Was tun gegen Ausgrenzung in der Schule

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Was tun gegen Ausgrenzung in der Schule

Text: D. S. (Pädagogin) / Letzte Aktualisierung: 14.05.2022

Was tun gegen Ausgrenzung in der Schule
Das sollten Eltern über die Cliquenbildung wissen - Symbolbild: © Christian Schwier - stock.adobe. com

Cool sein in der Clique

In einer Klassengemeinschaft finden sich Mädchen und Jungen des gleichen Alters zusammen. Jeder hat dabei einen ganz eigenen Charakter und unterschiedliche Interessen, in einigen Bereichen gibt es dabei Berührungspunkte. Je nachdem wie ausgeprägt die Berührungspunkte sind, können sich innerhalb einer Klasse verschiedene Gruppen bilden. Diese können für Außenstehende an Äußerlichkeiten, wie der Kleidung oder der Frisur zu erkennen sein, einige Gruppen zeigen aber auch keinerlei äußerliche Gemeinsamkeiten.

Eine Gruppe kann sich über gleiche Interessen im Bereich Musik oder Sport definieren, aber auch über gemeinsam Essgewohnheiten, religiöse oder politische Ansichten, um nur einige Beispiele zu nennen. So lange diese Gruppen sich innerhalb der Klassengemeinschaft nicht absondern, sondern weiterhin mit den anderen Schülern interagieren, ist dies ein völlig normaler Vorgang, der keinen Anlass zur Besorgnis gibt.

Anders sieht es aus, wenn sich aus diesen Gruppen heraus Cliquen bilden. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich klar vom Rest der Klasse abgrenzen und nach und nach zu einer Spaltung der Klasse in konkurrierende Cliquen beitragen können. Schreitet dieser Prozess fort und die Cliquenbildung in der Schule nimmt extreme Formen an, können einige Schüler sehr darunter leiden, indem sie ausgegrenzt werden. Das kristallisiert sich oft auf Klassenfahrten heraus.


Persönlichkeitsverfälschung und Cliquenbildung

Es ist nicht immer leicht, sich selbst treu zu bleiben. Was Erwachsene längst wissen, erfahren Schülerinnen und Schüler meist im Laufe ihres Schullebens. Um zu einer Gruppe oder Clique zu gehören, werden eigene Interessen und Vorlieben aufgegeben oder verändert. In einem gewissen Umfang handelt es sich dabei um einen ganz normalen Prozess. Neue Dinge werden ausprobiert und für interessant oder uninteressant befunden, manchmal wird die Meinungsbildung von der besten Freundin oder einem Kumpel beeinflusst, manchmal setzt sich die eigene Meinung durch.

Doch wenn es in einer Klasse zur Bildung verschiedener Cliquen kommt, ist das Entfalten einer eigenen Persönlichkeit auf einmal nicht mehr gefragt. Es zählt nur noch die Meinung der Clique und nichts anderes. Schüler, die Angst davor haben, zum Außenseiter zu werden, geben dafür eigene Interessen auf und interessieren sich plötzlich für Dinge, die von der Clique vorgegeben werden. Auf diese Weise kann es zu einer extremen Persönlichkeitsverfälschung kommen, nur um nicht am Rand der Clique zu stehen.

Besonders schwierig ist es für Schüler, die nicht bereit sind, ihre eigene Meinung aufzugeben, zu ihrer Persönlichkeit stehen oder die aufgrund irgendwelcher Merkmale, zum Beispiel Übergewicht oder Pickel, aus der Clique ausgegrenzt werden. Diese Schüler werden meist als Außenseiter bezeichnet und haben es im Schulalltag nicht leicht. Häufig werden sie Opfer der Cliquenbildung: Sie gehören nicht zur Clique und werden von dieser gehänselt. Viele Außenseiter versuchen daher, ihre Persönlichkeit von Grund auf zu ändern, um anerkannt zu werden. In einem solchen Fall hat die Cliquenbildung in der Schulklasse zu einer extremen Persönlichkeitsverfälschung geführt.

Eltern und Lehrer, die ein solches Verhalten erkennen, sind dringend angehalten zu handeln. Gespräche und Verhaltensübungen können dazu beitragen, den Konflikt zu lösen. Lässt sich keine Besserung erkennen, kann es für betroffene Schüler von Vorteil sein, über einen Klassen- oder Schulwechsel nachzudenken.

Probleme durch Cliquen:

Was können Eltern gegen die Cliquenbildung in der Schule tun?

Erkennen Sie in der Klasse Ihres Kindes eine Cliquenbildung, die für Probleme im Schulalltag sorgt und einzelne Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung behindert, ist es Zeit einzugreifen. Sprechen Sie den Klassenlehrer an und weisen Sie ihn auf das Problem hin. Vermutlich ist es ihm bereits bekannt, doch durch die Unterstützung der Eltern fühlt sich auch der Lehrer in seinem Handeln bestärkt. Er hat die Möglichkeit, einen Elternabend einzuberufen, bei dem allen Eltern das Problem vorgestellt wird. Auch ein Schülergespräch kann angeregt werden. Doch wenn die Cliquenbildung bereits fortgeschritten ist, ist mit einem Gespräch häufig nicht mehr viel auszurichten. In diesem Fall können sozialpädagogische Maßnahmen helfen. In vielen Schulen werden bereits Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter beschäftigt, sonst hat in vielen Fällen auch der Vertrauenslehrer über Fortbildungen entsprechende Kompetenzen gewonnen und kann eingreifen. Sogenannte Teambuilding-Maßnahmen, wie sie auch in Firmen eingesetzt werden, können auch in einer Klasse greifen. Wenn die Schüler erfahren und verstehen, dass sie einander brauchen, dass jedes Mitglied der Klasse wichtig ist und die Klasse durch seine Persönlichkeit bereichert, können die Auswirkungen einer Cliquenbildung auch in der Schule deutlich reduziert werden.

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Was tun gegen Ausgrenzung in der Schule

Text: A. W. (Familienberaterin) / Letzte Aktualisierung: 14.05.2022

Was tun gegen Ausgrenzung in der Schule
Was tun, wenn das Kind zum Außenseiter in der Schule wird? - Foto: © pictworks

In diesem Artikel erfahren Sie welche Gründe es haben kann, dass ein Kind zum Außenseiter in der Schule wird und was man dagegen tun kann.

Außenseiter in der Schule: Was jetzt getan werden kann

Wer im späteren Leben auf die Schulzeit zurückblickt, erinnert sich nicht nur an schwierige Arbeiten und strenge Lehrer. Vor allem die Freunde, die während dieser Lebensphase zu Begleitern wurden und die Klassengemeinschaft sind oft Grund für eine positive Rückschau. Wird ein Kind jedoch zum Außenseiter und findet es keinen Anschluss zu seinen Mitschülern, kann das sehr weh tun. Eltern und Lehrer sollten aus diesem Grund überlegen, welche Schritte für Besserung sorgen können.

Wie gerät ein Kind in die Außenseiter-Rolle?

Die Gründe warum ein Kind Außenseiter in der Schule wird, sind vielfältig. Es hilft daher nichts, lediglich objektive Maßstäbe anzusetzen. Ganz besonders wichtig bei der Betrachtung von Ursachen ist die individuelle Situation des betroffenen Kindes und dessen Mitschülern. So gibt es schon in Grundschulen ungeschriebene Regeln, die sich später noch weiter festigen. Die Vorliebe für bestimmte Marken oder auch Verhaltensweise kann die Dynamik einer Schulklasse stark beeinflussen. Wer hier nicht "mitspielt", wird schnell ausgeschlossen und als uncool abgestempelt. Auch andere Äußerlichkeiten wie die Frisur oder auch die Körperform eines Kindes können dazu führen, dass es von seinen Mitschülern nicht akzeptiert wird. Das ist gerade bei Kindern mit sichtbaren Einschränkungen oder auch Übergewicht zu sehen.

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Auch zum Problem werden kann es, wenn ein Kind aufgrund seiner Erziehung und heimischer Regeln nicht an üblichen Aktivitäten teilnehmen kann. Gibt es in weiterführenden Schulen eine WhatsApp-Gruppe, herrscht zu Hause jedoch striktes Smartphone-Verbot, geht der Anschluss zu den anderen verloren. Gleiches gilt, wenn ein Kind nicht alleine mit den anderen auf den Spielplatz gehen, oder sich nicht am Sammeln gerade beliebter Karten oder Figuren beteiligen darf.

Ein weiterer Punkt, der ein Kind zum Außenseiter in der Schule machen kann, ist dessen Leistung. Wer schlechte Noten schreibt, kann hier genauso schnell ausgegrenzt werden wie Kinder, die durch besonders gute Leistungen auffallen. Ein Problem hierbei ist, dass Schüler mit Förder- oder auch Forderbedarf häufiger zu auffälligem Verhalten tendieren. Das können Mitschüler nicht akzeptieren und halten das betroffene Kind auf Abstand.

Gründe warum ein Kind Außenseiter in der Schule wird

Was Eltern tun sollten

Leidet das eigene Kind unter seiner Rolle als Außenseiter, sollten Eltern zunächst den genauen Grund für die Situation erörtern. Hieran richten sich dann auch entsprechende Maßnahmen, die für Verbesserung sorgen können. Wird das Kind beispielsweise wegen seines Übergewichtes oder seines "uncoolen" Kleidungsstils geärgert, leidet der Selbstwert. Natürlich ist es nun wichtig, dem eigenen Kind zunächst mitzuteilen, dass es ungeachtet von Äußerlichkeiten ein wertvoller Mensch ist. Wenn Eltern anfangen, die Äußerlichkeiten ebenfalls als Problem zu betrachten, kann das die Situation noch verschlimmern. Dennoch lohnt es sich bei veränderbaren Aspekten über eine mögliche Lösung nachzudenken. Etwas mehr Sport, die Konsultation eines Ernährungsberaters oder auch ein kurzer Shoppingausflug können dann dafür sorgen, dass das Kind von seinen Mitschülern besser aufgenommen wird. Niemals jedoch darf dabei der Eindruck entstehen, dass ein Mensch nur dann liebenswert ist, wenn er hübsch aussieht und sich anpasst.

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Liegt die Ursache für die Außenseiterposition in zu strengen heimischen Regeln, sollten Eltern diese unbedingt überdenken. Es kann sein, dass sie selbst es sind, die der Entstehung von Freundschaften und Sozialkontakten im Wege stehen. Wer das erkennt und entsprechend für eine Lockerung der Grenzen sorgt, erleichtert seinem Kind den Zugang zu anderen. Wie umgehen mit Kinderkummer?

Auch Lehrer können helfen

Zeigt sich in einer Schulklasse eine Ausgrenzung von Mitschülern, sollten selbstverständlich auch Lehrer einschreiten. Nicht etwa mit Strafen oder Zwang, sondern mit aktiver Unterstützung und empathischer Förderung. Wer dem ausgegrenzten Kind allzu offensichtlich hilft, verstärkt den Widerwillen der Mitschüler oftmals.

Gute Maßnahmen, die einer stabilen Klassengemeinschaft ohne Außenseiter auf die Sprünge helfen, sind beispielsweise:

  • die Förderung schwacher Schüler
  • Zusatzangebote für leistungsstarke Kinder
  • die Thematisierung von Ausgrenzung im Ethik-Unterricht oder der Klassenlehrerstunde
  • und Gruppenarbeiten und Projekte, die zur Zusammenarbeit abseits gewohnter Grüppchen anregen.
Auch Klassenfahrten mit speziellen Angeboten und Aktivitäten rund um ein gutes Sozialverhalten können hilfreich sein. Und zeigt sich auch nach Monaten der Unterstützung keine Besserung, sollten Lehrer und Eltern auch über den Wechsel der Klasse oder der Schule nachdenken. So kann das betroffene Kind an anderer Stelle einen Neuanfang machen und endlich Freunde finden.
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