten in einzelnen Lagen vor. Der Obergrund besteht aus Thonschiefer, Mergel, sandigem und kalkigem Lehm.

1. Die Cultur der Rebe erfolgt durchwegs in geschlossenen Weingärten in unregelmässigen Reihen, Reihensatz kommt nur selten vor. Spaliere oder Weingartengeländer, sowie Lauben findet man ebenfalls nur selten. Terrassen sind häufiger bei sehr steilen Lagen. Zwischenculturen sind nicht gebräuchlich.

2. Neue Anpflanzungen geschehen in Gruben, selten in einem frisch rigoltem Lande, gewöhnlich mit Schnitt-, seltener mit Wurzelreben.

Die Verjüngung geschieht durch das Vergruben oder durch Ersatz von neuen Würzlingen für die unbrauchbaren alten Stöcke.

Der Weinbau nimmt zu und werden selbst die abgestockten Wälder und Hutweiden für Weinanlagen geeignet befunden.

„Neuanlagen" entstanden im Weinbaubezirke Rudolfswerth in letzter Zeit im Stadtberge, bei Slattenegg resp. Birnbaum, in Rupertshof und in Gaberje.

Die Güter Krupp, Graac, Freithurn und Weinitz im Weinbezirke Möttling, in welchem übrigens die Vorliebe für den Weinbau nicht so gross ist, unterhalten Rebschulen und beziehen überdies noch aus Klosterneuburg, Steiermark und Agram Rebenschnittlinge oder Wurzelreben, und zwar hauptsächlich Riesling, Wälschriesling, Traminer, Clevner und Wildbacher.

Ausserdem befindet sich auch eine Rebschule in Račah, die eine Staatssubvention erhielt. 3. Die Erziehungsart und Schnittmethode der Rebe ist gewöhnlich der Zapfenschnitt auf 2, 3, bis 4 Augen

Der Weinstock wird im Weinbaubezirke Račah nicht so hoch gehalten, wie in den Weinbaubezirken Gurkfeld, Rudolphswerth und Möttring, in welch' Jetzterem Bezirke der Weinstock auffallend hoch (4—7 Fuss) gezogen wird. Bogenschnitt wird nur ausnahmsweise, und zwar besonders bei Hecken, Spalieren (Braide) und Lauben angewendet.

Die Reben sind durchwegs nur an Pfähien von Kastaniens, Eichen-, Hasel-, Weiden- und Pappelholz mittelst Weidenruthen and Strob befestigt.

Draht wird nicht angewendet. 4. Der Rebsatz ist nirgends einheitlich, sondern überall gemischt.

Von den früher angeführten Rebsorten Krains sind einige wieder in einzelnen der vier Weinbaubezirke vorherrschend, so im Bezirke Račah: Belina (debela, drobna); Lipina (rumena, zelena, černa), Tična (bela, rumena, černa, zelena), Peavic, Zelenika, Muskat, Kraljovina, Černina, Javor. Alle diese Sorten mit Ausnahme der Kraljovina werden im Grossen gepflanzt. Die ertragreichste ist die Lipina. Haltbare Weine liefern ein Gemisch von Belina mit Javor oder Tična mit Zelenika. Schwarzweine werden nicht erzeugt, sondern nur weisse und schilcherartige. Tafeltrauben geben die Belina, Javor, Tična und Muskat..

In neuester Zeit, besonders über Veranlassung des Herrn Ritter von Guttmannsthal wurden in den Weinbaubezirk Račah nachstehende Rebsorten von auswärts eingeführt:

Burgunder, weisser und blauer, Blaufränkische, Portugieser, Riesling, Isabella.

Im Bezirke Gurkfeld sind die am meisten entsprechenden Traubensorten: Belina, Kralovina, Šklina, Podpeuc, Javor; letztere ist sehr fruchtbar, hat aber eine abführende Wirkung und trägt daher im Volksmunde den unschönen Namen: Vsran Javor.

In dem Weinbaubezirke Rudolfswerth kommen nachstehende Rebsorten vor: Belina, (debela, drobna), Javor (bel, primorsk, pisan, zelenzažet). Ipavšina, Kavčnja, Keržatna (Keržovatna), Kraljovina, Kretkopecelj, Kozjises (ali Šepelina), Lipec (Podlipec), Lipina (rumena, zelena, černa), Muskatel (bel), Peles (pelesovna, zelena, černa), Podbelec, Prim orščina, Rumenija, Zelenika (debela, drobna) Želodna, Šipnja, Špatna, Šklina, Tična (bela, rumena, černa, čelena) Černina (sladka, kisla, volovna) und Čespeljevna.


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Der Pressraum heisst Lupa und der Kellerraum Hram, und wenn dieser zugemauert ist, Zidanka. Die Keller befinden sich entweder im Weingarten oder bei der Wohnung des Weingartenbesitzers. Die Temperatur der Keller ist ob der leichten Bauart der äusseren Atmosphäre gleich. Die Weinfässer sind in der Regel 5–50 Eimer gross, meist aus hartem Holz und mit Eisenreifen beschlagen.

Im Weinbaubezirke Gurkfeld sind die Keller verschieden, entweder von Stein (Zidanka) oder von Holz (Hram). (Beslachung, wie vorhin erwähnt.) Selten findet man ein Ziegeldach.

a) Die erste Art des Baues der Keller, welche grössere Weingartenbesitzer haben, ist in diesem Weinbaubezirke folgende:

Der ganze Raum ist in zwei Abtheilungen getheilt. In der vorderen Abtheilung ist das Presslocale, in welchem die Presse und die Gährungsbottiche stehen. In einer Ecke ist eine kleine Küche oder ein Herd angebracht. Aus dem Pressraum gelangt man in den Kellerraum, in welchem die Weinfässer auf Lagerhölzern in einer oder zwei Reihen aufliegen. Die Mauern aus Bruchstein sind mit Mörtel angeworfen.

b) Die zweite bei kleineren Weingartenbesitzern übliche Art ist folgende:

Keller und Pressraum bilden nur ein Locale, in welchem auf einer Seite die Weinfässer und auf der anderen die Presse und Bottiche stehen. Alle Keller sind oberirdisch, und theils von Stein, theils von buchenen Dielen oder dreizölligen Pfosten angefertigt und mit Stroh eingedeckt.

c) Die dritte Art ist jene, wo nur die Fässer im abgeschlossenen Raume liegen, dagegen die Presse sich ausser dem Kellerraume unter einem Vordache befindet. Diese Art von Kellern haben die kleinsten Weingartenbesitzer.

Manche Weinproducenten giessen auf die bereits ausgepressten Treber (Tropine) Wasser und pressen sodann nochmals und erhalten hievon den ,Piccolo" - Wein.

Die Treber werden nicht allein zum Säuern der Stoppelrüben, sondern auch zur Düngererzeugung verwendet.

Aus dem Geläger (Drožje) wird Branntwein gebrannt. Der Weinstein wird aus den Fässern ausgeklopft und an herumziehende Unterhändler verkauft.

Kellerräume werden nur selten vermiethet, und wenn, so zahlt man im Durchschnitte für einen Kellerraum von 500 Eimern jährlich 40 fl.

Werden Fässer in Miethe genommen, so werden per 1 Eimer 10 kr. entrichtet.

3. Die Weine der vier Weinbezirke sind haltbar. Die Qualität ist durchwegs nur die eines Tischweines, deren Farbe wegen des gemischten Satzes schilcherartig, goldgelb und weiss.

Schwarze oder rothe Weine werden, da wenig Nachfrage, nur in kleinen Partien von einzelnen Besitzern erzeugt. Die Farbe dieser Weine ist stark veränderlich. Die Weissweine werden bei längerer Aufbewahrung gelb, ja goldgelb.

Der Most ist süss, während der Gährung bitter, herb. Nach der Gährung bekommt der Wein einen geringen Stich, der sich bald verliert und an Stelle dessen ein angenehmer säuerlicher Geschmack hervortritt.

Im Alter nimmt der Wein an Stärke und Lieblichkeit zu; Bouquet ist nicht sehr hervortretend, da der Rebensatz sehr gemischt und die Bodenarten, sowie die Lagen sehr verschieden sind.

Durch Einführung feiner ausländischer Rebsorten (wie die Güter Račah, Savenstein und Weichselstein bewiesen haben), könnte auch in dieser Hinsicht eine Verbesserung erzielt werden.

Der Wein der Zelenika-Rebe (Grosser Grünhaimer) hat ein dem Riesling weine ähnliches Bouquet.

Auf die Haltbarkeit der Weine übt hauptsächlich die Bodenart Einfluss. Hohe Lagen mit magerem, steinigen Boden liefern besseren und haltbaren Wein, als die tiefen Lagen mit kräftigem und fetten Lehm.

Charakteristische Weinkrankheiten gibt es nicht. In schlechten Kellern schlägt der Wein um, d. h. er wird trübe und geräth dadurch während der Rebenblüthe oder Traubenreife leicht in Gährung.

Mostwägungen und Analysen der Weine wurden bis jetzt nicht vorgenommen. Ausbruchweine und Liqueure werden nicht erzeugt. (Weinproductions-Statistik.)

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c) für Rudolfs werth auf 10—20 fl.; d) für Möttling in den besten Lagen auf 20 fl., in mittleren auf 13 f. und in schlechten auf 3 f.

4. Die materiellen Verhältnisse der Bevölkerung im Weinbaubezirke Račah, die den Weinbau als Nebenbeschäftigung bei ihrer Oekonomie und Waldwirthschaft treibt, sind nicht sehr blühend, da durch beide zusammen kaum der nothdürftigste Unterhalt gedeckt wird. Besitzer, die ausschliesslich vom Weinbaue leben müssen, gibt es hier nicht.

Es existiren wohl Leute, die kein anderes Land besitzen, als ein Stückchen Weingarten; diese sind aber angewiesen, nebenbei ihr Brot noch als Tagwerker zu verdienen.

Der grösste Theil des Weinbaubezirkes Gurkfeld ist im Besitze von sehr armen Leuten. Diese Classe besteht aus Keuschlern, Knechten, welche bei Grundbesitzern dienen, Taglöhnern u. s. w.

Diese Leute müssen die Lebensmittel baar ankaufen und sind durchwegs verschuldet. In Missjahren kommen dieselben in die schlimmste Lage und sind auf das Tagwerk angewiesen, welches in Krain jedoch nur im Sommer möglich ist.

Die grösseren Besitzer, welche neben Weinbau noch Feldbau betreiben, stehen sich, da der Fall nicht eintritt, dass in Weingärten, auf den Feldern und Wiesen zugleich Missernte eintritt, ziemlich gut.

5. Eine Verbesserung und Hebung der Weincultur könnte durch besseren und einbeitlichen Rebensatz, Einführung einer besseren Kellermanipulation, wozu vor Allem gehörige Vorbildung der Bevölkerung nothwendig wäre, und für welche auch die Errichtung einer Weinbauschule in Unterkrain sehr nothwendig erscheint, erzielt werden; ferner durch Errichtung von Rebschulen, aus welchen die Weingartenbesitzer gute und feine Relsorten billig oder unentgeltlich erhalten könnten. Endlich muss noch erwähnt werden, dass der Weinbau dieser vier Weinbaubezirke durch eine Eisenbahn-Communication wesentlich gefördert würde.

Summarische Darstellung der Weinproduction in Krain.

durchschnittlich im Jahre 1870

Traubenertrag Mostfechsung

Mostpreis Mostwerth

im im

im

per per per

ganzen ganzen

ganzen

1 Weinbau- 1 Joch Weinbau- 1 Joch Weinbau-

bezirke bezirke

bezirke Eimer

Bei der Annahme, dass die durchschnittlich von 1830-1870

ganze Mostproduction als

fertiger Wein zu dem Traubenertrag Mostfechsung

Durchschnittspreise der Mostpreis Most Jahre 1870 bis 1872

werth im verwerthet würde im

im

per per per

ganzen ganzen

ganzen 1 Weinbau- 1 Joch Weinbau- 1 Joch Weinbau-

hezirke bezirke

Eimer bezirke

Weinfech- sung per 1 Joch

Preis von

i Eimer Werth der Weinprod. Wein f. den gan-

(reine Wein

gärten 1 Wippach

berebte Aecker


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9. Der Weinbau in Kärnten.

Geschildert von Cosmas Schütz in Klagenfurt.

1. Allgemeines. 1. Der Weinbau ist in Kärnten nur von geringer Bedeutung. Die namhafte Höhe des Landes über der Meeresfläche (der tiefste Punct: Unterdrauburg hat eine Höhe über dem Meeresspiegel von 1060 Fuss), das ungünstige Klima, insbesondere aber der zuweilen sehr lange andauernde, strenge und schneereiche Winter ermöglichen es nicht, dass Kärnten trotz seiner weit nach Süden vorgeschobenen Lage unter den Weinbau treibenden Ländern eine hervorragende Stelle einnehmen könnte.

Von einigem Belange ist blos das Jaunthal am Fusse der mächtigen Karavankenkette, woselbst der Weinbau seit uralter Zeit betrieben wird ; der dortige Wein ist in sehr guten Jahren immerhin geniessbar und findet namentlich als magenstärkendes Getränke im Lande selbst sehr bedeutenden Zuspruch.

In schlechteren Jahren thut der Provinzial-Patriotismus sein Uebriges, um dem Weine, der unter dem Namen „Sittersdorfer“ bekannt ist, einen verhältnissmässig sehr hohen Preis (8—10, ja 14 fl. per Eimer) zu sichern.

Der im Weinbezirke Jaunthal gebaute Wein ist hoch, oft sehr dunkel gefärbt und kann zu den sogenannten Schilcher-, vielleicht auch Rothweinen gerechnet werden.

Im Bezirke Bleiburg befinden sich nur 2 Weingärten, und zwar einer in der Ausdehnung von 21/2 Joch in Neubaus und einer in der Gemeinde Schwabegg am Preglho von 3/4 Joch.

Die in diesen Gärten producirten Weine werden an Ort und Stelle consumirt und sind licht.

Im Lavantthale ist in der Gemeinde Zellach bei Wolfsberg ein Weingarten (6 Joch) und ein zweiter auf der Maierei in Thürn (3 Joch).

Der Weinbezirk Jaunthal umfasst die Ortschaften Sittersdorf, St. Philippen, Globasnitz-Jaunstein und St. Veit des Gerichtsbezirkes Eberndorf.

a) Die Sittersdorfer Weingebirge liegen in der Nähe des 186 Joch umfassenden Göseldorfer Sees *), 422.3 Meter über dem adriatischen Meere. Die Weingartenarea beträgt 8:64 Hectaren und befinden sich die Weingärten auf den südseitigen Kalkböden des Vinarahgebirges, von dem sie sich unter einem Neigungswinkel von circa 45° herabsenken.

Die Weingärten gehören einer grossen Anzahl Besitzern der dortigen Gegend und zerfällt daher die genannte Weingartenarea in viele kleine Parzellen.

b) St. Philippen bei Sonegg liegt mit seinen Weinbergen 430 Meter über dem Meere; dieselben betragen 14:2 Hectaren mit einem Neigungswinkel von 45° an der südwestlichen Seite des Kruglhügels, in der Richtung von Osten nach Westen. Auch hier besteht das Weingebirge aus kleineren Parzellen, die mehreren Besitzern gehören.

c) Globasnitz-Jaunstein, 424:4 Meter über dem Meere hat in seinem Rayon fünf mit Weinreben besetzte Hügel, und zwar:

x) den Feuersberg mit 9:4 Hectaren unter einem Neigungswinkel von 45° an der Südseite des Berges. Von den Weingartenparzellen besitzt das Gut Feuersberg (Fürst Rosenberg) zwölf, die übrigen Theile gehören mehreren Insassen der Ortschaft Globasnitz.

B) Das Weingebirge Sliem na läuft mit den vorigen fast parallel, dacht sich gegen Süden ab unter einem Neigungswinkel von 47° nod umfasst 6 Hectaren.

y) Homitz mit einem kleineren und mit einem grösseren Weinberge und einem Ausmasse von zusammen 5 Hectaren; Neigungswinkel 46o. Bauern von Globasnitz, Jaunstein und der Umgebung sind die Besitzer dieses, sowie des Sliemna Weingebirges.

6) den Kotulza mit 0·57 Hectaren und 63° Neigung. (Der Besitzer dieses Weingartens ist ein Bauer aus Klein forf.)

a) Am Ostende des Globasnitzer Rayons befindet sich auf dem Hügel Plekscha ein Weingarten, 0.96 Hectaren gross, unter einem Neigungswinkel von 47o.

Sämmtliche Weinhügel sind von der Thalsohle an mit Reben besetzt und reicht nirgends der Weinbau höher als 70 Meter über dieselbe.

d) In der Gegend von St. Veit im Jaunthale befinden sich noch einige kleine Weingärten auf einzelnen isolirten Hügeln meist unter einem Neigungswinkel von 45° und in einem Gesammtausmasse von circa 2 Hectaren.

“) Das Niveau dieses Sees wurde seither tiefer gelegt und dadurch die Seefläche um circa 80-90 Joch verringert. (Weinproductions-Statistik.)

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während der kurzen Zeit ihres Bestehens 29 Versuchsfelder im Flächenmasse von 111/4 Joch und 8 Rebschulen im Flächenmasse von 6 Joch mit 640.000 Schnittreben angelegt.

Ausserdem bestehen Versuchsfelder und Pflauzschulen für Reben auf den landschaftlichen Lehranstalten in Marburg und Grottenhof und bei vielen Privaten.

3. Gewöhnlich ist der niedere Zapfenschnitt mit einer Bogenrebe üblich. Die Zapfen werden auf 2-3, und die Bogenreben auf 6 Augen und noch länger geschnitteli. Theilweise sind die Weingärten mit Hecken umgeben. In einigen Weingebirgen der Schillergegend wird die Wildbacher Rebe pyramidenförmig und sehr hoch gezogen. Der Schnitt findet selten im Herbst, meistens im Monale Februar statt.

4. Von Rebsorten finden sich in Steiermark 200 vor von verschiedener Reifezeit, Güte und Geschmack; vorherrschend sind: der Mosler im Radkersburger, Kapeller, Luttenberger, Friedauer, Pettauer, Bacherer und Sremnitscher Weingebirge und im östlichen Theile der windischen Büheln; ferner der weisse Heunisch (belina) im ganzen Lande vorkommend, besonders verbreitet aber im Sausal und in den windischen Büheln; der blaue Wildbacher in der Schillergegend, aber auch in dem östlichen Weinlande bei Hartberg, Pöllau und Fürstenfeld; der weisse Wippacher (lipovšina), in dem südlichsten Theile des Landes, in dem ehemaligen Cillier Kreise; der rothblättrige kanka, in dem Vinarier Gebirge bei Gonobitz, aus welchem hauptsächlich der bekannte rothe Vinarier erzeugt wird; der gelbe Muskateller an den südlichen und östlichen Abhängen der südlichen Centralalpeii, im Posrucker und Gamser Gebirge bei Marburg, welcher die durch ihr starkes Bouquet bekannten Muskateller Weine liefert.

Der Wälscht-Riesling hat in den letzten Jahren in vielen Weingebirgen Eingang gefunden und wird in den Radkersburger und Sausaler Gebirgen, in den windischen Büheln und in der Gegend von Hartberg, Fürstenfeld und Iz in bedeutender Ausdehnung cultivirt. Der blaue Cölner kömmt in der Kolles unter dem Namen ,,Kapšina“ und in dem nordwestlichen Weinlande unter dem Namen ,,kölinger“ oder „Grossmelcher“ sehr häufig vor, ist aber auch in den übrigen Theilen des Landes verbreitet.

Ausser den vorbenannten, in einzelnen Theilen des Landes vorherrschenden Sorten sind in grösserer oder geringer Quantität in allen Weingärten zu finden: der blaue Blank, der Grünhaimer, Elber, die Zimmttraube (vranek), die Urbanitraube, der grüne Sylvaner und noch viele andere Sorten. In neueren Anlagen finden sich bedeutende Anpflanzumgen von Rheinriesling, Traminer, gelbem Ortlieber, blauem und grauen Clevner und blauem Portugieser.

5. Die Düngung der Weingärten ist im Allgemeinen eine sehr mangelhafte und gehören Weingärten, die seit 20-30 gar nicht gedüngt wurden, nicht zu den Seltenlieiten. Dieselbe geschieht gewöhnlich beim Vergruben. Ausserdem ist die gewöhnlichste Methode das sogenannte Koteln, welches darin besteht, dass man bei dem ersten, oft auch dem zweiten Hauen kleine Quantitäten Stalldünger unmittelbar an den Rebstock bringt, ein bestimmter Turnus wird jedoch dabei nicht beobachtet; dieses Verfahren wird nur bei solchen Stöcken angewendet, welche eine schwächere Vegetation zeigen. Die hauptsächliche Düngung in den windischen Büheln mit Laubpauschen durchaus verwerflich, da der geringe Düngerwerth derselben in gar keinem Verhältnisse zu den Kosten steht. Nur bei schweren Böden haben dieselben als Lockermgsmittel einen Werth.

Das Hauen findet nur zweimal, und zwar in den Monaten März, April, sowie Ende Mai oder Anfangs Juni statt, das dritte Mal Behanen gehört zu den Seltenheiten, weil die Winzer grösstentheils auf die Grasnutzung zum Viehfuttern angewiesen sind. Das Ausgaizen geschieht gewöhnlich durch Abreissen der Gaizen, wodurch vielfache Beschädigungen der Tragrehen eintreten. Das Binden findet in den Monaten Juni und Juli statt. Als Bindematerial wendet man durchgehends Stroli an. Das Einkürzen der Reben wird meist Anfangs August vorgenommen.

6. Von Krankheiten ist es vorzugsweise das Oidium Tuckeri, welches in Spalieren und an Mauern auftrat, ferner in Weingärten die Senge (pikee): von Insecten der Sauerwurm (besonders in der Umgebung von Graz).

7. Bezüglich der Weingarten-Area wird auf die Tabelle X verwiesen.

8. Die Preise des Reblandes sind sehr verschieden, während z. B. in der Nähe grosser Ortschaften bei Marburg das Joch Weinland 1500 , bei Radkersburg, Luttenberg und Friedau 1000 A. kostet, belaufen sich die Preise in den windischen Bühein auf 7–80011., im Ranner-Lichtenwalder-, Cillier-nud Tüfferbezirke auf 300 bis 400 fl,

9. Die kosten einer Neuanlage betragen:
Für das Rigolen (per Quadrathlalier 10--16 kr.) per Joch

208 fl. Für das Panirenl, Setzen und Bepfüllen u. s. w. (150 Tagwerke à 40 kr.)

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den gegenwärtig noch in zu geringen Quantitäten erzeugt, so dass der Vorrath solch' exportfähiger Weine nicht ausreicht; es wird daher nothwendig sein, die Anpflanzung dieser Rebensorten auszudehnen und exportfähige auf dem Weltmarkte gesuchte Weine in grossen Qantitäten zu erzeugen.

Hauptsächliches Augenmerk muss auf die Beseitigung jenes bunten Gemisches von Rebensorten der schlechtesten Gattung und verschiedensten Reifezeit gerichtet werden. Die Weine einzelner steierischer Producenten haben auf allen Ausstellungen einen ehrenvollen Platz eingenommen, doch kann nicht in Abrede gestellt werden, dass die Weine im Allgemeinen den Anforderungen, die man an ein von der Natur so bevorzugtes Weinland zu stellen berechtigt ist, nicht ganz entsprechen

Dies ist auch erklärlich, da dem steirischen Weinbauer bisher sehr wenig Gelegenheit geboten war, sich im Lande über die nöthigen Verbesserungen im Weinbaue zu informiren und gewandte Arbeitskräfte für den Weingarten und Keller zu finden.

Dem dringenden Bedürfnisse nach Unterricht im Weinbaue wurde in neuester Zeit durch die Errichtung der Landes-Weinbauschule in Marburg abgeholfen.

Diese mit für den Weinbau vorzüglich geeigneten Ländereien reich dotirte und mit den nöthigen Mitteln ausgestattete Anstalt wird in ihren den Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Anlagen vollkommener Rebenpflanzungen zur Nachahmung aneifern, durch Ausbildung von Zöglingen und Arbeitern dem Weinbauer unterrichtete Hilfsarbeiter zuführen; durch den Besuch dieser Anstalt werden auch die Zöglinge der Marburger Lehrerbildungsanstalt Gelegenheit finden, sich für den Unterricht im Weinbaue auszubilden, wodurch die bisher mangelnden Lehrkräfte für den landwirthschaftlichen Fortbildungsunterricht werden gewonnen werden.

In der Einführung dieser Fortbildungsschulen ist das wirksamste Mittel zur Verbreitung rationeller Kenntnisse im Weinbaue und Erweckung des Sinnes für den Fortschritt im Landvolke zu erblicken.

Die Abhaltung von Wandervorträgen wird wesentlich zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse im Weinbaue und der Weinbereitung beigetragen; der Wanderunterricht aber wird erst dann den erwarteten Nutzen bringen, wenn das Landvolk durch die Fortbildungsschulen für denselben reif geworden sein wird.

Durch das Zusammenwirken aller dieser Factoren und der zahlreichen Weinbauvereine ist der Organismus geschaffen, der in der nächsten Zukunft einen bedeutenden Aufschwung der Weinproduction mit Sicherheit in Aussicht stellt.

Die Aufgabe der Weinhandlungen wird es dann sein, durch Beschaffuog hinreichender Capitalien das Rohproduct von den Producenten zu sammeln und für den Weltmarkt herzurichten und grosse Quantitäten Weine gleicher Sorte in den Handel zu bringen.

Die Regierung wird durch Vermittlung der Herabminderung der Ausfuhrzölle oder die gänzliche Beseitigung der Zollschranken, durch Erwirkung billiger Frachtsätze auf den Eisenbahnen und eines sorgfältigen und beschleunigteren Transportes den Absatz bedeutend fördern und dadurch auf die Weinproduction und die Rentabilität desselben den günstigsten Einfluss ausüben können.


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Hauptweingebirge, welche zu demselben gehören

nach der alten Katas tral-Vermessung

Durchschnittsertrag per

Joch in den letzten 7 Jabren

Seitherige Vermehrung nach

Durchschnitts- Culturskosten

preis per Eimer von der

sammt GebäuCultur in den

de-Erhaltung letzten 7

und Fässern Jahren

Gegenwärtiges Flächenmass


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11. Der Weinbau in Niederösterreich.

Geschildert von Hauptmann Philipp Ludwig in Wien.

1. Die Weingärten Niederösterreichs befinden sich zum grössten Theile in den Vierteln des Untermannhartsberges, des Ober- und Unterwienerwaldes, während das Viertel ober dem Mannhartsberge nur am Kampflusse westund südwärts bei Krems und Langenlois mit den Ausläufern in Stein, Dürrenstein und Spitz Weinanlagen hat.

Abgesehen davon, dass an minder bedeutenden Bächen und Flüssen längs des Douaulaufes sich viele Weingärten befinden, tritt der Weinbau in den Gegenden von Stein, Mautern, Krems, zwischen Tulln und Wien in ausgedehnten Strecken hart an die Ufer des Donaustromes heran. Die Lagen der Weingärten sind in den Gebirgen südlich und südöstlich, in den Thälern auch westlich. Selbst westliche und nordwestliche Lagen gehören nicht zu den Seltenheiten. Während in allen Bezirken der Weinbau auf Hügeln und in der Ebene betrieben wird, beschränkt sich derselbe in einigen Gegenden des Oberwienerwaldes auf gebirgige Lagen. Hinsichtlich der Neigung des Bodens ist zu bemerken, dass sich Gebirgs- und Hügellagen in grosser Zahl vorfinden, von steilen Höhen des Terrassenbaues (200) bis zu schwach geneigten Flächen (120°).

Der Weinbau Niederösterreichs lässt sich in folgende Weinbaubezirke eintheilen:

1. Baden: (Sechshaus, Hietzing, Mödling (mit Gumpoldskircherr], Bailen (mit Vöslau], Wiener-Neustadt, Pottenstein, Neunkirchen, Gloggnitz.)

2. Klosterneuburg: (Hernals, Klosterneuburg (mit Grinzing. Nussdort, Weidling], Tullo.) 3. Oberwienerwald: (Neulengbach, Herzogenburg, Atzenbrugg, Mautern, St. Pölten, Mölk.) 4. Krems: (Ravelsbach, Kirchberg a. W., Krems, Langenlois. Spitz, Persenheng.) 5. Oberhollabrunn: (Laa, Oberhollabrunn, Haugsdorf (mit Stinkenbrunn, Mailberg], Eggenburg, Horn). 6. Retz: (Retz mit Markersdorf.)

7. Brünner Strasse: (Feldsberg, Mistelbach, Wolkersdorf, Zistersdorf [mit Poisdorf], Matzen, Marchegg, Grossenzersdorf.)

8. Bisa mberg: (Korneuburg (mit Bisamberg), Stockerau.) 9. Bruck a. d. Leitha: (Hainburg, Schwechat, Bruck a. d. Leitha, Ebreichsdorf.)

2. Die sehr häufig sich einstellenden Fröste, die im Sommer lang anhaltende Trockenheit und die zeitweise heltigen Winde beschädigen sehr häufig die Reben und hemmen ihre Entwicklung. Einigen Anhaltspunkt über die klimatischen Verhältnisse eines Theiles der Weinbaugegenden Niederösterreichs mögen die folgenden meteorologischen Beobachtungen aus Baden und Krems geben. Leider liegen Beobachtungen für eine längere Reihe von Jabren aus anderen Weinbaugegenden nicht vor,


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3, In Niederösterreich wird der Kahl- und Zapfenschmitt angewendet und die Reben an Prählen aus Fichtens, Tannen- und Lerchenholz mittelst Strohgebinden befestigt. Bogenschnitt in reiner Form kommt nur vereinzelt vor.

4. Die in älteren Weingärten gemischt vorkommenden Rebsorten sind a) für Weissweine: Gutedel, Grünund Roth-Veltliner (Muskateller genannt), frührother Veltliner, gelber Muskateller („Schmeckender“ genannt), grüner Sylvaner (Zierfandler), rother Zierfandler (Gumpoldskirchner, Spätroth), Rothgipfler (Reifler'), grüner Heunisch, Mosler, Wälsch-Riesling, Seestock (Silberweiss), Ruländer, österreichisch Weiss, rother Traminer und weisser Riesling; b) für Rothweine: blau Fränkischer, Portugieser, Scheibkörner und neiierer Zeit blauer Burgunder. Während die Rebsorten – für Rothweine - sich in den verschiedenen Bezirken zumeist mit weissen Sorten gemischt vorfinden, sind in Vöslau und Umgegend (auch in Matzen) reine Rothwein-Culturen, woselbst der blaue Portugieser mehr oder weniger mit blauem Fränkischen gemischt, einen sehr feinen und allseits anerkannten Rothwein liefert.

Im nördlichen Theile Niederösterreichs, wo man die sogenannten weissen Landweine in grösseren Mengen producirt, herrscht in den gemischten Rebsätzen die Veltliner Sorte vor, während Riesling zu den Seltenheiten gehört.

Im südlichen Theile Niederösterreichs, wo der Weinbau sich der günstigen Gebirgslagen und Höhenzüge bemächtigt hat, in den Gegenden von Gumpoldskirchen, Baden und Mödling besteht der Hauptrebsatz aus rothem Zierfandler und Riesling neben geringen Mengen der obengenannten Rebsorten.

In der Nähe von Klosterneuburg, in Weidling, Nussdorf (Nussberger) und Grinzing befinden sich neben dem allmälig sich verringernden, alten Hauptrebsatze, dem österreichisch Weissen, nun auch Riesling, Traminer und nebenbei andere Rebsorten in verschiedenen Mengenverhältnissen. Als Tafeltrauben verdienen Erwähnung in der Umgebung von Wien die Gutedel-Arten; auch werden die blauen Portugieser als schöne Fruchitrauben massenhaft auf den Markt gebracht.

5. Die Weingärten werden im Allgemeinen drei- bis viermal gehauen, zweimal gebunden und ausgebrochen, einmal gegiptelt und eingekürzt. Die Düngung derselben findet sehr unregelmässig statt; in einigen Bezirken geschieht diese nur bei dem Vergruben, in anderen zu bestimmten Zeiten, etwa alle 3_-4 Jahre. Was die Quantität betrifft, so rechnet man hie und da 300 Centner per Joch, in anderen Orten 100 – 200 Centner u. s. w. In Oberhollabrunn verwendet man auch Hornspäne zu diesem Zwecke.

6. Von schädlichen Insecten ist nur der Sauerwurm zu erwähnen. 7. Die Weinbaufläche beträgt 74.686 Joch oder 42.979 Hectaren. (S. Tabelle XI.)

8. Der Kaufwerth eines Joches Weingartenland schwankt zwischen 800—3000 01., und beträgt z. B. in der Gemeinde Matzen 1500 f., in Haugsdorf 300--2000 f., durchschnittlich 1200 fl., in Krems 100—600 fl., in Oberhollabrunn 800-2000 f). u. s. w.

9. Die jährlichen Kosten der Bearbeitung eines Joches Weingarten stellen sich je nach Verhältniss verschieden und erfordern bei Taglöhnerarbeit eine höhere Summe als im Accord. Im letzten Falle sind alle Arbeiten mit Ausnahme des Schlagens und Ziehens der Prähle, sowie des Bindens mit Stroh in dem Preise von 30--90 fl. mitinbegriffen. Bei dem sogenannten Drittel- oder Fünftel-Baucontract hat der Arbeiter alle Arbeiten ohne Lohn zu leisten, nebstbei Prähle und Dünger beizustellen, sämmtliche Steuern zu zahlen und erhält dafür !; oder 3's der Traubenlese.

Der Preis des Düngers per Fuhre beläuft sich auf 2-5 fl.; die Plähle von Lerchenholz kosten per 1000 Stück 30—-40 fl., jene von Tannen 20 – 30 11.

lo Herzogenburg stellen sich die Bearbeitungskosten bei einem Taglohn von 50 kr. nebst Wein, oder 40 kr. nebst Kost und Wein, oder 80-90 kr. ohne Naturalien per Joch auf ..

01. Bei Verträgen mit Inbegriff sämmtlicher, jährlieh wiederkehrenden Arbeiten mit Ausschluss des Dungers auf 15—16 fl.

per Vierteljoch per Joch also auf.

60–64 , Eine 2spännige Fuhre Dinger kostet

4 1000 Stück Pfähle aus Föhrenholz .

15-20 Lerchenholz

30--33 In Haugsdorf wird gezahlt für: Herrichten, Behauen, Vergruben der Reben (60 Handiage à 1 fl.)

60 f. kr. Schneiden, Binden, Stutzen der Reben, Jäten, Ausziehen (durchschnittlich 46 leichte Handlave à 70 kr.) 1000 Stück Plähle

23 Zuspitzen der Pfühle und Einschlagen (10 schwere Handtage à 1 fl.)

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Von vorherrschenden Rebsorten sind zu erwähnen: Muskateller, Riesling, Burgunder, Rafel (?), weissrother und schwarzer (?) Zierfandler, weisse und rothe „Schmeckende“, frühreifer schwarzer Lorenzi, grüner (?) Clevner, Czasladoer, Traminer, Portugieser und Archlebauer im Bezirke Steinitz). Rothe Weine werden in verschiedenen Gegenden je nach der Nachfrage bald mehr, bald weniger erzeugt.

5. Die Bearbeitung des Weingartens theilt sich in das Zerlegen und Binden der Reben, den Schnitt derselben, das Hauen des Weingartens, das Schlagen der Pfähle, das Graben, das Binden der Reben, das Gipfeln, Ausbrechen und nochmalige Binden, die Weinlese und endlich die Herausnahme der Weinplähle. Je nach Umständen wird mehrmals behauen, ausgebrochen und gebunden.

6. Die Weinkrankheiten erstrecken sich vorzugsweise auf die sogenannte Traubenkrankheit (Oidium), welcher aber durch Schwefeln in vielen Fällen Einhalt gethan wird. Bei wechselnder Witterung tritt auch der rothe Rost (im Weinbaubezirke Auspitz rother Thron genannt), ferner die Traubenfäule und der Meblthau auf. Von Insecten sind namentlich Wespen und Hornisse, Maikäfer, Sauerwurm, Philoxera vastatrix (?) und von weiteren schädlichen Thieren Raupen und Mäuse zu verzeichnen.

7. Die Gesammtfläche des Weinbezirkes Mähren betrug i. J. 1872 25.545 Joch.

Der Weinbau kommt in Mähren in 10 politischen Bezirken und in 20 Gerichtsbezirken mit 306 Katastralgemeinden vor, und zwar betrug die Weinbauarea 1872 im Gerichtsbezirke: 1. Auspitz . 5547 Joch 14. Kromau.

464 Joch 2. Austerlitz

65 12. Lundenburg

247 3. Brünn

1200 13. Napaged]

: 201 4. Butschowitz

2 14. Nikolsburg

3125 5. Eibenschitz

581 15. Selowitz

1473 6. Gaya

2326

16. Steiait: 7. Göding

. 1795 17. Strassnitz

1240 8. Hradisch

1652 18. Ungarisch-Brod

459 9. Joslowitz

1231 19. Ungarisch-Ostra

874 10. Klobauk

187 20. Znaim

1564 8. Der Kaufwerth per Joch ist verschieden und wechselnd, je nach Boden, Klima und Lage, zwischen 60—1400 fl., und zwar beträgt derselbe: Im Bezirke Auspitz

400-1000 A. Austerlitz

300- 600 Brünn

400- 900 Eibenschitz

200- 900 Hradisch

80- 400 Joslowitz.

600+-1200 Mährisch-Kromau

600-- 800 , Lundenburg

50- 500 Napagedl.

60—- 300 Nikolsburg

200- 500 Strassnitz . .

60- 500 Ungarisch-Brod

120- 800 Ungarisch-Ostra

200- 400, Znaim

800-1400 , 9. Die jährlichen Bearbeitungskosten wechseln zwischen 40– 140 fl. Die neue Anlage eines Weingartens kostet z. B. im Bezirke Auspitz:

Für das Ausheben von 300 Stück Kräften 10000 Stück Sturzreben á 2 fl. per Mille .

20 das Herausputzen und Gleichstutzen derselben das Unterbringen in die Grube .

das Abwarten in der Grube und Begiessen durch 3 Monate , das Aussetzen durch 16 Personen å 50 kr. , Verköstigung derselben .


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Ausbruchweine, moussirende und Liqueurweine werden in Mähren nur selten erzeugt. 4. Die besseren mährischen Weinsorten können in folgende Gruppen eingetheilt werden: Zur 1. Gruppe gehören die hitzigen, den Ungarischen ähnlichen Weine; 1. Classe': in den Katastralgemeinden Grossblattnitz, Kleinblattnitz (genannt Rohatscher), Bisenz. 2. Classe: in den Katastralgemeinden Polleschowitz, Strassnitz, Buchlowitz. 3. Classe: in den Katastralgemeinden Domanin u. s. w. Zur 2. Gruppe gehören die sogenannten herben, den Oesterreichischen ähnlichen Weine: 1. Classe : in den Katastralgemeinden Polau, Archlebau.

2. Classe in den Katastralgemeinden Auspitz, Billowitz, Pritlach, Rakwitz, Nusslau, Oberwisternitz, Unterwisternitz, Muschau.

3. Classe: in den Katastralgemeinden Bojanowitz, Dürnholz, Bergen, Pardorf, Gross- und Klein-Steurowitz. Zur 3. Gruppe gehören die sogenannten milden Weine. 1. Classe: in den Katastralgemeinden Baumöl (Schubeser), Zuckerhandl, Rausenbruck, Edelspitz. 2. Classe: in den Katastralgemeinden Schattau, Gnadlersdorf, Konitz. 3. Classe: in den Katastralgemeinden Lechwitz, Mühlfrauen, Poppitz, Tajax u. s. w.

5. Die Durchschnittsproduction in den Jahren 1850 – 1870, sowie jene der letzten Jahre kann nur zum Theile und unvollständig von einigen den Weinbaudistricten Mährens angehörigen Weinbaugebieten angegeben werden. (S. übrigens Tabelle XII.)

Die Production in den letzten 20 Jahren in Auspitz betrug : Im Jahre 1850 18100 Eimer Im Jahre 1860

26000 Eimer 1851

16152 1861

10000 1852

15500 1862

. 60000 1853

65000 1863

29000 1854

. 16000 1864

26000 1855

13000 1865

15800 1856

54000 1866

1200 1857

14000 1867

24000 1858

52000 1868

80000 1859

17000 1869

50000 (Die so auffallend erscheinenden Schwankungen in den Erträgnissen waren mitunter die Veranlassung, die Rebpflanzungen in dem Auspitzer Weinbezirke zu vermindern.)

Die Production im Kromanier Bezirke betrug : Im Jahre 1850 37080 Eimer Im Jahre 1860

44296 Eimer 1851

37080 1861

58540 1852

18540 1862

44496 1853

55620

1863-1865 fehlen die Ausweise. 1854

9270 1866

18540 1855

18540 1867

27810 1856

44496 1868

55620 1857

44496 1869

44296 1858

55620 1870

55620 1859


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Krom all.

Böhmdorf, Wenzelsdorf ete.

Lundenburg.

Billowitz, Neudorf ete.

Napag edi.

Kudlowitz, Spittinau etc.

Nikolsburg:

Tannowitz, Guldenfurt, Nikolsburg, Bergen, Wisternitz, Voitelsbrunn etc.


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Bei den grösseren Weingartenbesitzern werden alle Trauben gekeltert, und blos kleinere Besitzer verkaufen die Trauben der weissen Sorte nach der Stadt. In Bezug auf die Kelterung und Kellerwirthschaft ist zu bemerken, dass die ältere Manipulation gegenwärtig zum grossen Theile aufgegeben wird. Erwähnenswerth ist insbesondere die Behandlung des Weines im Melniker Bezirke bei der Domäne Unter-Berkowic.

Zur Erzeugung von weissen Weinen werden die sortirten Trauben gleich vom Weingarten zur Presse gebracht, daselbst durch Rebeln von den Stielen befreit, auf einer hölzernen Traubenmühle gequetscht und auf einer eisernen Schraubenpresse gepresst. Der Most wird dann in einem kalten Locale in offenen Bottichen aufbewahrt und durch 24 bis 30 Stunden auf einer eigens construirten Mostpeitsche mittelst Ueberpumpens mit der athmosphärischon Luft in Berührung gebracht. Nach einer mehrstündigen Ruhe wird der Most sorgfältig abgezogen, in eine auf + 10° R. temperirte Gährhalle gebracht und daselbst unter Anbringung von Gährspunden der Hauptgährung überlassen.

Bei rothen Weinen geschieht ebenfalls die Auslese, welche je nach dem Jahrgange zwei bis drei Qualitätssorten liefert. Die Trauben werden in der Lesehalle gerebelt, die gerebelten Beeren auf der Traubenmühle, ohne die Kerne zu verletzen, gemahlen, dann gepresst, im kalten Locale auf Bottiche gebracht, und wie der weisse Most mit der Luftpeitsche behandelt. Der so behandelte Most wird mit den eingestampften Trestern wieder gemengt und mit diesen auf die in der geheizten Gährhalle aufgestellte, mit Doppejböden versehene Gährtonne gebracht, daselbst bei einer Temperatur von 10° R. mit Gährspunden verschlossen, der Hauptgährung überlassen, bis der Wein eine correcte Farbe angenommen hat. Hierauf wird der Wein in grosse Fässer abgezogen, welche ebenfalls mit Gährspunden versehen sind. Die so gefüllten Fässer bleiben in der Regel bis Anfangs Mai des folgenden Jahres in der geheizten Gährhalle bei 10° R., wo sie täglich nachgefüllt und mit der grössten Reinlichkeit und Sorgfalt behandelt werden. Erst Anfangs Mai werden alle diese Weine durch eine Brause oder Peitsche abgelassen und kommen sodann auf ein Jahr in den sogenannten Jungkeller, in welchem über Sommer eine Temperatur von 10° R. unterhalten wird.

Hier erreichen die Weine die Fassreife und werden nach einem Jahre in die Lagerkeller gebracht, wo cine Temperatur von 7 bis 8° unterhalten wird.

Hervorzuheben ist als eines der feinsten Producte des böhmischen Weinbaues der „Labín“, welcher Wein im Jahre 1866 zum ersten Male, und zwar aus Trauben des rothen Burgunderstockes erzeugt wurde und seinen Namen von der Elbe (Labe) erhalten hat.

2. Die Weine werden 2 – 3mal im Laufe des Jahres abgezogen; in einigen Gegenden findet das erste Abziehen im Monate Jänner, das zweite im Monate Juni statt. Bei der mangelhaften Einrichtung der Keller, der sich früh einstellenden kalten Temperatur und bei der dadurch mangelhaften Vergährung konnte bis jetzt nur selten flaschenreifer Wein erzeugt werden.

3. Im Melniker Weinbezirke liefert der Riesling allein (bei guter Reife und sorgfältiger Auslese) oder gemischt mit Sylvaner und Traminer den besten und edelsten Wein, sodann rother und grüner Traminer und weisser Burgunder (Chablis).

Der Wein erhält erst im Verlaufe des zweiten und dritten Jahres etwas Farbe und sein Bouquet veredelt sich durch längeres Lager bei gehöriger Behandlung.

Je nach Lage und Rebsorte hat bei guten Jahrgängen der Most 21 -- 24 % Zuckergehalt (nach Balling's Saccharometer). Mostwage nsind nur bei wenigen Weingartenbesitzern üblich, und chemische Untersuchungen werden nur in den seltensten Fällen vorgenommen.

V. Weinconsum und Weinhandel.

1. Ein kleiner Theil der jährlichen Production wird zum Haustrunke, ein grösserer zum Ausschenken verwendet und der Rest von Händlern eingekauft.

2. Die Maischpreise im Jahre 1870 wechselten zwischen 5 und 8 fl. Die Weinernte des Jahres 1870 war iu Böhmen mittelmässig, wogegen jene der Jahre 1864 und 1871 zu den schlechtesten gehören. In der Melniker Gegend zahlte man im Jahre 1870 für Most von Rothwein 10 fl., von Weisswein 8 fl. per

Eimer. 3. Der Durchschnittspreis fertiger Weine betrug im Jahre 1870 8–15 fl., im Jahre 1871 7—14 f., im Jahre 1872 16-30 11.; für ältere Jahrgänge (wie 1860/68) 20-40 fl. per Eimer.


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4. Ein Handel mit Flaschenweinen findet aus oben genannten Gründen nur in kleinem Massstabe, und zwar erst seit dem Jahre 1867 statt.

Der erzeugte Wein wird vielfach von den Händlern im Orte selbst aufgekauft und grösstentheils in Böhmen abgesetzt.

VI. Roh- und Reinertrag des Weinbaues.

1., 2. u. 3. Eine allgemeine Berechnung ist bei dem in Folge der verschiedenen Culturverhältnisse auch sehr verschiedenen Erträgnisse kaum möglich.

Im Ganzen genommen ist namentlich in den letzten zehn Jahren (1862–1871), wo es bezüglich der Qualität 1 gutes, 6 mittlere und 3 schlechte, und bezüglich der Quantität 2 gute, 4 mittlere und 4 schlechte Jahre gab, der Weinbau passiv, daher auch das häufige Ausroden der bestehenden Weingärten; nur jene Weingartenbesitzer, die zu: leich eine geregelte Kellerwirthschaft führen, können überhaupt, und da nur von einem sehr geringen Nutzen sprechen. Bei alten Weingärten liesse sich der Rohertrag per Joch auf circa

120 --- 180 f. und die Auslagen auf

130-130 schätzen, daher im ersteren Falle passiv mit im günstigeren ein Nutzen per .

30 f1. Bei neuen, gut gepflegten Anlagen beziffert sich der Rohertrag per 1 Joch auf circa

225 - 360 die Auslagen per Joch auf

280--300 daher im ersteren Falle passiv mit im letzteren günstigeren Falle ein Nutzen per

60 f. 4. Der Weinbau wird nur als Nebenzweig der Landwirthschaft betrieben.

5. Bei der Höhe der Arbeitslöhne, der hohen Besteuerung und bei der kostspieligen Düngerzufuhr dürfte der Weinbau nur in besonders günstigen oder sehr steilen Lagen, welche eine andere Bewirthschaftung nicht zulassen, lohnend erscheinen, wesshalb auch in den letzten zwanzig Jahren in einigen Bezirken, namentlich in jenem von Aussig, mindestens die Hälfte der gesammten Weinbergsarea in Aecker verwandelt worden ist. Doch wurden in allerneuester Zeit von Grossgrundbesitzern bedeutende Neuanlagen vorgenommen und überhaupt dem Weinbaue grössere Aufmerksamkeit geschenkt.

Wird angenommen, dass die sämmtlichen Weingärten Böhmens , nämlich die eigentliche Weinbauarea , d. i. diejenige, welche als solche eine commerzielle Bedeutung hat, und hiezu die neuen Pflanzungen der letzten Zeit, sowie auch die zerstreut liegenden Weinpflanzungen in den Hausgärten – eine Ausdehnung von circa 1200 Joch erreichen, so gibt es noch immer eine bedeutende Differenz zwischen der jetzigen Ausdehnung der Weingärten gegen die bezügliche Fläche des Jahres 1870, in welchem nach officiellen Angaben die Ausdehnuug der Weingärten noch zwischen 1400-1500 Joch betragen hat.

Diese so bedeutende Einschränkung hat in den bereits im Eingange erwähnten Umständen ihren Grund.