Welches land zahlt am meisten in die eu

Flaggen der Europäischen Union wehen im Wind vor dem Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission. Bild: dpa

Jetzt ist klar, welches Land wie viel Geld aus dem geplanten 750-Milliarden-Topf der EU erhalten soll. Das meiste geht nach Italien, Deutschland erhält sehr wenig. Eine Übersicht.

Sagenhafte 750 Milliarden Euro will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in die Hand nehmen, um die Wirtschaft in der EU wieder aufzurichten. Deutschland soll gerade einmal 28 Milliarden Euro davon erhalten, obwohl es die größte Volkswirtschaft der Union hat und die meisten Bürger hier leben. Allerdings kommt die Bundesrepublik wirtschaftlich auch vergleichsweise gut durch die Krise.

Das besonders heftig von der Virus-Krise betroffene Italien soll 82 Milliarden Euro an Zuschüssen erhalten und 91 Milliarden Euro in Form von Darlehen. An Spanien sollen 77 Milliarden Euro an Zuschüssen gehen und Kredite über 63 Milliarden Euro. Der Rest des Geldes verteilt sich wie folgt:

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Wenn man die absoluten Zahlen betrachtet, führt kein Mitgliedstaat so viel Geld an Brüssel ab wie Deutschland. Im Haushaltsjahr 2014 waren es rund 26 Milliarden Euro, also rund ein Fünftel des EU-Gesamtbudgets.

Wichtig zu wissen: Davon flossen rund zwölf Milliarden Euro wieder nach Deutschland zurück – als Hilfe für strukturschwache Regionen, für die Landwirtschaft sowie für zahlreiche Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme.

Umgelegt auf die Kosten pro Einwohner liegt Deutschland nur auf Rang Vier der Nettozahler – hinter den Niederlanden, Schweden und Großbritannien.

Richtig ist auch: Keine andere europäische Volkswirtschaft profitiert so sehr vom EU-Binnenmarkt wie die deutsche. Fast zwei Drittel der deutschen Ausfuhren gehen in EU-Länder, und der Export in die neuen Mitgliedstaaten Mittel- und Osteuropas hat sich weitaus schneller entwickelt als die Ausfuhren in den Rest der Welt. Deutschland zahlt viel Geld in die EU ein, profitiert aber noch mehr von ihr.

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Die Frage, ob sich mit der EU-Mitgliedschaft für einen Staat mehr Vor- oder Nachteile verbinden, lässt sich nicht mit einer buchhalterischen Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben bezogen auf den EU-Haushalt beantworten. Trotzdem wird dieses Thema gerade bei den "Nettozahlern" wiederkehrend diskutiert. Umso wichtiger ist es, nicht nur die absolute Höhe der geleisteten Zahlungen der Staaten zu betrachten (bei denen Deutschland seit Jahren an erster Stelle steht), sondern diese auch in Bezug zur jeweiligen Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl zu setzen – im Jahr 2020 waren bei diesen Betrachtungsweisen Deutschland und Dänemark die größten Nettozahler.

Fakten

Aus der Differenz zwischen den finanziellen Leistungen, die die einzelnen Mitgliedstaaten an die Europäische Union (EU) abführen und den Leistungen, die sie von der EU erhalten, ergibt sich aus der Sicht der Mitgliedstaaten entweder ein positiver Saldo (Nettoempfänger) oder ein negativer Saldo (Nettozahler). Allerdings gibt es zahlreiche Faktoren, die die Ausgaben und Einnahmen der Staaten ungleichmäßig beeinflussen. So führen beispielsweise Küstenländer mit internationalen Häfen – wie die Niederlande – erhebliche Zolleinnahmen für importierte Güter ab, die in andere Mitgliedstaaten weitergeliefert werden. Andere Staaten – wie zum Beispiel Belgien – erhalten Kostenerstattungen für den Sitz großer EU-Organe. Bis einschließlich 2019 wurden von der Europäischen Kommission die "operativen Haushaltssalden" berechnet, bei denen diese Faktoren weitgehend herausgerechnet wurden. Die nachstehenden Angaben für das Jahr 2020 beruhen auf der bisherigen Berechnungsmethode der Europäischen Kommission (siehe "Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen").

Bezogen auf das jeweilige Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Staaten war im Jahr 2020 Deutschland der größte Nettozahler der EU. Der negative Haushaltssaldo entsprach 0,46 Prozent des BIP. Darauf folgten Dänemark (minus 0,43 Prozent), das Vereinigte Königreich und Schweden (minus 0,40 Prozent) sowie die Niederlande (minus 0,39 Prozent). Trotz des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union leistet das Vereinigte Königreich seinen Beitrag zum Haushalt für das Jahr 2020 so, als wäre es noch ein Mitgliedstaat (siehe "Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen"). Auf der anderen Seite waren die größten Nettoempfänger im Jahr 2020 Kroatien (plus 4,34 Prozent des BIP), Litauen (plus 4,32 Prozent), Ungarn (plus 3,55 Prozent), Lettland (plus 3,50 Prozent) und Griechenland (plus 3,48 Prozent).

Wenn die operativen Haushaltssalden auf die jeweilige Bevölkerung der Mitgliedstaaten bezogen werden, stehen bei den Nettozahlern fast dieselben Staaten an der Spitze. Mit durchschnittlich 228 Euro pro Kopf zahlte 2020 niemand so viel an die EU wie die Bürgerinnen und Bürger Dänemarks. An zweiter bzw. dritter Stelle standen Deutschland (186 Euro) und Schweden (184 Euro). Gefolgt von den Niederlanden (180 Euro) und Österreich (160 Euro). Hingegen erhielt Litauen rein rechnerisch 765 Euro pro Kopf von der EU und bei Estland und Luxemburg lag der positive Haushaltssaldo 2020 bei 600 bzw. 574 Euro pro Kopf. Es folgten Lettland und Kroatien mit 545 bzw. 540 Euro.

Bezogen auf die absoluten Zahlen lag Deutschland im Jahr 2020 erneut auf Platz eins aller EU-Mitgliedstaaten: Der negative Haushaltssaldo Deutschlands lag bei 15,5 Milliarden Euro. Darauf folgten das Vereinigte Königreich (minus 10,2 Mrd. Euro), Frankreich (minus 8,0 Mrd. Euro), Italien (minus 4,8 Mrd. Euro) sowie die Niederlande (minus 3,1 Mrd. Euro). Auf der anderen Seite waren bezogen auf die absoluten Zahlen Polen (plus 13,2 Mrd. Euro), Griechenland (plus 5,7 Mrd. Euro), Rumänien (plus 4,9 Mrd. Euro), Ungarn (plus 4,8 Mrd. Euro) und Tschechien (plus 3,5 Mrd. Euro) die größten Nettoempfänger.

Bei diesen Rankings ist allerdings zu beachten, dass es sich um eine rein buchhalterische Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben bezogen auf den EU-Haushalt handelt. Die Frage, ob sich mit der EU-Mitgliedschaft für einen Staat mehr Vorteile oder mehr Nachteile verbinden, lässt sich nicht mit einer ausschließlichen Betrachtung des jeweiligen Saldos beantworten, da dieser zahlreiche Faktoren ausblendet. So zum Beispiel die politische Stabilität und Sicherheit, den freien Personenverkehr, den Binnenmarkt oder den Euro als Leitwährung.

Zudem fördert die EU laut Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) "den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten". Und auch nach Artikel 174 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) setzt sich die Union "insbesondere zum Ziel, die Unterschiede im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen und den Rückstand der am stärksten benachteiligten Gebiete zu verringern". Abseits dieser vertraglichen Verankerung des Ausgleichs zwischen den EU-Mitgliedern ist auch dessen Wirkung nicht auf nationale Grenzen beschränkt: So fließt beispielsweise ein Teil der geschaffenen Nachfrage – direkt oder mittelfristig – zurück in die Nettozahlerländer oder die dortigen Verbraucher profitieren von Zahlungen im Agrarbereich.

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen

Die operativen Haushaltssalden der Mitgliedstaaten werden als Differenz ermittelt zwischen den operativen Ausgaben (ausgenommen Verwaltung), die jedem Mitgliedstaat zugerechnet werden, und dem angepassten "nationalen Beitrag" jedes Mitgliedstaats. Die Formel zur Berechnung der operativen Haushaltssalden der einzelnen Mitgliedstaaten lautet:

OBBi = TAEi – H5i –TNCi • (TAEEU – H5EU)/ TNCEU

OBBi = Operativer Haushaltssaldo von Mitgliedstaat i


TAE = Gesamtausgaben
H5 = Verwaltungskosten
TNC = Nationaler Beitrag

Weitere Informationen finden Sie in dem Abschnitt "Methode und Berechnung" im Finanzbericht zum EU-Haushalt 2013 (PDF-Version: 8.800 KB).

Die Angaben zur Bevölkerungszahl und zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) stammen von Eurostat: Online-Datenbank: BIP und Hauptkomponenten (Produktionswert, Ausgaben und Einkommen) [nama_10_gdp] und Population on 1 January by age and sex [demo_pjan], jeweils abgerufen am 05.01.2022. Die Berechnungen Anteil am BIP bzw. Euro pro Kopf für das Vereinigte Königreich beziehen sich auf das BIP 2019 bzw. die Bevölkerungszahl zum 01.01.2020.

Bei einem Referendum des Vereinigten Königreichs am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ("Brexit"). Am 29. März 2017 hatte das Vereinigte Königreich dem Europäischen Rat seine Absicht zum Austritt aus der EU förmlich mitgeteilt und damit das Verfahren nach Artikel 50 des Vertrags von Lissabon angestoßen. Mit Ablauf des 31. Januar 2020 wurde der Austritt aus der EU vollzogen. Bis zum 31. Dezember 2020 galt der im Rahmen des Austrittsabkommens vereinbarte Übergangszeitraum, nach dessen Regelungen das Vereinigte Königreich seinen Beitrag zum Haushalt für das Jahr 2020 so leistet, als wäre es noch ein Mitgliedstaat.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß.

Haushaltssalden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), verschiedene Bezugsgrößen, 2020

Deutschland -0,46 -186,0 -15.463,6
Dänemark -0,43 -227,7 -1.329,7
Vereinigtes Königreich 4 -0,40 -152,0 -10.189,8
Schweden -0,40 -183,6 -1.905,4
Niederlande -0,39 -179,9 -3.143,8
Österreich -0,38 -159,9 -1.428,1
Frankreich -0,35 -118,8 -8.014,0
Finnland -0,33 -141,2 -781,3
Italien -0,29 -80,5 -4.771,0
Belgien -0,15 -57,4 -664,3
Irland -0,05 -33,6 -168,2
Zypern 0,05 12,1 10,8
Spanien 0,16 37,1 1.759,0
Luxemburg 0,57 574,0 364,3
Malta 0,62 158,4 81,8
Slowenien 1,25 279,1 588,6
Tschechien 1,63 328,7 3.518,0
Portugal 1,64 317,9 3.273,8
Slowakei 1,86 313,8 1.713,2
Rumänien 2,25 257,0 4.931,4
Polen 2,53 349,7 13.233,1
Bulgarien 2,67 237,2 1.640,6
Estland 2,98 600,4 798,5
Griechenland 3,48 537,8 5.745,2
Lettland 3,50 545,4 1.032,6
Ungarn 3,55 498,2 4.847,4
Litauen 4,32 765,5 2.140,1
Kroatien 4,34 540,3 2.180,7

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Angaben der Europäischen Kommission: European Commission: EU spending and revenue – Data 2000-2020