Muttermund geschlossen und nach unten gelber ausfluss was heisst das

Try the new Google Books

Check out the new look and enjoy easier access to your favorite features

Muttermund geschlossen und nach unten gelber ausfluss was heisst das


Page 2

BERLINER KLINISCHE WOCHENSCHRIFT.

fahren hat aber, abgesehen von den Beschwerden, die es den wurde. Hat man die Ueberzeugung gewonnen, dass der vorPatienten verursacht, den Nachtheil, einen Reiz auf das Carcinom

gezogene Darmtheil dem Magen angehört, so geht das Bestreben auszuüben und dadurch das Wachsthum desselben zu beschleu- dahin, die Magenfistel möglichst nahe der Cardia anzulegen. Denn nigen, dann aber ist das Verfahren gefährlich wegen der Blu

dann darf hoffen, die Ernährung des Patienten tungen, Nekrosenbildung, Entzündungen und Perforationen, die es in günstiger Weise zu bewirken. Je näher dem Pylorus die schliesslich meist im Gefolge hat. Dasselbe muss man von der Be- Oeffnung im Magen sich befindet, um so leichter werden die handlung der Stricturen mit kurzen Canülen, die permanent liegen in den Magen eingeführten Nahrungsmittel bei ihrer Vorwärtsbleiben, sagen. Dieses Verfahren, das von Frankreich aus durch bewegung aus der Fistel ausfliessen müssen, und um so weniger Krishaber, von England durch Durham und neuerdings Nahrung behält der Patient dann bei sich. – Es wird nun ein wiederum empfohlen wurde, ist eigentlich bereits viel älter, denn kleines Stück möglichst hochgelegener Magenwand in Form einer wir finden es schon im Journal de Chirurgie de Malgaigne 1843 Kuppe vorgezogen und durch 12 bis 20 dichte Catgutnähte, welche t. I. p. 117 beschrieben als ein Verfahren, das Switzer aus nur durch die Serosa des Magens gehen, mit dem parietalen Kopenhagen empfiehlt. Abgesehen davon, dass die Strictur noch Blatte des Peritoneums verbunden. Diese Nähte können auch durchgängig sein muss, sind die Nachtheile und Gefahren etwas Muskelsubstanz (der Bauchdecken) fassen. Dann habe ich, dieser Canülen dieselben, wie die oben angegebenen: die schnellere um eine recht innige Verklebung der Magenwand zu erhalten, Wucherung des Krebses, der Eintritt plötzlicher Blutungen, Ne- noch durch eine zweite Nahtreihe die Magenwand mit der Bauchkrosen, Perforationen. Es werden sich daher nur immer sehr wunde vernäht. Die Wunde selber wird dann mit Jodoformgaze tamwenige Fälle von carcinomatösen Stricturen des Oesophagus ponirt und bedeckt. Der Magen soll, wenn irgend thunlich, erst für dieses Verfahren eignen dürfen, sehr tiefsitzende oder mebr- nach einigen Tagen, wenn die Verklebung schon eine sicheru fache Verengerungen überhaupt wohl nicht. Wer oft Gelegen- ist, eröffnet werden. Die Eröffnung mache ich immer mit dem spitzen

. heit gehabt hat, carcinomatöse Stricturen der Speiseröhre zu be- Thermocauter Paquelin's. Die kleine Oeffnung genügt flir den handeln, dem wird es nicht zweifelhaft sein, dass die Gastrostomie Ant

Anfang vollständig, nach wenigen Tagen wird sie schon von bei einer grossen Anzahl derartiger Fälle nicht allein der am wenig- selber grösser. Eine dünne Schlundsonde oder ein Stückchen sten gefährliche Eingriff ist, sondern auch dem Patienten die grössten Drain wird in die Fistel eingeschoben und Flüssigkeit eingeVortheile bringen muss. Denn sie ist im Stande, die rapide Aus- gossen, am besten im Anfang Peptonsuppen. Der Austritt von dehnung der Oesophaguscarcinome möglichst lange anzuhalten. Magensaft oder Speisentheilen kann keine Entzündung des PeriDas Uebergreifen dieser Carcinome auf die Nachbarorgane kann

toneums hervorrufen, da die Verklebung schon eine vollständige wie bekannt die schlimmsten Folgen haben und den Tod sofort ver

ist. Bei der in den letzten Fällen ausgeführten Anheftungsart habe ursachen. Die Arrosion der- Pulmonalis, der Art. subclavia, der

ich nicht gesehen, dass die Wunde durch den Magensaft viel angeIntercostalis und Vertebralis sind bekannt. Besonders möchte ich ätzt wird oder lästige Eczeme entstehen. Letztere werden auch am aufmerksam machen auf den Durchbruch der Geschwulst die besten verhindert durch eine dicke Schicht Vaselin, die man rings um Aorta. D’Emmerez de Charmoy (Paris 1885) hat ausser die Fistel aufträgt. Schon nach acht Tag

Schon nach acht Tagen kann man eine einer eigenen Beobachtung noch 14 derartige Fälle aus der Lite- Cantile aus Silber einlegen und dadurch den provisorischen Verratur zusammenstellen können. Das Umwachsen der Nerv. vagi und

schluss der Fistel mittelst Korkpfropfen beseitigen. Die Canüle, recurrentes durch Carcinommassen ist bekannt, der Durchbruch die ich tragen lasse, ist nach Art der Sédillot’schen Canüle letzterer in das Mediastinum, in den linken Pleurasack gleichfalls. construirt, nur habe ich noch einen einfachen Deckelverschluss Hätten wir in Anbetracht all dieser Gefahren nicht Grund genug

dafür mit Gummiband anbringen lassen, der sich sehr gut bewährt hat. dass wir alle Reize von der Geschwulst fern halten Ich will noch erwähnen, dass wenn man zur Ausführung der und durch Ernährung direct vom Magen aus das Leben der Pil- Gastrostomie den Schnitt weiter nach der Mitte legt, man durch tienten möglichst lange fristen? Dass dieses möglich ist, be

die Vorlagerung des linken Leberlappens gestört werden kann.

Ich habe diese Erfahrung bei dem Patienten Bolze (4) gegleichartige Fälle.

macht. Hier wählte ich aus dem Grunde einen anderen Schnitt, Was nun die Operation der „Gastrostomie“ selber anbetrifft,

weil ich die Absicht hatte, eine möglichst grosse Oeffnung im so ist diese eine verhältnissmässig einfache. Zwar ist manchmal Magen anzulegen, um mit der Hand in den Magen einzugehen die Lage des Magens, der in Folge äusserst geringer Nahrungs- und die von uns angenommene Divertikelbildung des Oesophagus aufnahme sehr stark zusammengezogen zu sein pflegt, nicht ganz

womöglich direct zu erreichen. Ich fand aber, dass man schliessleicht zu bestimmen. Am besten eignet sich ein Schnitt, parallel

ich ebensogut von dem anderen Schnitte aus, der parallel dem dem Rippenbogen, etwa 2 bis 3 cm von demselben entfernt, 5 bis Rippenbogen verläuft, eine grosse Magenfistel eventuell anlegen 6 cm lang, mit leichter Concavität nach unten. Nach Durch- kann. trennung der Haut, Muskeln und Fascien und sorgfältigster Blut

Ich lasse nun die Krankengeschichten der zuletzt operirten stillung wird das Peritoneum eröffnet und durch zwei Faden- fiinf Patienten in kurzem Auszuge folgen und verweise in Hinschlingen, welche am zweckmässigsten zu gleicher Zeit auch sicht auf weitere Details auf die demnächst erscheinende Disserdurch die Musculatur geführt werden, fixirt. Jetzt erkennt man

tation des Herrn Dr. Hiltrop (Greifswald). Fasse ich mein Urtheil in der Tiefe Netz und Darm und wird den Magen am besten

über den Werth der Gastrostomie bei carcinomatöser Strictur des finden, wenn man die Hand in die Gegend der Cardia vorschiebt Oesophagus kurz zusammen, so bin ich der Ansicht, dass die und den dort befindlichen Darmabschnitt vorsichtig hervorzieht.

Operation mehr als bisher Berücksichtigung verdient, wenn ich Man wird meist in die Lage kommen, zu entscheiden, ob der vor

auch selber unter meinen letzten fünf Beobachtungen nur einen gezogene Darmtheil das Colon transversum oder der Magen ist.

nennenswerthen Erfolg verzeichnen kann. Die Operation muss Das Colon ist durch seine Muskeltänien, der Magen zu erkennen

vor allen Dingen frühzeitig ausgeführt werden, dann kann sie von durch den Verlauf der unteren Curvatur und den hier eintreten- grossem Werthe sein. Man soll nicht warten, bis die Strictur ganz den Gefässen. Sind die Patienten sehr abgemagert und schwächlich, undurchgängig geworden ist oder in Folge des Sondirens Reizzudie Organe sehr anämisch und atrophisch, so sind die sonst leicht

stände aufgetreten sind. Ueber die beste Art der Ernährung von erkennbaren Unterschiede verwischt. Mir sind Fälle bekannt, in

der Magenfistel aus will ich hier keine allgemeinen Sätze aufdenen trotz aller Sorgfalt das Colon statt des Magens angenäht stellen, ich verweise auf die Krankengeschichte (1), in der aus

weist nicht allein unsere eigene Beobachtung, sondern auch viele Ich


Page 3

Pulsatio epigastrica. Ierztöne rein und deutlich. Milz und Leber zeigen gegen bat Prof. Dragendorff in dem Blut Anilin und Toluidin und das Nichts abnormes.

gleiche Derivat dieser Stoffe wie im Harn nachgewiesen.
Abdomen schallt durchweg tympanitisch. Zunge feueht; Mund und In der Nacht des 13.-14. Februar wurde die Athmung ruhiger und
Rachen, abgesehen von dem bleifarbenen Aussehen der Schleimhaut un- die complete Bewusstlosigkeit ging in einem Zustand über, in welchem verändert.

die Patientin zwar noch in tiefer Betäubung dalag, aber intensive sensible Am After ein Paar kleine Venenektasien. Die sofort mit der Schlund- Reize wieder, wenn auch undeutlich, percipirte. Wenigstens bemerkte sonde vorgenommene Ausspülung des Magens förderte keine Spur von man bei tiefen Nadelstichen geringe reflectorische Zuckungen und schwache Mageninhalt zu Tage (Patient hatte wenige Stunden vorher erbrochen). Abwehrbewegungen.

Scheide weit, Cervicalportion dick und von mehreren vernarbten Ein- Am 14. Februar Morgens (ca. 30 Stunden nach der Vergiftung) berissen durchfurcht.

trug die Temperatur 37,0; der Puls, 112, war von sehr niedriger Welle, Geringer, leicht blutig gefärbter und etwas übelriechender Ausfluss die Radialarterie ebenso schwach gespannt und gefüllt wie Tags zuvor. aus der Scheide.

Die Respiration war noch beschleunigt (36 in der Minute), aber gleichDie Körpertemperatur nicht erhöht (36,9).

mässiger und nicht mehr mit Stöhnen verbunden; die Körperoberfläche Spuren äusserer Verletzung nicht zu bemerken.

feucht, die Stirn und das Gesicht mit profusem Schweiss bedeckt. Das Bewusstsein ist noch nicht völlig wiedergekehrt, Patientin spricht nicht,

antwortet auf keine Frage, liegt mit geschlossenen Augen da, ohne sich Die anamnestischen Angaben, mit denen die Patientin der zu rühren. Auf Nadelstiche erfolgen unverkennbare Abwehrbewegungen medicinischen Klinik übergeben wurde, liessen schon an und für mit den Händen. Die livide, graublaue Verfärbung im Gesicht und an

den Händen ist ebenso deutlich wie gestern, und daneben ist über Nacht sich einen Zweifel an der Natur der Vergiftung kaum aufkommen;

eine nicht sehr intensive, aber doch ganz unzweifelhafte Gelbauch die Symptome stimmten im Ganzen mit dem Krankheits- färbung des Körpers und namentlich der Scleren aufgetreten. bilde der acuten Anilin vergiftung überein, welches die

Milz und Leber nicht nachweislich vergrössert. Mit dem Catheter werden

510 cem eines sauren, klaren, eiweissfreien, dunkel gelbrothen Urins entAutoren (Böhm), Grand homme), Lewin) u. A.) entworfen

leert, p. sp. 1026; die Gmelin'sche Probe giebt eine intensive Gallenhaben. Zur vollen Sicherheit wurde die Diagnose jedoch erst farbstoffreaction, sowohl im Urin selbst, wie auch in der Chloroformdurch Prof. Dragendorff erhoben, welcher im Erbrochenen so

ausschüttelung desselben. Dagegen ist es nicht möglich, im Urin

und in der Chloroforma usschüttelung eine Vermehrung der wohl die Reactionen des Anilin wie die des Toluidin mit grösster Gallensäuren nachzuweisen; die Prüfung auf Gallensäuren mit Schärfe erlangte).

Schwefelsäure und Rohrzucker ergab (wie auch Prof. Dragendorff be- stätigte) eine noch viel schwächere Farbenreaction, als sie beim normalen

Urin einzutreten pflegt.
Der weitere Verlauf der Vergiftung bot einen reichen Gegen Mittag beginnt Patient. zu schlucken, wenn man ihr Flüssig- Wechsel der klinischen Krankheitserscheinungen dar.

keiten einflösst. Nach einem Klystier erfolgt ein ziemlich reichlicher,

braungelber Stuhl. Die ersten 24 Stunden blieb der Zustand des Patienten ziemlich Abends 6 Uhr liegt Patient in starkem Schweiss, der den ganzen unverändert. Die eigenthümliche Blaufärbung der Körperoher- Körper bedeckt und sich im Gesicht zu dicken Tropfen ansammelt; sie fläche, das tiefe Coma, die beschleunigte, tiefe, krampfhafte hat die Augen geöffnet und sieht mit apathischem Ausdruck vor sich hin ; Athmung und die Beschleunigung der Herzthätigkeit dauerten spricht nicht, bewegt sich nicht spontan und reagirt auf Nadelstiche durch gleichmässig fort. Alle 3 Stunden wurde Patient in ein warmes Vollbad träge Fluchtbewegungen und stöhnende Seufzer. Puls 104, Welle sehr von 30" R. gesetzt und ihr im Bade Vebergiessungen mit Eiswasser auf klein, kaum fühlbar, Herztöne leise, aber rein, Respiration 32, oberflächKopf, Brust und Rücken applicirt, jedoch ohne jeglichen Erfolg, auch die lich. Etwas Husten. Ceberall vesiculares Athmen. Rasselgeräusche nicht von Kilmjanski bei Anilinvergiftung empfohlenen Terpentininhalationen zu bemerken. Extremitäten warm. Temp. 33,7. Ord.: Cognacpunsch wurden angewandt, ohne eine Aenderung des Zustandes zu bewirken. stündlich einen Esslöffel. Der Puls war klein und leicht zu comprimiren und schwankte zwischen Da die Kranke im Laufe des Tages nicht urinirt hat, werden mit 124 und 136 Schlägen; sphygmographisch liess sich eine deutliche Er- dem Katheter 415 ccm Harn (p. sp. 1018) entleert. Derselbe ist nicht niedrigung der Pulswelle während der Inspiration nachweisen. Die ganz klar durch Beimengung von etwas Schleim und Leukocyten, dunkel Körpertemperatur sank im Laufe des Tages auf 35,7° C.

gelbroth, sauer, ohne Eiweiss; er enthält Gallenfarbstoffe, welche eine Die um 2 Uhr Mittags, also ca. 14 Stunden nach der Vergiftung mit intensive Gmelin'sche Reaction ergaben. dem Catheter entleerten Urinmenge betrug 585 ccm, hatte ein spec. Ge- In der Nacht entleert Patientin Urin und geformte Kothmassen wicht von 1019, war etwas trübe, tief gelbroth gefärbt, reagirte stark in's Bett. sauer und enthielt wider Eiweiss noch Zucker. Gallenfarbstoffe liessen Am 15. Februar Morgens (3. Tag nach der Vergiftung) ist das Besich in dem Uriu nicht nachweisen. Mikroskopisch fanden sich in dem- wusstsein vollständig wiedergekehrt. Patientin antwortet träge, selben Leukocyten und einige Blasenepithelien. Die von Prof. Dragen- aber völlig klar auf alle Fragen, klagt über Kopfschmerzen und Druckdorff vorgenommene Untersuchung dieser Urinportion") ergab Anilin emptindlichkeit in der linken Bauchgegend. Willkürliche Bewegungen und Toluidin (speciell Paratoluidin) im Harn, sowie die Anwesenheit von sind möglich, die allgemeine Körperschwäche ist aber so bedeu Derivaten dieser beiden Stoffe, welche wahrscheinlicher Weise in Form tend, dass Patient nicht im Stande ist, sich im Bett ohne Hilfe auf die von gepaarten Schwefelsäuren durch die Nieren ausgeschieden worden Seite zu wenden oder die Arme frei in der Luft zu halten. Nadelstiche waren.

werden überall exact empfunden; Pupillen ziemlich weit, reagiren gut auf Um 9 Uhr Abends (21 Stunden nach der Vergiftung) wurden aber- einfallendes Licht. Der Puls (108) ist voller und kräftiger als gestern mals mit dem Catheter 320 com Urin, p. sp. 1020, entleert. Derselbe Abend. Athmung frei, 26 Respirationen. war vollkommen durchsichtig, gelbroth, dunkler als das erste Mal, eiweiss- Die icterische Färbung der Haut und der Conjunctiven hat zugefrei. Die Chlorotormausschittelung war dunkelgelb gefärbt und die nommen, die Leber nicht nachweislich vergrössert, nicht druckempfindlich. Gmelin'sche Probe ergab deutlichen Gallenfarbstoff.

Milz desgleichen, Die Blaufärbung der Haut ist geringer geworden, macht Um 10 Uhr Abends wurden durch einen Aderlass 80 cm Blut auf- sich aber trotz des gleichzeitigen Ieterus noch deutlich unter den Maminae, gefangen. Dasselbe war sehr dunkel und bräunlich und gerann nach an den Nates und in den Inguinalfalten bemerklich. Temperatur 37,5' C. 10 Minuten.

Ord.: Cognae, Bouillon, Milch. Das Serum, welches sich bis zum anderen Morgen vom Blutkuchen Der um 11 Uhr Vormittags mit dem Katheter entleerte Urin beträgt getrennt hatte, war intensiv gelbroth gefärbt. Die Prüfung desselben auf 485 cem (p. sp. 1020), ist dunkel gelbroth, klar eiweissfrei und giebt eine einen etwaigen Gallenfarbstoff ist leider von mir unterlassen worden, da- deutliche Gallenfarbstoffreaction.

Am Abend erfolgte ein reichlicher, dunkel gefärbter Stuhl, mit dem 1) v. Ziemssen's Handb. der Pathol. und Therap., Bd. 15, 1880

zugleich Crin abging, Temperatur 36,9, Puls 98, Respiration 30. Patient S. 21, ff.

klagt über starke Kopfschmerzen, wünscht keine Speisen. Extremitäten 2) Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin, N. F. EXII., 1880,

In der Nacht hat Patient wenig geschlafen. S. 290 ft.

16. Februar Morgens (4. Krankheitstag): Patientin ist gleichgültig 3) Lewin, Lehrbuch der Toxicologie, 1885, S. 235 ff.

gegen Alles, was um sie her vorgeht. Kopfschmerz geringer; kein Durst, 4) Genauere Angaben hierüber, sowie über den gleichfalls von Dra- kein Appetit. Aus der Scheide entleert sich reichliches Secret. Icterus gendorff erbrachten Nachweis des Giftes im Blut und Harn unserer und Allgemeinzustand unverändert. Temp. 37,0, Puls 90, Resp. 30. Patientin und über die Veränderungen, welche diese Substanz wahr

Am Abend: Temp. 37,2, Puls 88, Resp. 28. Patientin klagt über scheinlich im Organismus erleidet, hat Dragendorff in einer Sitzung starke spontane Schmerzen und über Druckemptindlichkeit im Epigastrium. der Dorpater Naturforschergesellschaft (etr. die Sitzungsberichte dieser C'ebelkeit, Erbrechen und sonstige Magensymptome, mit Ausnahme der Gesellschaft. Jahrg. 1887, S. 213 215) gemacht. Ich kann mich an Appetitlosigkeit, nicht vorhanden. dieser Stelle darauf beschränken, einfach auf diese Angaben hinzuweisen. Patientin hat seit 24 Stunden weder Stuhl poch Urin entleert, und wird Das sogenannte Anilinöl bildet übrigens eine Mischung, welche aus daher katheterisirt.

Der dadurch gewonnene Urin (p. sp. 1020) beträgt wechselnden Mengen von Anilin ( - Amidobenzol, C.H.NII,) und Toluidin 1325 cein, ist braunroth, etwas trübe, sauer. Der filtrirte Urin triibt sich ( = Amidotoluol, CH,(CIL). NIL) besteht. Das reine Toluidin im tech- nicht beim Kochen und giebt eine deutliche Gallenfarbstoffreaction. pischen Sinne ist seinerseits wieder ein Gemisch von zwei oder drei 17. Februar Morgens (J. Krankheitstag): Temperatur 36,8. Puls 88, Isomeren (Ortho., Para- und Vetatoluidin).

Respiration 24. Patientin ist bei vollem Bewusstsein, klagt über geringe 5) cfr. den schon citirten Sitzungsbericht.

Kopfschmerzen. Druckempfindlichkeit des Epigastr. geringer, der icterus


Page 4

Herr Demme - Bern stellt die Gastroenteritis bei reinen Brustkindern Assistenzarzt a. D. Beurmann von Thorn nach Herzfelde, Dr. Mayernicht total in Abrede, muss sie aber entschieden als sehr selten bezeichnen. hausen von Schweizermühle in Sachsen und Dr. Bitter von Grettingen, Sie hängt wohl auch von anderen Eigenthümlichkeiten in den Anstalten ab. beide nach Breslau, Dr. Eckardt von Breslau nach Düsseldorf, Dr.

Auch Herr Biedert - Hagenau erklärt, um nicht missverstanden zu Wendelstadt von Breslau nach Bonn, Hartwig von Liebenburg und werden, dass er keinen Grund habe, die Möglichkeit infectiöser Gastro- Dr. Kohn von Wilhelmshaven, beide nach Berlin, Dr. Ransohoff von enteritis in Abrede zu stellen. Wenn in der Anstalt Herrn Epstein's Göttingen nach Dortmund, Dr. Pfalz von Hamm nach Düsseldorf, Dr. die Kinder sicher nur die Brust bekommen, so ist ein infectiöser Magen- Tassius von Lichenrod nach Salmünster, Dr. Rusche von Fritzlar darmkatarrh darin endemisch.

nach Bremerhaven, Dr. Niggemann von Kastellaun nach Somborn,
Dr. Günther von Schmalkalden nach Montreux, Oberstabsarzt Dr. Kühne

von Hofgeismar nach Charlottenburg.

Todesfälle: Die Aerzte: Dr. Rambow in Grevesmühlen in Mecklen- Tagesgeschichtliche Notizen.

burg, Dr. Wilh. Kolloper lu Nordhausen, Amtsphysikus a. D. Sani- Berlin. Im Assistentenpersonal des hygienischen Instituts findet eine tätsrath Dr. Justi in Marburg, Geheimer Sanitätsrath Dr. Blümner in Reihe umfangreicher Veränderungen statt. Der bisherige erste Assistent Breslau. Dr. Georg Frank verlässt in den ersten Monaten des d. J. Berlin, um die Leitung der bakteriologischen Abtheilung an der zoologischen Station

Ministerielle Verfügung. in Neapel zu übernehmen. sei Stelle tritt der bisher schon als Ew. Hochwohlgeboren lasse ich hierneben das mir von der Aug. Assistent am Institute thätige Dr. C. Fränkel. Die zum Institute als Hirschwald'schen Buchhandlung hierselbst für den dortigen Regierungs- und Assistenten commandirten Stabsärzte der Armee Dr. Plagge und Dr. Medicinalrath zur Verfügung gestellte Exemplar des Medicinalkalenders für Weisser und der Marine Dr. Globig sind zu ihren betreffenden Truppen- den Preussischen Staat pro 1888 zur gefälligen weiteren Veranlassung ertheilen zurückgekehrt und ersetzt worden durch die Stabsärzte der Armee gebenst zugehen. Dr. Pfeiffer und Dr. Kirchner und der Marine Dr. Nocht. In ihren Zugleich bemerke ich, dass mir für diejenigen Kreisphysiker, welche bisherigen Stellungen verbleiben der zweite Assistent Dr. von Esmarch, sich nicht etwa aus eigenen Mitteln einen solchen Kalender beschaffen, der Chemiker B. Proskauer und der Custos am hygienischen Museum wiederum Exemplare des zweiten Theils desselben für die Einreichung der Dr. Petri,

vorgeschriebenen Veränderungsnachweisungen und Berichtigungen zur VerAnlässlich unserer Notiz über unwirksames Pilocarpin wird uns fügung gestellt sind. Etwaige Gesuche der Physiker um Ueberweisung aus Breslau von einem dortigen Collegen ein ganz analoger Fall mitgetheilt. eines Exemplars, die nicht direct an die Buchhandlung oder an mich zu Es wäre doch wünschenswerth, dass dieser Angelegenheit von zuständiger richten sind, wollen Ew. Hochwohlgeboren gefälligst sammeln und mir Seite die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt würde.

s. 2. vorlegen. Die periodische medicinische Literatur hat einen Zuwachs erhalten Berlin, den 1. December 1887. durch die Zeitschrift für Medicinalbeamte, herausgegeben von H. Mitten- Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten. zweig, Gerichts- und Stadtphysikus in Berlin, O. Rapinund, Regierungs

Im Auftrage: de la Croix. und Medicinal-Rath in Aurich, und W. Sander, Medicinalrath und Di- An sämmtliche Königliche Regierungs-Präsidenten. rector der Irrenanstalt Dalldorf-Berlin. Das im vorigen Jahre begonnene Centralblatt für Kinderheilkunde hat bereits „mit Rücksicht auf das geringe Interesse in betheiligten Kreisen“ zu erscheinen aufgehört.

Bekanntmachungen. Die Rumänen haben Archives Roumaines de médecine et de chirurgie Für den neu gebildeten Kreis Briesen wird beabsichtigt, zum 1. April herausgegeben, welche in französischer Sprache erscheinen, während die öster- künftigen Jahres einen Kreisphysikus mit dem Amtssitze in Briesen anzureichischen Czechen die edle Bescheidenheit besitzen, ein czechisches Archiv stellen. Indem ich bemerke, dass mit der Stelle ein Gehalt von 900 M. zu ediren, welches am Schluss jeden Aufsatzes wir bemerken, dass die verbunden sein wird, fordere ich Aerzte, welche die Befähigung zur VerPublication in der alten Landeshauptstadt Prag erscheint, unter Karl IV waltung eines Physikats erlangt haben, auf, sich binnen 6 Wochen unter die erste Stadt von Deutschland, ein „Hortus deliciarum“, wie der Kaiser Einreichung ihrer Befähigungszeugnisse bei mir zu melden. sie nannte wahrscheinlich zum besseren Verständniss der deutschen Marienwerder, den 9. December 1887. Landsleute, ein französisches Compt. rend. enthält! Wie nothwendig ein

Der Regierungs-Präsident. solches Archiv zufolge der ausserordentlichen Bedeutung der czechischen Medicin ist, welche mit Stolz einen der Vernichter des Tuberkelbacillus Die Kreiswundarztstelle des Kreises Schroda mit Gehalt von 600 M. Herrn Spina zu den Ihrigen zählt, geht besonders daraus hervor, dass in ist erledigt. Qualificirte Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer dem ganzen mit Fussnoten ziemlich gut bedachten Band auch nicht ein Zeugnisse innerhalb 6 Wochen bei uns melden. czechisches Citat vorkommt. Risum teneatis amici!

Posen, den 11. December 1887. Arsensaures Strychnin wird von Dr. J. Russel (Therapeutic

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. Gazette, Journal de Pharmacie et de Chimie, No. 9, 1887, S. 402) als äusserst werthvolles, die Wirkungen des Arsens und des Strychnins in sich Die Kreiswundarztstelle des Kreises Meseritz mit Gehalt von 600 M. vereinigendes Arzneimittel empfohlen. Das Salz ist in jedem Verhältniss ist erledigt. Qualificirte Bewerber wollen sich unter Einreichung ihrer in Wasser und Glycerin löslich, eignet sich vorziiglich zu subcutanen In- Zeugnisse und ihres Lebenslaufs innerhalb 6 Wochen bei uns melden. jectionen, verursacht keine Schmerzen und wird leicht resorbirt. Russel Posen, den 11. December 1887. löst 1 Theil in 250 Theilen Wasser und spritzt //, Pravaz' sche

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. Spritze ein (1 bis 2 mg Salz) und steigt nach und nach zu 1 Spritze voll (4 mg). Dosen von 1 og können bereits Intoxicationserscheinungen Die Kreiswundarztstelle des Kreises Wreschen mit Gehalt von 600 M. hervorrufen.

Dro.

ist erledigt. Qualiticirte Bewerber wollen sich unter Einreichung ihrer
Zeugnisse und ihres Lebenslaufs innerhalb 6 Wochen bei uns melden.

Posen, den 11. December 1887. VIU. Amtliche Mittheilungen.

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. Personalia.

Die durch Tod erledigte Kreisphysikatsstelle des Kreises Schieusingen Auszeichnungen: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, ist definitiv wieder zu besetzen. Qualificirte Bewerber um die mit einem

den praktischen Aerzten Dr. Oskar Rothmann und Dr. Clemens jährlichen Gehalte von 900 M. dotirte Stelle wollen sich unter Vorlegung Mayer in Berlin den Charakter als Sanitätsrath zu verleihen.

der Qualifications- und Führungszeugnisse, sowie eines selbstgeschriebenen Ernennungen: Der seitherige Hülfsarbeiter beim Königlichen Medicinal- Lebenslaufs binnen 6 Wochen bei mir melden.

collegium der Rheinprovinz, Kreisphysikus Sanitätsrath Dr. Schulz in Erfurt, den 14. December 1887. Coblenz ist zum Medicinalassessor bei dem genannten Collegium, der

Der Regierungs-Präsident. seitherige commissarische Verwalter der Kreiswundarztstelle des Kreises Gumbinnen, Dr. Gebhard in Gumbinnen, definitiv zum Kreiswundarzt, Die mit einem Jahresgehalte von 600 M. verbundene Kreiswundarztund der seitherige commissarische Verwalter des Physihats des Kreises stelle des Kreises Reichenbach soll anderweitig besetzt werden, Befähigte Stolzenau, Dr. Tamke in Stolzenau, detinitiv zum Kreisphysikus des Medicinalpersonen werden aufgefordert, sich unter Einreichung ihrer Zeuggedachten Kreises ernannt worden.

nisse binnen 4 Wochen zu melden. Niederlassungen: Die Aerzte: Dr. Iloth als Assistenzarzt des

Breslau, den 15. December 1887. städtischen Krankenhauses in Potsdam, Dr. Born und Dr. Kiessler

Königlicher Regierungs-Präsident. in Breslau, Scheller in Camenz i. Schl., Zepler in Conradswaldau, Lingenauber in Ramsbeck, Dr. Schedtler als Volontärarzt der

Die aus Anlass von Kreistheilung in der Errichtung begriffenen Stellen Irrenanstalt in Marburg, Dr. Kuhn in Steinbach Hallenberg, Dr. Blasius von Kreisphysikern der Kreise Dirschau und Putzig mit dem Wohnsitze im in Bergheim, Dr. Schrörs in Krefeld, Dr. Jürgensmeyer in Borbeck, Kreisorte sollen vom 1. April 1888 ab zur Besetzung gelangen. Geeignete Dr. Franke in Elberfeld, Dr. Apfel als Assistenzarzt der Provinzial- Bewerber um diese Stellen ersuche ich, sich unter Einreichung ihrer Beirrenanstalt in Grafenberg, Quehl in lleissen, Dr. Beckmann in fähigungszeugnisse, sowie eines kurzen Lebenslaufs binnen spätestens sechs yrum.

Wochen bei mir zn melden.
Verzogen sind: Die Aerzte: Dr. Brenssell von Potsdam nach Danzig, den 17 December 1887.
Berlin, Dr. Kindler von Potsdam nach Erdmannsdorf in Sachsen,

Der Regierungs-Präsident.
Verlig und Eigenthum von August Ilirschwald in Berlin.

Gedruckt bei L. Schumacher in Börlin.


Page 5

an verschiedenen Tagen gemessen, nichts berichtet, und diese, Sitz der Ausschlag des Beines

wie meine Untersuchungen ergeben haben, schon immerhin beträchtLähmung

liche sein können, so erklärt sich auch hieraus, dass eine einmalige rechts links

oder mehrmalige Untersuchung des Kniephänomeps an einem Tage links 12 20,5

zur Diagnosenstellung nicht ausreichend ist. Oft wurden, was auch 25,5 15

Heller beobachtet, die Reflexe am Schlusse der Untersuchung eines 27 25

Tages grösser, als sie anfangs gewesen. Es zeigte sich ferner, dass 15

16 5

15 19,5

nach mehrmaligem, hinter einander vorgenommenem Beklopfen der 10,5 20

Sehne zuweilen eine Ermüdung, selbst tetanusartiger Krampf des 19,5

Beins in gestreckter Stellung am höchsten Punkte des Ausschlages 8

21

22 14,5 19

eintrat, der nur kurze Zeit, etwa eine halbe Minute, anhielt, worauf 10

22 22

das Bein unter starkem Zittern auf den Nullpunkt zurtickging; 11

28

11,5 12 24

in einigen anderen Fällen stellte sich sehr starker Tremor der

19,5 13

19 31

untersuchten Extremität ein. Letzteren beobachtete ich beider14

29 30

seits bei zwei hemiplegischen Frauen. Umfasste ich dann mit 15 rechts

14,5

11,5 16

25 19

der ganzen Hand den Fuss der zitternden Extremität schnell und 10

kräftig von oben her, so hörte der Tremor sogleich auf, ging 18

15 21

aber in dem einen der beiden Fälle auf das andere noch nicht 19

22,5

15,5 20 14,5

beklopfte Bein über. Wendete ich an diesem den beschriebenen 21

Handgriff an, so sistirte dort das Zittern sogleich, um wieder im 22

16

10 23

20 21,5

anderen Bein zu beginnen; dieses Zittern konnte ich so wechsel24

7 19

seitig 5 bis 6 Mal hinter einander in jeder Extremität erzeugen. 25

25 22

Das Verhalten erinnerte mich lebhaft an den Umstand, dass bei 26

20

20 27

24

manchen Menschen durch Beklopfen der einen Patellarsehne der 28

32 28

Reflex auf beiden Seiten gleichzeitig ausgelöst wird.

War also bisweilen der höchste Ausschlag beim ersten oder Die Ergebnisse aus der zweiten Tabelle sind:

zweiten Hammerschlag vorhanden, so erfolgte er einige Male erst Lähmung links:

Lähmung rechts:

nach mehrmaligem Beklopfen. Bei den nun folgenden Versuchen 1.>I. 8 Fälle :57,8 pCt. r. > 1. 9 Fälle 64,3 pct.

führte ich daher meistens ") sechs ganz gleichmässige Schläge in I.<r. 5 = 35,7 r. < l. 4 = 28,5

oben beschriebener Weise gegen die Quadricepssehne aus und no1.=r. 1

7,1 r.=l. 1

7,1

tirte den höchsten Punkt, den der Pinsel erreicht hatte, als massSumma: 14 Fälle ). Summa: 14 Fälle.

gebend. Ein einziges Mal war hierbei eine bemerkenswerthe ErEs stimmen also die bei beiden Untersuchungsmethoden ge- scheinung zu beobachten, dass die Pinselspitze bei jedem Schlage, wonnenen Resultate durchaus nicht mit einander überein. Den

nachdem sie vorher immer auf den Nullpunkt des Apparates zuGrund hierfür glaube ich in dem verschiedenen Verhalten des rückgekehrt war, regelmässig sich um 4 cm höher einstellte, und Patellarreflexes in Bezug auf Intensität und Extensität bei ein

nach dem fünften oder sechsten Schlage dieselbe Stellung einnahm. und derselben Person gefunden zu haben, auf welches, so weit Ein solches Verhalten hatte sich sonst nicht wieder gezeigt, vielich aus der mir zu Gebote stehenden Literatur ersehen konnte,

mehr hatte das Kniephänomen ziemlich variable Grössen in Bezug bisher noch nicht hingewiesen ist. Beklopft man die Quadriceps- auf die Extensität, während die Intensität sich constanter zeigte. sehne, so zeigt sich bei manchen Individuen, dass das Bein sehr Bei einigen Individuen war, wie oben erwähnt, ein sehr inschnell und kräftig vorgeschleudert wird, so dass bei gewöhnlicher tensiver Reflex vorhanden. Herr Prof. Ewald, der schon seit Betrachtung der Eindruck eines verstärkten Kniephänomens her- längerer Zeit bei mehreren Patientinnen des Siechenhauses mit vorgebracht wird, während bei denselben Personen die Ausdehnung alter Tabes dorsalis gegen die so sehr störenden Schleuderbeweder Curve am Apparate nur eine sehr geringe ist.

gungen besonders der unteren Extremitäten, welche bei sonst Bei Patientin No. 3 ist die Intensität des Reflexes sehr ruhiger Bettlage der Tabiker auftreten und ein ungemein quälendes gross, seine Extensität aber gering. Aus diesem Verhalten geht Symptom darstellen, mit sehr gutem Erfolge das Physostigminum also hervor, dass es zur sicheren Beurtheilung des Kniephänomens salicylicum in subcutaner Injection in Anwendung gezogen hatte, durchaus nicht genügt, durch ein- oder selbst mehrmaliges Beklopfen rieth mir, dieses Medicament auch bei den Kranken mit sehr der Quadricepssehne eine Verstärkung resp. Abschwächung des intensivem Kniephänomen zu versuchen, um die Wirkung des Reflexes zu constatiren und nachher hierauf eine Diagnose zu Präparates bezüglich seiner eventuellen Fähigkeit, Reflexe herabgründen. Heller weist in seiner mehrfach erwähnten Arbeit zusetzen, genauer zu studiren. Ich habe zu diesem Behufe das darauf hin, dass die Extensität des Patellarreflexes auch bei

Mittel in den meisten Fällen Morgens 6', Uhr an der Aussengesunden Menschen – der physiologische Breitegrad des

seite des gelähmten Oberschenkels an der Grenze zwischen mittselben

eine sehr verschiedene ist und zwischen 15 und 30 cm lerem und unterem Drittel, darauf nach Beendigung dieser Verder Kreisscala liegt. Er hat, da er die Durchschnittswerthe der suche auf der gesunden Seite und zwar zuerst persönlich injicirt einzelnen Curven notirte, nicht die physiologische Breite für jedes

und dann alle viertel, später alle halbe Stunde die Wirkung an einzelne Individuum, sondern die Mittelwerthe aus der Prüfung dem Reflectometer geprüft. Ich verordnete aller seiner Patienten zusammen aufgestellt. Da aber Heller Rp. Physostigmin. salicyl. 0,02 %) -- Aq. destill. 10,0.

% tiber die Schwankungen der Extensität bei ein und derselben Person, S., Spritze zu injiciren (sodass jede Dosis 0,001 betrug).

1) Da eine der linksseitig gelähmten Frauen inzwischen verstorben War, so konnten hier nur noch 14 und in der 2. Tabelle 28 Patientinnen aufgeführt werden, während die erste die Prüfungsergebnise von 29 Personen

1) Wenn nach dem 6. Schlage der Unterschied der 6 Zahlen unter einander noch sehr gross war, führte ich noch mehr Schläge gegen die Sehne, bis die letzten Zahlen mehr Uebereinstimmung zeigten. 2. Das Präparat stammte von Merek in Darmstadt.


Page 6

von einer als carcinomatös diagnosticirten Geschwulst im Kehlkopf Die Operation selbst wurde in der Weise ausgeführt, dass herrührten, in Behandlung des Dr. McCambridge. Mein College man zunächst die den Kehlkopf bedeckenden Weichtheile durch Dr. Glynn, Prof. der Medicin hierselbst, welchen Dr. Cambridge einen verticalen Medianschnitt spaltete; späterhin wurde die Oeffconsultirte, rieth zu einer möglichst frühzeitigen Ausführnng der nung durch einen zweiten senkrecht auf den ersten geführten Tracheotomie, um einer plötzlichen Asphyxie vorzubeugen.

Kreuzschnitt erweitert. Hierbei Aloss aus der dem linken SchildIch führte dieselbe in der Wohnung des Patienten am knorpel entsprechenden Gegend eine geringe Quantität einer gelb22. Februar 1887 aus. Schon bei der Chloroformirung stellte lichen, mit körnigen Flocken untermischten Flüssigkeit, offenbar sich ziemlich intensive Cyanose ein, der Puls wurde unfühlbar, der Inhalt einer carcinomatösen Cyste; es hatte also hier eine und die durch die Geschwulst verursachte Ausfiillung der Kehl- Perforation des Knorpels von innen nach aussen stattgefunden, kopfshöhle machte die Athmung unmöglich, so dass dieselbe bei woraus sich nun auch die oben beschriebene Röthung und wachsender Cyanose schliesslich ganz stockte. Da wir glaubten, Schwellung erklärten. Uebrigens verschwanden letztere zugleich dass bereits der Exitus letalis eingetreten war, so hätte ich mit der Entleerung dieser Cyste. beinahe auf die Ausführung der Operation verzichtet, als mich Mein Operationsplan ging dahin, nach der Eröffnung des eine geringfügige, pulsatorische Hebung am Isthmus der Glandula Kehlkopfs nicht mehr von demselben wegzunehmen, als zu einer thyreoidea bewog, die obersten Knorpelringe der Trachea, welche totalen Exstirpation der Geschwulst unbedingt nothwendig war. übrigens total verkalkt waren, zu spalten, eine Operation, die nur Ich spaltete daher zunächst mit Knochenzange die Cartilago mit grosser Mühe ausführbar war. Unmittelbar darauf athmete thyreoidea, da sich ein Versuch, die Trennung mittelst eines der Patient tief und ruhig, so dass er noch vor der Einführung Messers zu bewerkstelligen, in Folge der eingetretenen Verder Trachealcanüle gerettet schien. Gleich darauf wurde er zu kalkungen als vergeblich erwies. - Die linke Hälfte des ThyreoidBett gebracht. Weder die Farbe noch der Puls des Patienten, knorpels wurde mit den ihn deckenden Weichtheilen und zugleich der sich der Lebensgefahr, in welcher er geschwebt hatte, absolut mit der Hauptmasse der mit ihm verwachsenen Geschwulst mittelst nicht bewusst war, erinnerten noch an die kurz zuvor stattgehabte Kneifzange entfernt; seine rechte Hälfte, sowie der gesammte KriAsphyxie. – Jodoformverband.

koidknorpel wurden von mir stehen gelassen. Bei einer jetzt ausEine Inspection des Larynx vor Ausführung der Tracheotomie geführten Digitaluntersuchung zeigte es sich, dass an der Epiglottis hatte mir eine Uebersicht von der papillären Geschwulst ge- eine der exstirpirten ganz ähnliche Geschwulst fühlbar war; diewährt, aus der ich mit Wahrscheinlichkeit die Diagnose auf ein selbe wurde alsbald mittelst Fasszange herabgezogen und mittelst Epitheliom stellen konnte, welches fast den ganzen Kehlkopf Scheere entfernt. Da auch die linke Hälfte des Pharynx im Beausfüllte, indessen sich offenbar auf denselben beschränkte, da,

reiche der Glottis und darüber in der Tonsillargegend krebsig inwie ich mich auch durch Digitaluntersuchung zu überzeugen filtrirt schien, so wurde alles, was sich von dem Tumor erreichen liess, suchte, Zunge und Epiglottis absolut frei zu sein schienen. mit den Fingern herabgezogen und mittelst Scheere abgeschnitten.

Ich rieth daher zu einem Versuche, die Geschwulst zu ex- Die Blutung war im Verlaufe der Operation, dank der sehr exacten stirpiren, falls Patient seine Einwilligung zur Operation gäbe. Blutstillung, nicht sehr bedeutend gewesen. Alle irgend sichtbaren Letzterer verstand sich später, allerdings erst nach langem Zureden, Arterienlumina wurden gefasst und mit feiner, mit Sublimat deszu derselben; indessen gönnte man ihm eine kurze Frist, um die

inficirter Seide unterbunden; parenchymatöse Blutungen, die beetwaigen üblen Nachwirkungen der Tracheotomie zu überwinden,

sonders in der Umgebung des Krikoidknorpels und am Pharynx und ihm Gelegenheit zu geben, reichlichere und kräftigere Nahrung hinter der Zungen wurzel auftraten, wurden durch Compression, zu sich zu nehmen, als er früher, in Folge des Hustens, sowie die man mittelst aseptischer Schwämme ausführte, mit gutem Erder dyspnoischen Anfälle zu geniessen im Stande gewesen war. folge gestillt. Nach genauer Desinfection der Kehlkopfhöhle,

Die Tracheotemie entsprach ganz den auf sie gesetzten Hoff- besonders an dem Theile, an welchem die Perforation des Abnungen: Der Gesundheitszustand des Patienten besserte sich un- scesses stattgefunden hatte, wurde die gut gereinigte und desmittelbar nach der Operation, weder Fieber, noch irgend eine

inficirte Trachealcanüle wiederum eingeführt, endlich der Pharynyx, andere Complication störten den Wundheilungsprocess, so dass sich sowie die Operationswunde mit Jodoformgaze vollgestopft. Hals Patient vergleichsweise wohl und kräftig zu fühlen begann.

und Nacken wurden mit einem fest anliegenden antiseptischen So vergingen etwa 3 Wochen, bis die Exstirpation der Geschwulst Verband umhüllt, schliesslich Patient zu Bett gebracht. versucht wurde. Bei einer Untersuchung des Patienten, die etwa

Die Gefahren dieser Operation bestanden weniger in der 2 Tage vor der Operation vorgenommen wurde, war die ganze

Schwierigkeit ihrer Ausführung, als in den üblen Zufällen, welche, Laryngealregion des Halses geschwollen, die Haut über der so lange die Trachealcanile in situ lag, durch Verstopfung Schwellung geröthet und ödematos. Die Ursache dieser Schwellung, derselben durch Schleimmassen, resp. nach ihrer Wegnahme behufs welche zunächst unaufgeklärt blieb, wurde erst während der Reinigung durch das Herabrinnen von Blut in die Luftröhre einOperation erkannt.

treten konnten. Alle diese Schwierigkeiten indessen überwand Letztere wurde am 15. März 1887 ausgeführt. Die Chloro- man mehr weniger vollständig ohne Anwendung jener besonderen formirung des Patienten wurde vermittelst eines Schwammes, Apparate, die hierfür angegeben sind; die complicirte Construcwelcher Weleber an dem peripherischen Ende eines bleiernen, gebogenen tion, durch welche sich alle diese Apparate auszeichnen, er

, Gasröhrensttickes befestigt war, bewerkstelligt. Letzteres besass muthigten mich nicht besonders, sie in dem vorliegenden Falle eine Länge von mehr als 1 Fuss, um

zu verhindern, dass der zu erproben. Operateur durch den die Narkose leitenden Assistenten in seinen

Die ersten 36 Stunden nach der Operation erhielt Patient Bewegungen gehemmt wurde. Ausserdem war das obere Ende nicht die geringste Nahrung; der sich einstellende Durst wurde der Trachea durch einen kleinen Schwamm verstopft, der das

durch Auswaschen des Mundes mit Wasser gemildert. Dann Hinabfliessen von Blut in dieselbe verhinderte. Im Verlaufe der

wurde durch die Wunde hindurch ein Kautschuckrohr in den Operation musste man indessen von dieser Vorrichtung zu der Oesophagus eingeführt und mittelst eines Trichters dem Patienten Tracheotomiecanile zurückkehren, welche die Trachealschleim

flüssige Nahrung durch dasselbe eingeschüttet. - Eine Zeit lang haut weniger reizte und ausserdem weit leichter von dem be- war Patient mit einer solchen Nahrungsaufnahme, ohne von ständig sich ansammelnden Schleim (durch Spülungen mit einer lau

derselben Geschmack zu empfinden, zufrieden; später verlangte Karmen Sublimatlösung während der Operation) zu reinigen war.

er auch feste Nahrung, und es gelang ihm 6 Wochen nach der


Page 7

80 häufig auftretende, reactive Schwellung zu beachten und mit Dass epitheliale Substanzverluste durch Wucherung der unversehrt ihr zugleich ihre üblen Folgen zr verhindern. Das ist mir am

gebliebenen Epithelien am Rande der Defecte wieder ersetzt werden, war

für das Deck epithel, sowie theilweise auch schon für das Drüsenepithel leichtesten gelungen, indem ich ein Pulver mit 10 bis 50,00 Cocaïn.

bereits durch frühere Beobachter (Eberth, Bizzozero) u. A.) sowie mur. schnupfen oder einblasen liess. Seitdem ich in der ange- Podwyssozky?) selbst positiv früher gestellt. gebenen Weise verfahre, sind die nachträglichen, einem Eingriff Epithel der Nieren, der Speichel- und Meibom'schen Drüsen den gleichen

Podwyssozky's neue Untersuchungen (1) liefern nun auch für das folgenden Belästigungen viel geringer. Ich will hier noch be

unumstösslichen Nachweis durch Constatirung zahlreicher karyokinetischer merken, dass ich einige Mal durch Anwendung des Cocaïnpulvers

Figuren an den betreffenden Epithelien in der Umgebung des durch Stich,

Schnitt oder Excision gesetzten Substanzverlustes. In der Niere fällt der eine an acuten Nasenrachenkatarrh sich anschliessende Mittelohr

Wiederersatz unvollkommener aus als in der Leber und anderen Drüsen, entzündung im ersten Begion coupirt zu haben glaube. Auch indem sich neue Harncanälchen (und Glomeruli) nicht, sondern nur

neue Epithelzellen innerhalb der alten Canälchen bilden. acute Mittelohreiterungen mit Perforation des Trommelfells scheinen

Von grossem Interesse für die Entzündungslehre ist Coen's Abmir im allgemeinen schneller und günstiger zu verlaufen, wenn handlung (2). Durch die Beobachtung des Ref. über die Histogenese des man neben der Behandlung des Obres in der angegebenen Weise

tuberculösen Processes ist zuerst in einwurfsfreier Weise dargethan worden,

dass eine äussere Schädlichkeit (die wuchernden Tuberkelbacillen) primär, gleichzeitig den Zustand der Nasenschleimhaut berücksichtigt.

d. h. ohne vorangehende sichtbare Gewebszerstörungen, eine ProFiir die letzteren Fälle eignet sich das Schnupfpulver recht gut liferation der fixen Gewebszellen hervorzurufen im Stande ist. Dasselbe insofern, als man ihm auch noch andere Medicamente beifügen

scheinen uns, wenn auch nicht im gleichen Grade eindeutig, Coen’s Unter

suchungen zu beweisen. Nach diesen bewirkt die Bepinselung der Haut kann. Nebenbei will ich bemerken, dass ich trotz häufiger An- des Menschen und der Thiere einen Entzündungszustand, weleher sich in wendung des Cocaïn bei den von mir benutzten Mengen noch nie einer Wucherung der Zellen der Epidermis und deren Anhangsgebilden

(Haarbälge und Drüsen), sowie der Bindegewebs- und Gefässwandzellen eine Intoxication beobachtet habe.

der Cutis und Subcntis ausspricht, mit welchen Wucherungsvorgängen die M. H.! Zu dem heutigen Vortrage bin ich hauptsächlich Ausschwitzung eines zellig. fibrinogen Exsudates aus den cutanen und subveranlasst durch die verschiedenen Anschauungen, welche sich bei

cutanen Gefässen Hand in Hand geht. Da der Beginn der Zellproliferation

im Bindegewebe zeitlich mit der Entstehung des entzündlichen Exsudats der Behandlung der eventuell von der Nase ausgehenden Reflex

zusammentällt und von einer der Entzündung vorangehenden Nekroge oder neurosen in letzter Zeit geltend machten. Wenn in diesen Fällen Degeneration der Cutiszellen in den eingehenden Schilderungen des Autors

nichts erwähnt wird, so dürfte eben wohl auch das Beispiel der Jodentvon manchen Seiten vor zu häufigem Eingreifen von der Nase

zündung die Auffassung stützen, dass die entzündliche Zellenwucherung aus gewarnt wird, so ist dem entgegen zu halten, dass man den

durch directe Einwirkung des äusseren Reizes auf die Gewebzellen in's genannten Erscheinungen doch nur von der Nase aus beizukommen Leben gerufen werden kann. Die Proliferation der fixen Bindegewebg

und Gefässwandzellen führt zu einer mässigen Neubildung von Bindesuchen wird, wenn sich in letzterer pathologische Veränderungen

gewebe. Coen möchte es zuvor nicht für ausgeschlossen erklären, dass fiuden. Ich will aber jetzt nicht hierauf eingehen, sondern mich bei der Production dieses Bindegewebes ausser den erwähnten fixen ausschliesslich auf den Standpunkt des Ohrenarztes stellen. Als

Elementen auch noch die einkernigen emigrirten Leukocyten, wenn auch

nur in geringem Grade, betheiligt seien, doch liefern hierfür seine Beobsolcher muss man fordern, dass jede Behinderung der

achtungen keine directen Anhaltspunkte. (Wir wollen hierbei gleich erNasenathmung beseitigt wird, weil es nur dadurch wäbnen, dass Coen in seinen beiden späteren Abhandlungen (5 und 7)

es selbst für unwahrscheinlich erklärt, dass die Leukocyten an der Bildung möglich ist, die bei solchen Zuständen stets drohen

des Narbengewebes Antheil nehmen.) den Mittelohrerkrankungen zu verhindern, bereits be- Ziegler (3) hatte Gelegenheit, in einem Falle von Amaurose nach stehende, sogen, trockene Katarrhe und ihre Folgen

Blutverlust (Ulcus ventriculi) die Augen der histologischen Untersuchung

zu unterwerfen. Es ergab sich, dass der Opticus und dessen Ausbreitung und ebenso acute und chronische Eiterungen auf die

in der Retina im Wesentlichen eine fettige Entartung erlitten hatte, Dauer zu bessern und zu heilen. Und ich möchte gerade welche ihren höchsten Grad in der Lamina cribrosa erreichte. Der Process

ist als eine ischämische Degeneration aufzufassen. Als ein besonderes hier recht energisch auf die Wechselbeziehung zwischen der

Verdienst der Ziegler'schen Abhandlung ist auch die Zusammenstellung Nasenathmung und den Functionen des Mittelohres hinweisen, und kritische Erörterung des gesammten litersrischen Materials über weil unter den anwesenden Herren sicher viele als Hausärzte die Amaurose nach Blutverlust hervorzuheben.

Na uwerck (4) constatirte in einem Falle von idiopathischer Myelitis Gelegenheit haben zu beobachten und auf diese Weise Krank

transversa des Dorsalmarkes bei einem 24 jährigen Mädchen als Ursache heiten zu verhindern oder auch im ersten Entstehen zu beseitigen, der Erkrankung eine obliterirende Arteriitis spinalis mit hyaliner Thrombose. welche für spätere Lebensjahre noch jetzt den grössten Procent

„Der beschriebene Fall ist die erste, soweit möglich beweisende, Beob

achtung einer arterio-sklerotischen Rickenmarkserweichung“. Nauwerck satz der unheilbaren Schwerhörigkeit liefern.

glaubt, bei Abwesenheit anderweitiger ätiologischer Momente, annehmen zu dürfen, dass ein 3 Jahre vor Eintritt des Rückenmarksleidens von der Kranken durchgemachter Typhus den Anstoss zu

der Arteriitis gegeben habe. VI. Referate.

Coen (5) weist nach, dass die normale Milchsecretion mit Bildung

reichlicher karyokinetischer Figuren an den Drüsenepithelien einhergeht, Pathologische Anatomie und Mykologie.

während eine Einwanderung von Leukocyten in die Drüsenlumina dabei

nicht oder nur in untergeordnetem Masse stattfindet. Die ColostruinZiegler und Nauwerck: Beiträge zur pathologischen Ana

körperchen sind hiernach wesentlich als desquamirte verfettete Epitheltomie und Physiologie. Bd. II, Heft 1, Jena, G. Fischer, 1887.

zellen und nicht als verfettete Wanderzellen, wie in neuester Zeit mehrDas vorliegende Heft enthält folgende Arbeiten, welche, mit Aus- fach angenommen wurde, aufzufassen. Die Milchsecretion steht mithin im nahme der an letzter Stelle genannten, sämmtlich aus dem pathologischen Gegensatz zu anderen Driisenabsonderungen, bei welcher die secernirenlostitute zu Tübingen hervorgegangen sind.

den Elemente keine formativen und degenerativen Veränderungen erleiden, 1. W. Podwysgozky jun. Experimentelle Untersuchungen über sondern in ursprünglicher Form und Anzahl persistiren. In der nicht die Regeneration der Drüsengewebe. Zweiter Theil. Die Regeneration seceruirenden Mamma finden sich nur spärliche Karyokinesen an den des Nierenepithels, der Meibom'schen Drüsen und der Speicheldriisen. Epithelzellen.

Nach Verletzungen regenerirt sich das Drüsengewebe 2. E. Coen: Ueber die pathologisch - anatomischen Veränderungen ebenfalls auf dem Wege karyokinetischer Zelltheilung. Coen notirt, dass der Haut nach der Einwirkung von Jodtinetur.

diese seine, sich im Wesentliehen mit den bezüglichen Befunden Bizzozero's 3. E. Ziegler: Zur Kenntniss der Entstehung der Amaurose pach und Vassale's deckenden Resultate bereits vor Erscheinen der ein

schlägigen vorläutigen Mittheilung der letztgenannten Forscher festgestellt 4. C. Nauwerck: Zur Entstehung der Rückenmarkserweichung. 5: E. Coen: Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie

Dennig (6) berichtet über zwei Fälle von multipler echter Osteom

bildung in der Trachealschleimhaut. Die Knochenbildungen lagen in Form 6. Dennig: Ueber Knochenbildung in der Trachealschleimhaut.

kleinerer und grösserer Plättchen, oder Knötchen oder stachliger Hervor7. E. Coen: Ueber die Heilung von Stichwunden des Gehirns. 8. Sudake witsch: Beiträge zur pathologischen Anatomie der Lepra.

1) Vergl. Bizzozero's neueste ausführliche Abhandlung: Veber die

Erzeugung und die physiologische Regeneration der Drüsenzellen bei den Auf eine auch nur einigermassen eingehende Besprechung der ge- Säugethieren. (Virchow's Arch. f. pathologische Anatomie, Bd. CX, 1887. pannten Arbeiten müssen wir hier aus räumlichen Gründen verzichten.

2) Beiträge zur pathologischen Anatomie von Ziegler und NauEs muss genügen, die Hauptresultate und Pointe

1. Nervenzellen und Leprabacillen.


Page 8

Die nachstehenden Fälle wurden während der letzten zwei merkt, dass Ermert von Anfang an den Eindruck machte, als ob er, um Jahre von Herrn Prof. Trendelenbug in der chirurgischen

sich eine höhere Unterstützungssumme zu sichern, seine Beschwerden

übertriebe. Klinik und im St. Johannishospital operirt; Fall 9 hatte ich selbst 5. Fall. Baumgarten, Thomas, 61 Jahre, Schmied aus Godesberg. Anfangs der Herbstferien zu operiren Gelegenheit 1).

Decrepides Individuum; ausgedehnte Caries der rechten Tibia.

10. Januar 1887. Operation nach Gritti. Der vordere Lappen 1. Fall. Hellenbrand, Jacob, 43 Jahre, Walzmeister aus Dillingen. geräth wegen der hoch hinaufreichenden Zerstörung der Haut etwas kurz.

Aufnahme 6. März 1885. Sarcom der rechten Fibula, seit etwa einem Die Patella wird mittelst Catgutnaht an den Femurstumpt befestigt. CatJahre bestehend. Rundlicher Tumor in der äusseren Wadengegend, von gutnaht der Wunde und zwar, wegen der Kürze des vorderen Lappens, der Kniekehle bis zur Gegend des Mall. ext. reichend.

Y förmig: Drainage, Verband. 9. December 1885. Operation nach Gritti. Die Sägefläche der Heilung per primam. Da die Gemeinde des Patienten Schwierigkeiten Patella legt sich dem Femurstumpf gut an, keine Patellarnaht, Catgutnaht macht, ein künstliches Bein zu bewilligen, so konnte er erst am 30. Mai der Wunde, Drainage; Sublimatgaze-Tortmoos-Verband.

1887 entlassen werden. 21. December 1885. Verbandwechsel. Fieberloser Verlauf. Wunde Anfangs November 1887 vermag sich Patient auf den in seinem Ausbis auf die Drainstellen verheilt.

sehen und Verhalten unveränderten Stumpf gut zu stützen; da er jedoch 27. Januar 1886. An einer Drainstelle kleiner Granulationsknopf. in Folge eines ausgeheilten Fungus eine Flexionscontractur des linken Patella fest.

Kniegelenkes hat, ist sein Gang etwas unbehült lich. 20. Februar 1886. Patient hat seit einiger Zeit (ehversuche mit 6. Fall. Jansen, Gertrud, 49 Jahre, Bauersfrau aus Horne. seinem künstlichen Beine gemacht, geht an einem Stock ohne Beschwerde. Aufnahme 17. März 1887. Melanosarcom des linken Unterschenkels Laut eingezogener Erkundigung ist Patient Ende 1886 nach längerem Vor ':... Jahre wurde in Köln von der linken Tibia der Patientin eine Krankenlager in seiner Heimath gestorben.

etwa gänseeigrosse Geschwulst exstirpirt. Die davon herrührende Narbe 2. Fall. Dr. F., 25 Jahre, Arzt in Bonn. Ende 1885 leichte Auf- befindet sich an der Aussenfläche der Tibia neben der Tuberositas. An treibung am Innenrande der rechten Tibia im oberen Drittel, zuerst für der Aussenseite des linken Unterschenkels, das oberere Drittel einnehmend Periostitis gehalten und demgemäss behandelt.

und bis in die Kniekehle reichend, zweifaustgrosser ovaler Tumor, Haut 14. Eebruar 1886. Probeincision. Sarcom.

darüber stellenweise adhärent und von dunkelblaurother Färbung. Tumor 22. Februar 1886. Operation nach Gritti. Keine Patellarnaht, Cat- breit gestielt und auf seiner Unterlage verschieblich. gutnaht der Wiinde, Drainage, Verband.

21. März 1887. Bei dem Versuche der Exstirpation zeigt es sich, 8. März 1886. Fieberloser Verlauf. An einer Drainött'nung kleine dass die Geschwulst durch die Musculatur bis auf die Beinhaut der Fibula Randnekrose. Patella fest, etwas druckempfindlich.

gewuchert ist. Deswegen Operation nach Gritti. Der vordere Lappen 15. März 1886. Wunde verheilt,

wird an seiner lateralen Seite etwas schmal; trotzdem gelingt es, die 17. April 1886 bekommt Patient ein künstliches Bein, mit dem er Operation in typischer Weise auszuführen. Catgutnaht der Patella. Seidesehr bald, auf einen Stock gestützt, ohne Beschwerde gehen lernt,

naht der Wunde, Drainage, Verband. Die Heilung wird durch Klaffen Mitte November 1887 21 Monate nach der Operation stützt des lateralen Wundrandes und nachfolgende geringe Eiterung etwas versich Patient lediglich auf den, von normaler, verschieblicher Haut bedeckten zögert; ist am 15. Mai beendet. Fiinf Tage später Anlegung der ProStumpf, nachdem frühere Versuche, auch das Tuber ischii als Stützpunkt these, mit welcher die etwas imbecille Patientin in etwa 14 Tagen so zu verwenden, an der ungemeinen Empfindlichkeit der gedachten Stelle weit gehen lernt, dass sie sich allein mit Hülfe eines Stockes fortbewegen gescheitert waren. Dr. F. geht ohne irgendwelche Beschwerde, in seiner kann. Stützpunkt lediglich auf dem Femurstumpt. Thätigkeit als klinischer Assistent auch ohne Stock, dessen er sich nur 7. Fall. Stölben, Aegidius, 59 Jahre, Winzer aus Briedel. „extra muros“ zu bedienen pflegt.

Aufnahme 21. Mai 1887. Aeusserst atropbisches Individuum. Seit Allerdings ist die jetzige Zufriedenheit der Preis mannigfacher Ver- 3. Jahren bestehender faustgrosser, höckeriger Tumor in der oberen Wadensuche und Unannehmlichkeiten. So kostete es geraume Zeit, bis sich ein gegend, von derber Consistenz, den Unterschenkelknochen fest aufsitzend. mit glattem, starkem Leder bezogenes Pferdehaarkissen von ziemlich derber Sarcom. Consistenz als die bequemste Stumpfstütze erwies. Das lästige Schwitzen 27. Mai 1887. Operation nach Gritti. Keine Patellarnaht. Yförmige an der Stumpfspitze und im Anschluss daran mehrere Furunkel führten Seidenaht der Wunde. zur Anwendung eines Streupulvers von Acid. salicyl. 10,0, Tale. 50,0, 6, Juni 1887. Fieberloser Verlauf. Wunde reactionslos. Amyl. 100,0, dessen regelmässiger Gebrauch die bedrohte Haut partie seither 20. Juni 1887. Die hintere Nahtlinie klafft etwa 6 cm weit. stets trocken und immun erhält. Dr. F. ist mit seinem Stumpfe ausser- Patient, noch mehr heruntergekommen, erholt sich jetzt langsam. ordentlich zufrieden.

26. Juli 1887. Wunde an der hinteren Seite des Stumpfes voll3. Fall. Kierberg, Clara, 19 Jahre, ledig, aus Lützenkirchen.

ständig geschlossen. Aufnahme Juli 1886. Faustgrosser kugeliger Tumor von derber Con- 28. Juli 1887. Anlegung des künstlichen Beines. sistenz, an der äusseren Seite des linken Unterschenkels. Seit 2' , Jahren 1 August 1887. Patient, auf seinen dringenden Wunsch entlassen, bemerkt.

hat mit der Prothese noch nicht gehen gelernt. Der Stumpf des Stölben 3. Juli 1886. Probeincision: Sarcom der linken Fibula.

ist höchst bemerkenswerth. Der Oberschenkel verschmächtigt sich nach 7. Juli 1886. Operation nach Gritti. Keine Patellarnaht. Seide- unten zu erschreckender Dünne, um gegen die Spitze hin wieder anzunaht der Wunde. Drainage, Verband.

schwellen: genau das Bild eines Trommelschlägels oder eines geknöpften 15. Juli 1886. Gänzlich fieberloser Verlauf. Patella fest. Drains Bougies. Die Haut über der Stumpfspitze ist normal, verschieblich, nicht entfernt.

emptindlich. 22. Juli 1886. Wunde geheilt. Mitte August bekommnt Patientin ihr 8. Fall. Sch., Louise, 52 Jahre, Kaufinannstrau aus Mühlheim a. R. künstliches Bein; geht auf dem Stumpf, fast ohne das Tuber ischii zu Aufnahme 25. Juli 1887. Vor 3/4 Jahren wegen complicirter Fractur betheiligen.

ai linken Unterschenkel amputirt. Chronisches Ulcus an dem Stumpfe. 20. August 1886. Patientin entlassen.

26. Juli 1887. Operation nach Gritti. Keine Patellargaht; SeideWie mir auf meine Anfrage der Vater der Patientin mittheilte, konnte naht der Wunde. Fieberloser Verlauf. Anfangs September geheilt. Da dieselbe Anfangs recht gut gehen, erkrankte jedoch gegen Ende des Jahres Patientin sehr schwer Körpergewicht 220 Pfund und unbehülflich 1886 an Athemnoth und Bluthusten und starb am 13. Januar 1887. ist, verstreicht geraume Zeit, bis sie gelernt hat, mit dem künstlichen Bein 4. Fall. Ermert, Christian, 42 Jahre, Rangirer aus Betzdorf.

zu gehen. Bei ihrer Entlassung am 28. October 1887 benützt Patientin Dem Patienten wurde im April 1882 von einem Eisenbahnwaggon Stumpf und Tuber als Stützpunkte und geht ohne Beschwerde mit Hülfe der rechte Unterschenkel überfahren. In dem Spitale einer kleinen Stadt eines Stockes. der Rheinprovinz wurde am 24. April 1884 die Amputation, 14 Tage 9. Fall. Seifert, Hermann, 43 Jahre, Dienstknecht aus Glauchow. darauf die Exarticulation des rechten Unterschenkels mit Erhaltung der Aufnahme 10. August 1887. Traumatische Gangrän des rechten Patella gemacht.

Unterschenkels. Vor 24 Stunden von einem schwerbeladenen Wagen über 23. Februar 1885 stellte sich Patient behuts Revision seines künst- den rechten Unterschenkel überfahren. Starke Quetschung, profuse Blutung. lichen Beines in der Bonner Klinik vor. Der Stumpf war gut geheilt, Bei der Aufnahme war Patient blass, etwas collabirt. An der Aussenseite die Haut zwischen den Condylen stark gespannt.

des rechten Unterschenkels im oberen Drittel 20 cm langer, 10 cm breiter 3. November 1886 liess sich Patient mit einem thalergrossen Ulcus Hautdefect. Die blossliegenden Weichtheile zerfetzt, stinkend. Die Haut der zwischen den Condylen liegenden Hant in die Klinik aufnehmen. Das in der Umgebung des Defectes ist weithin von ihrer Unterlage abgelöst und Ulcus bestand seit 6 Monaten und war im Anschluss an die spontane lässt sich nach oben zu von der Patella und beiden Femurcondylen abheben. Bildung einer Blase an der nämlichen Stelle entstanden.

Der Unterschenkel ist wachsartig blass, eiskalt, das Fussgelenk todten6. November 1886. Operation nach Gritti. Der vordere Lappen starr; tiefe Einschnitte werden nicht gefühlt und liefern kein Blut.

Die ziemlich knapp. Keine Patellarnaht. Catgutnaht der Wunde, Drainage, Gangrän reicht an der Vorderfläche der Extremität bis in die Höhe der Verband. Trotz voriibergebender Temperatursteigerung (38,8) am 6. Tage Tuberositas tibiae, an der Hinterseite fällt ihre Demarcationslinie annähernd nach der Operation, heilte die Wunde primär. Patient wurde am 23. De- mit der Gelenklinie zusammen. Das Kniegelenk ist an der medialen Seite cember 1886 mit streckfähigem Stumpfe und künstlichem Beine entlassen. eröffnet.

Laut im October 1887 eingegangener Meldung seitens des Patienten Da die Haut über der Patella zwar abgehoben, aber anscheinend vermag sich derselbe auf den Stumpf zu stützen. Doch habe er ab und gut ernährt war, wurde beschlossen, die Gritti’sche Operation zu verzu Schmerzen im Stumpfe und könne nicht lange gehen. Dazu sei be

suchen. Der vordere Lappen wird etwas kurz, und nach dem Halbzirkel

schnitt zeigt es sich, dass die Musculatur der Kniekehle mit übelriechendem 1) Die vier ersten Fälle sind bereits von Asthöwer, Inaug.- Dissert.,

Serum durchtränkt ist.

Die Lagerung der abgesägten Patella auf dem Bonn 1887, veröffentlicht.

Femurstumpfe wird durch eine starke "Catgutnaht gesichert, und zwar in


Page 9

und für Töne nach dem Vorgange von Lucae mit der C- und Zittern in beiden Füssen und Schmerzen im Kreuz ein. Vor 8 Monaten

erhielt Patient auf der Locomotive einen Schlag mit einem eisernen Deckel Fis--Gabel.

auf die rechte Seite des Schädels und leidet seitdem an zunehmender I. M., Locomotivführer, 38 Jahre alt, aufgenommen den 6. December Schwerhörigkeit auf dem rechten Ohre, und zuckende blitzartige Schmerzen, 1886. Patient, welcher bisher angeblich gut gehört hat und über Er- welche vom rechten zum linken Ohr durchstrahlen. Zeitweilig hat Patient scheinungen an den Ohren nicht zu klagen hatte, erlebte vor 2 Jahren etwa alle 5 Minuten regelmässig wiederkebrend, ein starkes donnerartiges einen Zusammenstoss zweier Züge; bald darauf hatte er das Gefühl von Geräusch im rechten Ohre, ähnlich dem Rollen eines Wagens. Auf dem Völle im Kopfe, häufige, über den ganzen Kopf sich erstreckende Schmerzen, linken Ohr bestehen keinerlei Beschwerden. Schwere in den Beinen und nach längerem Gehen Kreuzschmerzen. Das Untersuchung des Gehörorgans. Rechts am Trommelfell eine ziemlich Gehör blieb unverändert gut. Am 19. September 1886 passirte ihm auf grosse Narbe, welche mit dem Promontorium verwachsen ist. Der Trommeldem schlesischen Bahnhof ein zweiter Zusammenstoss. Danach steigerten fellrest etwas verdickt. Hammer sichtbar, perspectivisch verkürzt. Links sich die eben genannten Beschwerden. Ausserdem trat manchmal Schwindel hochgradige Trübung, Verdickung und Einwärtsziehung des Trommelfells. auf, so dass Patient sich festhalten musste, wollte er nicht umfallen. Hammergriff erscheint undeutlich, verschmälert, perspectivisch verkürzt, Kurze Zeit darauf stellte sich beiderseits eine Abnahme des Gehörver- Lichtkegel fehlt. mögens ein, welche allmälig immer mehr zunahm. Es bestehen dabei R. FI (3) 1,2 m. häufig stechende Schmerzen in beiden Ohren; zuweilen ist es dem Pa- L. FI (3) 1,5 m. tienten, als ob ihm in den Obren etwas platzte; Sausen oder anderweitige c vom Scheitel als tiefes Brummen gehört, nach dem Scheitel verlegt abnorme Ohrgeräusche bestehen nicht. Patient ist auch in seiner Sprache und verklingt in 3 Secunden. gestört, die Articulation bat gelitten und sein Gedächtniss. Rechte Pupille R. c per Luft mässig herabgesetzt, Fis stark herabgesetzt, Rinne + ist weiter, als die linke; beide sind sehr weit und reagiren sehr träge. L. c per Luft ziemlich stark herabgesetzt, Fist in gleicher Weise, Die Untersuchung des Gehörorgans ergiebt: rechts ist das Trommelfell Rinne + an der Schleimbautplatte getrübt, Hammergriff etwas perspectivisch ver- Die Tonempfindung ist links besser als rechts. kürzt, Lichtkegel verwaschen; links der nämliche Befund; die Trübung Nach Catheterismus Gehörvermögen beiderseits unverändert. etwas hochgradiger, als rechts.

Diagnose: Rechts alte abgelaufene eitrige Mittelohrentzündung R. FI(z) 1,5 m.

mit Narbe. L. Fl(3) 2 m.

Links chronischer Paukenhöhlenkatarrh (Sclerose), wahrscheinlich c vom Scheitel wird nicht als Ton empfunden; Patient giebt an, ein Labyrinthaffection. Schwirren zu fühlen.

IV. Sk., Eisenbahnbremser, 43 Jahre alt, aufgenommen den 6. Mai 1887. c vom rechten Warzenfortsatz wird als tiefes Brummen vernommen Patient erlitt am 29. Juli 1884 einen Eisenbahnunfall, wobei er an Kopf und verklingt in 5 Secunden.

und Brust verletzt wurde und 2',, Stunden bewusstlos war. Ungefähr vier c vom linken Warzenfortsatz als tiefes Brummen vernommen und Monate nach dem Unfall, während welcher Zeit keinerlei Beschwerden verklingt in 7 Secunden.

von Seiten der Ohren bestanden, wurde Patient in die königliche Charité Rechts c per Luftmässig herabgesetzt, Fis' desgleichen, relativ translocirt und hier stellten sich angeblich auf dem linken Ohre Sausen, stärker, als c. Rinne t.

Schwerhörigkeit, Ohrenklingen und stechende Schmerzen am Trommelfeli Links c per Luft ziemlich stark herabgesetzt, Fis* desgleichen, stärker ein. Das rechte Ohr blieb angeblich gesund. Allmälig stellte sich auch als rechts. Rinne t.

Schwerhörigkeit auf dem rechten Ohre ein, ohne Sausen und ohne Schmerzen. Bei Katheter beiderseits lautes Blasegeräusch; Gehör unverändert.

Untersuchung des Gehörorgans: Beiderseits besteht geringe Trübung Diagnose. Mässiger Paukenhöhlencatarrh mit Mitbetheiligung des La- und Einziehung des Trommelfells. byrinths. Solut. kalii jodati 5,0/200,0 3 mal täglich 1 Esslöffel.

R. FI (3) 3 m. 30. December 1886. R. Fl(3) 1,2 m.

L. FI (3) 2,5 m.
L. FI(3) 1 m.

vom Scheitel wird selbst beim stärksten Anschlage nicht verStimmgabelprüfung wie das erste Mal.

nominen. Patient empfindet nur ein Schwirren. C von beiden Warzen5. Januar 1887. Gehör unverändert, Sausen besteht nicht.

fortsätzen verklingt in etwa 1/2-2 Secunden. 10. Januar 1887. Gehör und sonstiger Zustand unverändert. Weiter- R. c per Luft stark herabgesetzt, Fis* desgleichen. gebrauch des Jodkali.

L. der nämliche Befund; es besteht zwischen beiden Ohren keine 15. Februar 1887. Pat. giebt an, dass unter dem eingetretenen Differenz, Rinne beiderseits + Schnupfen alle Erscheinungen, auch das Gehör sich etwas gebessert hätten. Diagnose: Labyrinthaffection beiderseits. Schallleitungsapparat ziemObjectiv lässt sich am Gehörorgan eine Besserung nicht constatiren. Die

lich intact. Sprachstörung bat eher zu- als abgenommen.

Nach Catheterismus Gehörvermögen unverändert. 23. Februar 1887. Pat. glaubt etwas besser zu hören.

2. Juni 1887. Die nochmalige Untersuchung ergiebt den nämlichen R. FI(3) 1,5 m.

Befund, wie zuerst; subjectiv bestehen dieselben Beschwerden. L. FI(3) 1,5 m.

V. W., 56 Jahre, Locomotivführer, aufgenommen den 3. April 1887. c vom Scheitel selbst bei stärkstem Anschlage nicht gehört; von beiden (Einmalige Untersuchung.) Patient, welcher in den Jahren 1859 und 1871 Warzenfortsätzen als tiefes Brummen vernommen und verklingt in 4 Se

schon verunglückt war, ohne besonderen Schaden zu nehmen, entgleiste cunden. Rinne beiderseits +. Die Stimmgabelprüfung ergiebt den bis

am 17. September 1883 mit seinem Zuge und wurde auf den Kohlenwagen herigen Befund.

geschleudert, wo er besinnungslos liegen blieb. Zur Station gebracht, wo Nachdem Patient im Verlaufe der Monate März und April wieder- die Besinnung wiederkehrte, klagte Patient über lebhafte Schmerzen im bolt untersucht worden war und von Seiten seines Gehörorgans keine

Kopf und im Halse. Zwei Tage darauf bemerkte Patient, welcher vorher Veränderung erkennen liess, wurde er am 27. Apri[ aus der Behandlung angeblich gut hörte, auf beiden Ohren ein Sausen, welches den Charakter entlassen.

des leisen Brummens an sich trug. Schmerzen bestanden nicht, dagegen II. Gr., Eisenbahnschaffner, 42 Jahre, aufgenommen den 24 März 1887.

hatte Patient das Gefühl, als ob beide Ohren verstopft wären. Seit dieser (Einmalige Untersuchung.) Patient hatte als Eisenbahnschaftner am

Zeit hat des Gehör weiterhin abgenommen. Ungefähr 14 Tage nach dem 13. Mai 1883 das Unglück, auf einem schnell fahrenden Zuge bei einer

Unfall wurde Patient beim Verlassen des Bettes plötzlich schwindlig, ohne Curve mit dem Kopfe gegen einen Signalmast geschleudert zu werden. eine Aenderung in dem Zustande seiner Ohren zu bemerken. Seit dieser Er fiel bewusstlos vom Zuge herunter, und wurde ins hiesige Augusta

Zeit bestehen auch Sehstörungen. Zu Anfang dieses Jahres stellte sich Hospital gebracht. Nach 3 wöchentlicher Behandlung wurde er geheilt

zeitweise vollständige Aphasie ein. Pat. kann nur unsicher gehen und entlassen. Patient giebt an, dass er damals ausser einer geringen Schwäche

muss sich eines Stockes zur Stütze bedienen. Es besteht Tremor manuum, an beständigen Kopfschmerzen gelitten hat.

Er ging alsdann in den Impotenz und ziemlich hochgradige Gedächtnissschwäche. Ein weites Dienst, wo sich nach einigen Tagen beim Fahren Schwindelanfälle ein

Hervorstrecken der Zunge ist unmöglich, sie scheint etwas nach rechts stellten als ob sich alles um ihn drehte“. Bewusstlosigkeit, Uebelkeit abzuweichen. und Erbrechen stellten sich niemals ein.

Untersuchung des Gehörorgans: Beiderseits besteht geringe Trübung Dann trat ein Zischen auf dem linken Ohre ein, mit Herabsetzung des Gehörvermögens.

des Trommelfells. Untersuchung des Gehörorgans: Trommelfelle beiderseits normal.

R. FI (3) 0,8 m. L. FI (3) desgleichen.

c vom Scheitel wird selbst beim stärksten Anschlage nicht als Ton € vom Scheitel nach rechts und verklingt in 3 — 4 Secunden.

R. C

vernommen; von beiden Warzenfortsätzen verklingt c in 2-3 Secunden. per Luft wenig herabgesetzt, desgleichen Fis“. Rinne +

R. c per Luft sehr stark herabgesetzt, Fis' desgleichen. L. c per Luft mässig herabgesetzt; Fist wenig herabgesetzt,

L. c per Luft sehr stark herabgesetzt, Fis' desgleiehen. Rinne

beiderseits + € vom rechten Warzenfortsatz verklingt in 6 Secunden.

Beiderseits besteht hochgradige Hyperästhesia acustica. c. vom linken

Diagnose: Labyrinthatfection beiderseits, am Schallleitungsapparat geBeim Catheterismus lautes Anschlagegeräusch ,

Hörvermögen

ringe Veränderung.

Nach Catheterismus ziemlich unverändert, vielleicht eine geringe Diagnose: Labyrinthaffection geringen Grades (Commotio).

Besserung: III. D., Locomotivführer, 43 Jahre, aufgenommen den 19. Februar 1887. Betrachten wir die 5 angeführten Fälle etwas genauer, so Rangirung auf der Locomotive mit dem Kopfe und dem Kreuz gegen eine Im Jahre 1883 wurde Patient bei einer

ergiebt sich, dass es sich um Individuen handelt, welche dem Eisenbahnfahrpersonal angehören und welche ihren Angaben gemäss

R. FI (3) 4m. L. Fl (g) 3 m.

Warzenfortsatz in 4 Secunden.


Page 10

mit der Maréchal'schen sowie der Gmelin'schen Probe Gallenfarbstoff Atrium, linker Ventrikel leer. Der Klappenapparat zeigt keine Abnornachweisbar, doch zeigte sich derselbe frei von Gallensäure, auf deren mitäten, die Innenwand der Aorta eine gleichmässig gelblicb-weisse Farbe, etwaiges Vorhandensein bei dem kurz dauernden Icterus im Juli nicht das Herzfleisch ist schlaff, gelbroth, stark verfettet, an einzelnen Stellen geachtet war. Die Wunde am Unterschenkel war geheilt.

fast rein gelb. Die Dicke der Wand des rechten Ventrikels beträgt 8, Am 6. October zeigte der Icterus sich wieder stärker, Patient klagte die des linken 12 mm. auch wieder über Appetitlosigkeit und allgemeine Abgeschlagenheit. Bei Beide Lungen durch zahlreiche, ziemlich lockere Adhäsionen mit der der Untersuchung, die bis dahin stets negative Resultate ergeben hatte, Rippenpleur: verwachsen, von aussen theils bläulich-, theils grau-roth, auf zeigte sich, dass die Leber den rechten Rippenbogen etwa 1'}, Finger der Schnittfläche hellroth, glatt, überall lufthaltig, schon bei geringem breit iiberragte, die Milzdämpfung war gleichfalls vergrössert und der Druck grosse Mengen schaumig-blutiger Flüssigkeit entleerend, welche sich Rand der Milz unter dem Rippenbogen zu füblen. Es wurde nun eine gleichfalls in den Bronchien befindet, deren Schleimhaut grau-röthlich erUntersuchung des Blutes vorgenommen. Dasselbe tiel schon makroskopisch scheint. In Kehlkopf und Trachea, sowie im Oesophagus und Schlund durch seine sehr helle, serumartige Farbe und seine schwere Gerinnbarkeit nichts Abnormes. auf. Mikroskopisch zeigte sich eine relative Vermehrung der weissen Der Panniculus adiposus der Bauchdecken ist auffallend stark entBlutkörperchen; was die rothen betrifft, so waren dieselben entschieden wickelt, das Netz mit dichten Fettmassen durchsetzt, blutarm, die Darmbedeutend vermindert, sie hatten die Neigung, sich in Geldrollenform zu schlingen sind stark ausgedehnt, ihre Oberfläche glatt und glänzend, in gruppiren, fast völlig eingebüsst, und nur hier und da sah man noch einzelne der Bauchhöhle befinden sich ca. 500 ccm klarer gelber Flüssigkeit. an einander liegen. In ihrer Form zeigten sie sich zum Theil den nor- Milz 18 cm lang, 11,5 cm breit, 6 cm dick, von derber Consistenz. malen rothen Blutkörperchen gleichend, von denen sie sich nur durch Kapsel glatt, grau-blau, Parenchym auf den Durchschnitt anämisch; braunauffallend blasse Farbe unterschieden, zum Theil boten sie das ausge- roth, Trabekel und Follikel deutlich erkennbar. sprochene Bild der Poikilocytosis, einzelne elliptisch und mit leicht aus- Linke Niere sehr stark von Fett umwachsen, 11,5 cm lang, 5,5 cm gezackten Rändern, andere alle die wunderlichen in verschiedenster Weise breit, 4 cm dick. Kapsel leicht und ohne Substanzverlust abziehbar, zu benennenden Formen darbietend, wie sie von Quincke beschrieben Oberfläche glatt, gelbroth, Schnittfläche sehr anämisch, fast rein gelb, sind. Es wurde demnach die Diagnose auf progressive perniciöse Anämie Grenze zwischen Rinde und Mark verwischt. Rechte Niere 11 em lang, gestellt. Eine Untersuchung mit dem Augenspiegel zeigte den Augen- 5 cm breit, 3,5 cm dick, sonst wie die linke, nur ist auf der Schnittfläche hintergrund normal, ohne Netzhautblutungen. Auf Befragen gab Patient die gelbe Farbe weniger stark ausgesprochen. an, dass er im Frühjahr d. J. öfters spontane Blutungen aus Zahnfleisch Die Nebennieren, sowie das Rectum und der Urogenitilapparat bieten und Nase gehabt habe. Ordination : Chinin. mur. und Ferr. lact., daneben nichts Abnorines. roborirende Diät.

Im Duodenum etwas grau-gelbliche Fliissigkeit, Schleimhaut röthlich 12. October. Zustand derselbe. Mehrfach vorgenommene Blutunter- grau, aus der Mündung des Ductus choledochus entleeren sich bei leichtem suchungen ergeben dasselbe Resultat wie am 6. October. Icterus besteht Druck auf die Gallenblase mehrere Tropfen orangefarbener Galle. Magen unverändert fort, Fäces stets gallig gefärbt.

mässig ausgedehnt, enthält ca. 300 ccm schmutzig grauer Flüssigkeit, 16. October. Heute Abend starker, 1'/, Stunden dauernder Schüttel- Schleimhaut röthlich-grau, an der hinteren Wand mehr in's Bräunliche frost, danach grosse Abgeschlagenheit, Klagen über heftige Kopfschmerzen. übergehend, mit zähem glasigen Schleim überzogen.

17. October. Die bis dahin normale Temperatur am Morgen 38,2", Die Leber misst in transversaler Richtung 27 cm, in sagittaler rechts am Abend 38,3', Puls 120. Respiration 24 p. Min. An der Herzspitze 19, links 17, in verticaler & ein, Sie ist von fester Consistenz, von aussen anämisch systolisches Geräusch, Milz überragt den Rippenbogen um drei hellbraun-roth, glatt, auf dem Durchschnitt gelb-braun und lässt deutliche Finger, Leber fast zwei Finger breit, beide Hypochondrien sowie die Zeichnung nur noch an einzelnen Stellen erkennen. Aus den grösseren Magengegend sehr druckempfindlich.

Gefässen fliesst auf Druck wenig dunkeles Blut aus. Die Gallenblase 19. October. Am Morgen geringes Nasenbluten, am Mittag heftiges enthält ca. 20 ccm orangefarbener Galle. Erbrechen, Temperatur an diesem und den folgenden Tagen Morgens Das Pankreas, stark in Fett eingebettet, zeigt sich blutleer und verzwischen 38 und 38,5'. Abends über 39". Icterus etwas geringer.

fettet. Der Darmtractus, soweit er noch nicht erwähnt, enthält wenig 20. October. Morgens heftiges Nasenbluten, Mittags starkes Er- gelblichen, flüssigen Koth, die Schleimhaut ist durchweg blassgrau, sehr brechen. Im Gesicht geringes Oedem, grosse Hinfälligkeit, Bewusstsein anämisch. gegen Abend benommen.

Das Schädeldach, welches schwer zu durchsägen ist, ist mit der Dura 24. October. Temperatur nach einer einmaligen Gabe von Antipyrin, nicht verwachsen, hat eine Wanddicke von 5 mm und besitzt wenig 2 g, zur Norm zurückgekehrt, Patient klagt über grosse Mattigkeit, fort- grauroth gefärbte Diploë. Dura mater dinn, durchscheinend, anämisch, dauerndes Gefühl von Völle im Leib und Druck in der Magengrube, hat im Sinus longitudinalis etwas hellfarbiges, flüssiges Blut. Pia mater zart, seit mehreren Nächten nicht geschlafen. Appetit liegt völlig darnieder, durchsichtig, leicht und ohne Substanzverlust des Gehirns von demselben starker Foetor ex ore, Zunge mit dickem grauen Belag. Häufig Nasen- abziehbar, Gefässe derselben fast blutleer, Gefässe der Basis gleichmässig bluten, gegen das Ergotininjectionen angewendet werden.

bläulich-roth gefärbt, auf dem Durchschnitt nicht klaffend. Ventrikel nicht 30. October Seit gestern Abgang von zahlreichen Proglottiden von erweitert, leer, Ependym derselben glatt. Tela und Plexus choroidei Taenia solium, Klagen über Schmerzen im Abdomen, mässig starker zart, durchsichtig, sehr anämisch. Sowohl Grosshirn wie Kleinhirn bieten Meteorismus, Oedem des Gesichts und der Extremitäten. Die Temperatur im Uebrigen ausser einer sehr ausgesprochenen Anämie nichts Abnormes. ist seit dem 24, normal geblieben.

Eine mikroskopische Untersuchung des Blutes ergiebt denselben Be2. November Nachdem an den vorhergehenden Tagen mehrfach fund wie intra vitam, das Knochenmark des linken Femur und der linken Proglottiden abgegangen sind, erhält Patient Extr. fil. mar. 8 g, worauf Tibia zeigt eine schmutzig - rothe, zum Theil grau - rothe Farbe und sehr eine mehrere Meter lange Taenia solium mit Kopf abgeht.

weiche Consistenz. 3. November. Das Allgemeinbefinden hat sich gebessert, der Appetit etwas gehoben. Patient hat gut geschlafen, fühlt weniger subjective Be

Wenn wir nun den Fall noch einmal kurz recapituliren, so. schwerden, klagt nur iiber zeitweises starkes Ohrensausen. Seit dem

findet sich also Folgendes: Ein bis dahin gesund gewesener 1. November kein Nasenbluten mehr, Haut immer noch leicht icterisch

kräftiger junger Mann zieht sich eine Hautabschürfung zu, die gefärbt, Blutbefund stets derselbe.

6. November. Zustand wieder schlechter, starkes Oedem, Sensorium auffallend langsam heilt. Während der Behandlung zeigt sich, sehr benommen, Patient lässt Koth und Urin unter sich gehen, versteht

dass er eine Taenia besitzt, welche entfernt wird, worauf direct nicht, was man ihm sagt. Temperatur dauernd normal. 9. November. Patient hat in der vergangenen Nacht viel gesungen

gastrische Beschwerden mit ziemlich heftigem Icterus auftreten, und gepfiffen und mehrmals versucht, sein Bett zu verlassen, am Morgen Erscheinungen, die sich nach 14 Tagen wieder verlieren. Gleich ganz unbesinnlich, antwortet nicht auf Fragen. 11. November, Oedem etwas geringer, Sensorium freier; da Patient

nach der Entlassung Wiederaufbruch der Unterschenkelwunde, garnicht mehr schläft, erhält er Abends Morph. mur. 0,01 g.

nach 4 Wochen abermals icterus und gastrische Beschwerden, 12. November. Hat in der vergangenen Nacht mehrere Stunden ge

welche erst abnehmen und dann verstärkt wiederkehren. Diaschlafen, sonst derselbe Zustand.

Bestäti13. November. Das Oedem hat wieder zugenommen, Patient ist

gnose nach der Blutuntersuchung: perniciöse Anämie. ganz comatos, macht einen sehr hinfälligen Eindruck. Gegen Abend Puls

gung derselben durch den Obductionsbefund des acht Monate beschlennigt, fadenförmig, mehrfach aussetzend, Temperatur 36,2".

nach seiner ersten Erkrankung zu Grunde gegangenen Patienten. 14. November. Morgens um 5 Uhr Exitus letalis im tiefen Coma. Die am 15. November gemachte Section ergab Folgendes: Mittel

Ich habe diesen Fall, wie schon oben erwähnt, bauptsächlich grosser, kräftig gebauter Mann mit gut entwickelter Musculatur und

deshalb veröffentlichen zu sollen geglaubt, weil er zu der,

wie starkem Panniculus adiposus, ohne Todtenflecke und Todtenstarre, Haut sehr anämisch und blass gelblich gefärbt, am Gesicht und den Extremitäten Georgi gezeigt hat, sehr geringen Anzahl von perniciösen Anstarkes Oedem, Bauch aufgetrieben. Zwerchfellstand beiderseits zwischen ämien gehört, welche mit Icterus einhergehen, und sich denselben der 6. und 7. Rippe, in beiden Pleurahöhlen ca. 300 ccm einer klaren,

als elster in der Literatur bekannt gemachter anschliesst. Was die bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Im Herzbeutel ca. 100 com derselben Flüssigkeit, Innenfläche des- Entstehung des Ieterus hier betrifit, so bin ich darüber folgender Iben glatt, blassgelb. Herz in seinen ganzen Dimensionen, besonders Ansicht: Der erste vom 19. Juli bis 3. August dauernde war ein aber der rechte Abschnitt stark vergrössert, von mächtigen Fettaulage

Stauungsicterus, hervorgerufen durch den Gastero-Duodenalkatarrh, rungen bedeckt. Im rechten Atrium und Ventrikel, sowie den einmündenden Gefässen helles, fast serumartiges, flüssiges Blut, desgl. im linken der direct nach dem Einnehmen des Granatwurzeldecocts ent


Page 11

halten, welche das charakteristische klinische Bild des genuinen Lungen- Elasticität, eine Blähung der betreffenden Lungenpartien. Von der Lungenemphysems zeigen.

blähung bis zu dem Schwund des Parenchyms ist allerdings ein Sprung, Herr Virchow hat dann bei der Besprechung der Aetiologie des den man nur hypothetisch überbrücken kann, und es scheint in der That Lungenemphysems ein bisher noch nicht betontes Moment hervorgehoben, auch viel richtiger, eine trophische Ursache für die Entstehung der Rarenämlich den Kohlenpigmentmangel in hochgradig emphysematösen Lungen- faction des Gewebes anzunehmen, als die eben so unaufgeklärten tropartien. Jedem, der häufig Sectionen von Lungenemphysem macht, muss phischen Verhältnisse, wie sie sich bei mechanischen Druckstörungen eindas in der That auffallen. Diese Partien sehen meistens ganz blass, fast finden müssen. blutleer aus, und man sieht kein schwarzes Kohlenpigment oder nur spär- Nun hat man aber gerade diese Zustände zu trennen, wie es schon lich, nur hier und da. Erst heute wieder habe ich einen Fall von Lun- in der sich an meinem Vortrag anschliessenden Discussion betont wurde: genemphysem secirt, wo in den emphysematischen Partien das Kohlen- das substantielle Lungenemphysem, das nur der pathologische Anatom auf pigment ganz fehlte. Herr Virchow hat den Mangel des Kohlenpigments dem Secirtisch mit Sicherheit constatiren kann, und das vom Kliniker damit in Beziehung gebracht, dass es wohl schon in einer frühen Zeit des durch Percussion zu diagnosticirende Volumen pulmonum auctum, die Lebens, durch Erschwerungen in der Respiration nicht aufgenommen Lungenblähung, die Cohnheim als falsches Emphysem bezeichnet. Dieses worden sein müsse. Denn bei normalen Verhältnissen der Lungen findet falsche Emphysem ist natürlich bei weitem häufiger, und dieses ist es, sich das Kohlenpigment schon in der zweiten Hälfte des kindlichen Lebens- das sich als Folgezustand der Stenose der oberen Luftwege, der Nase, alters. Es wäre hiernach anzunehmen, dass die allerersten Anfänge des des Larynx und der Trachea, ebenso wie als Folgezustand der verschieLungenemphysems schon in jene frühe Lebensperiode zu verlegen seien, denen Lungenerkrankungen einstellt. Die Anregung, die Herr Geheimrath wo eben das Kohlenpigment in die Lungen nicht aufgenommen worden Virchow gegeben hat, eine strenge Terminologie einzuführen, diese Zusei. Nun möchte ich mir die Frage an Herrn Virchow erlauben, ob stände nicht mit dem substantiven Lungenemphysem Zusammenzuwerfen, nicht vielleicht dieser Mangel an Kohlenpigment in hochgradig veränderten ist ausserordentlich wichtig, und es scheint mir, dass sie nicht auf unfruchtemphysematischen Partien erst die Folge späterer Veränderungen ist, und baren Boden gefallen sein wird. zwar daraut zurückzuführen, dass die interalveolären Septa, welche be- Herr Schadewaldt: M. H.! Ich möchte mir erlauben, bei Gelegenkanntlich, ebenso wie die Lungenalveolen, auch das Kohlenpigment ent- heit dieser Discussion eine Frage aufzuwerfen, die vielleicht von praktischem halten, geschwunden, und auf diese Weise also auch die Kohlenablage- Interesse für uns ist, nämlich: Wie verhält sich das Lungenem rungen geschwunden sind. Man weiss, dass Kohlenpigment in die inter- physem zur Tuberculose? alveolären Septa eindringen kann, man sieht es ja in den Lungenschnitten, Sie werden vielleicht wissen wollen, wie ich zu dieser Frage komme. und man kann das auch experimentell beweisen, wie das schon frühere Im Allgemeinen ist man ja jetzt gewohnt, das Lungenemphysem mit dem Forscher gezeigt haben, wenn man gefärbte Partikelchen von der Trachea Asthma in enge Verbindung zu bringen und zwar nicht allein in der beaus in die Lungen hineintreibt. Ich meine also, wenn die interalveolären griffyverwirrenden Weise, dass man die Dyspnoë, die bei dem wahren Septa schwinden, dann könnte das Kohlenpigment schwinden, und es Emphysem unter Umständen vorhanden ist, mit dem Worte ,Asthma“ braucht also nicht nothwendig der Kohlenpigmentmangel auf eine Nicht- bezeichnet, sondern auch in der Weise, dass man wirklich annimmt, das aufnahme in einer sehr frühen Epoche des Lebens zurückgeführt zu reine nervöse Asthma führe bei primärer Intactheit der Lungen schliesslich werden. Im Uebrigen aber hat man in Uebereinstimmung mit Herrn über die Brücke des Volumen pulmonum auctum zu dem wahren subVirchow, freilich ohne das von ihm angeführte neue erklärende Moment stantiven Emphysem. Da nun aber die Ansicht sehr verbreitet ist, dass des Kohlenmangels, schon immer bei der Discussion der Aetiologie des Lungenemphysem die Tuberculose ausschliesst (wenigstens das Erscheinen Lungenemphysems in den Vordergrund gestellt, dass wohl nicht, wie man der Tuberculose bei dem Lungenemphysem sehr selten ist), so müsste die so häufig meint, das Lungenemphysem erst in einem späteren Lebensalter Immunität auch dem langjährigen Asthma zu Gute kommen. Nun, m. H., beginne, sondern wahrscheinlich schon in einer sehr frühen Zeit des ich war ja auch in dieser Ansicht lange Zeit, ich will sagen, befangen, Lebens, und zwar herv gerufen durch gewisse Constitutionsanomalien der bis ich Leute lange Jahre beobachtet hatte, die an dem reinen nervösen Lunge, insbesondere durch einen Schwächezustand in der Elasticitat der Asthma litten und schliesslich doch, nach vielen Jahren, von der TuberLungenalveolen. So, m. H., könnte man vielleicht die Thatsache erklären, culose befallen wurden. Ich war bei dem ersten Fall frappirt, fand aber, dass das Lungenemphysem in nicht ganz seltenen Fällen erblich in Fa- dass das öfter vorkam, und bin heute der Ansicht, dass es sehr oft vormilien beobachtet worden ist.

kommt, dass man vielleicht, wenn man die Beobachtung der wahren Herr Sandmann: M. H.! Herr Geheimrath Virchow hat als Asthmatiker recht oft auf lange Jahre ausdehnt, zu der Ansicht kommen Hauptmoment gegen die Entstehung des Lungenemphysems bei Stenose wird, dass eine gewisse Neigung bei denselben vorhanden ist, früher oder der oberen Luftwege angeführt, dass das Lungenemphysem nur in den später der Tuberculose zu verfallen. Dieser Umstand veranlasst mich, hier allerseltensten Fällen gleichmässig über die ganze Lunge verbreitet sei. den Herren, die öfter Gelegenheit haben, durch Autopsien den emphyse

Das ist durchaus richtig. Es kommt selten vor, und trotzdem ist matösen Zustand der Lunge zu untersuchen, die Frage vorzulegen, ob das kein Beweis dafür, dass die Stenose der oberen Luftwege nicht das hierbei der Ausschluss der Tuberculose ein so bedeutender ist, wie angemechanisch ursächliche Moment abgeben könnte, denn wenn auch bei nommen wird? Und wenn die Discussion zu einer Aufklärung hierin normaler Athmung, bei freien oberen Luftwegen die Lunge sich gleich- führt, wird man auch vielleicht zu einer Klärung über das Wesen des mässig füllt und entleert, so sind die Verhältnisse anders, wenn die oberen Asthmas kommen. Denn wenn das Emphysem die Tuberculose ausLuftwege verlegt, verengert sind. Dann gestalten sich die Druckverhält- schliesst, so bliebe uns hiernach zu untersuchen, ob das rein nervöse nisse anders für die verschiedenen Partien der Lunge. Es bildet sich Asthma mebr zum Lungenemphysem oder zur Tuberculose neigt. dann ein Unterschied zwischen den Randzonen und dem Innern der Lunge, Eine andere Frage, die ich mehr an die Praktiker als an die pathodenn der Druck wid der Zug muss mächtiger auf die Randzone als auf logischen Anatomen stellen möchte, ist die, ob nicht häufiger als man die, gewissermassen durch die inneren Schichten der Alveolen gedeckten glaubt, ein Pneumothorax bei dem substantiven Lungenemphysem eintritt, Partien der Lunge wirken. Ein ähnlicher Unterschied gestaltet sich der vielleicht deshalb öfter übersehen wird, weil er sich wieder zurückbildet. zwischen der Lungenspitze und den tieferen Partien der Lunge, denn wir Einen derartigen Fall glaube ich vor etwa 3/4 Jahren beobachtet zu haben. sehen, dass bei der Verlegung der oberen Luftwege die auxiliäre Athem- Die Erscheinungen gingen zurück; ein stricter Beweis ist aber freilich nur musculatur in Kraft tritt, und dass in Folge dessen die Inspirationsmuscu- durch die Section zu führen. latur mehr in den oberen Partien, die Exspirationsmusculatur mehr in den

Herr H. Baginsky: M. H.! Dem Vortrage des Herrn Sandmann unteren Partien eingreift. Die oberen Partien werden weniger entleert, habe ich leider nicht beiwohnen können; indess glaube ich aus den als die unteren Partien; in Folge dessen sucht die Luft, wenn sie nicht heutigen Ausführungen mit dem Inhalte desselben genügend bekannt geentweichen kann, die gerade nachgiebigere Supraclaviculargegend auszu- worden zu sein. Bestimmte vorliegende und wie ich versichern kann, dehnen. Dafür spricht auch eine Beobachtung von Ziemssen, der einen alltäglich zu beobachtende klinische Thatsachen scheinen mir mit den von Fall beschreibt, wo ein congenitaler Defect des Pectoralis vorlag. Hier

ihm gezogenen Schlüssen in Widerspruch zu stehen. Der „enge Thorax“ sah man bei complexen Exspirationsstössen, beim Husten und Niesen, wo der Kinder entsteht bei solchen Kindern und stetig sich ausbildend unter also gewissermassen eine augenblickliche Stenose durch Schluss der Glottis

den Augen des Arztes, wenn adenoide Wucherungen im Nasenrachenraum, herbeigeführt war, dass die oberen Intercostalräume und die Supraclavi- Schwellungen der Muscheln oder grosse hyperplastische Tonsillen den Luftculargegend bei der Exspiration hervorgewölbt wurden.

durchtritt durch die Nase hemmen und die Kinder gezwungen sind,

mit Das beweist, dass die ganze Lunge nicht gleichmässig bei einer Ver- offenem Munde zu athmen. Der Thorax tritt bei diesen Kindern allmälig engerung der oberen Luftwege durch Druck und Zug getroffen wird. Das in Exspirationsstellung und verbleibt in derselben, so dass man Postulat des Herrn Geheimrath Virchow, dass die ganze Lunge bei nach Jahr und Tag noch aus dieser Thoraxbildung den Rückschluss auf Verengerung der oberen Luftwege emphysematisch erkranken müsse, das frühere Leiden der Nasenhöhle und des Nasenrachenraums machen scheint mir danach nicht ganz zutreffend. Ja ich möchte beinahe sagen, kann. Es bedarf vortrefflich geübter Lungengymnastik und der Beseitidass, wenn trophische Störungen die Ursache für das substantive Lungen

gung der in den oberen Luftwegen gegebenen Hemmnisse, um dem Thorax emphysem abgaben, dann a priori kein Grund einzusehen wäre, warum eine weitere normale Entwickelung zu sichern. Beim Emphysem und nicht gleichmässig in der ganzen Lunge die Rarefaction des Parenchyms

Volumen auctum pulmonum steht der Thorax in Inspirationsstellung, stattfindet. Wir sehen aber, dass in der weitaus grössten Mehrzahl der hat also gerade die entgegengesetzte Gestalt von derjenigen, welche der Fälle gerade die Lungenspitze und die Lungenränder betroffen werden,

enge Thorax darbietet. also gerade die Partien, die mechanisch am meisten abgenutzt werden. Herr Sandmann: Darf ich noch einmal Herrn Baginsky darauf In meinen Auseinandersetzungen über die Beziehungen zwischen der Nase erwidern, dass ich in dem Vortrag stets darauf hingewiesen habe, dass und dem Emphysem habe ich allerdings nur feststellen können, dass es die unteren Partien des Thorax in der That eingedrückt werden, und sich um eine Lungenblähung, um ein Volumen pulmonum auctum mit den zwar deshalb, weil hier die Bedingungen für die Exspiration günstiger bekannten Symptomen handelt. Auch Köhler hat in seinen Unter- sind, zugleich auch der äussere Luftdruck und der Zwerchfellzug darauf suchungen über die Trachealstenose bei seinen Kaninchen nicht Schwund

hinarbeiten, die oberen Partien hingegen werden in den betrefienden Fällen des alveolären Parenchyms gefunden, sondern nur einen Verlust der

ausgedehnt und zwar im Bereiche der Mm. pectorales und der übrigen


Page 12

von Dr. Ascherson, den alten Traditionen, eine ministra scientiae zu an Meningitis cerebrospinalis: Berlin 1; an Rose: London sein, treu bleibt.

(11), Kopenhagen 21; an Puerperalfieber: London (7); Leider ist, was die Medicin betrifft, die Literatur, namentlich die Masern: Berlin 136, Breslau 39, Hamburg 120, Reg.-Bezirke Aachen, ausländische recht lückenhaft, und nur zu häufig wird der Bestellzettel mit der Erfurt, Hildesheim, Königsberg 169 resp. 147, 188, 293, Wien 37, Budaominösen 00 (nicht vorhanden) versehen. Es wäre wünschenswerth, dass pest 264, Paris (14), London (25), Edinburg 72, Petersburg 37, Christiania ein Fachmann in den engeren Kreis der Beamten aufgenommen würde, 296, Kopenhagen 579 (41); an Scharlach: Berlin 63 (13), Breslau oder, wenn dies nicht angeht, von einem solchen vielleicht mit Benutzung 33, Hamburg 19, Wien 111 (15), Budapest 19, London (41), Dublin (8), des Index medicus eine monatliche Liste der anzuschaffenden Bücher ein- Edinburg 50, Warschau (9), Petersburg 31 (12), Stockholm 45, Christiania gereicht würde.

E. 32, Kopenhagen 66 (10); an Diphtherie und Croup: Berlin Dem Professor und Prosector Dr. Robert Hartmann am ana- 127 (39), Breslau 57 (15), Nürnberg 60 (8), Hamburg 46, Reg.-Bez. tomischen Institut zu Berlin ist der Charakter als Geheimer Medicinal-Rath Schleswig 256, Wien 23 (13), Budapest 22 (15), Prag (13), Paris (27), verliehen worden.

London (41), Petersburg 41 (15), Stockholm 22, Christiania 44, Kopen- Prof. Braun aus Jena hat einen Ruf nach Marburg erhalten und hagen 44; an Flecktyphus: Reg.-Bez. Düsseldorf 2, London (1), angenommen. Zu seinem Nachfolger ist von der Jenenser Facultät Pro- Edinburg 1, Petersburg 2; an Typhus abdominalis: Berlin 13, Hamfessor E. 0. Rossbach in Göttingen vorgeschlagen.

burg 200 (12), Budapest 33, Paris (16), London (23), Petersburg 76 (19); In Paris ist der bekannte Psychiater Dr. Achille Foville ge- an Keuch husten: Hamburg 33, London (54), Kopenhagen 19. storben.

Cholera: In der Stadt Bombay kamen vom 16. bis 25. October 14, Eine aus dem Schoosse der städtischen Deputation für öffentliche vom 26. October bis 1. November 9 Choleratodesfälle vor: in der Präsident- Gesundheitspflege hervorgegangene Commission hat die Frage der Errichtung schaft Bombay entfallen auf dieselbe Zeit in 12 resp. 13 Bezirken 678 eines Sanatoriums für Brustkranke in Berlin, welche bereits seit längerer Zeit (340) resp. 587 (289) Fälle. In Santiago (Chile) ist die Seuche wieder

angeregt ist, in folgender Weise einstimmig beantwortet: „Die Commission aufgetreten; am 13. November 39 Todesfälle,


hält mit Rücksicht auf die grosse und voraussichtlich zunehmende Zahl In den Berliner Krankenhäusern wurden vom 13. bis 19. No-
chronischer Brustkranker, welche in den städtischen Krankenhäusern und vember aufgenommen 804 (128) Personen. Der Gesammtbestand war am
Siechenanstalten aufgenommen werden muss, die Errichtung einer besonderen 12. November 3160, und bleibt am 19. November 3633.
Heil- und Pflegeanstalt für solche Kranke in der Umgegend Berling für Die höchste Gesammtsterblichkeit im Monat October hatte von
dringend wünschenswerth. Zunächst würde für etwa 400 Kranke Vor- deutschen Orten Beuthen, nämlich 43,8 auf 1000 Einwohner und auf's sorge zu treffen sein.“

Jahr berechnet. Im Kaiserlichen Gesundheitsamt fand am 2. Januar unter dem Vorsitz des Directors Köhler eine Conferenz zur Berathung von Aus- führungsbestimmungen zu dem Gesetz vom 5. Juli 1887 betrefiend die

VIII. Amtliche Mittheilungen. Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nah. rungsmitteln etc. statt.

Personalia. Laut Beschluss des internationalen Gesundheitsrathes zu Alexandrien Auszeichnungen: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht,

sollen in der Quarantäneanstalt von Gobarri bei Alexandrien vier Dampf- dem ausserordentlichen Professor in der medicinischen Facultät Dr.


desinfectionsapparate (Schimmel, Chemnitz) nach dem Plane der Berliner Joseph Doutrelepont zu Bonn, sowie dem ausserordentlichen Professor Desinfectionsanstalt aufgestellt werden.

und Prosector am anatomischen Institut Dr. Robert Hartmann zu Herr College Endler (IIilden bei Diisseldorf) theilt uns folgende Berlin den Charakter als Geheimer Medicinal-Rath zu verleihen. Notiz zur Therapie des Rachenkatarrhs mit.

Ernennungen: Der praktische Arzt Dr. Blokuzewski in Pasewalk Bei einem nahezu 3 Monate dauernden Katarrh des Rachens und ist zum Kreis-Physikus des Kreises Aurich, der praktische Arzt Dr. Larynx, der die meiste Zeit Aphonie verursachte, wendete vor Jahren Helming zu Ahaus zum Kreis-Physikus des Kreises Ahaus, der prakVerfasser dieser Notiz bei sich selber, nachdem alle bekannten Mittel tische Arzt Dr. Helm zu Tangermünde unter Belassung in seinem Wohngegurgelt und inhalirt fehlschlugen, mit eminentem Erfolge eine Zink- sitz zum Kreis-Wundarzt des Kreises Stendal ernannt, sowie der Kreissulfatlösung als Gurgelwasser an:

Wundarzt Masurke zu Dirschau aus dem Kreise Pr. Stargard in Sulfat. Zinci 5,0.

gleicher Eigenschaft in den Stadt- und Landkreis Elbing mit dem WohnAq. menthae piperit 1000,0.

sitz in der Stadt Elbing versetzt worden. - Die Kreis-Wundarztstelle 3-4 Mal täglich gurgeln.

des Kreises Pr. Stargard wird nicht wieder besetzt. Der Katarrh verschwand nach achttügiger Behandlung mit obiger Niederlassungen: Die Aerzte: Dr. Herrmann in Sprottau, Dr. Reiss Lösung; die Stimme wurde rein und kräftig.

in Seidenberg, Dr. Golz in Steudnitz. Im vorigen Winter stellte sich der Katarrh wieder ein mit einer bis

Verzogen ist: Der Arzt: Dr. Marcusy von Breslau nach Hirschin den barten Gaumen ragenden dunkelrothen Injection, sowie Aphonie. berg i. Sehl.

Nach 4 - 5 tägigem Gurgeln mit Zinksulfat trat Genesung ein, und Verstorben sind: Die Aerzte: Kraudt in Steudnitz, Kreis-Physikus äusserten sich noch in demselben Winter erfolgte Erkältungen wohl in Sanitäts-Rath Dr. Rosenthal in Rosenberg 0. Schl., Director der HebHusten und starkem Sehnupfen, doch blieb der Hals intact.

ammen - Lehranstalt Dr. Uttech in Frankfurt a. 0,, Kreis - Wundarzt Derselbe überraschend giinstige Effect wurde auch in allen gleich- Mroczek in Nikolaiken. artigen Fällen erzielt.

In manchen Fällen, die wohl auf individuelle Empfindlichkeit zurückzifiihren sind, zog man eine halb so starke Zinksulfatlösung vor.

Bekanntmachung. Emetische oder sonstige ungünstige Nebenwirkung ist in keinem Falle Im vierten Quartal 1887 haben nach abgelegter Prüfung nachbenannte beobachtet worden.

praktische Aerzte das Fähigkeitszeugniss zur Verwaltung einer Physikats-
Ueber Fabian a ombrocata. 0. Nirvère und E. Liotard stelle erhalten: haben (Journ. de Pharmacie et de Chimie, 1887, No. 9, p. 389) die seit Dr. med. Christian Le Blanc zu Opladen, Reg.-Bez. Düsseldorf. einiger Zeit gegen Krankheiten des uropoetischen Systems empfohlene, Ignaz Cordes zu Lingen, Reg.-Bez Osnabrück. aus Chili unter dem Namen Pichi stammende Droge einer chemischen

Peter Druffel zu Trier. Untersuchung unterzogen.

Franz Faulhaber zu Jüterbog, Reg.- Bez. Potsdam. Der mit Schwefelkohlenstoff erhaltene Auszug ergab einen ölig-

Johannes Gading zu Schwerin i. M. harzigen, durch Chlorophyl grin gefärbten Rückstand, welcher in Alkohol,

Fritz Gebhard zu Gumbinnen. Aether, Chloroform vollständig, in Eisessig ud Petroläther zum Theil

Johannes Heitsch zu Belgern, Reg.- Bez. Merseburg. löslich ist. Mit angesäuertem Wasser war aus dem Extract kein Alkaloid

Alfred Herrmann zu Mehlauken, Reg.-Bez. Königsberg. zu erhalten.

Ludwig Kleine zu Schweidnitz, Reg.-Bez. Breslau.
Nach der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff ergab 85 proc. Alkohol

Wilhelm Koenig zu Dalldorf bei Berlin, eine blaue fluorescirende Tinctur. Schwefelsäure veränderte die Farbe in

Ernst Landgrebe zu Neustettin, Reg.-Bez. Cöslin. violett. Beim Eindampfen des alkoholischen Auszuges blieb ein in

Max Michaelsohn zu Pleschen, Reg.-Bez. Posen.
kochendem Wasser fast ganz löslicher Riekstand.

Reinhold Müller zu Reetz, Reg.-Bez. Frankfurt a.O.
Die wässerige Lösung reducirte nach dem Kochen mit einigen Tropfen

Richard (eh mke zu Dessau i. Anhalt. Schwefelsäure die Fehling'sche Lösung.

Bleiacetat bewirkte einen

Hugo Räuber zu Nordhausen, Reg.-Bez. Erfurt. gelben, dem Aeskulinblei ähnlichen Niederschlag. Der nach Behandlung

Franz Rehder zu Flensburg, Reg.-Bez. Schleswig.
mit Schwefelkohlenstoff und Alkohol aus der Droge erhaltene wäisserige

Paul La Roche zu Liegnitz.
Auszug enthielt nur Pflanzengummi, Glucose und Calciumtartrat. Die

Cäcilius Schulte zu Münden, Reg.-Bez. Hildesheim.
Fabiana enthält somit keinerlei Alkaloid und verdankt ihre Wirksamkeit

Otto Schulze zu Schoenebeck, Reg.-Bez. Magdeburg. einem dem Aeskulin ähnlichen Glucosid.

Dro.

Hermann Simon zu Breslau.
In der Woche vom 13. bis 19. November hat die Zahl einiger

Wilhelm Tampke zu Stolzenau, Reg.-Bez. Hannover.
Infectionskrankheiten in mehreren grösseren Städten des In- und Aus-

Hermann Wiese zu Schlodien, Reg.-Bez. Königsberg. landes sich etwas verringert.

Berlin, den 7. Januar 1888.
Es erkrankten an Pocken: in Berlin 1, Breslau 1 (Variolois), Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten. Wien 6 (1), Budapest 6 (3), Prag (8), Triest (7), (14), Paris (7),

In Vertretung: London 5, Warschau (9), Petersburg 6; an Recurrens: Petersburg (2);

gez. Lucanus.
Verlag und Eigenthum von August Hirschwald in Berlin.

Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin.


Page 13

Injicirt man Meerschweinchen von den letztgenannten Lösungen ziemlich leichte Darstellung des Alkaloids dadurch gedeckt werden subcutan", -1', mg, so ist im Bereiche der Injectionsstelle eine

kann. Schon im Jahre 1878 wurde z. B. berichtet '), dass unter den solche Unempfindlichkeit zu constatiren, dass man diese so von Liberia nach London gesandten Pflanzen, deren Verwendung empfindlichen Thiere tief bis auf die Musculatur schneiden kann, von jener Republik erstrebt wird, sich auch Erytrophlaeum finde. ohne dass der Schmerz wahrgenommen wird.

Auch das auf den Seychellen vorkommende Erythrophlaeum Bei Fröschen, die in Tetanus versetzt sind, kann man nach Coumenga oder Koumango enthält ein vielleicht mit dem ErythroInjection von Erythrophlaein in ein Bein, von der Injectionsstelle phlaein identisches Alkaloid. Wie es sich in dieser Beziehung aus keinen Tetanus mehr auslösen. Ein solches Bein kann man mit E. Adansonia, das im tropischen Afrika und Australien oder durchstechen, ohne dass Reaction eintritt. Nach subcutaner In- mit E. chlorostachys, E. Laboucheri und dem von Oliver entjection von '. Pravaz'scher Spritze einer 0,2 proc. Lösung tritt deckten E. Fordii verhält, werden weitere Untersuchungen lehren bei diesen Thieren nach ca. 15 Minuten an der Injectionsstelle müssen. eine derartige Empfindungslosigkeit ein, dass Betupfen derselben Es wird nunmehr abzuwarten sein, ob und inwieweit dieses mit concentrirter Schwefelsäure oder Aufdriicken einer rothglühen- Mittel bei Menschen für die Erzeugung localer Anästhesie oder den Nadel nicht empfunden werden.

auch zur Beeinflussung des kranken Herzens verwendbar ist. Ich Ich selbst brachte mir in eine durch Glas erzeugte, stark werde mich glücklich schätzen und reich belohnt sein, wenn diese, schmerzende Fingerwunde einige Tropfen einer 0,2 proc. Lösung, durch bewusstes schrittweises Vorrücken auf vielfach verschlungeund der Schmerz, der bisher dauernd vorhanden war und auf nem, mühsamen und arbeitsvollem Wege gemachte Entdeckung im Druck zunahm, hörte nach etwa 10 Minuten auf und konnte auch Stande ist, Leidenden zu helfen, Schmerz zu beseitigen ?). durch noch so festes Drücken nicht wieder erzeugt werden. Diese Analgesie hielt etwa eine Stunde an und konnte durch eine erneute Dosis weiter fortgesetzt werden.

IU. Aus dem pharmakologischen Universitäts- Institut Dieses Erythrophlaeinsalz giebt aber auch, was

zu Dorpat. merkwürdigerweise bisher übersehen wurde, und ich

Ueber die Einwirkung der Nahrung auf die Zusammensetzung nun constatiren konnte, meine oben erwähnte Schwefel

und Nahrhaftigkeit der Frauenmilch. säurereaction sehr schön. So glaube ich bewiesen zu haben, dass im Hayagifte Ery

Dr. med. St. Szcz. Zaleski, throphlaein, wenn auch in geringer Menge, enthalten ist, dass

Docent der physiologischen Chemie am Veterinär- Institut und Assistent letzteres einen Theil der Wirkung dieses Pfeilgiftes und zwar

des pharmakologischen Universitäts-Instituts zu Dorpat. den wesentlichen darstellt, und dass jenes von dem alten Schrift

Ob Bäder, schmale kost, viel Brüllen und Wasser wirklicli steller erwähnte sinn- und gefühllos machende und das von Li

bei einer Stillenden mit übermässigem Fettgehalt in der vingstone wohl nach dem Hörensagen erwähnte, die Zunge

Milch die Erzeugung einer dünneren, lettärmeren Milch her

beiführen können, ist mit den jetzigen Hilfsmitteln noch starr machende Gift wahrscheinlich Erythrophlaeum darstellen,

nicht untersucht, jedenfalls aber des Versuches werth.. da ich die geographische Verbreitung dieses Baumes vom Westen

Ph. Biedert, Die Kinderernährung im Sänzling alter. bis zum Osten verfolgen und so eine Uebereinstimmung dieser

Stuttgart 1850, Seite 174 und 175. beiden geographisch nicht zu vereinigenden Angaben herbei- Allen Landwirthen und Viehzüchtern ist bekannt, dass durch führen konnte.

schlechte, unzweckmässige Fütterung die Milch von Kiihen wässrig Es ist ferner wahrscheinlich, dass neben der Rinde auch und arm an Fett wird, durch gutes und genügendes Futter aber noch die Hülse und vielleicht auch die Samenschalen von Ery

mehr concentrirt und an Butter reicher. Ausserdem haben auch throphlaeum judiciale zu dem Hayagifte benutzt werden. Ich

Parmentier und Déyeux schon längst die Beobachtung geerschliesse dies aus der dunklen Färbung dieser Theile, die der

macht, dass durch plötzliche Aenderung der Lebensweise und der jenigen des Giftes entspricht. Auch diese enthalten, wie ich Ernährung der Kühe die seither bei denselben gute und reichfand, Erythrophlaein wenn auch in geringerem Masse als die liche Milchsecretion, durch Veränderung der Körperfunctionen, Rinde. So würde sich ein weiteres Glied in die Kette meiner unter Umständen erheblich vermindert sein kann.

Man verBeweisführungen einfügen lassen. Blätter des Baumes scheinen suchte diesen, unter den Landwirthen allgemein geltenden Satz aus dem Grunde nicht verwandt zu werden, weil ich Chlorophyll auf experimentellem Wege zu bestätigen und unternahm zu diesem in dem Gifte vermisste.

Zwecke eine ganze Reihe von Versuchen, um den Einfluss der Bezüglich der Lösungen von Erythrophlaeinum hydrochloricum Ernährung auf die Milchproduction und Milchzusammensetzung hebe ich noch hervor, dass dieselben leicht opalesciren und beim

beim Rinde genauer zu ermitteln. Es hat sich aber gezeigt, dass sogar Stehen einen leicht flockigen Niederschlag fallen lassen, der

bedeutende Schwankungen in der Zusammensetzung der Nahrung wahrscheinlich ein Zersetzungsproduct dieses Alkaloids, die Ery

entweder gar keinen, oder nur sehr geringen Einfluss auf gegenthrophlaeinsäure, darstellt. Fiir den eventuellen arzneilichen Ge- seitiges Verhältniss der Einzelbestandtheile der Kuhmilch ausbrauch würde eine Filtration erforderlich sein. Besonders möchte üben, dass dadurch nur die Concentration und die ausgeschiedene ich aber empfehlen, in den Apotheken keine fertigen Lösungen · Menge der Milch sich ändert, wobei bei kräftiger Nahrung der vorräthig zu halten, sondern jedesmal frisch das Mittel zu

Milchertrag grösser und die Milch selbst an festen Stoffen reicher,

| d. h. weniger wässrig wird, bei ungenügender und unzweckDas Erythrophlaein ist ein Gift, das ausser seiner wunder- mässsiger Nahrung aber das Gegentheil stattfindet. Hinsichtlich baren anästhetischen Wirkung noch das Herz beeinflusst und des- der Fettmengen konnte man zu keinem positiven Resultate gewegen ist Vorsicht nothwendig.

Indessen besonders zu langen. Solche Schlüsse lassen sich aus den älteren Unterfürchten ist dasselbe nicht und ich glaube von jedem suchungen, namentlich aus denen von Boussingault und Le Bel, anderen Gifte ebenfalls sagen zu können, dass es in der Hand des Wissenden segenbringend werden, in 1) Holmes, Pharmaceut. Journal and Transact. VIII, 1878, p. 563. der des Unwissenden Unheil schaffen kann.

2) Meine ausführlichen Untersuchungsresultate mit nach der Natur Cngeheure Mengen von Erythrophlaeumrinde miissen in Afrika gezeichneten Abbildungen der interessirenden Theile des Baumes werde vorhanden sein, so dass jeder eventuelle Bedarf auch für die ich bald in Virchow's Archiv niederlegen.


Page 14

Zum Nachweise eines Carcinoma gehört zweierlei: Das Vorhandensein aussetzung, dass nicht bereits der Cognition nicht zugängliche Tochtereines bindegewebigen, alveolär angeordneten Stroma und die Erfüllung herde in weitem Umkreise vorhanden sind. Im Uebrigen hängt die dieser Alveolen mit epithelioiden Zellen, unter der Voraussetzung, dass Prognose der lleilung von der Bösartigkeit der betreffenden Geschwulst sich eine solche Anordnung im Innern, nicht auf der Oberfläche eines ab, und die Bösartigkeit besteht in der mehr weniger grossen Neigung des Gewebes befindet. Die Krebsbildung beginnt also mit der Entwickelung Krebses zur Dissemination resp. zur Metastasenbildung an entfernteren von Gewebe an ungehörigem Orte (Heterotopie), unterscheidet sich indessen Punkten. Am wenigsten gefährlich sind in dieser Beziehung noch dievom Dermoid und Margaritom dadurch, dass es sich bei letzteren jenigen Krebse, bei denen die Metastasen in nächster Nähe der Primärzwar auch um heterologe Epidermisbildung, nicht aber um die geschwulst sich entwickeln (die sog. accessorischen Krebsknoten). Gerade Anwesenheit eines alveolär angeordneten Stromas, handelt. bei dieser Art von Krebsen tritt auch im Centrum, in der Gegend des Nicht immer ist die Feststellung des Verhältnisses der unterliegenden Printärknotens eine Vernarbung ein, die indessen auf die Prognose desTheile zu der Oberfläche leicht, besonders dort nicht, wo zugleich halb keinen Einfluss hat, weil durch sie begreiflicherweise die Producmit oder selbst vor der Krebsbildung eine entzündliche Wucherung an der tion neuer Krebselemente von den accessorischen Herden aus in keiner Oberfläche stattfindet, wie es bei den sogenannten Warzen-, Zotten- oder Weise beeinflusst wird. Die Krebsvernarbung ist also noch Blumenkohlkrebsen zu geschehen pflegt. In allen diesen Fällen darf man lange keine wirkliche Krebsheilung, sie beruht eben nur auf der erst dann von Krebs sprechen, wenn man in der Tiefe des erkrankten Hinfälligkeit der einzelnen Zellen. - Darauf aber könnte eventuell ein und entzündlich gewucherten Gewebes die mit Zellen von epidermoidalen Heilplan begründet werden, dass man durch irgend ein Medicament Charakter angefüllten Alveolen nachweisen kann. In jedem Falle ist also eine gleichzeitige regressive Metamorphose sämmtlicher Krebselemente anfür die Beurtheilung der Geschwulst die Untersuchung ihrer Basis von bahne, wie sie spontan bei einem Theile der Geschwulst sich entwickelt. Werth. Die Frage, in welcher Tiefe dieses für die Untersuchung Versuche dieser Art hält Virchow zumal in Fällen, die sich für eine massgebende Gewebe liegt, hängt von der Art des Krebses, sowie von operative Behandlung nicht eignen, für durchaus nicht aussichtslos und dem Gewebe, in welchem er zur Entwickelung gelangt, ab. Denn es deshalb für winschenswerth. Denn da der Krebs in seinem Beginn und lässt sich leicht darthun, dass bei allen Papillarkrebsen das Gebiet der oft noch sehr lange ein örtliches Leiden ist, so muss es auch möglich im engeren Sinne krebsigen Neubildung nahe unter der Oberfläche sich sein, ihn in dieser Zeit örtlich zu heilen.

Hugo Lohnstein. befindet, während beim Cancroid oft die krebsige Infiltration bei intacter Epidermis sich in den bindegewebigen Schichten der Haut verbreitet, die Untersuchung also weit tiefer zu gehen hat. Freilich hat auch

Pathologische Anatomie und Mykologie. die genaueste anatomische Untersuchung ihre Schwächen, die be

(Schluss, sonders in der Untersuchung der Mischgeschwülste hervortreten; so giebt es Geschwülste, die zum Theil aus Bindegewebe bestehen, zum Theil

Löffler, F., Vorlesungen über die geschiehtliche Entwicke. cancroide Structur darbieten, so dass man in diesen Fällen Stück für

luug der Lehre von den Bakterien. Für Aerzte und StudiStück der Geschwulst untersuchen müsste, um ganz vor Irrthümern

rende. I. Theil. Bis zum Jahre 1878. Leipzig 1887, Vogel. Mit geschützt zu sein, zu deren Erkenntniss man durch unerwartete Metastasen

37 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. leider meist zu spät geführt wird. Am schwierigsten ist in dieser Be- Der Verfasser, einer der um die bakteriologische Wissenschaft verziehung die Untersuchung grösserer Vollgeschwülste, während man dientesten Schiiler Koch's, schenkt uns in diesem, seinem Lehrer gebei den Mischkrebsen der Oberfläche wenigstens im Voraus weiss, wo widmeten Werke eine auf gründlichstes Quellenstudium gestützte Darlegung man den krebsigen Theil zu suchen hat, nämlich in der Basis der Ge- der Geschichte der Bakteriologie von ihren ersten Anfängern ab, bis zur schwulst. Auch das Verhalten der regionären Lymphdrüsen hat für Zeit der Arbeiten Kochs über die Aetiologie des Milzbrandes und der die Diagnose des Carcinoms einen mindestens nicht ausschlaggebenden kiinstlichen Wundinfectionskrankheiten. Vollkommenste Sachkenntniss, Werth, da eine bestehende Schwellung derselben auch einfach entzünd- Objectivität, kritischer Scharfblick und klare Schreibweise sind der Darlicher Natur sein kann, und die klinische Erfahrung lehrt, dass gerade stellung durchweg nachzurühmen, und erfüllt letztere mithin alle Ansprüche, in dieser Beziehung Irrthümer nicht zu den Seltenheiten gehören Fehlt die an ein Geschichtswerk gestellt werden müssen. Da es bisher an einem die Erkrankung der Lymphdrüsen, so ist man einzig und allein auf die Geschichtsbuch der Bakteriologie mangelte, so hat sich Löffler durch die explorative Untersuchung eines kleinen Bruchstückes der Geschwulst an- gelungene Schöpfung eines solchen ein gewiss von allen, die sich für die gewiesen, und gerade in diesem Falle kann dieselbe unter Umständen ein bakteriologische Wissenschaft interessiren, speciell denjenigen, welche in recht trügerisches Ergebniss liefern, zwar nicht, wenn es sich um einen selbstständiger Forschung an dem weiteren Ausbau derselben thätig sind, reinen Krebs, wohl aber, wenn es sich um einen Mischkrebs handelt. Noch dankbar gewürdigtes Verdienst erworben. schwieriger gestaltet sich die Untersuchung in den Fällen, in welchen es Denn ein jeder Forscher unterschreibt wohl gern mit Löffler den sich um zwei neben einander sitzende Neubildungen handelt, z. B. um Myom Satz: „Die Geschichte einer Wissenschaft, das ist sie selbst.“ neben Carcinom am Uterus, oder um Hyperostose neben Sarkom an einem Der Text ist durch 37 grösstentheils die Original-Abbildungen reproRöhrenknochen, oder wo papilläre Excrescenzen neben Geschwüren auf- ducirende Zinkophotographien illustrirt, ausserdem sind dem Werke 3 Tafeln wachsen, wie es häufig bei syphilitischen Geschwüren zu geschehen pflegt. angefüigt, von denen die erste eine Auswahl der ersten Photogramme enthält,

Gerade in diesen Fällen unterstiitzt indessen die klinische Erfahrung welche Koch im Jahre 1877 in Cohn's Beiträgen zur Biologie der die anatomische Untersuchung, denn abgesehen davon, dass die papil- Pflanzen veröffentlicht hat; Tafel II und III, welche sehr klare und schöne laren Excrescenzen in der Nachbarschaft syphilitischer Geschwiire einen farbige Zeichnungen von mikroskopischen und verschiedenen culturellen viel dickeren und derberen Bindegewebsstock besitzen, als die gewöhn- Präparaten pathogener Mikroorganismen bringen, gehören zum zweiten lichen Warzen, so ist niemals ein Fall constatirt worden, in welchem bei Theil, welcher, die Koch'schen Methoden und die daraus gewonnenen wirklichem Larynxkrebs neben oder in geringer Entfernung von demselben Untersuchungsmethoden“ behandeln wird. Condylome vorkommen, die für sich betrachtet, als unschuldige Localproducte angesehen werden müssen.

Pochettino, G., I Microbi, Descrizione corredata da 150 e più figure Ob die Epithelien, mit denen die Alveolen angefüllt sind, von dem

intercalnate nel testo. Roma 1887, Paravia & Comp. Oberflächenepithelabstammen oder sich in der Tiefe selbstständig Der Autor bringt in obigem Werke eine Zusammenstellung der meisten aus dem Gewebe der tieferen Schichten bilden, ist für die praktische bisher bekannten pllanzlichen Mikroorganismen mit kurzer Angabe ihrer Beurtheilung der Krebsgeschwiilste völlig irrelevant; denn eine schlimme

wichtigsten Eigenschaften. In der Anordnung des Materials folgt Verfasser prognostische Bedeutung erhalten diese Epithelwucherungen erst dann, wenn im Wesentlichen der von Zopf in dessen Buch: „Die Spaltpilze“ gesie sich in der Tiefe selbstständig entwickeln. Weit wichtiger als diese troffenen Eintheilung. Wir können diese Disposition, welche die pathoFrage ist die folgende, ob der Krebs durch die Einwirkung irgend einer

genen und nicht pathogenen Mikrobien zusammen nach der Form, specifischen Schädlichkeit, eines parasitären Mikroorganismus welche sie besitzen, gruppirt, nicht als eine sehr zweckmässige erachten: entsteht. Die Möglichkeit, dass der Krebswucherung die Thätigkeit eines

eine besondere Behandlung der pathogenen Arten einerseits, der nicht Krebsbacillus zu Grunde liege, ist nicht direct abzuweisen, obwohl die

pathogenen Arten andererseits, wie sie Flügge in seinem bekannten Existenz eines specifischen Krankheitserregers in einer überzeugenden Lehrbuch durchgeführt, erscheint uns unbedingt empfehlenswerther. PoDemonstration bisher noch nicht bewiesen worden ist. Andererseits

chettino's Anordnung leidet aber noch an einem Mangel, welcher derlässt sich aber auch ohne Annahme des Krebsbacillus die Generalisation

jenigen Zopf's nicht nachzusagen ist, dass nämlich häufig ganz zweifellos und Dissemination der primären Krebsgeschwulst erklären ; denn ebenso wie identische Arten, wie z. B. der Staphylokokkus pyogenes aureus und der so viele menschliche und thierische Zellen die Fähigkeit besitzen, wirkungs- „Furunkel- und Osteomyelitiskokkus“, der Streptokkokkus pyogenes und fähige Secretstoffe der verschiedensten Art zu erzeugen, so lässt sich diese der „Mikrokokkus der Phlegmone“, der Tuberkelbacillus und der Bacillus Fähigkeit auch nicht den Krebszellen bestreiten, die gerade in den

des Lupus etc. etc. getrennt von einander, oft sogar unter verschiedenen schlimmsten Fällen in so ausgeprägtem Masse den Habitus von Driisenzellen

Rubriken, besprochen werden. Dadurch ist natürlich die Uebersichtlichkeit an sich tragen. Ebenso unsicher wie diese, so sind auch die bei Krebs

des Stoffes oft recht beeinträchtigt worden. Auch ist es wohl nicht ganz gemachten ehemisch-physiologischen Untersuchungsergebnisse. im Interesse eines Lehrbuchs, dass der Autor, wohl von dem Bestreben, Insbesondere fehlen hier noch alle Anhaltspunkte, um auf rein chemischem möglichst vollständig zu sein, geleitet, vielfach, ohne Kritik zu üben, BakWege eine Erklärung dafür zu geben, warum gewisse Krebsformen mehr, terienbefunde anführt, deren, ihnen von den Autoren vindicirte, pathogene andere weniger infectiös sind. Grade in diesem Punkte sind wir noch ganz Bedeutung noch keinesfalls sicher erwiesen ist. Haben wir die Mängel auf die klinische Erfahrung angewiesen.

des Buches nicht verschweigen dürfen, so freut es Aus der von Virchow aufgestellten und weiterhin begründeten desselben hervorheben zu können; wegen der Vollständigkeit der ZusammenTheorie, dass der Krebs zunächst eine Lokalaffection , ergiebt sich die stellung darf es

wissermassen den Werth eines bakteriologischen Universal

den Nothwendigkeit, möglichst früh zu operiren, denn wenn es gelingt, Lexikons für sich in Anspruch nehmen, welches dem Forscher und Lehrer Primärherd radikal

entfernen,

so ist Hoffnung vorhanden, dass als Nachschlagebuch, den Lernenden als erstes Orientirungsmittel über damit auch der Krebs radikal beseitigt ist, natürlich unter der Vor- die Leistungen auf dem Gebiete der speciellen Bakteriologie gut zu dienen


Page 15

entbunden. 8 Tage nach der Entbindung, also 14 Tage vor dem Tode, saurcm Kalk wird und bei gesunden Nieren einfach ausgeschieden war der l'terus mit 2 Litern einer Sublimatlösung von 1:4000 ausgespült. werden würde. Das Sublimat aber hat vorher schon die Nieren, wie das Es entstanden profuse Darmblutungen. Bei der Section zeigte sich in viele Metalle thun, in einen Zustand versetzt, der am besten mit einer diesem Falle keine Colitis, die irgend wie nennenswerth gewesen wäre; acuteu parenchymatösen Nephritis verglichen werden könnte, der aber dagegen im Ileum eine gewisse Zahl von Stellen, welche stark geschwollen eigentlich ein acuter Degenerationszustand ist und die Function der Secrewaren, mit hämorrhagischer Infiltration der Wand und reichlichen Blut- tion auf ein Minimum reducirt. Deshalb vermag die Niere den Kalk nicht massen im Lumen.

auszuscheiden und derselbe bleibt in den Canälchen stecken. Die Leute Endlich haben wir noch einen dritten Fall untersucht, der vielleicht starben dann also, nicht weil der Kalk die Canälchen verstopft hat, etwas weniger zuverlässig ist, den ich aber doch zeigen wollte. Ein sondern die Canälchen werden verstopft, weil die Leute starben. Es junger Mann litt an Noma faciei, über deren Entstehung ich nichts Ge- herrscht hier dasselbe Verhältniss, welches uns Cohnheim von dem naueres zu sagen weiss. Die Erkrankung war, wie gewöhnlich, vom Lungenödem dargelegt hat. Mundwinkel ausgegangen, und weit in die Wange hinein fortgeschritten, Aus diesen wechselseitigen Beziehungen ist es zu erklären, weshalb so dass ein ziemlich grosses Loch bis gegen die Mitte der Wange ent- nicht jedesmal der Kalkintaret eintritt. Zur Entstehung desselben ist standen war. Der Kranke befand sich auf der chirurgischen Abtheilung. das Auftreten der Milchsäure und eine bestimmte Menge der Milchsäure, Er hat vom 18 bis 25. November halbstündlich Gurgelungen mit einer sodann ein bestimmter Grad der Nierendegeneration nöthig. Indess kann Sublimatlösung von 1: 2000 gemacht. Nachher wurden dieselben aus- ich hier, m. H., auf diese theoretisch interessanten in chirurgischgesetzt, und dafür Pinselungen mit einer 1 procent. alkoholischen Lösung praktischer Beziehung, wie ich glaube, höchst wichtigen Unter: vorgenommen. Bei der Autopsie fand sich ausser verschiedenen anderen suchungsresultate nicht näher eingehen, sondern werde dieselben an einem Dingen ein Zustand des Darms, der freilich nur eine beschränkte Affection anderen Orte ausführlicher auseinandersetzen. des Rectums darstellte, der aber, wenn man ihn unter gewöhnlichen Um

4. Herr Senator: Ueber acute infectiöse Phlegmone des ständen finden würde, wohl ohne Weiteres unter die dysenterischen oder Pharynx. (Wird ausführlich in dieser Wochenschrift veröffentlicht diphtherischen Affectionen gereiht worden wäre.

werden.) Dieser Fall ist schon vor der Periode vorgekommen, die uns nähere (Die Discussion wird auf die nächste Sitzung vertagt.) Anhaltspunkte für weitergehende Untersuchung geliefert hat. Ich kann daher über den Punkt, der hier wiederholt zur Sprache gekommen ist, nämlich wie sich die Nieren in diesen Fällen verhielten, nur in Bezug auf

Aus dem Verein für innere Medicin. die beiden Puerperalfälle Nachricht geben. Herr Senger machte uns

Sitzung am 9. Januar 1888. neulich, mit Rücksicht namentlich auf einen Fall, den er genauer untersucht hatte, Hoffnung, es würde möglich sein, eine bestimmte Diagnose Herr A. Fränkel: Ueber Strophanthuswirkung. dieser Art von mercurieller Erkrankung zu stellen, wenn man nachweisen Die beiden in der Therapie der Circulationskrankheiten zur Verwenkönne, dass in den Nieren ein ungewöhnlich starker Absatz von Kalk- dung kommenden Arten von Strophanthus sind Str. hispidus und Str. salzen vorhanden sei. In Bezug auf diesen Punkt darf ich wohl noch er- Kombé, von denen letzteres aus Ost-Afrika, ersteres aus West-Afrika wähnen, dass schon in jener älteren Untersuchungsreibe, welche Herr stammt. Bereits Langgaard hat in seiner Arbeit über Strophanthus Saikowski veranstaltet hat, der Nachweis geführt wurde, dass bei darauf hingewiesen, dass die verschiedene Herkunft des Präparates von Kaninchen nach einer Sublimatintoxication eine ganz ungewöhnlich starke Einfluss auf seine Wirkung ist. Zu seinen Versuchen benutzte Vortr. Anfüllung der Harncanälchen mit Kalk vorkommt, und zwar in jenen eine (von Kade) aus dem Sainen von Str. Kombi. gewonnene Tinctur, Abschnitten der Rindensubstanz, welche als Fortsetzung der geraden Fraser, der das Mittel zuerst pharmakologisch beschrieb, giebt an, dass Canäle der Markkegel in Bindeln (Markstrahlen) in die Rinde hinein- seine Wirkung digitalisartig sei, dass es die Energie der Herzsystolen reichen, also weder in den gewundenen Abschnitten der Rinde, noch in steigere, aber weder auf's peripherische Gefässsystem, noch autos vasomoden papillären Theilen der Marksubstanz, sondern wesentlich in jenen torische Centrum wirke, sodass es also ein Herzstimulans von reinster corticalen Abschnitten der geraden Canäle. Sonderbarerweise gelang es Form sein würde; denn selbst Digitalis wirkt nicht nur stimulirend aut's aber Herrn Saikowski nicht, etwas Aebnliches bei Hunden zu erzielen, Herz, sondern erhöht auch die peripherischen Widerstände, eine für die die sich in dieser Beziehung gänzlich refractär verhielten. Was Herr Bekämpfung gewisser Gefässleiden, z. B. Arteriosklerose unvortheilhafte Senger uns neulich gezeigt hat, bezog sich auch auf die Rindensubstanz, Begleiterscheinung. Die Ergebnisse von Langgaard's Thierexperimenten aber der Kalk lag hauptsächlich in den gewundenen Canälen. Bei den mit dem Mittel stimmen nicht ganz mit den Resultaten, die Fraser zwei Puerperalfällen, von welchen ich eben gesprochen habe, hat sich erhielt, überein, da Langgaard häutig ein Sinken des Blutdruckes nach merkwürdigerweise gezeigt, dass der eine ganz gut passt, der andere gar Injection des Medicaments beobachtete, ausserdem constatirte er sedative nicht. Derjenige nämlich, bei dem die ausgedehnte hämorrhagische Diphtherie Wirkung auf's Gehirn und Rückenmark in Anknüpfung an eine Mittheides Dünn- und Dickdarms bestand, hat gar nichts von Kalk in den Nieren dar- lung von Boyd. Nach Pins soll Str. ein sehr wirksames Herztonicum geboten. Es fand sich eine einfache parenchymatose Nephritis, freilich von sein und fast die Digitalis übertreffen. Zerner und Loew (Wien), sogrosser Stärke, aber nicht die leiseste Anwandlung von Absätzen von Kalk,

wie Hochhaus (Berlin) fanden, dass das Mittel häufig fehl schlägt. so dass also für diesen Fall das vorgeschlagene diagnostische Hüfsmittel nicht Erstere beiden sahen, dass das Mittel giinstig wirkt bei Herzklappenfehlern zutreffen würde. Der andere Fall dagegen, der die starke Blutung mit mässiger Herzmuskeldegeneration. Auch sie notirten wie Pins etc. während des Lebens brachte, und bei dem nur im Dünndarm an einigen

die sehr schnelle Wirkung des Medicamentes nach 10 bis 15 Minuten. Stellen sich jene besondere hämorrhagische Intiltration voriand, bei dem

Nach Hochhaus wirkt Str. am besten bei „Myocarditis chronica“. Alle also nicht wohl eine Verwechselung mit Dysenterie möglich gewesen wäre,

diese Autoren bemerkten beim Gebranch Steigerung der Diurese, Abnahme hat allerdings ganz starke Absätze von Kalk, wesentlich von phosphor- der Dyspnoe; nur geringe gastrische Störungen werden als Nebenwirkungen faurem Kalk, und zwar in den gewundenen Canälen der Rinde, zum erwälınt. Theil schon in den Kapseln der Glomeruli, ergeben. Die Veränderung Vortragender hat nun im Ganzen 22 Patienten im Spital mit Str. ist so massenhaft, dass ich dafür eine Parallele mur in der von mir nach- behandelt. Von diesen hatten 1) 12 Herzklappenerkrankungen; bei 7 war gewiesenen Kategorie von Fällen kenne, bei welchen durch Metastase

keine Reaction, bei 4 eclatanter und bei 1 negativer Erfolg. Die Dosis yon Kalksalzen in Folge grosser Zerstörungen im Knochenapparat ge

betrug 3 Mal täglich 5 bis 10 Tropfen, und stieg nicht über 50 Tropfen Irgentlich in den Nieren ein gleich starker Absatz stattfindet.

pro die. 2) In drei Fällen von Hypertrophie und Dilatation des linken Das ist das, m. H., was ich Ihnen mittheilen wollte. Sie sehen Ventrikels und gesteigerter Arterienspannung (Arteriosklerose mit Anfällen daraus, dass vorläufig wohl eine gewisse diagnostische Möglichkeit besteht: von Asthma cardiale) war das Resultat durchaus negativ. 31 Bei drei wenn eine starke Absetzung von Kalk in der Nierenrinde vorhanden ist, Kranken mit functioneller llerzaffection war eine sehr giinstige Wirkung so wird man vielleicht bei gleichzeitiger Diphtheria haemorrhagica coli

zu verzeichnen und 4) bei 4 Fällen von chronischer Nephritis konnte kein berechtigt sein, auf Sublimatvergiftung zu schliessen.

Wenn man aber ausnehmend guter Erfolg auf Diurese und Dyspnoe verzeichnet werden. keinen Kalk tindet, so folgt daraus nicht, dass Sublimat nicht eingewirkt In einem poliklinisch beobachteten Fall von interstitieller Hepatitis mit hat, denn gerade in dem Falle, in dem verhältnissmässig am meisten

Ascites bewirkte Str. nach längerem Gebrauch Schwinden des letzteren. Fon einer solchen Einwirkung stattgefunden hat, hat sich kein Kalk in Vortragender fasst seine Versuchsergebnisse mit Tinct. Stroph, bei Herz

kranken so zusammen: Ich möchte noch hervorheben, dass auch diese beiden Fälle, wie die Die Tinct. Stroph. übt entschieden eine tonisirende Wirkung auf's meisten von denen, welche ich früher vorlegte, bei Wüchnerinnen vor- Herz aus: sie vermag in geeigneten Fällen das Ilerz zu stimuliren, den gekommen sind. Es ist schon eine ganze Zahl anderer Beobachtungen

Blutdruck zu steigern, Zunahme der Diurese und Abnahme der Oedeme publicirt worden, welche die Gefährlichkeit der Sublimateinspritzungen

zu bewirken.

Nichtsdestoweniger ist sie kein vollkommenes Ersatzmittel gerade bei Wöchnerinnen dargethan haben.

Ich darf daraus wohl die der Digitalis. Während bisweilen letztere sehr wirksam ist, wo Stroph. Entschuldigung ableiten, dass ich sie auf's Neue mit dieser Angelegenheit versagt, ist das Umgekelirte nicht vom Vortr. beobachtet. be helligt habe.

Auch bei günstiger Wirkung tritt bei längerem Gebrauch eine GeDiscussion.

wöhnung und Abstumpfung gegen das Mittel ein, sodass nun eventuell die Derr Senger: Die Frage, warum in dem einen Falle bei Sublimat

Diurese wieder abnimmt und auch die subjectiven Beschwerden sich wieder vergiftung die Kalkablagerung in den Nieren erfolgt, in dem andern steigern können. nicht, hängt nach meinen letzten Untersuchungen zusammen mit der Art

Die Tinet. Stroph. wirkt bei Herzklappenfehlern im Ganzen mässig, und Weise, wie die Sublimatintoxication überhaupt erfolgt. Es wird näm- negativ war ihre Wirkung bei Arteriosklerose, relativ günstig bei Fällen lich, was schon früher die Autoren constatirt haben, die Alkalescenz des von functioneller Ilerzstörung oder Herzschwäche. Blutes herabgesetzt und dies geschieht durch die Milchsäure.

Dieselbe

Unter Umständen hat Tinct. Stroph. auch antihydropische Wirkung löst nun, in den Säften kreisend, den Knochen unter Bildung von milch

bei Stauungen im Prortadersystem. Beeinflussung der dyspnoischen BeRaupen Calcium auf, welches in das Blut zurückkehrend, zu kohlen

schwerden ohne Einfluss auf Dinrese und lerz wurde im Gegensatz zu


Page 16

ständigen, das hinreichende Anhaltspunkte für die Thätigkeit der Kammer aus den bescheidensten Anfängen hervorgegangen, immer mehr durch die
bietet und übersehen lässt, in welcher Weise die materiellen und Gunst hochherziger Wohlthäter aus allen Theilen Deutschlands gehoben
ideellen Interessen des Standes gefördert werden sollen. Dass letzteren wird, so dass im letzten Sommer bereits 110 arme Kranke (darunter 43

den idealen Aufgaben in der Kammer ein weiter Spielraum ge- Kinder) ganz unentgeltlich Wohnung und Verpflegung, sowie Sool-,
sichert ist, dafür zeugt die Lebhaftigkeit, mit der allseitig Herrn Körte bei- See- und Moorbäder erhalten konnten. gestimmt wurde, als er in der der officiellen Sitzung folgenden kurzen In Folge des Umstandes, dass in diesem Jal onders viele Fälle Berathung über die ersten Obliegenheiten der Kammer in warm empfundenen von schweren chronischen Leiden vertreten waren, konnten im Allge-

Worten seiner Ueberzeugung Ausdruck gab, dass die Vertreter der Aerzte meinen die Resultate der Heilungen bedauerlicherweise nicht vollkommen


Berlins und der Provinz Brandenburg vor Allem die humane, auf das Wohl befriedigen. Es richtet deshalb der dirigirende Arzt Dr. Weissen-
des Einzelnen, wie der Gesammtheit gerichtete Seite ihres Berufs in den berg an die Collegen die dringende Bitte, für die Zukunft vorzugsweise Vordergrund gestellt wissen wollen.

solche Patienten zur Aufnahme zu empfeblen, bei welchen die bekannten
Aber noch eine andere Seite verdient hier hervorgehoben zu werden. Colberger Curmittel indicirt erscheinen und mit Sicherheit wenigsteng Dank der Organisation der Berliner Aerzte war es Leichtes, die Schritte einen wesentlichen Erfolg erhoffen lassen.

zu einer Vorwahl zu treffen; dieselbe fand Tags vor Eröffnung der Kammer


In Paris soll vom 25. - 31. Juli 1888 ein Congress von Aerzten
statt und führte zu allgemein befriedigenden Ergebnissen. Von vornherein und Thierärzten zur Berathung über die Tuberculose des Menschen
wurde von den Berliner Delegirten in Aussicht genommen, die Herren und der Thiere, namentlich über die Schädlichkeit des Genusses von
Collegen aus der Provinz im Verhältniss zu ihrer Mitgliederzahl be- Fleisch und Milch tuberculoser Thiere abgehalten werden. kanntlich 12 : 20 bei den Wahlen zu berücksichtigen. In Folge dessen

Der 5. internationale thierärztliche Congress soll im
wurde beschlossen, für den auf 7 Mitglieder festgesetzten Vorstand drei September 1889 zu Paris tagen. Präsident des Comitis ist Chauveau.
Herren aus der Provinz und vier aus Berlin zu nominiren. Mit über- wiegender Majorität wurden gewählt zum 1. Vorsitzenden Körte - Berlin, zum stellvertretenden Vorsitzenden Zinn - Eberswalde, zu Schriftführern

Becher- Berlin, Hadlich - Pankow, zum Kassenführer Selberg - Berlin,


IX. Amtliche Mittheilungen.
zu Beisitzern Braehmer- Berlin und Wehmer- Frankfurt a. (., sowie

Personalia.
die bereits in voriger Nummer genannten Delegirten zur wissenschaftlichen
Deputation und zum Provinzial - Medicinal - Collegium. In Folge dieser Auszeichnungen: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht,
Vorbereitungen vollzogen sich dann auch in der Eröffnungssitzung die dem Königl. Hofarzt Sanitätsrath Dr. Hoffmann zu Berlin den Charakter Wahlen trotz des umständlichen Wahlmodus - jede Wahl musste durch als Geheimer Hofrath, sowie dem Stabsarzt à la suite des Königl.

Stimmzettel in gesonderten Wahlgängen stattfinden umgewöhnlich rascb, Sächsischen Sanitäts Offiziercorps, kommandirt zum Auswärtigen Amt,


und sämmtliche Candidaten wurden mit 31 gegen 1 Stimme, also ein- Dr. Wolf, den Rothen Adlerorden vierter Classe zu verleihen. stimmig gewählt. Diese in ärztlichen Kreisen bekanntlich seltene Einig-

Ernennungen: Der seitherige Kreiswundarzt Dr. Weissenborn in keit, sowie die Anwesenheit von sämmtlichen Delegirten wollen wir als

Zielenzig ist zum Kreisphysikus des Kreises Ost-Sternberg ernannt, der ein gutes Omen betrachten!

seitherige Kreiswundarzt des Saalkreises, Dr. Strube in Ilalle a. S.,
Einen nicht unwesentlichen Antheil hieran darf unzweifelhaft die so

ist in gleicher Eigenschaft in den Stadtkreis Halle versetzt worden.
arg geschmähte Organisation der ärztlichen Bezirksvereine und ihr Central-
Ausschuss beanspruchen. Sie ist von jeher bestrebt gewesen, den Indiffe-

Niederlassungen: Die Aerzte: Dr. Engelien in Bartenstein, Dr.
rentismus und die Zerfahrenheit diese schlimmsten Feinde der ärzt-

Max Maschke in Liebemühl, Weber in Pillkallen, Dr. Liehr in lichen socialen Bestrebungen, zu bekämpfen. Mögen diese Feiode der

Mühlberg a. E., Dr. Joh. Seyffert in Sangerhausen, Leske in Rothenjungen Institution der Aerztekammer stets fern bleiben; möge es derselben

burg a. S., Dr. Karl Levy in Hille, Dr. Neustadt in Höxter, Goedde vergönnt sein, eine gedeibliche Thätigkeit zu entwickeln zum Frommen

in Hovestadt, Dr. Baron in Vettweiss, Dr. Bodet in Düren, Dr. der Aerzte, zum Nutzen der Gesammtheit. Vivat! crescat! tloreat!

Fackenheim in Eisenach.

Verzogen sind: Die Aerzte: Dr. Legiehn von Liebemühl nach Bekanntlich ist auf dem IX. internationalen medicinischen Congress Uderrangen, Dr. Keppler von Neuenrade nach Balve, Dr. Rau von zu Washington Berlin zum Congressort für das Jahr 1890 und zwar mit Dortmund nach Wandersleben, Assistenz - Arzt a. D. Dr. Proetsch einer dissentirenden Stimme (des Schweizer Delegirten), erwählt worden. von Wiesbaden nach Hasslinghausen, Dr. Herrmann von Bülzheim Mehrfachen Exclamationen französischer Blätter, 11. a. des Journal de

(Pfalz) nach Berleburg, Kuemmel von Schönewalde, Dr. Fleger von
médecine de Paris gegenüber, welches den amerikanischen Aerzten vor- Düren, Dr. Herm. Schroeder von Treptow a. T. nach Grimmen.
wirft, sich unter das preussische Joch gebeugt zu haben“, legt Dr. Gihon, Verstorben ist: Der Arzt: Dr. Kayser in Höxter.
Generalarzt der nordamerikanischen Marine und Mitglied des Comités des
IX. Congresses, in der Decembernummer des Journal of the americ. Med. Association nochmals, den unseren Lesern aus der Mittheilung des Herrn

A. Martin (d. W. 1887, No. 43) bereits bekannten Hergang bei der


Bekanntmachungen.
Wahl Berlins ausführlich dar und constatirt namentlich, dass der Delegirte Frankreichs, Dr. Landoldt, in dem Comité überhaupt nicht zugegen war.

Die Kreiswundarztstelle des Kreises Warendorf ist erledigt. Geeignete
Da der Beschluss von den Vertretern von 23 oder mehr Nationen gefasst

Bewerber wollen sich unter Einreichung eines kurzen Lebenslaufes, des
wurde, sagt Herr Gihon, so ist es nicht recht verständlich, wie das Fähigkeitszeugnisses zur Verwaltung einer Physikatsstelle und etwaiger Journ. de méd. de Paris versichern kann, der nächste Congress wird anderer Zeugnisse bis zum 15. März d. J. bei mir melden. kein internationaler, sondern nur ein deutscher sein“.

Münster, den 5. Januar 1888. Uebrigens war gegen die Wahl von Paris für 1889 bekanntlich gar

Der Regierungs-Präsident.
kein nationaler, sondern einfach der Grund ausschlagend, dass 1) Deutsch-
land noch nicht Sitz des Congresses gewesen war und 2) kein 2 jähriger,
sondern ein 3 jähriger Turnus eingehalten werden sollte.

Die mit 600 Mark dotirte Kreiswundarztstelle des Kreises Sensburg,
Wir können dem hinzufügen, das nach unseren Informationen die mit dem Wohnsitze in Nikolaiken, ist vacant. Qualificirte Bewerber
Männer der französischen Wissenschaft (iiber die Journalisten können wollen sich unter Einre chung der Zeugnisse und eines kurzen Lebens-
wir nichts aussagen) sich anstandslos an der Vereinigung der internationalen laufes innerhalb 6 Wochen bei mir melden.
Forschung betheiligen werden. Der französische Gelehrte und hervor-

Gumbinnen, den 5. Januar 1888. ragende Arzt ist persönlich mit wenig Ausnahmen nicht gewillt, nationale

Der Regierungs-Präsident. Antipathien in die Wissenschaft bineinzutragen.

Leider steht man in Frankreich in hervorragendem Masse unter dem Einfluss der sogen. Öffent- lichen Meinung. Es würde eine echt wissenschaftliche imi dankenswerthe Die Kreiswundarztstelle des Kreises Zell a. d. Mosel mit Gehalt von

Aufgabe der Betheiligten sein, dieselbe von vornherein in die richtigen 600 M. ist erledigt. Qualificirte Bewerber wollen sich unter Einreichung

Bahnen zu lenken.

E. ihrer Zeugnisse und eines Curriculum vitae bis zum 1. März d. Js. bei
Wien. Der a. 0. Professor der Dermatologie und Syphilidologie uns melden. Dr. H. Wertheim ist gestorben.

Koblenz, den 4. Januar 1888. Paris. Die Königl. Akademie der Wissenschaften in Turin hat

Königliche Regierung, Herrn Pasteur den grossen Bressa-Preis von 12000 Franken zuerkannt.

Abtheilung des Innern. Die Assocation française pour l'avancement des sciences, die sich mit der Association scientifique vereinigt hat, hält vom 21. Januar bis

17. März eine Reihe wöchentlicher Sitzungen ab, für die u. A. Vorträge Die mit einem jährlichen Gehalte von je 900 Mark verbundenen


von Verneuil, Ueber Wesen und Aetiologie des Tetanus, Blanchard, Kreisphysikatsstellen in den drei neugebildeten Kreisen Znin, Filehne und
Ueber die Feinde des Menschengeschlechtes; ein Capitel der Nahrungs- Witkowo, überall mit dem Wohnsitze in der Kreisstadt, sind zum 1. April mittelhygiene, angekündigt sind.

1888 zu besetzen. Geeignete Bewerber wollen sich unter Einreichung In Ostende wird im nächsten Jahre eine internationale Ausstellung ihrer Zeugnisse und eines Lebenslaufes binnen 4 Wochen bei uns melden. für Hygiene und Rettungswesen stattfinden.

Bromberg, den 11. Januar 1888. Aus dem diesjährigen (XIV.) Jahresberichte des Colberger

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern, jüdischen Curhospitals ersehen wir, dass diese gemeinnützige Anstalt,


Page 17

maligner ulceröser Endocarditis. Nur meine ich, dass diese Hinabfliessen der infectiösen Massen hervorgerufen ist; indess primären infectiösen Entztindungen wohl seltener sind, als die primäre dagegen spricht der Umstand, dass wir eine solche Gastritis bei infectiöse Phlegmone des Pharynx, nicht bloss deswegen, weil anderen infectiösen und selbst bei schweren eitrigen Processen im ich allein schon eine Anzahl solcher Fälle beobachtet habe, also Pharynx in der Regel doch nicht finden und doch müsste sie doch verhältnissmässig viel für einen einzigen Beobachter, nament- häufiger sein, wenn es sich eben nur um die Wirkung der verlich wenn man vorher seine Aufmerksamkeit nicht besonders schluckten Massen handelte. Vielleicht also ist diese als Folge der darauf gerichtet hat, sondern ganz besonders auch aus Rücksicht specifischen Infection anzusehen, und dafür scheint mir ein Umaut die Oertlichkeit, welche hier als ersterkrankte in Frage kommt. stand zu sprechen; nämlich, dass auch in schweren Fällen von

Wir wissen ja, dass der Isthmus pharyngis, die Kreuzungs- Scarlatina zuweilen eigenthümliche Formen von Gastritis vorstelle der beiden Hauptstrassen, welche den Verkehr der Aussen- kommen, die vor nicht langer Zeit von G. Crooke 1) beschrieben welt mit dem Körperinnern vermitteln, durch Mund und Nase worden sind. nach dem Respirations- und Verdauungstractus - ich sage, Das eigenthümliche Exanthem, welches in dem einen Fall dass die Schlundenge einen Kreuzungs- und Sammelpunkt für (2) am Tage vor dem Tode auftrat, gehört wohl in die Reihe sehr viele Schädlichkeiten, für organisirte Keime, unschuldige derjenigen Exantheme, welche man bei septischen Zuständen nicht und mehr oder weniger gefährliche, und den Ausgangspunkt für selten beobachtet. Zersetzungen aller Art bildet. Dafür spricht ja die alltägliche Was nun die Natur und das Wesen der Affection betrifft, klinische Erfahrung. Die alten Aerzte haben bekanntlich die so wird man ja nach den heute geltenden Anschauungen sich vorPfortader als Einzugsstrasse für viele krankhafte Veränderungen stellen müssen, dass die Ursache in einem Mikroorganismus oder betrachtet. „Vena portae, porta malorum.“) Ich glaube, wir in dessen Producten gelegen ist und in dem letzten zu unserer können heutzutage mit eben solchem oder noch mit mehr Recht Beobachtung gekommenen Falle (II oben) sind auch verschiedene das Vestibulum pharyngis als „Vestibulum morborum“ bezeichnen. Versuche gemacht, diesen näher zu erforschen. Schon während Aber in den meisten Fällen ist der Vorgang der, dass sich zu - des Lebens hat mein Assistent, Herr Dr. Schwass, eine Probe erst irgend eine mehr oder weniger typische Erkrankung der Blut durch Aderlass entzogen und diese mikroskopisch untersucht, Pharynxschleimhaut bildet, eine Entzündung oder Ulceration, zu

auch auf das Vorhandensein von Milzbrandbacillen oder etwa. der secundär Phlegmonen an näheren oder entfernteren Stellen anderweit zu erkennende Organismen, auf Milzbrandbrandbacillen hinzutreten. Ich brauche nur an die zahlreichen secundären deshalb, weil wir unter anderem auch zu erwägen hatten, ob Eiterungen zu erinnern, die zu Scarlatina, zu Bräune (Diphtherie),

es sich vielleicht um eine etwas seltenere Form von Milzbrand zu Typhus, Pocken etc. hinzutreten. Neuerdings erst wieder hat handeln könnte, bei dem ja auch eitrige Infiltration des Pharynx Gerhardt darauf hingewiesen, wie der Pharynx eine sehr günstige

und Kehlkopfes vorkommt Er hat indess nichts Abnormes geEingangspforte fur das Erysipelasgift ist, wie durch Eindringen

funden und auch eine Probe des frisch entzogenen Blutes und des Erysipelcoccus, allein oder mit anderen Keimen in die Ton- zwar eine Pravaz'sche Spritze voll, einem Kaninchen injicirt, sillen weitere secundäre Erscheinungen hervorgerufen werden zog gar keine Störung nach sich. Bei der Section habe ich eine können

. Dann hat ganz kürzlich A. Fränkel in einer trefflichen Probe Blut aus der Milz entnommen sofort in eine Glasröhre eingeArbeit sehr klar und überzeugend nachgewiesen, wie durch Misch

schmolzen und Geheimrath R. Koch zur Untersuchung übergeben. infection mit verschiedenen pathogenen Organismen secundär zu

Dabei haben sich wohl verschiedene Organismen aber kein begewissen Affectionen des Pharynx, namentlich zu diphtherischen

sonders charakteristischer ergeben, namentlich keine StreptoAffectionen sich ausgedehnte Phlegmonen des Gewebes auch im

kokken. Indessen ist auf diese Untersuchung, die ja von den Halse, aber auch entferntere Eiterungen hinzugesellen können,

allerbewährtesten Händen ausgeführt ist, deshalb kein Gewicht zu dadurch also, dass gleichzeitig mit dem ursprünglichen, vielleicht legen, weil vielleicht das Präparat selbst und die Art der Conspecifischen Pilz oder unmittelbar später auf den durch ihn vor

servirung durch Einschmelzen im Glasrohre keine geeignete gebereiteten Boden Organismen, namentlich eitererzeugende, ketten- wesen ist. Sodann hat aber Herr Dr. R. Langerhans, Assistent bildende Kokken eindringen. In allen diesen Fällen handelt es am pathologischen Institut, eingehende Untersuchungen in dieser sich um secundäre Affectionen, während die Fälle, die ich im Beziehuung angestellt, Isolirungs- und Züchtungsversuche durch Sinne habe, primäre Phlegmonen darstellen, die sich

Platten- und dann durch Stichculturen. Der Bericht desselben entwickeln, ohne dass die Schleimhaut vorher verletzt darüber lautet: oder erkrankt ist.

Aus dem tiefen Gewebe der Tonsille und der Milz wurde ein MikroWenn man nun nach dem klinischen Verlauf und nach dem kokkus gezüchtet, der auf Agar als weisslicher Belag wächst (ähnlich dem anatomischen Befunde die Phlegmone des Pharynx als das Primäre

Staphylokokkus alb.), auf Kartoffeln wie der Kartoffelbacillus. Er färbt

die Kartoffel, ohne dass man von seinem Wachsthum etwas Anderes wahransehen muss, als die primäre Infection, dann sind die ander- nimmt. Auf Gelatine wächst er Anfangs als ein runder (bei Stichpräparaten), weitigen Organveränderungen, die wir namentlich bei den letzten zarter hellgrauer Schleier. In der Gelatine entwickeln sich, entlang dem

Impfstrich kleine, zuerst zerstreute, mehr weissliche punktförmige Colonien. Fällen , die genauer untersucht sind, gefunden haben, ja im Ganzen

Bei weiterem Wachsthum verschmelzen dieselben mehr und der Belag der leicht verständlich. Der Milzschwellung begegnen wir ja sehr Oberfläche wird dicker, grauweiss, der Rand wird allmälig zackiger. gewöhnlich bei acuten Infectionskrankheiten, ebenso der par

In Bouillon, Gelatine, Agar-Agar ist sein Wachsthum üppig.

Bei der mikroskopischen Untersuchung im hängenden Bouillontropfen enchymatösen Nephritis. Auch die Larynx affection, die ich also sieht man Stäbchen häufig zu ziemlich langen Ketten verbunden, mit nach dem klinischen Verlauf erst nach der Pharyngitis entstanden

lebhafter Eigenbewegung, ausserdem Bakterien, deren Längsdurchmesser glaube, erklärt sich ja leicht theils aus der Fortleitung der Entzündung

etwas grösser ist, als der Breitendurchmesser, von schwankender Grösse,

meist paarig. Bei älteren Culturen tindet man nur die letztere Form, vom Rachen her, theils aus den Circulationsstörungen, welche das keine Stäbchen mehr. Bei gefärbten Präparaten, die der äussersten Peribetreffende Gefässgebiet durch die eitrige Infiltration erleidet.

pherie der Kartoffelculturen entnommen werden, sieht man: 1. Deutliche

Stäbchenformen, verschieden lange ovale Formen mit einem hellen Fleck Merkwtrdig ist die Gastritis, welche namentlich in den beiden in der Mitte.

2. Kürzere kokkenähnliche Formen. 3. Stäbchen, die an genauer untersuchten letzten Fällen in ganz ungewöhnlichem

einem Ende dicker werden und zugleich nur äusserst schwach gefärbt sind.

An mehreren Stellen liegen in diesem erweiterten hellen Abschnitt dunkler In einem der beiden Fälle war dabei der

gefärbte Klumpen, wie Diplokokken geordnet. O esophagus ganz intact, während er in dem anderen auch strich- Auf Gelatineplatten erschienen die in der Gelatine liegenden Culturen

Man könnte sich vorstellen, dass diese heftige Gastritis und Oesophagitis durch Verschlucken oder 1) Fortschritte der Medicin, III, 1885, No. 20, S. 653.


Page 18

sein, um diese Frage endgültig auch für den Menschen zu ent- 7. Boussingault et Le Bel, Ann. d. Chim. et de Phys., XI, p. 433, scheiden.

XII, p. 153. ·

8. M. Brèse, Compt. rend., 1882, 95, p. 567. Dass die zu fettreiche Milch dem Kinde geschadet hat, unter

9. Tb. Brunner, Pfüg. Arch., 1873, VII, S. 440. liegt gar keinem Zweifel, da sich dasselbe Kind nach Beseitigung 10. G. Bunge, Der Kali-, Natron- und Chlorgehalt der Milch, ver

glichen mit dem anderer Nahrungsmittel und des Gesammtorganismus der der Mastmethode bei der Amme, wobei auch die Milch eine ganz

Säugethiere. In.- Diss. Dorpat 1874; auch Zeitschr. f. Biol, X, S. 295. andere Zusammensetzung erlangte, sehr schnell erholte, später 11. G. Christenn, Vergl. Untersuchungen üb. die gegenwärtigen ganz gut gedieh und nie mehr erkrankte. Ob es sich unter dem Methoden der Analyse der Milch, namentlich der Frauen- und Kuhmilch,

Inaug.-Diss. Erlangen 1877; auch Versuchsstationen, 20, S. 439. Einflusse so kolossal fettreicher Milch um eine Art von Fettdiarrhöe

12. Clemm, Inquisit. chemic. et mikroskopic. in mulier. ac bestiarum einer Krankheit, die neulich von Demme und Biedert in complur. lac. Inaug.-Diss. Göttingen 1845. die Wissenschaft eingeführt wurde, von Tscherner aber be

13. J. Conrad, Die Untersuchung der Frauenmilch für die Be

dürfnisse der ärztlichen Praxis, Bern 1880. stritten wird – gehandelt hat, wage ich nicht zu entscheiden, 14. Decaisne, a) Compt. rend., 1871, 73, p. 128; b) Gaz des hôp., weil ich nicht in die günstige Lage versetzt war, den Koth des 1871, p. 182; c) Gaz, méd. de Paris, 1871, 26, p. 317.

15. Demme, Jahresbericht über das Jenner'sche Kinderspital in Bern Säuglings analysiren zu können.

für 1873. Dass eine zu fettreiche Frauenmilch nicht gut vertragen wird, 16. A. Dogiel, Zeitschr. f. physiol. Chem., 1885, IX, p. 591. ist aus den Beobachtungen von Pfeiffer zu schliessen, der die

17. Dumas, Compt. rend., 1845, LXI, p. 707.

18. L. Fleischmann, Klinik der Paediatrik, Wien 1875, S. 76. Gelegenheit gehabt hat, ein Kind zu behandeln, welches sofort

19. W. Fleischmann. a) Centralbl. f. Agric.-Chem., IX, S. 510; krank wurde und an erschöpfenden Durchfällen litt, sobald man b) Milchztg., 1881, X, No. 33, S. 515; c) Ber. üb. die Wirks. der milch

wirthsch. Vers.-St. u. des Molkereiinstituts Raden, 1885 86, S. 33. es mit der Milch von 10 pct. Fettgehalt stillte. Dass es jedoch

20. J. Forster, Ber. d. Berl. chem. Ges., 1881, S. 591. nicht immer der Fall sein soll, dafür liefert den Beweis eine 21. M. N. Gerber, Bull. de la soc. chim. de Paris, 1875, J. XXIII, andere Angabe von Biedert, laut welcher die Muttermilch über

22. N. Gerber und P. Radenhausen, Schw. Woch. f. Pharmacie, 7 pCt. an Fett enthielt und das Kind dennoch ganz gesund war.

1879, No. 37--41. Es liegt auf der Hand, eine physiologisch sehr wichtige und 23. E. F. v. Gorup- Besanez, a) Lehrb. der physiol. Chemie, interessante Frage, nämlich die Frage der Entstehung des Fettes

Braunschweig 1874, 3. Aufl.; b) Anleitung zur qualit. 1. quant. zoochem.

Analyse, 3. Auf., Braunschweig 1871. aus den Eiweissstoffen, hier aufzuwerfen. In der Hoffnung, diese

24. Haidlen, Ann. chem. pharm., 1843, XLV, p. 273. Frage bei einer anderen, mehr entsprechenden Gelegenheit recht 25. 0. Henry et A. Chevalier, Journ. de pharmac., 1839, XXV, bald eingehender behandeln zu können, kann ich nicht umbin,

26. L'Héritier, Traité de Chimie path., Paris 1842. vorläufig anzudeuten, dass meine Beobachtungen wohl einen Bei- 27. Hoppe-Seyler, a) Physiologische Chemie, Berlin 1877-81; trag zur Möglichkeit der Entstehung des Fettes aus dem Eiweiss b) Handb. d. physiol. u. path.-chem. Analyse, Berlin 1883; c) Zeitschr.

f. physiol. Chemie, 1885, IX, p. 222, 533. liefern, gleichgültig, nach welcher Theorie. Eine solche Annahme

28. Jacobi, Pflege und Ernährung des Kindes, II. Auflage, 1882; scheint mir auch in keinem Widerspruch mit der jetzt so popu

Handb. d. Kinderkrankh., herausg. v. Gerhardt, I, c. lären Rauber'schen Anschauung über die Milchbildung zu stehen,

29. Kemmerich, a) Med. Centralbl., 1866, No. 30; b) Arch. f. d.

ges. Phys., II, p. 401. da die Fettentstehung aus dem Eiweiss doch direct im Blute er

30. Knobloch, Kunst- 11. Gewerbebl. f. d. K. Bayern, 1851. folgen kann und nicht etwa in der Drüse selbst.

31. J. König, Die menschlichen Nahrungs- und Genussmittel etc.,

II. Aufl., Berlin 1883. Auf Grund vorliegender Untersuchung scheint mir festzustehen:

32. W. Kolesinskij, K' woprosu o wlianii russkoj bani na otdielenje 1. dass stark fettreiche Frauenmilch an und für sich eine moloka u kormilic. Diss. St. Petersburg 1887 (russisch). durchaus schädliche Einwirkung auf das Gedeihen des Kindes

33. G. Krauch, Arch. d. pharm., 1882, S. 101.

34. G. Kühn, a) Chem. Centralbl., 1871, S. 102; b) Journ. f. Landw,

1874, S. 168 u. 295; c) Sächs. landw. Zeitschr., 1875, No. 7, S. 155 ; 2. dass eine üppige, stark und einseitig eiweissreiche Kost d) Journal für Landw., 1876, XXIII, S. 481, XXIV, S. 311, XXV, die Fettmengen der Frauenmilch beträchtlich vergrössert, den

S. 332.

35. Kiihn u. Fleischer, Landw. Versuchsst., 1869, XII, S. 405. Milchzucker herabsetzt und auf andere Bestandtheile von gerin- 36. Al. Leeds, Trans. of the College of Physicians of Philadelphia. gerem Einflusse ist; nicht ausgeschlossen ist auch eine eben

Third Series, Vol. VII.

37. C. G. Lehmann, a) Zoochemie, Heidelberg 1858; b) Lehrb. d. solche Wirkung von alkoholischen Getränken;

physiolog. Chemie, II. Aufl., Leipzig 1853. 3. dass durch zweckmässige Diät und Ernährung der Frau 38. J. Lehmann, Zeitschr. d. landw. Vereins in Bayern, Juli 1870. die gewünschte und für das Kind in concretem Fall unentbehr

39. C. Makris, Studien üb. d. Eiweisskörper der Frauen- 11. Kuh

milch. In.-Diss. Strassb. 1876. liche Milchzusammensetzung bis zu einem gewissen Grade erlangt 40. R. Maly, Jahresber. üb. d. Fortschr. d. Thierchem. 1871–86.

41. Ch. Marchand, Rep. de pharm., 1878, VI, p. 109, 538.

42. Eug. Marchand, Ibid. p. 354, 395. 4. dass auch bei dem Menschen die Nahrung denselben Ein

43. Mendes de Léon, Ueb. d. Zusammensetzung d. Frauenmilch. fluss auf die Milchzusammensetzung auszuüben scheint, wie bei In.. Diss. Heidelberg, München 1881.

44. Moleschott, Physiologie d. Nahrungsmittel, Giessen 1859.

45. J. Munk, Arch. f. wiss. u. prakt. Thierheilk., VII, H. 1 u. 2. 5. dass das Fett der Milch aller Wahrscheinlichkeit nach in 46. Parmentier et Déyeux, Précis d'experiences et observations beträchtlichen Mengen, auf directem oder indirectem Wege, aus

sur les différentes espèces du lait etc. Strassbourg 1800; auch deutsche den Eiweissstoffen der Nahrung sich bildet.

Ausgabe v. Scherer, Jena 1800.

47. Payen et Gasparin, Compt. rend., XVIII, p. 797. 48. Péligot, Ann. de chim. et de phys., 1836, Aout.

49. E. Pfeiffer, a) Jahresb. f. Kinderheilk., 20, S. 359; b) Die Literatur.

Analyse d. Milch, Wiesbaden 1887; c) Berl. klin. Woch., 1882, No. 44 ff.,

1883 No. 10 ff.; d) Untersuchungsanstalt und chem. Versuchsstation zu 1. M. A. Adams, Repert. analyt. Chem., 1886, VI, No. 31, p. 411.

Wiesbaden 1883 84. 2. Bensch, Ann. Chem. Pharm., 1847, LXI, p. 221.

50. Playfair, Lond. Edinb. and Dublin Philosoph. Magaz., 1830, 3. Ph. Biedert, a) Die Kinderernährung im Säuglingsalter, Stutt

Oct., p. 281. physiol. Chem., 1885, IX, 384; c) Jahrb. f. Kinder- 51. Poggiale, Gaz. med. de Paris (3) X, p. 259; auch L. Gmelin, heilkunde, 1878, N. F. XII, s. 197 u. 1879, N. F. XIV, S. 366; d) Vireh.

Handb. d. Chem., VIII, S. 261.

52. A. Rauber, Veb. den Ursprung der Milch u. die Ernährung 4. J. Biel, Untersuchungen über den Kumys und den Stoffwechsel der Frucht im Allgemeinen, Leipzig 1879.

53. Ritthausen, Journ. f. prakt. Chem., 1877, N. F., S. 329. 5; C. Bödecker, Zeitschr. f. rationelle Med., 1861, 3. Reihe, x, 54. Roger, L'Union, 1853, 70.

55. Schlossberger, Aun. chem. pharm., XCVI, S. 68. 6. Bödecker und Struckmann, Ann. d. Chem. u. Pharm., 1856,

während der Kumyscur, Wien 1874.


Page 19

her an dem Urtheil Koch's, dass der praktische Werth derselben noch kologie, obwohl es in Stockholm einen Mann giebt, der seit iiber 26 Jahren zweifelhaft ist, festgehalten werden muss, dass dagegen für das Verfahren sein Leben der Erkenntniss und Behandlung der gynäkologischen Leiden desselben Autors bei der Schutzimpfung der Hundswuth die bisherige durch Massage gewidmet und eine bewundernswerthe, brauchbare und Statistik immerhin ein sehr günstiges Endresultat ergiebt. Für die Er- verlässliche Methode ausgebildet hat. Zwar hätten auch Andere sich der klärung der sowohl durch Schutzimpfung wie durch natürliches Ueber- Massage bei Behandlung von Unterleibskrankheiten bedient, aber es blieb stehen der Erkrankung erlangten Immunität deutet B. in der Einleitung doch nur bei einer geringen Anzahl und die Veröffentlichungen der be. kurz an, dass er, namentlich auch nach eigenen mit Typhusbacillen an- treffenden Aerzte wären nicht dazu angethan gewesen, allzu grosse Hoffgestellten Versuchen, eine Gewöhnung des Körpers an die von den pathogenen nungen auf diese Art der Behandlung zu setzen. Erst durch einige Mikroorganismen gelieferten giftigen Producte für das Annehmbarste hält. neuere Publicationen (Profanter, Die Massage in der Gynäkologie und

Für Viele, die sich mit bakteriologischen Arbeiten beschäftigen, Resch, Centralblatt für Gynäkologie, 1887, No. 32) wurde das Interesse wird die kleine Schrift gewiss ein willkommenes Hülfsmittel sein.

auf die Brandt'sche Methode wieder hingelenkt. Durch dieselben ver

anlasst, sei er während dieses Sommers nach Stockholm gegangen und Ch. Fiegsinger, Relation d'une Epidémie de Fièvre typhoide.

habe dort den Eindruck gewonnen, dass durch Brandt's Methode der Paris, Doin, 1887, 79 pag.

gynäkologischen Therapie ein weites, erfolgreiches Arbeitsfeld eröffnet Vorliegende Mittheilung enthält zwar nichts Neues, bringt aber wieder werden dürfte. Er habe das, was bereits Profanter und Resch, sowie eine ganz werthvolle Beschreibung der genau constatirten Ein- auch Skutsch in einem Referat über die Profanter'sche Arbeit beschleppung des Typhus in eine kleine Ortschaft.

hauptet hatten, dass nämlich Brandt ein Meister der gynäkologischen Der Schauplatz der geschilderten Epidemie, welche vom Juni 1886 Diagnostik sei, vollkommen bestätigt gefunden. Durch die liebenswürdige bis zum Februar 1887 sich hinzog, ist ein im Vogesen - Departement ge- Liberalität Brandt's sei er in die Lag versetzt, nicht nur seine Methode legenes kleines französisches Dorf mit 230 Einwohnern und 51 Häusern, kennen und üben zu lernen, sondern auch deren Resultate in sämmtlichen, von welchen 16 Personen in 25 Häusern vom Typhus befallen wurden. eben in Behandlung stehenden Patientinnen täglich selbst controliren zu Seit 5 Jahren war kein Fall der Krankheit im Ort vorgekommen; auch können. Er sah umfangreiche Exsudate und Exsudatstränge in wenigen die Nachbarschaft war von ihr frei. Die hygienischen Verhältnisse des Tagen schwinden, fixirte Ovarien oder den retrovertirten, fixirten Uterus Dorfes sind mögliebst schlecht; vor fast jedem Haus befindet sich der beweglich werden, sowie endlich in 2 Fällen von Retroversio uteri den bekannte Misthaufen, auf welchen alle Excremente ausgeleert werden, und Uterus unter Einwirkung der sogenannten Uterushebung in normaler Antedessen Jauche weithin, oft auch unter die Fussböden der Wohnräume flexionssstellung verharren. Die Indicationen, welche Schauta aufstellt, sickert. In dieses Dorf kam aus einem weiter entfernten Ort, in sind ähnlich den in den früheren Publicationen erwähnten: chronische welchem Typhusfälle beobachtet worden waren, ein Mädchen, welches hier Entzündung des Beckenzellgewebes mit oder ohne Dislocation des Uterus ; erkrankte. Die ersten beiden Personen, welche inficirt wurden, waren Dislocation und Fixation der Ovarien, Metritis chronica, Haematocele und die beiden einzigen Frauen des Dorfes, welche das Mädcheu besuchten; endlich Descensus, Prolapsus uteri. Als Contraindicationen gelten acute die beiden folgenden Erkrankungen fanden im Nachbarhause statt; die Entziindung, gonorrhoische Infection, hochgradige Erregbarkeit des Nerven. nächste betraf den Nachbar einer jener Frauen; von da ab sprangen die systems, sehr fette Bauchdecken. Auch das hebt Schauta hervor, dass Fälle mehr unregelmässig über. Im October trat eine mehrwöchent- die Technik der Brandt'schen Methode durchaus nicht leicht zu erlernen liche Pause in den Erkrankungen ein; die darauf folgende Recrudescenz sei und dass derjenige in einem grossen Irrthum befangen sei, welcher wird mit dem vorhergehenden Eintritt einer Regenperiode in Verbindung gynäkologisch vorgebildet das Wesentliche der chirurgischen Massage gebracht. Dafür, dass die Infection durch eine nicht erkrankte dritte beherrschend der Meinung sei, nun auch bei gynäkologischen Leiden Person erfolgen könnte, gaben auch die hier gemachten Erhebungen keinen günstige Resultate zu erzielen, wenn nur schonend verfahre. Er Anbaltspunkt.

beschreibt dann, wie Brandt bei Exsudaten u. dergl. verfährt, ferner die In Bezug auf Symptome und Verlauf können die mitgetheilten Fälle, sogenannten Uterushebungen. Die Dauer der einzelnen Sitzungen, deren von denen 17 leicht, zum Theil abortiv, die übrigen meist recht schwer täglich eine bis zwei vorgenommen werden, richtet sich nach der Empfindverliefen, nichts Neues lehren. Für die Therapie steht F. auf dem irr- lichkeit der Patientin und schwankte zwischen 2 und 15 Minuten. Nach thümlichen Standpunkt, die antipyretische Behandlung zu verwerfen und einer kurzen Erklärung der Wirkungsweise der Massage bei den erwähnten besonders die innerlichen Antipyretica, darunter auch Chinin in grosser

Affectionen hebt Schauta die grosse Wichtigkeit der Brandt'schen Dosis, für gefährlich zu halten. Nach der (von einigen französischen Erfolge bei Prolaps hervor. Es sei hierdurch zweifellos bewiesen, dass Autoren getheilten) Anschauung, dass das Wesen des Typhus auf einem die Möglichkeit der IIeilung des Prolapsus uteri durch Uterushebung geDarniederliegen der Oxydationsvorgänge des Körpers beruhe, bält er die geben sei und wenn auch nicht alle Fälle von Prolaps auf diese Weise Anregung dieser Oxydationen für die Hauptaufgabe der Therapie: in geheilt würden, so sei doch der Erfolg ein sehr grosser und eclatanter diesem Sinne sollen auch die von ihm angewendeten hydrotherapeutischen

umsomehr, als ja leider auch die Erfolge eingreifender Operationen bei Massregeln (Abwaschungen und feuchte Einpackungen), ebenso auch die Gebärmuttervorfall keine absolut sicheren sind. Zum Schluss erwähnt kleinen Dosen des Cbinin wirken. Gegen die Diarrhoen wird Wismuth

Schauta, dass er trotz der Kürze der Zeit bereits über eine Reihe von sehr gerühmt.

Fällen von geheilten para- und perimetritischen Exsudaten und Lage

veränderungen verfüge, deren genanen Details einer späteren Publication G. Altmann, Die wichtigsten Curmethoden der Pneumonie

vorbehalten sind.

A. Resch. in ihrem Zusammenhang mit den jeweils über das Wesen der Pneumonie herrschenden medicinischen Anschau

ungen. Inaugural-Dissertation. Strassburg 1887, 78 Seiten. Vorliegende Dissertation, welche zum Lesen empfohlen werden soll, VI. Verhandlungen ärztlicher Gesellschaften. ist die gekrönte Lösung einer Preisaufgabe der Strassburger medicinischen Facultät. Die Arbeit bemüht sich, in übersichtlicher und nicht allzu

Berliner medicinische Gesellschaft, trockener Weise einen kurzen Abriss der historischen Entwickelung der Anschauungen über Krankheit, Entzündung etc. zu geben und hiervon den

Sitzung vom 11. Januar 1888. gleichzeitigen Wechsel in den Lehren über das Wesen der Pneu

Vorsitzender: Herr Virchow. monie und die Aufgaben ihrer Behandlung abzuleiten. Drei

Schriftführer: Herr E. Küster. Principien der Heilmethoden sind es, welche A. bei dieser Betrachtung unterscheiden zu können glaubt, nämlich die theurgisch - mystischen, die

Für die Bibliothek ist eingegangen: 1. Wachsner, Wirkung des diätetisch - empiristischen und die antiphlogistisch - antifebrilen Methoden ;

electrischen Inductionsstromes auf subcutane Einspritzungen; 2. Wurster, doch trennen sich dieselben nicht nach historischen Abschnitten, sondern Gasbeleuchtung und elektrisches Licht. laufen vielfach neben einander. Wie dies sich entwickelt hat, verfolgt er

Tagesordnung. an den Hauptvertretern der medicinischen Anschauungen in alter und neuer Zeit. Für unser jetziges Jabrhundert wird besonders das allmälige Auf

1. Der Vorsitzende erstattet Bericht über die Thätigkeit der Gesellgeben einseitiger Doctrinen und Behandlungmethoden, wie z. B. der Be

schaft im Jahre 1887. In 32 Sitzungen wurden 35 Vorträge gehalten, handlung mit Venaesection, mit ableitenden und alterirenden Mitteln (Anti

44 Mal Krankenvorstellungen und Demonstrationen vorgenommen, 40 Mal mon, Calomel), überhaupt der strengen Antiphlogose hervorgehoben und kamen Discussionen vor. Ausserdem gelangte zur Berathung bezw. Bemit Recht für die Behandlung der Pneumonie die hauptsächliche Errungen.

schlussfassung: a) das Gesellschafts-Statut; b) Wiedereinführung des Kurschaft unserer neuesten empirischen und experimentellen Kenntnisse in der pfuscherei-Verbotes; c) die v. Langenbeck - Feier und Berathung über Ausbildung einerseits der antipyretischen, andererseits der symptomatisch

ein demselben zu errichtendes Denkmal; d) Wahlen zur Aerztekammer; Riess. e) Publikation der Tagesordnungen.

Die Gesellschaft zählte im vorigen Jahre 637 Mitglieder; davon schieden aus durch den Tod 12, wegen Verzugs nach ausserhalb 13, aus

anderweitigen Gründen 10, im Ganzen 35 Mitglieder. Neu aufgenommen Prof. Sehauta, Prag: Veber gynäkologische Massage. Prager wurden 64, so dass die Gesellschaft zur Zeit aus 666 Mitgliedern besteht med. Wochenschr., No. 43.

incl. 1 Ehrenmitglied. Prof. Schauta berichtet in diesem Aufsatze die Erfahrungen,

2. Wahl des Vorstandes für das Jahr 1888: Zum I. Vorsitzenden welche er in Stockholm bei Brandt über die Wirkungsweise der wurde wiedergewählt Herr Virchow, alle übrigen Mitglieder durch Brandt'schen Methode der manuellen Behandlung der Krankheit der

Acclamation. Nur an Stelle des ausscheidenden Schatzmeisters, Herrn weiblichen Beckenorgane gesammelt hat. So alt die Massage an und fiir

Klein, wurde Herr Bartels gewählt. sich sei, so wenig bekannt sei die Anwendung derselben in der Gynä

3. Wahl der Aufnahmecommission: Alle Mitglieder werden wieder

diätetischen Methode gesehen.


Page 20

BERLINER KLINISCHE WOCHENSCHRIFT.

der ärztliche Stand, von dessen Mitwirkung die Erreichung der Zwecke 2. bis 8. November 118 (59) Cholerafälle vorgekommen. In Valparaiso des Krankencassengesetzes doch vorzugsweise abhängig ist, nicht vertreten!) in Süd-Amerika herrscht ebenfalls die Cholera. Die der Denkschrift zu Grunde liegenden Gesichtspunkte sind in folgenden In den Berliner Krankenhäusern wurden vom 20. bis 26. NoSätzen zusammengefasst :

vember 843 (97) Personen aufgenommen. Der Gesammtbestand war am Es steht fest, dass weder die Reichsregierung, noch die Reichstags- 19. November 3633 und bleibt am 26. November 3720. commission, noch der Reichstag selbst unter der, erkrankten Cassenmitgliedern zu gewährenden freien ärztlichen Behandlung etwas anderes hat

VIII. Amtliche Mittheilungen. verstanden wissen wollen, als die Behandlung durch einen approbirten Arzt. Dieselbe Auslegung haben dem Gesetze gegeben die kgl. bayerische,

Personalia. die grossherzogl. badische und die grossherzogl. hessische Regierung, wie Auszeichnungen: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, auch das kgl. sächsische Ministerium des Innern, letzteres jedoch mit der dem Geheimen Medicinalrath Professor extraord. Dr. Schwartze zu Modification, dass auch andere Personen als approbirte Aerzte zur Behand- Halle a. S. zur Anlegung des ihm verliehenen Ritterkreuzes des Grosslung eines erkrankten Cassenmitgliedes zuzulassen seien, wenn Letzteres herzogl. Mecklenburgischen Hausordens der Wendischen Krone, und dem solches wünsche, und der Cassenvorstand nichts dawider habe.

praktischen Arzt Dr. Erlenmeyer zu Bendorf zur Anlegung des ihm Dieser Auffassung hat der Geschäftsausschuss entgegentreten zu müssen verliehenen Fürstl. Waldeckschen Verdienstordens zweiter Classe, sowie geglaubt, da sie seiner Ansicht nach mit Zweck und Absicht des Kranken- des Ritterkreuzes des Königl. Schwedischen Wasaordens die Allerhöchste versicherungsgesetzes nicht in Einklang zu bringen, dieselben vielmehr zu Genehmigung zu ertheilen. beeinträchtigen geeignet ist. Denn sie verhindert sachverständige, den Bei Gelegenheit des Krönungs- und Ordensfestes haben erhalten : Heilzweck am besten und in möglichst kurzer Frist erfüllende Behandlung : Den Rothen Adlerorden dritter Classe mit der Schleife: Resie beschränkt Zahl und Art der Heilmittel, sie beginstigt Heilmethoden, gierungs- und Geheimer Medicinalrath Dr. Schwartz in Trier, Generalwelche den Erkrankten an seiner Gesundheit zu schädigen, ja selbst sein und Corpsarzt Dr. Strube in Breslau. Leben zu gefährden im Stande sind, sie unterstützt und fördert die Simu- Den Rothen Adlerorden vierter Classe: Oberstabs- und Regimentslation und verlängert die Zeit der Erwerbsunfähigkeit, sie leistet der arzt Dr. Berkofsky in Prenzlau, Geh. Sanitätsrath Dr. Brandis in Weiterverbreitung gemeingefährlicher und ansteckender Krankheiten Vor- Aachen, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. Claus in Saarlouis, Oberschub, und erhöht durch alles dies nicht nur die pecuniären Lasten und stabs- und Regimentsarzt Dr. Goetting in Paderborn, Oberstabg- und Verpflichtungen der Krankencassen, sondern verringert und beeinträchtigt Regimentsarzt Dr. Graf in Altenburg, Oberstabs- und Regimentsarzt auch um denselben Betrag deren Leistungsfähigkeit zu Gunsten der zur Dr. Haertel in Krotoschin, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. HeimZeit noch gesunden oder gesetzmässiger, ärztlicher Behandlung sich unter- lich in Tilsit, Oberstabs- und Garnisonsarzt Dr. Huyn in Mainz, Prof. ziehenden Mitglieder.

Dr. Külz in Marburg, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. Lorenz in Aus allen diesen Gründen erscheint dem Wortiaute und Sinne des Thorn, Stabsarzt a. D. Dr. Marung in Schönberg (in MecklenburgKrankenversicherungsgesetzes allein entsprechend:

Strelitz), Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Mulnier in Northeim, KreisDass die dem Erkrankten auf Grund des Gesetzes obligatorisch zu physik. Sanitätsrath Dr. Nöldechen in Lauban, Kreisarzt Dr. Pawollek gewährende freie „ärztliche Behandlung ausschliesslich von Aerzten ge- in Bolchen, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. Richter in Magdeburg, leistet und dass es den Krankencassen nicht gestattet wird, Zeugnisse von Apotheker Schlickum in Winningen, Kreis Coblenz, Polizei-StadtNichtärzten anzuerkennen und, falls ein Erkrankter durch einen Nichtarzt physikus Sanitätsrath Dr. Schlockow in Breslau, Stabs- und Bataillonssich behandeln lässt, diesen, sowie das von ihm Verordnete aus Cassen- arzt Dr. Senftleben in Breslau, Regierungs- und Medicinalrath Dr. mitteln zu bezahlen.

Wiebecke in Frankfurt a. O., Arzt Dr. Zartmann in Metz. Wir sind der Ueberzeugung, dass die Denkschrift bei den gesetz- Den Stern zum Königl. Kronenorden zweiter Classe: Geheimer gebenden Körperschaften ein geneigtes Gehör finden und die einschlägige Regierungsrath Prof. Dr. von Helmholtz in Berlin, Frage, wenn nicht schon früher, so doch gelegentlich der Revision der Den Königl. Kronenorden zweiter Classe: Geh. Medicinalrath Prof. Krankencassengesetze eine allseitig befriedigende Lösung erfahren werde, Dr. von Volkmann in Halle a. S. denn schwerlich ist wohl eine gleich gut begründete Sache, deren Anspruch Den Königl. Kronenorden dritter Classe: Minist. - Referent Obereigentlich selbstverständlich ist, an die Gesetzgebung herangetreten, als diese stabsarzt Dr. Grossheim in Berlin, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. durch die Chemnitzer Vorgänge angeregte, das Ansehen ihres Standes Kirchner in Breslau, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. Kohlhardt sowohl, als auch hauptsächlich das öffentliche Wohl so tief berührende in Metz, Oberstabs- und Regimentsarzt Dr. Rothe in Frankfurt a. O. Forderung der Aerzte.

Den Königl. Kronenorden vierter Classe: Hofarzt Dr. Boer in Phenacetin, Para-Acetphenetidin, ist eine Acetylverbindung des Berlin, Kreiswundarzt Rudloff in Delitzsch, Phenetidins, d. h. des Aethyläthers des Paramidophenoles und hat die Ernennungen: Der praktische Arzt Privatdocent Dr. Tuczek zu MarFormel:

burg ist unter Belassung in seinem Wohnsitz zum Medicinal- Assessor 0.C,H;

beim Königl. Medicinal-Collegium der Provinz Hessen-Nassau, und der C,H

seitherige Kreiswundarzt Dr. Friedrich zum Kreisphysikus in LandsNH.(C0 CH)

berg a. W. ernannt worden. Es ist ein schwach röthliches, geruch- und geschmackloses Pulver, Niederlassungen: Die Aerzte: Dr. Goldfeld, Dr. Ittmann, Dr. schwir in Wasser, leichter in Glycerin, sehr leicht in heissem Alkohol Lindner, Dr. Mannaberg, Dr. Perls sämmtlich in Breslau, Dr. löslich. Am besten in Oblaten in Dosen von 0,1 als Antipyreticum ge- Hoven in Falkenstein i. Taunus, Dr. Künkler in Wiesbaden. geben; frei von unangenehmen oder schädlichen Nebenwirkungen. Tem

Verzogen sind: Die Aerzte: Dr. Gust. Klein von Bredow b. Stettin peraturabfall erfolgt allmälig, am sichersten, wenn die Anwendung in den nach Breslau, Dr. Möbs von Wansen nach Hundsfeld, Dr. Wieger von Nachmittag- und Abendstunden erfolgt.

Dro. Schmitten, Dr. Düttmann von Dietzenbach (Hessen) nach Montabaur, Der Gang der Infectionskrankheiten war in der Woche vom 20. Scheller von Camenz i. Schl. nach Bitburg. bis 25. November in den grösseren Städten des In- und Auslandes wie Verstorben ist: Der Arzt: Alb. Schmidt in Ohlau. folgt: Es erkrankten an Pocken: in Breslau 2 (Variolois), Reg. - Bezirk

Bekanntmachungen. Marienwerder 1, Wien 11 (1)'), Prag (7), Triest (12), Rom (11), Paris Die Kreiswundarztstelle des Kreises Zell a. d. Mosel mit Gehalt von (7), London (1), Budapest 5, Warschau 23, Petersburg 5; an Me

600 Mrk. jährlich ist erledigt. Qualificirte Bewerber wollen sich unter ningitis cerebrospinalis: Nürnberg 1, Kopenhagen 1; an Rose:

Einreichung ihrer Zeugnisse und eines Curriculum vitae bis zum 1. März Nürnberg 10, Wien 22, Kopenhagen 18; an Puerperaltieber: d. J. bei uns melden. Amsterdam (6), Paris (6), London (10); an Masern: Berlin 141, Koblenz, den 4. Januar 1888. Breslau 28, Hamburg 138, Reg.-Bezirke Aachen, Erfurt, Schleswig, Wies

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. baden 249 resp. 138, 107, 160, Wien 65, Budapest 180, Paris (16), London (27), Edinburg 98, Petersburg 57 (9), Christiania 164 (12), Die Kreiswundarztstelle des Kreises Templin ist erledigt. Aerzte, Kopenhagen 530 (19); an Scharlach: Berlin 72 (10), Breslau 30,

welche sich um diese Stelle, bei deren Besetzung hinsichtlich des WohnHamburg 19, Nürnberg 30, Wien 101 (13), London (53), Liverpool (13), sitzes auf die Wünsche der Bewerber möglichst Rücksicht genommen Edinburg 47, Warschau (10), Petersburg 31 (12), Christiania 33, Stock- werden wird, zu bewerben beabsichtigen, wollen sich unter Vorlegung holm 28, Kopenhagen 81; an Diphtherie und Croup: Berlin ihrer Zeugnisse und eines Lebenslaufes bis zum 1. März d. J. bei mir 130 (30), Breslau 56 (22), Hamburg 31, Nürnberg 64, Dresden (16), melden. Reg.-Bezirke Düsseldorf, Schleswig 91 resp. 217, Wien 21 (8), Budapest Potsdam, den 13. Januar 1888. 23 (17), Prag (18), Paris (32), London (47), Warschau (13), Petersburg

Der Regierungs-Präsident. 30, Christiania 50 (10), Stockholm 17, Kopenhagen 68; an Flecktyphus: Reg.-Bezirk Düsseldorf 2, Wien 2, Edinburg 1; an Typhus

Die erledigte Kreiswundarztstelle im Landsberger Kreise mit dem abdominalis: Berlin 14, Hamburg 196 (12), Budapest 26, Paris (32), Wohnsitze in der Stadt Landsberg a. W. und einem Jahresgehalte von London (18), Rom (8), Petersburg 58 (7); an Keuchhusten: Ham- 600 M. soll wieder besetzt werden. Qualificirte Medicinalpersonen, welche burg 29, London (75), Kopenhagen 44.

sich um diese Stelle zu bewerben beabsichtigen, werden hierdurch aufCholera: Die Commune Messina ist seit dem 15. November für

gefordert, sich unter Einreichung eines Lebenslaufes und ihrer Zeugnisse gesund erklärt. In 5 Bezirken der Präsidentschaft Bombay sind vom binnen 4 Wochen bei mir zu melden.

Frankfurt a. (., den 14. Januar 1888. 1) Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Todesfälle an.

Der Regierungs-Präsident.
Verlag und Eigenthum von August Ilirschwald in Berlin.

Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin.


Page 21

verschiedensten Seiten angewandten Bemühungen können wir nicht vorkommt, sondern vielmehr als ein pathognomonisches eigentlich nur constatiren, dass sich hierbei nichts Pathognomo- Symptom des Herpes tonsurans bestehen bleiben müsse, wenn nisches ergeben hat, dass keinerlei sichere Kennzeichen an den nicht wieder die alte Verwirrung in dem Krankheitsbegriffe der ausgefallenen Haaren vorgefunden wurden, welche nur ganz allein Alopecia areata einreissen solle. Und nun verfällt Behrend diesem Processe eigenthümlich sind. Das eine können wir aller- doch selbst in diesen Irrthum! Wir können nur Michelson beidings, wie Schultze (1. c.) es nur noch des Näheren angeführt stimmen, dass man hier frühzeitig der wieder einmal drohenden

( hat, ohne Widerspruch behaupten, dass die letzten Ursachen der Verwirrung in der Nomenclatur entgegentreten müsse, und citiren Affection in einer Alteration der die Haarmatrix beeinflussenden Tilbury Fox, welcher auch das Abbrechen der Haare dicht Factoren zu suchen sind.

über der Follikelmündung als ein geradezu pathognomonisches Welcher Art sind nun diese Factoren? Sehen wir von Symptom der auf mykotischer Basis entstandenen Trichosen beetwaigen pathogenen Mikroorganismen, deren Existenz jetzt mehr zeichnet. wie je angezweifelt ist, ab, so können diese entfernteren Ursachen Daher legen wir auch dem zweiten von Behrend beobnur zweierlei Art sein, entweder Nerveneinflüsse oder Gefäss- achteten Symptome, der im Initialstadium bestehenden hyperveränderungen.

ämischen Röthe, nicht viel Gewicht bei, bemerkt sei nur, dass Um zunächst die letzteren vorweg zu nehmen, so beruht eine schon im Jahre 1881 Liveing ') auf diese Hyperämie, welche dahin zielende Annahme auf vagen Vermuthungen, sie hat auch nach seiner Ansicht das erste Stadium der Alopecia areata chanicht eine Thatsache für sich aufzuweisen, welche nur im ent- rakterisiren soll, hingewiesen hat. Bevor aber nicht typischere ferntesten einer derartigen Theorie zur Stütze dienen könnte. Der Krankheitsfälle als die von Behrend publicirten dieses Symptom erste, welcher auf dieselbe im Anschlusse an die von Esoff bei erkennen lassen, werden wir gut thun, dasselbe nicht als der der Ichthyosis beschriebenen Gefässveränderungen hinwies, war Alopecia areata angehörig anzusehen. Michelson. Er vertheidigte dieselbe aber durchaus nicht oder Wenn Behrend in einer Discussion, welche sich an die machte sie gar zu seiner eigenen Anschauung, sondern betonte Vorstellung eines Falles von Alopecia areata seitens des Herrn selbst, dass es unfruchtbar wäre, eine unerwiesene Hypothese Leo) anschloss, betonte, dass die Perfechter der trophoneurodurch eine andere zu ersetzen.

tischen Theorie erst erklären miissten, weshalb die kahlen Stellen In neuester Zeit hat Behrend !) diese Theorie wieder auf- immer in runden Bezirken auftreten, so verweise ich ihn auf genommen und ihr auf Grund einiger, wie er glaubt, patholo- meine ausführliche Abhandlung in Virchow's' Archiv, 1887, gischer Befunde einen Halt zu geben versucht. Worauf stiitzt

Bd. 107. Erklärt er freilich mit Bezug auf dieselbe, dass es für sich nun Behrend in seinen Schlussfolgerungen? Er nimmt als einen der Physiologie Fernstehenden schwer sei, dazu Stellung primäre Veränderung ein Vertrocknen (!) der Wurzelscheiden an zu nehmen, so kann dies unmöglich ein Vorwurf für meine Deund folgert daraus die Unwahrscheinlichkeit der trophoneurotischen

ductionen sein, welche bereits die Anerkennung der Physiologen und parasitären Natur der Alopecia areata, weil weder irgend gefunden haben. Nur im engen Anschlusse an das grosse Gebiet eine derjenigen Erkrankungen, deren Entstehen man den, tro- der gesamten Medicin kann eine Specialwissenschaft, wie die phischen Nerven zuschreibt, sich durch Vertrocknung von Gewebe

Dermatologie, weiter gedeihen. charakterisirt, noch es je beobachtet ist, dass lebendes Gewebe

Mir scheint indess die Discussion über diese ganze Hypothese unter dem Einflusse von Mikroparasiten einfach vertrockne. Da

vollkommen iibertlüssig, denn es muss doch zunächst die Frage bei vergisst aber Bebrend vollkommen, dass das sogenannte

aufgeworfen werden, ist ein durch Gefässveränderungen bedingter Vertrocknen der Wurzelscheiden doch nur eine Annahme ist,

Haarausfall constatirt? Die Antwort hierauf muss entschieden welche er am wenigsten bewiesen hat. Denn von der Luftinfil- verneinend ausfallen. Im Gegentheil, ich habe durch meine tration, welche Behrend bis tief zum Bulbus des Haares gehen Experimente bewiesen, dass ein Haarausfall nach einer Nervensah und welche dasselbe lebensunfähig machen soll, hetonte schon

durchschneidung ohne jede Mitbetheiligung von GefässVirehow”), dass man unmöglich annehmen könne, diese Luft

nerven zu Stande kommen kann. Da ich so glücklich war, an übe durch ihr Eindringen auf die Papille einen Einfluss aus, viel

einer Stelle operiren zu können, wo ich nicht durch den Verlauf mehr sei der Eintritt von Luft erst ein Folgezustand. Ich kann

von Gefässnerven gestört wurde, und nach der Nervendurchschneimich sonach nur den Ansichten zweier französischer Autoren, dung an dieser Stelle doch ein Haarausfall eintrat, so hat man Buchin (1. c.) und Loriot ) anschliessen, für welche die hier eine Thatsache vor sich, welche zu weiteren Analogieschlüssen Theorie Behrend's nicht wohl discutirbar ist, da hier Ursache

berechtigt. Keinesfalls ist es aber statthaft, darüber hinwegzuund Wirkung mit einander verwechselt werden.

gehen und sich auf die mehr als hypothetische Betheiligung von Sehen wir uns nun aber einmal die von Behrend publicirte

Gefässnerven zu beziehen. Dan muss erst der Beweis erbracht krankengeschichte an, so fällt uns darin auf, dass sich auf den werden, dass durch die Affection derselben ein Haarausfall zu kahlen Flecken eine ziemlich grosse Anzahl Haare befanden,

Stande kommen kann. So lange dies nicht geschehen, können welche dicht über der Hautoberfläche abgebrochen waren.

wir eine derartige Theorie vollkommen ignoriren. Nur That

, insofern ergänzen zu müssen, als das Vorkommen von Haar

anerkannt werden. stümpfen sowohl in der Mitte der Area als am Rande derselben,

Sonach werden wir unter Ausschluss einer Betheiligung von sowie das Auftreten einer hyperämischen Röthung als Initial

Gefässnerven dazu geführt, dass die Ursache des Haarausfalles simptom für manche Fälle zugestanden werden muss.

Hat nur auf trophische Nerveneintliisse zurückzuführen ist Behrend wirklich eine typische Alopecia areata vor sich gehabt?

Für die allgemeine Annahme, ob ein Ausfallen von Haaren Ich wage es zu bezweifeln. Zwar hebt Behrend selbst hervor, in Folge einer Nervendurchschneidung möglich ist, besitzen wir class die Brüchigkeit der Haare bei dieser Erkrankung überhaupt

1) Transactions of the internat. med. Congress. VII. Ser., London

1881, Vol. III, p. 158. (Ich kenne diese Arbeit leider nur aus einem 2 Sitzungsbericht der Berliner medicinischen Gesellschaft. Deutsche Referate in Schmidt's Jahrbüchern, 208. Bd., 1886, welches von Herrn

Behrend selbst abgefasst ist.)

read glaubt hiernach die Symptomatologie dieser Erkrankung sachen, nicht Ueberzeugungen dürfen in der Naturwissenschaft

1 Virchow's Archiv, 109. Bd., 1. Sept. 1887.

med. Ztg., 1886, S. 1100.


Page 22

die besonders sich bemerkbar machten bei Aetherinjectionen, jedoch die Epidemie zu Cairo, zu Alexandrien, in Port Said, Ismailia auch spontan oder bei Berührung oder Erschütterung des Bettes

und Suez, vergleicht auch den Gang der bisherigen Epidemien Egyptens,

insbesondere derjenigen von 1865 und 1883. Bekanntlich ging die Comsich wiederholten, ja selbst eintraten, wenn das Gesicht durch die mission, da sie ihr eigentliches Ziel, die Erforschung der Ursache der vorgehaltene Lampe grell beleuchtet wurde. Diese Krämpfe Cholera in Egypten, nicht voll mehr erreichen konnte, von dort wach Inwiederholten sich in Zwischenräumen von 8 10 Minuten und

dien. Sie reiste zu dem Zweck von Cairo über Suez nach Kolombo

und von da nach Calcutta. Ihr Bericht führt uns nun in selir instrucwaren etwa 2 Stunden lang zu constatiren.

tiver Weise auch die am Rothen Meere gelegenen Quarantaineanstalten Nach der Medication erbrachen sämmtliche Patienten, und zwar

vor, so diejenige zu Suez, zu El Tor, El Wedj, auf der Insel Kafanden sich bei jedem in dem Erbrochenen Theile von Pilzen,

maran und schildert zugleich die sonstigen Anstalten dieser Art in Egypten

selbst. Weiterhin folgt ein lehrreiches Capitel über die Mekkapilger und selbst in dem Erbrochenen des Säuglings, die in kleine Würfel Cholera in Hedsag, über die dortige Epidemie von 1877–78, von 1881, geschnitten waren; die bald darauf folgenden Stühle wurden nicht

von 1882, von 1883 und dann, nach einigen Mittheilungen über Kolombo,

die interessante Beschreibung der Thätigkeit der Commission in Calcutta. weiter untersucht.

Wir erfahren im Detail, was geschah, um den Infectionsstoff der Cholera Nach diesen Entleerungen, 3 - 4 Stunden nach dem Auf- zu finden, wie durch die Befunde im Darminhalt und in der Darmmucosa treten der ersten Symptome, schien bei allen ein Ruhezustand ein

immer mehr die Ueberzeugung sich Bahn brach, dass die bereits in Egypten

von Koch wahrgenommenen Kommabacillen thatsächlich die Erreger der zutreten. Die Symptome liessen nach, und gegen Nachts 1 Uhr Krankheit seien, erfahren das Ergebniss der Studien, welche schon damals trat bei allen ruhiger Schlaf ein, nachdem sowohl die Athmung,

über die Lebenseigenschaften, wie über die Verbreitung dieser Spaltpilze

angestellt wurden, und werden dann mit der Auffindung derselben in dem wie Pulsfrequenz regelmässiger geworden war.

Teiche von Saheb - Bagan bekannt gemacht, in dessen Nachbarschaft Am nächsten Morgen befanden sich sämmtliche Patienten in eine localisirte Choleraepidemie berrschte. Ein neues Capitel bespricht die leidlichem Allgemeinzustande, sie waren zwar noch blass und

Cholera in Calcutta und im Fort William, noch ein anderes den Ein

fluss der Wasserversorgung auf die Seuche in Pondychery, Madras, klagten über Eingenommensein des Kopfes, erholten sich aber

Nagpur und Guntur, ein weiteres die Cholera auf den Kulischiffen und bald wieder zur vollen Gesundheit.

das Pilgerwesen. In den Anlagen finden wir ein Verzeichniss der AusWas nun die Art der Schwämme anbetrifft, so war

rüstungsgegenstände nebst Bemerkungen über den Gang der Forschung bei es ein

Infectionskraukheiten überhaupt, sodann die Berichte der Commission an Gemisch von verschiedenen essbaren Pilzen, darunter fanden sich das Staatsministerium, den Wortlaut des Decretes, betr. die Organisation aber auch Theile, die dem gewöhnlichen Fliegenpilz (Amanita ru

des Conseil sanitaire, maritime et quaranténaire, die Beschreibung der

Lepraspitäler zu Kolombo, Madras und Calcutta, die Aufzeichnungen bescens) angehörten, wie solche auch noch in Schiisseln vorge

iiber die von der Commission gemachten Choleraobductionen, Mittheilungen funden wurden. Die übrigen Schwämme waren essbare Arten, über einige andere Krankheiten in Egypten und Indien, Aufzeichnungen daher wurde von mir der oben erwähnte als die Ursache der

über einige von der Commission besichtigte Truppencantonnements, Ge

fängnisse, Spitäler ud prophylaktische Massnahmen gegen Cholera nnter Vergiftung angenommen.

den indischen Truppen, sowie endlich eine Zusammenstellung der durch Was nun zunächst die Zeit anbetrifft, die zwischen der ver- die Entsendung der Commission erwachsenen Kosten. Die Tafeln bringen

Pläne von Städten, Diagramme und Mikrophotogramme. längnissvollen Mahlzeit und den ersten Vergiftungserscheinungen

Dies ist eine Skizze des reichen Inhalts. Ausser Stande, auf alle lag, so waren 3' -4 Stunden vergangen. Die ersten Symptome Details desselben einzugehen, beschränke ich mich darauf, das Wichtigste wurden von den Frauen als gastralgische, bald aber rauschähn

aus den am meisten interessirenden Capitein hervorzuheben:

Zu letzteren rechne ich zunächst dasjenige, welches den Verlauf liche geschildert.

der Choleraepidemien Egyptens, insbesondere die beiden letzten Am auffallendsten waren mir die Krämpfe, die meist in to- von 1865 und 1883 mit einander vergleicbt. Aus den uns mitgetheilten nischen Zuckungen bestanden und den Strychninkrämpfen durch

Daten erhellt, dass dieses Land bis jetzt von 6 Choleraepideinien heim

gesucht wurde, nämlich 1831, 1848, 1850, 1855, 1865 und 1883. Der aus ähnlich waren.

Beginn fiel allemal in den Juni oder Juli. Als sie zum ersten Male erIch möchte hierbei nicht unterlassen, zu bemerken, dass ich

schien), war sie dureh Pilger auf dem Landwege verschleppt. Denselben

Weg nahm sie 1848, 1850 und 1855. Dagegen waren 1865 die Pilgerin der That Strychninlösung bei mir hatte und die Absicht hatte,

strassen überall frei von der Seuche. In diesem Jahre ereigneten sich die durch subcutane Injection einer drohenden Herzparalyse vorzu- ersten Fälle zu Alexandrien unter den Angestellten der Bahn, welche von beugen, dass mich eigentlich nur der Gedanke davon abhielt,

Suez nach Alexandrien fährt. Sie waren unzweifelhaft mit Pilgern in Be

rührung gekommen, welche mittelst Expresszüge auf dieser Bahn dass sich möglicherweise daraus gegen mich eine Anklage ent

mäss einer Anordnung des Conseil sanitaire, maritime et quaranténaire wickeln könnte, wenn unter derartigen Symptomen nach subcutaner befördert worden waren. Da damals in Dscheddah Cholera herrschte, so Strychninanwendung der Ausgang ein letaler gewesen wäre.

ist ai zunehmen, dass von dort kommende Pilger sie verschleppten. Die

Cholera des Jahres 1883 brach in Damiette aus, nachdem sie wahrIch glaube, dass mit Rücksicht auf einen solchen möglichen scheinlich durch eine Syrierin eingeschleppt worden war. Interessant ist Fall meine Beobachtung allgemeineres Interesse haben dürfte. nun, dass sowohl hier, wie in Cairo, die beiden letzten Epidemien ein

sehr rasches Ansteigen, ein ebenso rasches Absteigen und frühes Erlöschen zeigten, dass aber in Alexandrien nur die Epidemie des Jahres 1865 den

eben geschilderten Typus erkennen liess, während dort 1883 ein sehr langVI. Referate.

sames Ansteigen und Fallen, überhaupt eine viel geringere Frequenz be

obachtet wurde. Nach Ansicht der Commission hängt dies mit der EinBericht über die Thätigkeit der zur Erforschung der Cho

führung einer besseren Wasserversorgung für Alexandrien zusammen. Tera im Jahre 1883 nach Egypten und Indien entsandten

Erst nach 1865 wurden nämlich die Filter wesentlich vermehrt und verCommission, unter Mitwirkung von Dr. Koch, bearbeitet

bessert; auch fand 1883 ein dreimal stärkerer Verbrauch des Leitungs

wassers als 1865 statt.
von Dr. G. Gaffky. Mit Abbildungen im Text, 30 Tafeln und einem Titelbilde. Berlin. Verlag von J. Springer. 30 M.

Von hohem, allgemeinem Interesse ist ferner das Kapitel über die
Mekka pilger.

Sie recrutiren sich aus der ganzen muhamedanischen Das ausgezeichnete Werk, welches ich in Nachfolgendem zu be- Welt, und die Zahl der auf dem Seewege anlangenden beträgt jährlich in sprechen unternehme, ist eine der werthvollsten Bereicherungen der medi

Durchschnitt nicht weniger als 37000, die Gesammtzahl aller zur Zeit der cinischen Literatur und wird als eine solche Zweifellos auch von der

Feste in Mekka anwesenden oft bis zu 100000 und darüber. Die meisten Nachwelt angesehen werden. Denn es schildert in classischer Darstellung zu Schiff anlangenden betreten bei Dscheddah das Land. Sie stammen den Gang, welchen die Forschung eingeschlagen hat, um zur Entdeckung aus Persien, Zanzibar, aus Arabien selbst und aus dem fernen Osten. des Erregers der Cholera zu gelangen, und führt uns zugleich eine ausser- Viele der aus dem Osten stammenden aber begeben sich, wie die nordordentlich grosse Fille des für die Aetiologie dieser Seuche belangreichsten afrikanischen, zunächst nach Suez, um von dort die Reise nach Dscheddah Materiales vor, ist deshalb für Jedermann, der die Cholera studiren will,

fortzusetzen.

Von den Landstrassen, welche seitens der Pilger benutzt von höchstem Interesse und unschätzbarem Werthe.

werden, ist die von Damascus herkommende die am meisten frequentirte. Die Einleitung macht den Leser mit der Veranlassung bekannt, aus

Es sind nun, mit einer einzigen Ausnahme, alle Epidemien in Hedjag zur welcher 1883 eine deutsche Commission zur Erforschung der Cholera ent

Zeit des Zuges der Pilger aufgetreten. Hieraus muss man schliessen, dass sandt wurde, und bespricht die Vorbereitungen zur Expedition, sowie die diese den Infectionsstoff mit sich brachten und dann nach verschiedenen Reise von Berlin nach Cairo. Es folgt eine Beschreibung des Gesund- Richtungen hin verschleppten. Der Commissionsbericht betont dabei, dass heitszustandes Damiettes vor Ausbruch der Epidemie, des Ausbruchs die grosse körperliche und geistige Anspannung, die unzureichende Erund weiteren Verlaufes derseben, der während der Seuche ergriffenen Massregeln und der muthmasslichen Ursachen.

nährung, der Genuss des oft sehr stark verunreinigten Wassers, speciell

Alsdann schildert der Be- des abführend wirkenden Zam-Zamwassers geeignet sind, Störungen der richt uns den ferneren Verlauf der Epidemie in Egypten und ihr Erlöschen, Magenverdauung hervorzurufen, die ja so sehr das Entstehen der Cholera


Page 23

Fall vorgetragen hatte, an welchen ich sogleich einen anderen, den zweiten und sogar eine Incisur besass, hatte die Ansicht, dass dort die Leber aus Berlin, anschloss, erst dann mehrten sich die Berichte darüber und vorlag, als vollkommen gerechtfertigt erscheinen lassen. seitdem ist sie auch in Berlin keine grosse Seltenheit. Vorhanden gewesen In der Discussion über den Vortrag des Herrn A. Fränkel: Veber ist die Osteomyelitis selbstverständlich hier schon früher, und die Anatomen Strophanthuswirkung, bemerkt Herr Fürbringer, dass nach den 60 von werden sie wohl auch schon früher gesehen haben. Nun, ich glaube Hochhaus bereits veröffentlichten Fällen noch ca. 60 Patienten im zuversichtlich, dass es mit der primären infectiösen Pharynxphlegmone ebenso städtischen Krankenhaus mit dem Medicament behandelt worden seien. gehen wird.

Bei allen 120 Kranken zeigte Strophanthus nur vielleicht bei 30 (also in Herr Sonnenburg hat hauptsächlich von den den Chirurgen ge- 25 pct.) eine zufriedenstellende Wirkung. F. erachtet die bisherigen Inläufigen Rachenabscessen und Phlegmonen gesprochen, durch deren recht- dicationsstellungen der Autoren als viel zu sehr detaillirt, denn das gleiche zeitige Eröffnung der Tod abgewendet werden kann. Diese Dinge sind Priparat des Mittels wirkte bei anscheinend gleichen Formen von Herzauch uns Nicht - Chirurgen geläufig genug. Jeder Arzt kennt wohl den klappenfehlern, Myocarditis, Fettherz und Schrumpfniere regellos verspontanenRetropharyngealabscess, der namentlich bei Kindern vorkommt, schieden. Nur bei einer Indication scheint Strophanthus etwas sicheren und weiss, das gelegentlich ein Mal sich Verjauchung und Sepsis an- Erfolg zu versprechen, die sich nicht nach der Form, sondern nach dem schliessen kann. Um diese Dinge handelt es sich hier gar nicht. In den Alter der Affection richtet: Je frischer der Herzfehler und die Compenvon mir beschriebenen Fällen ist von Abscess oder Eiteransammlung, sationsstörung, besonders je frischer der Hydrops, um so wahrscheinlicher durch deren rechtzeitige Eröft'nung der Kranke gerettet werden könnte, wird ein Ausgleich der Störungen durch Strophanthus stattfinden, und gar keine Rede, sondern von diffus eitriger Infiltration des Schleimhaut- hierin ihnelt die Wirkung der der Digitalis. Antidyspnoische Wirkung und des submucösen Gewebes, welcher mit Incisionen von innen, oder war beinahe immer nur da vorhanden, wo wesentlich antihydropische gar von aussen, von der Haut her, gar nicht beizukommen ist. Die Krank- Wirkung beobachtet wurde; die Besserungen beim Emphysem und nerheit bietet überhaupt gar keinen Angriffspunkt für den Chirurgen, denn vösen Asthma hält F. nur für scheinbare Erfolge; hier ist die Ruhe und auch die Tracheotomie bei etwaiger Erstickungsgefahr rettet den Kranken Pflege im Krankenhaus von erster Bedeutung. Bei rein renalem Hydrops nicht, weil er schon vorher durchseucht ist. Aber ich glaube selbst, dass resp. echtem Morbus Brightii ist die Wirkung des Strophanthus fast Null, auch in der mir weniger bekannten chirurgischen Literatur sich Fälle, wie F. in Uebereinstimmung mit Fränkel, Guttmann und Hochhaus wie die, welche ich im Sinne habe, finden, nur nicht so alltäglich, wie und im Gegensatz zu den Berichten vou Pins, die wenig Kritik verauch die doch recht spärlichen Citate des Herrn Sonnenburg beweisen. rathen, besonders hervorhebt. Anders ist es bei der eigentlichen Schrumpf

Was nun die Ausführungen des Herrn P. Guttmann betrifft, so ist niere, sobald das Herz erlahmt, und Oedem und sonstige Compensationser darin theilweise mit sich selbst in Widerspruch gerathen. Zunächst störungen auftreten. Die Ansicht der meisten Autoren über die Theorie berichtet er von einem Fall, den er vor Jahren bei einer Frau beobachtet der Wirkung ist, dass Strophanthus ein directes Herztonicum ist. Nach hat

, wo im Verlauf einer Pharynxphlegmone wegen Erstickungsgefahr die Haas soll Strophanthus indirect das Herz entlasten, indem die Widerstände Tracheotomie nothwendig wurde, und meint, er könne dabei nichts Be- der peripherischen Arterien aufgehoben werden. Sicher esteht die letztere sonderes tinden. Das kann ich auch nieht. Wenn es sich aber wirklich Wirkung nicht allein, vielmehr ist Strophanthus der Hauptsache nach ein um einen Fall, wie die von mir beschriebenen, handelte (über den Verlauf primäres Herztonicum, denn es wirkt bei reiner Aorteninsufficienz mit hat Herr Guttmann nichts gesagt), die, wie er meint, ganz gewöhnlich Compensationsstörung ebenso wenig wie Digitalis; wirkte Strophantus auf und vielfach beschrieben sind, dann wundere ich mich nur, dass er bei die Arterien, so müsste diese Wirkung hier, wo Digitalis fast immer verseiner reicben Erfahrung nur einen einzigen, gar schon vor Jahren beob- sagt, eintreten. Ferner trat in einigen Fällen von Schrumpfniere, wo achteten Fall mitzutheilen hat.

Strophanthus gewirkt hatte, der Ausgleich der Compensationsstörung an Die Natur der Infection anlaugend, über welche ich geglaubt habe, demselben Tage auf, wo der harte Puls wieder erschien, wo also von mein Urtheil zurückhalten zu müssen, so spricht sich Herr G. mit grosser

einem Aufhören der Widerstände nicht wohl die Rede sein konnte. Bestimmtheit für Erysipelas aus und sagt doch gleichzeitig wörtlich: Wir Unter den 120 Fällen, die mit dem Mittel behandelt waren, trat drei haben kein exactes Mittel, um festzustellen, ob die Entzündung einer

Mal ohne (auch post morten) nachweisbare Ursache der Tod plötzlich und Schleimhaut eine erysipelatöse ist.“ Nun, wenn uns die Mittel etwas unerwartet ein. Gerade in diesen Fällen waren ziemlich grosse Dosen festzustellen fehlen, so dürfen wir eben nicht urtheilen. Wir sind nur be- von Strophanthus relativ lange gegeben worden, so dass die Thatsache rechtigt von Erysipelas der Schleimhaut zu sprechen, wenn sich die Affec- jedenfalls bemerkenswerth ist, wenn auch hier ein Zufall stattgefunden tion der letzteren an ein Erysipelas der Haut anschliesst, oder wenn, wie haben kann. Auch andere Autoren (Hochhaus, Bawditch, Langgaard, auch Herr G. schon erwähnt hat, die Reihenfolge umgekehrt ist, oder Haas) deuten die Gefahr der Herzlähmung bei Anwendung von Strophanthus allenfalls, wenn der wirkliche Fehleisen'sche Erysipel-Kokkus im Schleim

Zum Schluss erwähnt Vortr., dass Strophantus als Bundesgenosse hautgewebe nachgewiesen wird. Da von alledem in meinen Fällen nichts mehr Wirknng verspräche denn als Substitut, und dass eine Combination gewesen ist, so könnte man mit demselben Recht sagen, sie seien eigent- von Stropbanthus, Digitalis und Kali aceticum mehrfach sehr guten Erfolg lich Scharlach gewesen (etwa Scarlatina sine exanthemate), von dem noch da gezeigt, wo jedes Mittel, allein gebraucht, versagt hatte. So wissen wir ja, dass er mit primärer Pharyngitis einsetzt, und dabei sind

wurde eine Harnbluth von 5 bis 6000 Ctm. durch die 3 Mittel zusammen ähnliche Fälle auch schon beschrieben, ebenso beim Milzbrand u. s. w. erzeugt, wo vorher jedes allein wirkungslos gewesen. Wo bei schwerstem Aber das eine ist so unbewiesen wie das andere.

Hydrops diese Combination nicht wirkte, wurde selbst noch zu Calomel, M. H.! Seit meinem Vortrag sind mir von mehreren Collegen schon, Coffein oder Kamphor gleichzeitig gegriffen, um die immerhin bedenklichen auch von ausserhalb Mittheilungen über ähnliche Fälle, die sie beobachtet Skarificationen zu vermeiden. Helfen auch solche Combinationen nicht baben und erst jetzt nach meiner Beschreibung richtig zu deuten glauben, mehr diuretisch, dann ist der betreffende Kranke sicher verloren, der Tod zugegangen. Es ist doch sehr sonderbar, dass eine Affection, die nach in Bälde zu erwarten, da der Herzmuskel zu schwach, bezw. einer annehmHerrn P. Guttmann so gewöhnlich und in allen Lehrbüchern zu finden baren Kräftigung durch die specifischen Reizmittel nicht mehr zugänglich ist. sein soll, allen diesen Collegen, ebenso wie mir als etwas Ungewöhnliches

Herr A. Fränkel: Im Allgemeinen hat sich wohl die Thatsache erschienen ist. In der That ist diese Affection aber bisher ihrer klinischen ergeben, dass die ausgezeichneten Erfolge, von denen die ersten Autoren Bedeutung entsprechend nicht gewürdigt und nicht selbständig beschrieben über Strophanthus berichten, nicht in gleichem Masse von den folgenden

Untersuchern erzielt sind. Auf Herrn Thorner's Anfrage erwidert Herr P. Guttmann (persönlich): Ich wiederhole, da Herr Senator Redner, dass er angeführt habe, dass da, wo Digitalis wirkungslos war, am Schlusse der heutigen Discussion nochmals erklärt hat, dass sich in auch Strophanthus nicht mehr wirkte. Die verhältnissmässig geringen den Lehrbüchern über die Krankheit nichts finde: es ist in Ziemssens Unterschiede zwischen den Angaben der Herren P. Guttmann, Fürspecieller Pathologie ausdrücklich hervorgehoben, dass ohne ein vorange

bringer und seinen eigenen liessen sich vielleicht aus dem von Langgangenes Erysipel auf der Haut diese Affection auf der Schleimhaut des gaard urgirten Umstande erklären, dass wir noch nicht einheitliche StroPharynx sich bilden, auf den Larynx übergehen, Larynxstenose erzeugen

phan huspräparate besitzen. Solange wir diese nicht haben, liesse sich auch kann, und dass in letzterem Falle die Kranken innerhalb kurzer Zeit keine Einheit in den Ansichten über die Wirkung des Mittels erzielen. sterben. Deshalb behaupte ich: die Krankheit ist gut beschrieben.

Auch Herr Fürbringer stimme jetzt ebenfalls der Meinung bei, dass Herr Henoch: Soviel ich verstanden habe, bezieht sich das doch Strophanthus keine antidyspnoische Wirkung äussert, wenn nicht gleichzeitig

Wirkung auf die Diurese vorhanden ist. Herr P. Guttmann: Wie die Krankheit genannt wird, ist gleich

Das Referat des Herrn Oppenheim iiber die eingereichte Frage: gültig. Ich habe nur gesagt: das Bild der Krankheit ist beschrieben.

Wie sind diejenigen Fälle von Neurasthenie aufzufassen, welche sich nach Erschütterungen des Rückenmarks, insbe

sondere Eisenbahnunfälleu entwickeln? wird ausführlicher in Aus dem Verein für innere Medicin. einer der nächsten Nummern erscheinen.

G. M. Sitzung vom 16. Januar 1888. Herr Fürbringer demonstrirt die Photographie eines merkwürdigen

VIII. Tagesgeschichtliche Notizen. und seltenen Obductionsbefundes von einem 41 jährigen Potator, der mit starker Macies und beträchtlichem Ascites im Krankenhaus Friedrichshain

Berlin. Geh. Rath Prof. Virchow wird Anfang Februar in Be Aufnahme gefunden. Nach der Punction schien deutlich ein mit der Re- gleitung Schliemann's eine Reise nach Ober- Egypten antreten und ers spiration verschiebbarer Lebertumor mit Prominenzen fühlbar, der sogar im Mai d. J. zurückkehren. in der Gegend der Gallenblase eine Incisur im unteren stumpfen Rande

Die von dem Vorstande der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie erkennen liess. Die Diagnose wurde auf Lebercarcinom, wahrscheinlich

und der Berliner medicinischen Gesellschaft vorbereitete Langenbeckletztere, indessen eine ganz intacte Leber. Das einen Querbalken aus combinirt mit Bauchfellcarcinose, gestellt. Bei der Section fand sich die

Todtenfeier wird am 3. April, Abends 7 Uhr, im Saale der Philharmonie

stattfinden und aus der Aufführung von Mozart's Requiem und einer GeKrebsmasse darstellende Omentum, welches sich nach oben gerollt hatte

dächtnissrede des Geh. Rath Prof. v. Bergmann bestehen.


Page 24

Der 17. Congress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie findet 17 und 19 pct. beträgt, in beliebiger Weise steigern, doch wird man damit vom 4. bis 7. April d. J. in gewohnter Weise statt.

sehr vorsichtig sein müssen, da, wie aus den Beobachtungen von Demme Der

Congress für innere Medicin wird vom 9. bis 12. April in Biedert und Zaleski hervorgeht (siehe letzte Nummer dieser WochenWiesbaden abgehalten. Prof. Leube (Würzburg) wird das Präsidium schrift), ein zu hoher Fettgehalt für die Säuglinge entschieden sclädlich führen.

ist. Worauf es uns ankam, war, die Zuverlässigkeit von Bolle zu consta-
Die 10. öffentliche Versammlung der balneologischen Section der tiren. Wir hatten die Milch am Morgen von einem der herumfahrenden
Gesellschaft für Heilkunde in Berlin wird unter dem Vorsitz des Herrn Wagen entnommen und mehrere Tage später ohne vorherige Anmeldung
Prof. Liebreicb am 10. und 11. März im Hörsaal des pharmakologischen die Meierei besucht. Institutes stattfinden.

Wir wollen mit dem Obigen selbstverständlich gegen die Güte anderer Der Geschäftsausschuss des deutschen Aerztevereinsbundes hat in Milchinstitute, z. B. des von Dr. Hartmann geleiteten oder des Ritter- seiner am 18. December v. J. in Berlin abgehaltenen Sitzung beschlossen, guts Hellersdorf nichts aussagen. Wir haben noch keine Veranlassung

den XVI. Aerztetag am 17. September in Bonn (im Anschluss an gehabt uns näher mit denselben zu beschäftigen. Es kam uns aber gerade


die Naturforscherversammlung in Köln) abzuhalten. Als vorläufige Tages- darauf an, ein Einsehen in die Beschaffenheit und die Behandlung der- ordnung ward festgesetzt: 1. Discussion über die von Dr. Deneke-Flens- jenigen Milch, von der notorisch in Berlin jetzt der grösste Consum burg dem XV. Aerztetag vorgelegten Thesen, betreffend die Kunstfehler der 40000 Liter täglich stattfindet, zu erhalten. Aerzte (cfr. No. 30 dieser Wocheaschrift ". J.). 2. Bericht der Commission Bei dieser Gelegenheit möchten wir, auf eigene Erfahrung gestützt, zum Krankenversicherungsgesetz. 3. Referat über die für den ärztlichen des Soxleth'schen Milchkochers rühmend erwähnen. Er lässt sich leicht

Stan l wichtigen Punkte aus dem Gesetzentwurf, betreffend die Alters- und handhaben, so dass die Bedienung schnell damit vertraut wird, und es


Invalidenversorgung der Arbeiter. 4. Referat über die nächsten gemein- scheint mir nach einigen Versuchen, über die ich gelegentlich vielleicht samen Arbeiten der ärztlichen Standesvertretungen in den einzelnen an anderer Stelle berichten werde, als ob in der so behandelten Milch sie deutschen Bundesstaaten, Eventuell 5. Geheimmittelfrage, falls diese bis wird in kleinen für je eine Mahlzeit des Kindes ausreichenden Portionen zum XVI. Aerztetage reichsgesetzlich noch nicht in Angriff genommen unter Ueberdruck eine halbe Stunde lang gekocht nicht nur eine aus- sein sollte.

reichende Garantie für die Zerstörung etwaiger Gährungserreger gegeben
In Cannes ist am 12. Januar Dr. Samelson gestorben. Er war in ist, sondern dass auch, wie Soxleth angiebt, das Casein der Milch
Berlin geboren und wurde als Opfer seiner politischen Ueberzeugung Anfangs nachher feinflockiger gerinnt und in Folge dessen besser verdaut wird, als
der Fünfziger Jahre aus Deutschland ausgewiesen, nachdem er vorher das der einfach aufgekochten Milch.

E. wegen Hochverraths zu 6 Monaten Gefängniss und Verlust der bürgerlichen

Vom 27. November bis 3. December kamen in den grösseren
Ehrenrechte verurtheilt war. Da er damit auch die Berechtigung zur Städten des In- und Auslandes folgende Infectionskrankheiten vor.
Ausübung der Praxis verlor, so hatte er zum zweiten Mal studirt und sich Es erkrankten an Pocken: Breslau 1 (Variolois), Reg.-Bez. Königs- unter von Graefe besonders mit der Augenheilkunde beschäftigt. Er berg 2, Wien 5 (1) '), Budapest 6 (1), Prag (5), Triest (18), Rom (6),

kam dann nach längerem Aufenthalt in Frankreich, Holland und Belgien Paris (8), London 3, Warschau (13), Petersburg 3; an Recurrens:


nach England, liess sich in Manchester als Ophthalmologe nieder und Petersburg 1; an Rose: London (11), Kopenhagen 17; an Puer-
genass eines ausgezeichneten Rufes. Durch die Amnestie war er übrigens peraltieber: Wien (5), Paris (6), London (15); an Masern: Berlin längst wieder restituirt.

147, Breslau 47, Frankfurt a. 0. 30, Dresden (8), Hamburg 192, Reg.-
Die Bolle'sche Meierei. Eine der wesentlichsten Fragen der Bezirke Aachen, Düsseldorf, Erfurt, Hildesheim, Königsberg, Fürstlich
Ernährung und ihrer Hygiene und ganz besonders der Kinderernährung Reussscher Physikatsbezirk Burgk 359 resp. 111, 103, 236, 104, 224, bildet die Milchbeschaffenheit in den grossen Städten. Jedermann weiss, von Wien 76, Budapest 324, Paris (16), London (26), Dublin (8), Edinburg

welcher ausserordentlichen Wichtigkeit die Beschaffenheit der Milch für die 121, Petersburg 41, Christiania 558 (16), Kopenhagen 375 (31);


Kinderernährung ist, und wie durch Unreinlichkeit, schlechtes und ungenügen- Scharlach: Berlin 61, Breslau 32, Hamburg 21, Nürnberg 18, Reg.- des Futter der Kühe nicht nur die verschiedensten acuten Störungen der Ver- Bez. Schleswig 101, Wien 97 (7), Budapest 16, Paris (8), Dublin (13),

dauungsorgane, sondern auch Epidemien infectiöser Krankheiten, wir erinnern Liverpool (8), Edinburg 54, London (53), Petersburg 16 (11), Stockholm


an die Milchtyphusepidemien, verursacht werden. Jedermann weiss aber auch, 42, Christiania 27, Kopenhagen 79; an Diphtherie und Croup: in welchem traurigen Zustand die Berliner Milchverhältnisse bis vor wenigen Berlin 133 (40), Breslau 60 (15), Hamburg 50, Dresden (10), Nürnberg 74,

Jahren waren, als die Milch in den sogenannten Grünkramkellern zwischen Reg.-Bez, Düsseldorf, Schleswig 102 resp. 241, Wien 19 (9), Budapest


altem Käse, Heringen und Grünkram auf das Unsauberste behandelt oder von 26 (11), Prag (19), Paris (23), London (42), Warschau (9), Odessa (9),
den benachbarten Dörfern von Bauern und Milchhändlern in nicht weniger Petersburg 45 (13), Stockholm 23, Christiania 45 (16), Kopenhagen 68;
zweifelhafter Verfassung eingebracht und womöglich hier vor einem Brunnen an Flecktyphus: London (1), Edinburg 3; an Typhus abdo-
getauft wurde. Viel hatte sich nach dieser Richtung durch strenge An- minalis: Hamburg 200 (18), Paris (38), London (23), Petersburg 70 (10);
wendung der polizeilichen Vorschriften gebessert. Ein ganz wesentliches an Keuch husten: Hamburg 58, London (67), Kopenhagen 29.
Verdienst aber um die Berliner Milchversorgung hat das grosse Institut Cholera: Vom 9. bis 15. November kamen in der Stadt Bombay
des Herrn Bolle sich erworben, theils direct durih Beschaffung einer zu- 5 Choleratodesfälle (bei Eiugeborenen) vor.
verlässig reinen und sachgemäss behandelten Milch, theils indirect durch In den Berliner Krankenhäusern wurden vom 27. November bis
den Einfluss, welchen die Concurrenz auf die anderen Milchverkäufer aus- 3. December 844 (111) Personen aufgenommen. Der Gesammtbestand war
geübt hat. Die Meierei des Herrn Bolle verdient deshalb wohl als eine am 26. November 3720 und bleibt am 3. December 3695. bygienische Einrichtung an dieser Stelle rühmend hervorgehoben zu werden,

zugleich als Beispiel, von welchem Erfolg ein durch praktischen Blick 1) Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Todesfälle an.


und grosses organisatorisches Talent unterstütztes Unternehmen ist, wenn
es auf gesunder Grundlage beruht und die eigenen Interessen mit denen

IX. Amtliche Mittheilungen.
der Gesammtheit in richtiger Weise vereinigt werden. Wir haben vor
einiger Zeit das neue grossartige Institut des Herrn Bolle in Moabit be-

Personalia.
sichtigt, da wir selbst unsere Kinder mit Bolle'scher Milclı ernähren und

Ernennungen: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den naturgemäss das grösste Interesse daran haben, und sind in der ange- seitherigen 2. Arzt an der Waadtländischen Irrenanstalt zu Cery bei nehmen Lage, bezeugen zu können, dass ein Gang durch die Meierei, in

Lausanne, Dr. Jacob Kayser, zum Director und 1. Arzt der Prowelcher der ganze Betrieb vom Einbringen der Milch in die gewaltigen vinzialirrenanstalt zu Owinsk zu ernennen. Der seitherige Kreiswundarzt Kühlkessel und ihrer Bearbeitung in dem Sahnenraum, der Butterei, der

des Untertaunuskreises, Dr. Justi in Idstein, ist zum Kreisphysikus des Käserei, der Milchzuckerfabrik etc. bis zum Einbringen in die Wagen, Kreises Hünfeld und der praktische Arzt Dr. Sylvius Stern zu Glogau welche die Milch herumfahren, durch Maschinen geleistet wird, den Ein

zum Kreisphysikus des Kreises Bomst, mit dem Wohnsitz in Wollstein, druck gewährt, dass es sich um ein streng reelles und gewissenhaft durch

ernannt worden. geführtes Unternehmen handelt. Ein eigenes Laboratorium, in welchem Niederlassungen: Die Aerzte: Dr. Bödecker in Dalldorf, Dr. fortwährend die von den Giitern eingesendete Milch controlirt wird, sorgt Schmilin sky in Friedrichsberg, Assistenzarzt Dr. Raske in Thorn. für die gleichbleibende Güte derselben und lässt jede ausserhalb vorge

Verzogen sind: Die Aerzte: Dr. von Poklatecki von Zerkow nommene Verfälschug leicht erkennen. Speciell der Kindermilch wird

nach Gurzno, Assistenzarzt a. D. Dr. Pfeffer von Thorn nach Kalkeine besondere Sorgfalt zugewendet. Sie kommt aus 2 in einer Hand berge Rüdersdorf, Dr. Kessner von Werder a. II. nach Schnitten, Dr. vereinigten grossen Rittergiitern, deren Kühe ein stets gleichmässiges

Nonnig von Pankow nach Hamburg, Dr. Kayser von Kolberg nach Trockenfutter erhalten und der besonderen Controle des Thierarztes der

Berlin, Stabsarzt Dr. Kirchner von Rastatt nach Emden, Stabsarzt Meierei unterstellt sind. Wir selbst haben 2 Analysen des Fettgehaltes Dr. Ilindorf vou Emden nach Rastatt, Geissler von Sprottau nach dieser Milch, welche 2.7 und 2,8 ergaben, gemacht, die Controle in den

Grimmen.
Journalen der Meierei gezogen, und die Lebereinstimmung constatirt. In

Verstorben ist: Der Oberstabsarzt a. D. Dr. Stipanski in Zerbst. Allgemeinen schwankt der Fettgehalt zwischen 2,5--3,3 pct., 1pCt. werden nur ganz ausnahmsweise gefunden. Dieser Gehalt bleiht allerdings hinter !

Bekanntmachung. dem mittleren Gehalt der Kuhmilch mit 4,81 pct. im Mittel (Königi za- Die Kreiswundarztstelle des Saalkreises mit dem Wohnsitze in Halle a. S. rick, indessen werden zur Kindermikh mur milchergiebige Kühe eingestellt.

ist erledigt. Geeignete Bewerber wollen sich unter Vorlegung ihrer Zenga welche zwar eine weniger fette Milch als andere geben, aber auch weniger

bisse und eines kurz gefassten Lebenslaut's innerhalb 4 Wochen bei mir
schwer verdauliches Casein haben. Immerhin steht obige Fettmenge noch melden. über dem minimalen Mittelwerth, welcher bei König mit 2 pct. angegeben Merseburg, den 16. Januar 1888. ist. Man kann sie leicht durch Zusatz von Rahm, dessen Fettgehalt zwischen

Der Regierungs-Präsident.
Verlag und Eigenthum von August Ilirschwald in Berlin.

Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin.


Page 25

bekannten Regel entsprechend, ist jetzt die Function der Muskeln

II. Am 22. Februar 1885 wurde mir von Herry Collegen Beely

eine 24 jährige Dame aus Mecklenburg zugeführt, bei welcher 4 Jahre zueher besser, als nach den schweren elektrischen Alterationen zu

vor Geheimrath von Langenbeck eine Drüsengeschwulst links am Halse erwarten wäre.

exstirpirt hatte. Alsbald soll Unfähigkeit vorhanden gewesen sein, den Von besonderem Interesse ist aber, dass auch in einer Zeit,

Arm ordentlich zu erheben und allmälig hatte sich die entstellende De

formität eingestellt. Es fand sich links eine 9 - 10 cm lange Narbe, in welcher die Cucullarislähmung vollständig schien, die ent

oben anfangend etwa 3 cm unter dem Processus mastoideus stellende Drehung der Scapula mit dem Acromion nach aussen genau dem vorderen Rande der Cucullaris folgend. Es fehlt und unten, mit dem unteren Winkel nach innen nicht vorhanden

hier vollständig der M. sternocleidomastoideus, sowohl in seiner Sternal

als Clavicularportion. Das Sternalende der Clavicula schien durch diesen war, welche nach Duchenne's 1) Erfahrungen über Fälle von pro- Defect gegen das Manibrium sterni fast nach oben subluxirt. Der linke gressiver Muskelatrophie allemal eintritt, wenn derjenige obere Cucul- Arm hängt so durch Senkung des Acromion, dass er 4 cm länger erscheint

als der andere. Die linke Scapula ist so um eine von vorn nach hinten larisabschnitt gelähmt und atrophirt ist, welcher sich an der äusseren

gedachte Axe gedreht, dass der obere innere Winkel, 12 cm

von der Hälfte der Spina scapulae und dem Acromion ansetzt. Wenn auch Wirbelsäule entfernt, etwa 4-5 cm über dem Niveau des anderen oberen die faradische Reaction dieses Abschnittes bei der Aufnahme noch

Winkels steht. Der linke untere Winkel steht 9 cm von der Wirbelsäule

ab, und 3 cm über dem Niveau des nur 7 cm von derselben entfernten nicht nachzuweisen war, so war sofort aus der fehlenden Schaukel

rechten. Es verläuft also der innere Rand der Scapula links schräg von stellung zu schliessen, dass er seinen Tonus nicht völlig einge- oben und aussen nach innen und unten. Die Entstellung hauptsächlich büsst haben konnte. Da nun der Cucullaris, ebenso wie der

durch das Hervortreten des oberen inneren Winkels an einer ganz ab

normen Stelle war sehr erheblich. Sternocleidomastoideus nicht allein vom Accessorius innervirt wird, Achselzucken ging gut, da die Clavicularportion des Cucullaris erhalten sondern auch motorische Aeste aus dem 2. – 4. Cervicalnerven

Bei der Erhebung des Armes, welche hier auch links ad maximum bezieht, welche sich nach Henle entweder dem Accessorius vor

mit sehr verminderter Kraft möglich war, entfernte sich der untere Winkel

der linken Scapula viel weiter von der Wirbelsäule als der andere, nämdem Durchtritt durch den Sternocleidomastoideus anschliessen oder lich auf 16 cm, der rechte nur auf 13 cm, legte sich dabei gut dem auch als selbstständige Nervenäste diesen Muskeln zugehen, so

Thorax an.

Die elektrische Untersuchung ergab vollständige Aufhebung der Erwar daran zu denken, dass die relative Integrität des bezeichneten

barkeit der Sternocleidomastoideus fiir beide Stromesarten. Der AccesCucullarisabschnittes vielleicht von einer besonderen cervicalen soriusast des Cucullaris spricht faradisch links mit einem nur um 6 mm Versorgung herriihrt, wie dies schon Martius ?) bei einer Kranken

geringeren Rollenabstand im Clavicularabschnitt an als rechts. Für die

galvanische Untersuchung tritt hier schon bei 1,5 M.-A. KSZ in demselben vorstellung in dieser Gesellschaft für den claviculären Abschnitt ver- ein. Dagegen zeigt die directe Untersuchung, dass der untere Abschnitt des muthet hat. Es liegt auf der Hand, dass, wenn einzelne Abschnitte Cucullaris (entsprechend dem Hochstand des unteren Winkels und seiner von Cervicalästen noch besonders innervirt werden, auch bei einer

Entfernung von der Wirbelsäule), besonders aber der acromiale und der

an der äusseren Hälfte der Spina scapulae sich ansetzende obere Abvollständigen Leitungsunterbrechung des äusseren Accessoriusastes schnitt ihre Erregbarkeit eingebisst haben. Auch hier war der M. supraan der Austrittsstelle, diese zum Theil der Lähmung und Atrophie

spinatus auffallend gut erregbar.

Ein von Herrn Collegen Beely bestimmtes Corset soll der Schulter entgehen können.

bessere Stütze gewährt baben, während nach seiner gütigen Mittheilung Während nun Duchenne seine Beobachtungen lediglich an die Lähmung und Deformität auch später unverändert blieben. Kranken mit progressiver Muskelatrophie gemacht hat, stehen Aus diesen Fällen traumatischer Accessoriuslähmung, bei mir 2 Fälle ebenfalls traumatischer Accessoriuslähmung zur Ver- welchen der Nerv näher dem Cucullaris (hinter dem Sternocleidofiigung, welche mindestens beweisen, dass Accessoriusverletzung mastoideus oder vor dem Cucullaris) an tieferen Stellen als in an einer tieferen Stelle viel schwerere functionelle Störungen dem vorgestellten Falle durchschnitten worden ist, geht mit hervorbringt.

Sicherheit hervor, dass dadurch eine sehr viel schwerere anscheinend I. Am 16. April 1877 wurde mir von Herrn Director Schede der irreparable Störung hauptsächlich durch Läsion des acromialen damals 48 jährige Büchsenmacher Kempe überwiesen, welchem am 27. und äusseren spinalen Abschnittes hervorgerufen wurde, als sie Juni 1875 Herr Geheimrath Bardeleben eine grosse Gt schwulst der linken Halsseite hier in der Charité exstirpirt hatte. Es war hinter dem

hier bestanden hat. Anfangs war ich geneigt, diesen Unterschied Sternocleidomastoideus ein Einschnitt gemacht, und die Wunde nach darauf zuriickzuführen, dass bei der sehr hohen Läsion des mehreren Richtungen drainirt worden.

Accessorius nahe dem Foramen jugulare die unverletzten cervicalen Unmittelbar nach der Operation wollte der Kranke bemerkt haben, dass er mit der linken Arm auf dem neben ihm stehenden Tische Gegen

motorischen Aeste zum Theil vicariirend eingetreten waren. Falls stände nicht so gut greifen konnte, wie früher. Der Kranke war dann diese Annahme begründet ist, würde für chirurgische Eingriffe es 6 Monate lang auf der Nervenklinik behandelt worden und wurde von Herrn Wernicke in dieser Gesellschaft vorgestellt zu einer Zeit, als die

sich so stellen, dass für den Eintritt der hässlichen Deviation der Protokolle noch nicht veröffentlicht wurden. Auch unter meiner Beob- Scapula gefährlicher sind Wunden, welche mehr peripherisch den achtung hat sich nichts geändert.

Accessorius verletzen, dass dagegen weniger gefährlich sind höher Es fand sich hinter dem Sternocleidomastoideus ausgehend von der Grenze seines oberen und mittleren Drittels seinem hinteren Rande folgend

gelegene Läsionen des Nerven wie in unserem Falle. Es ist dies eine 6«m lange Narbe. Die linke Scapula war mit ihrem acromialen aber eine These, welche nur auf der breiteren Basis einer grösseren Ende so nach aussen und unten gesenkt, dass das innere Ende der Spina

Erfahrung zu erledigen sein wird. Da hier der Verlauf gezeigt hat, scapulae links 12, an der gesunden Seite nur 9cm von der Wirbelsäule entfernt war. Der mittlere Abschnitt der Cucullaris fehlte und sein cla- dass die Accessoriusläsion überhaupt zum Theil reparabel war, also viculärer sowie der an der äusseren Hälfte der Spina scapulae bis zum

wahrscheinlich nur eine schwere Quetschung auch nach der OpeAcromion sich ansetzende Theil war atrophisch: Levator scapulae, Rhoinboidei, Serratus anticus, fungirten selbstverständlich auch in diesem Falle

rationsgeschichte in der Nähe des Foramen jugulare stattgefunden gut. Der Arm konnte in der Sagittalebene activ beinahe bis zur Verticalen hat, so liegt auch andererseits die Annahme nahe, dass von vornerhoben werden, doch hob sich dabei der innere Rand der Scapula vom

herein einzelne Faserabschnitte der Leitungsunterbrechung entThorax flügelförmig ab. Bei der Erhebung in der Frontalebene, welche nur bis zu einem Winkel von 45" möglich ist durch excessive Contraction gangen sind. des Deltoideus, tritt eine auffällige Vertiefung oberhalb des letzteren ein, Bei der ohnehin grossen Ausdehnung dieses Vortrags möchte in welcher sich der M. supraspinatus markirt. Dabei bleibt der untere

ich auf weitere Literaturangaben über Sympathicus-, HypoglossusWinkel der Scapula wegen der fehlenden Hebung ihres Acromialendes der Wirbelsäule auf 6 cm genähert, während an der gesunden Seite sich und Accessoriuslähmung verzichten und nur noch erwähnen, dass der untere Winkel auf 11 cm bei der Erhebung zu derselben Höhe ent

sowohl die Complication von Sympathicuslähmung mit Hypoglossusfernt. Die faradische Untersuchung ergab Ausfall des oberen und mittleren

lähmung und innerer Kehlkopflähmung wahrscheinlich in der Bahn Cucullarisabschnittes, während das claviculare Bündel noch schwach, aber deutlich crregbar war. Sehr hübsch konnte durch directe Reizung des des Vagus von B. Fränkel') beschrieben wurde, als beM, supraspinatus in ganz abnormer Weise Rotation des Aries nach innen

sonders die Combination von Hypoglossusparalyse mit gleichseitiger bewirkt werden.


Page 26

namentlich dort angezeigt, wo die Darreichung von Digitalis noch Dagegen hat er sich derselben mehrmals bedient bei der Exstirpation nicht begründet ist.

von Geschwülsten, welche hinter das Brustbein hinabreichten und mit den

grossen Gefässen verwachsen waren. 8. Erhält es vorzüglich bei schweren Incompensationsstörungen Bei einem derartigen Falle wurde die Vena anonyma, die A. carotis den Effect der ursprünglich beigebrachten Digitalis.

und subclavia unterbunden hinter dem resecirten Sternum (Tod 1', Std.

nach der Operation an Collaps); bei einem anderen wurde die Unterbin9. Ist die alkoholische Tinctur zu gebrauchen. Diese ent

dung der Art. und Vena anonyma zur Entfernung eines grossen Tumors hält die ganze Menge des bitteren Glycocids und die ätherische in der 1. Fossa supraclavicularis vorgenommen (Tod 2 Tage post operat.); Tinctur könnte leichter die Verdauung schädigen.

ein Kranker, bei dem zur Entfernung eines retrosternalen Driisentumors

die Resection vorgenommen wurde, genas. Verf. hat den Eingriff ferner 10. Bei Stenose der Aortenklappen wirkt es negativ, indem

zur Freilegung eines retrosternalen Abscesses (1), sowie zur Radicalheilung es die Systole noch mehr verlängert, und soll bei dieser Krankheit cariöser Erkrankungen an der Brustwand vorgenommen.

Seine Ausführungen beweisen, dass die Operation möglich ist, und nicht verabreicht werden.

unter gewissen Umständen Heilung herbeiführen kann. Die Einwürfe,
dass die Operation zu schwierig sei, und dass sie wegen Eröffnung des

Mediastinums sehr gefährlich sei, weist Verf. zuriick. VI. Referate.

Aus den Ausführungen des Verf. geht jedenfalls hervor, dass selbst

bei einem 80 ausserordentlich geschickten Operateur wie B. sein inuss Chirurgie.

(Entfernung hoher Mastdarmkrebse in 15 – 20 Minuten; Nierenexstirpation

in 15 – 20 Minuten!) die Eingrifte viel Zeit beanspruchten (1', Stunden); Mittheilungen aus dem Kölner Bürgerhospital. Herausgegeben

dass Nebenverletzungen (Eröffnung der Pleura. Verletzung der in Schwarten vom Oberarzt Prof. Dr. Bardenheter. Köln und Leipzig, Druck

eingebetteten A. mammar. interna) vorkainen, und mehrere Kranke schnell und Verlag von A. Ahnt, 1886.

dem Collaps erlagen. 1. Heft I. Die osteoplastischen Resectionen des Manubrium

Bei der definitiven Entfernung des Manubr. sterni mit den angrenzenden sterni. Von Prof. B. Bardenheuer.

Knochentheilen sinkt der obere Theil des Brustkorbes ein, die oberen 2. Heft II. Die Querexcision der Fusswurzelknochen. Von

Rippen rücken aneinander, es entsteht eine Kyphose. Um dies zu verDr. J. Schmidt.

meiden, schlägt B. vor wenn die Operation nicht wegen Erkrankung 3. Das Leben der Zähne ohne Wurzel. Von Prof. Dr. G. Rose.

der Knochen selbst vorgenommen wird den Knochen nur temporär Deutsche Zeitschrift für Chirurgie, XXIV Bd, Heft 3. 4. Die Radicaloperationen der Ilernien. Von Dr. Johann

umzuklappen, dann nach Ausführung der Gefässunterbindung die Wunde

mit Thymolgaze zu tamponiren, und wenn die Wunde granulirt, den Anderegg, ibid., Bd. XXIV, H. 34.

Knochenlappen zurückzuklappen. 5. Ueber die Principien des zeitgemässen Kriegs wundver

Das Studium der Arbeit wird dadurch erschwert, dass dieselbe wenig bandes. Von Dr. C. Langenbuch. Berlin 1887. August

übersichtlich ist durch Zerlegung in viele kleine Abschnitte. Auch die Ilirschwald.

Krankengeschichten, auf welche bei vinem derartigen neuen Eingriff viel 6. Vorlesungen über Kriegs - Chirurgie. Von Professor Dr.

Werth gelegt werden muss, sind nicht übersichtlich angeordnet, zun Theil von Mosetig - Moorhof. 1887, Wien und Leipzig, Urban, und

nur kurz skizzirt, und darum schwer auseinanderzuhalten, weil sie an Schwarzenberg.

verschiedenen Stellen erwähnt werden. Verf. erklärt im Vorwort diese 7. Leitfaden zur antiseptischen Wundbehandlung. Von

tebelstände selbst aus Mangel an freier Zeit, welcher ihn an umfassender Geheimrath v. Nussbaum. V. Auflage. Stuttgart, Verlag von

Durcharbeitung hinderte. 10 Lichtdrucktafeln dienen zur Erläuterung Ferd. Enke.

der Resuitate. 8. Krankheiten der Zunge. Von H. T. Butlin, Deutsch be

Im 23. Heft der Mittheilungen berichtet J. Schmidt über die quere arbeitet und herausgegeben von Dr. J. Beregszaszy. Wien 1887,

Excision der Fusswurzelknochen. Urban & Schwarzenberg.

Die Auslöffelungen und partiellen Resectionen einzelner oder mehrerer Barden heuer beabsichtigt, eine Reihe wichtiger chirurgischer Fragen Fusswurzelknochen bei tuberkulöser Knochenentzündung haben bisher selten in zwangslosen Heften zu besprechen und beginnt mit einer Arbeit über befriedigende Resultate ergeben. Es haben daher verschiedene Chirurgen die osteoplastische Resection des Manubrium sterni. Er bereits ausgedehntere Resectionen vorgeschlagen und ausgeführt (Miculicz, emptiehlt diesen Eingriff als vorbereitende Operation zur Unterbindung der Neuber, Kappeler). Von diesen wurden die dorsalen Schnitte immer grossen Gefässstämme der A. anonyma, der A. subclavia in den ersten so gelegt, dass die Sehnen geschont wurden. Bardenheuer dagegen Partien, und der entsprechenden Venen; ferner zum Zweck der Bloss. macht, um die ganze Ausdehnung der Erkrankung gründlich übersehen legung der hinter dem Manubrium sterni gelagerten Geschwülste; zur und alles kranke entfernen zu können, einen breiten Querschnitt am Orte retrosternalen Tracheotomie, zur Blosslegung eines retrosternalen Abscesses des Hauptheerdes der Knochenerkrankung, welcher alle Weichtheile des und endlich zur Entfernung der selbsterkrankten Brustwand.

Fussriickens quer durchtrennt, nöthigenfalls bildet er durch centralwärts Bei Verletzungen der A. subclavia oberhalb oder hinter der Cla- geführte Seitenschnitte, einen grossen Lappen aus sämmtlichen Weich'vicula ist die locale Unterbindung sehr schwierig, wenn nicht unmöglich theilen. Nach geniigender Lösung des Lappens werden dann die ergemacht, durch das in die Wunde unregelmässig ergossene Blut, in späteren krankten Fusswurzelknochen quer ausgeschnitten mit Meissel oder Säge. Stadien durch die reactive Entzündung und Schwellung bei nicht ganz Es wurden sehr grosse Knochentheile entfernt, so in einigen Fällen die aseptischen Wunden. Ferner ist während der Operation eine durch das Fuisswurzel von den vorderen Gelenkflächen des Calcaneus ud Talus bis Ausräumen des Blutgerinnsel entstehende Blutung nicht zu beherrschen zu den Basen den Mittelfussknochen. Nach Entfernung alles kranken (vergl. die wahrhaft dramatische Beschreibung einer derartigen Operation Gewebes wurde dann die Wundhöhle mit Jodoform- oder Thymolgaze durch Billroth, Chirurg. Berichte, S. 122 ff.). Bei Verletzung oder ausgestopft und Heilung durch Granulation, zuweilen unter Zuhülfenahme Aneurysmen unterhalb der Clavicula ist die Unterbindung hinter der quer der Secundärnaht, angestrebt. durchsägten Clavicula anempfohlen (v. Langenbeck). Bardenlieuer Die Sehnenstümpfe isolirt zu vernähen, wird widerrathen; dieselben geht nun einen Schritt weiter, und empfiehlt zur Behandlung der Sub- verwachsen nach Angabe des Verf. fest genug untereinander oder mit der claviaverletzungen in der Fossa supraclavicularis, die präliminäre Resection Hautnarbe um eine gemeinsame Zehenstreckung zu ermöglichen. des Manubrium sterni mit dem angrenzenden Theile der Clavicula. Nach

Die Heiluug ist meist in kurzer Zeit erfolgt, blieb die Vereinigung dieser Operation sei es leicht“ die grossen Stämme der Gefässe in dem der Knochen eine lockere, dann wurden Gipsverbände angelegt, mit denen oberen Abschnitte der Brusthöhle aufzusuchen, freizulegen und unter Con

die Kranken herumgingen; für das spätere Gehen empfiehlt es sich, einen trole des Auges um das betreffende Gefäss eine Ligatur zu legen, welche Plattfussstiefel tragen zu lassen. zunächst als provisorische dient und unter deren Schutz die Unterbindung Eventuell würde durch Knochennaht eine festere Vereinigung zu der Subclavia an der Stelle der Verletzung nochmals versucht werden erreichen sein. Verf. führt die Krankengeschichten von 17 Fällen an kann. Gelingt die locale Unterbindung nicht, dann wird die centrale

(6 Kinder, 11 Erwachsene), aus denen hervorgeht, dass ausgedehnte ErLigatur als definitive zugezogen.

Die Unterbindung der A. anonyma krankungen, die sonst der Amputation anheimgefallen wären, durch das nach den älteren Methoden, also wesentlich unter Leitung des Gefühles, Bardenheuer'sche Verfahren geheilt wurden (12 wurden direct hält Verf. wohl mit Recht für verwerflich. Er empfiehlt bei Unterbin- ihrem Fussleiden befreit.) dung der A. anonyma die gleichzeitige Unterbindung der A. subclavia und

Mehrere Male (3) wurden Nachresectionen nöthig, um definitive Carotis central von der Verletzungsstelle (wenn möglich gleichzeitig peripher), lleilung zu erzielen. Ein Patient wurde später amputirt, ein anderer, der um die zu schnelle Entwickelung des Collateralkreislaufes und daraus ent

die Amputation nicht zugeben wollte, starb an Cachexie.

Auch zur stehende Nachblutungen zu hindern. Aehnliches Vorgehen ist bei der Beseitigung eines grossen Hautdefectes am Fuss nach Verbrennung wurde Unterbindung der A. subclavia in der ersten Portion zu empfehlen. B. das Verfahren mit Erfolg angewendet. Nach Aussage der Berichte, glaubt, dass Entwickelung der Gangrän „wenig zu fürchten“ sei. Er

welche durch Abbildungen unterstützt werden, behielten die Geheilten emptiehlt seine Methode ebenfalls zur Behandlung von Aneurysmen der gebrauchsfähige, wenn auch sehr verkürzte Füsse und waren viel besser Subclavia in der Fossa supraclavicularis. Die Hoffnung, „dass bei einer daran als Amputirte. ausgedehnten Resection des Manubrium sterni sogar die Unterbindung Rose (3) hat mehrere sehr bemerkenswerthe Beobachtungen darüber der Aorta descend. thoracis möglich sei“ ist wohl etwas kiihn (Seite 25).

gemacht, dass Zähne, deren Wurzeln nicht mehr die Ernährung verDas Nähere iiber die Ausführung der Operation ist im Original nachzii- mitteln konnten, und welche nur noch von dem den Zahnhals umschliessenlesen, zur Nachbehandlung dient Ausstopfung mit Thymolgaze.

den Periost und Zahnfleisch ernährt wurden, weiter fortlebten und wieder B. hat noch nicht Gelegenheit gehabt, wegen Verletzung oder Aneu- derart fest wurden, dass sie zum Kauen brauchbar waren. rysmabildung der A. subclav. seine Methode anzuwenden.

Der eine Patient, «in 23 jähriger Mann, erkrankte an Osteomyelitis