Veröffentlicht am 15.11.2016
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Viele von uns können gar nicht anders. Kaum lernen wir jemand Neues kennen, geht es los: der große Beziehungs-Talk mit unseren Freunden. Klar, reden ist gut, aber zu viel kann der Beziehung schaden.
Ein amerikanischer Sender hat dem Phänomen eine ganze Serie gewidmet. In jeder Folge "Sex and the City" sitzen die Protagonistinnen zusammen und reden. Und reden. Über alles Mögliche, aber auch - immer - über ihre aktuellen Beziehungen und Affären. Wenn die Männer, um die es geht, mal zuhören könnten, wären sie vermutlich etwas überrascht. Denn bei diesen Gesprächen kommen alle Details auf den Tisch. Und mit gnadenlosen Urteilen sind die Freundinnen auch nicht zimperlich. Viele Männer sind diese Art der Kommunikation vielleicht nicht gewöhnt. Denn es scheint mehr als nur ein Vorurteil zu sein, dass Frauen freigiebiger als Männer über Gefühle und Intimes sprechen. So wird in Umfragen regelmäßig bestätigt, dass Männer eher zögerlich über Gefühle und Beziehungsprobleme mit ihren Freunden reden. Einer Umfrage des Dating-Portals "Parship" zufolge sprechen 64 Prozent der Männer höchstenfalls mit dem besten Freund darüber, 21 Prozent behalten die Gefühle ganz für sich. Diese Unterschiede zeigen sich auch in den grundsätzlichen Ansprüchen an Freundschaft. Einer Übersichtsstudie der University of Arkansas zufolge sind Frauen Werte wie Offenheit, Loyalität und Vertrauen wichtiger. Bei Männern sind es eher die Stellung und das Ansehen von Freunden.
Quelle: Getty Images/Cultura Exclusive Dabei ist das Reden über eine Beziehung gut und wichtig. Und zwar nicht nur innerhalb der Partnerschaft:
Wie gut reden tut, weiß jeder, der schon einmal die Wohltat eines klärenden Gesprächs hinter sich gebracht hat. Weiß jeder, der schon einmal richtig rauslassen durfte, mit allem, was an Gefühlen in einem brodelt. Aber gerade in Bezug auf Beziehungen kann reden auch manchmal zu viel sein. Doch wann ist dieses „zu viel“ erreicht? Es gibt ein paar Hinweise, die uns dabei helfen können.
Quelle: Getty Images/Caiaimage Wenn es in einer Partnerschaft mal so richtig gekracht hat, fällt es oft leichter, sich erst mal bei Freunden auszuheulen. Dampf ablassen tut gut, und kann den Grund des Streits bestenfalls auch in eine andere Perspektive setzen. Gefährlich wird es nur, wenn es zur Angewohnheit wird, mit Problemen aus der Partnerschaft gleich zu den Freunden zu laufen. Es ist die Umwegmethode: Was eigentlich mit dem Partner diskutiert werden müsste, wird stellvertretend mit den Freunden beratschlagt. Auf Dauer kann das die Qualität der Kommunikation in der Partnerschaft negativ beeinflussen. Wir sollten uns also im Zweifel fragen: Sollte ich dieses Gespräch nicht zunächst mit meinem Partner führen?
Quelle: Getty Images/Stone Sub Sicher erzählen wir unseren Freunden mal etwas, das unserem Partner vielleicht nicht so recht ist. Mit Vertrauen und der Sicherheit, dass die Information gut aufgehoben ist, ist das grundsätzlich auch unproblematisch. Aber es ist trotzdem wichtig, auch die Intimität des Partners zu schützen. Denn auch der Partner hat sehr wahrscheinlich mit unseren Freunden Kontakt und sollte sich daher nicht verunsichert fühlen müssen, weil er nicht weiß, was die anderen über ihn wissen:
Quelle: Getty Images/Westend61 Wer viel mit Freunden über Beziehungen redet, hat es bestimmt schon einmal erlebt: Manchmal quatscht man sich so in Rage, dass man sich fragt, warum man überhaupt mit dieser Person zusammen ist. Die Gefahr, die Beziehung zu zerreden ist nicht weit. Denn, so sehr uns unsere Freunde mögen, sie haben nicht immer die besten Ratschläge parat. Auch Freunde haben egoistische Interessen. Vielleicht mögen sie den Partner nicht oder sähen uns selber lieber wieder als Single. Wer zu viel über die Beziehung redet, macht hier womöglich eine gefährliche Flanke auf. Es sollte dir zumindest bewusst sein, dass auch Freunde ihre eigenen Interessen und Erfahrungen haben und ihr Rat daher nicht grundsätzlich der beste ist.
Quelle: Getty Images/Taxi Wer in Frauen- oder Männerrunden über das andere Geschlecht redet, der sollte sich einer Gefahr bewusst sein. Nennen wir sie mal die "Geschlechter-Gräben-Gefahr". Die Gefahr, vermeintlich grundsätzliche Unterschiede zu zementieren. Frei nach dem Motto: "Das ist so typisch Mann..." - "Das Thema konnte nur von einer Frau kommen...".
Quelle: Getty Images/OJO Images RF Wer dauerhaft so redet, der schaufelt einen Graben zwischen den Geschlechtern. Einen Graben, der irgendwann als ganz natürlich wahrgenommen wird und nicht mehr als Differenz zwischen zwei Menschen oder als zu überwindendes Problem. Wer Gräben schaufelt, wird auf Dauer sprachlos. Und das ist das Letzte, was wir wollen. Reden ist gut, wir müssen nur wissen, wie.
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