Gewalt an Schulen was können Eltern tun

Der Begriff „Gewalt in der Schule” reicht von Beschimpfen und Beleidigen über Erpressung und körperliche Übergriffe bis zu Bedrohungen mit einer Waffe oder Vandalismus. Im Zusammenhang mit Gewalt in der Schule wird seit einigen Jahren immer häufiger der Begriff „Mobbing” verwendet.

Konflikte sind absolut normal im menschlichen Zusammenleben. Die entscheidende Frage ist nur, wie die Konflikte gelöst werden können. Auch in der Schule als Lern- und Lebensort ist dies natürlich ein wichtiges Thema.

Auf welche Weise Kinder und Jugendliche Konflikte lösen können, hängt stark vom Umgang mit Konflikten im Elternhaus ab. Wird dort offen miteinander gesprochen? Darf jeder aussprechen oder wird er unterbrochen? Dürfen die Kinder in der Familie mitbestimmen? Werden Jungs darin bestärkt, sich mit körperlicher Gewalt durchzusetzen? Und andersherum: Werden Mädchen aufgefordert, nachzugeben oder mit anderen Waffen zu kämpfen?

Zu einem guten Umgang mit Konflikten gehört Respekt: Respekt vor der Meinung des anderen. Und die Einsicht, dass man nicht immer im Recht ist. Ein Weg dazu ist, miteinander zu sprechen, den anderen ausreden zu lassen und zuzuhören. Für den Umgang mit Konflikten in der Schule spielt die Atmosphäre in der Klasse und der Schule insgesamt eine wesentliche Rolle.

Wenn Konflikte in der Schule jedoch mit Gewalt gelöst werden, müssen Maßnahmen wie Vorbeugung, Eingreifen durch Schule, Eltern und oder in extremen Fällen auch durch die Polizei ergriffen werden.

Einige Schulen haben eine Streitschlichtungsstelle eingerichtet. Als Streitschlichterinnen bzw. Streitschlichter ausgebildete ältere Schülerinnen oder Schüler sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Schulkinder.

Gibt es Streit zwischen Schülerinnen oder Schülern, treffen sich die Betroffenen mit den Streitschlichterinnen bzw. Streitschlichtern in einem Beratungsraum. Gemeinsam wird eine Lösung für den Konflikt gesucht.

Streitschlichtung ist ein Beitrag zu einem positiven Schulklima. Die Schülerinnen und Schüler müssen nicht bei den Lehrkräften petzen. Jüngere Schülerinnen und Schüler erhalten durch die Schlichterinnen bzw. Schlichter Schutz und Hilfe.

Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass Gespräche etwas bewirken und Konflikte ohne körperliche Gewalt gelöst werden können. So können sie sich ohne Angst begegnen und müssen keine Gelegenheiten suchen, um Rache zu üben.

Schülerinnen und Schüler, die sich als Schlichterinnen bzw. Schlichter ausbilden lassen, profitieren in hohem Maße davon. Oft wird eine schon bestehende Neigung, sich sozial zu engagieren, gefestigt und durch Erfolgserlebnisse bestärkt.

Auch Lehrkräfte haben einen Gewinn durch das Modell der Streitschlichtung. Ein friedfertiges Miteinander verbessert das Schulklima. Lehrkräfte müssen nicht mehr alle kleineren Konflikte lösen und werden entlastet. In schwierigen Fällen können sich die Lehrkräfte mit den Streitschlichterinnen bzw. Streitschlichtern beraten.

In einigen Situationen weiß Ihr Kind, dass Streit und Gewalt folgen werden. Was kann ein Kind oder Jugendlicher also tun, um solche Situationen zu entschärfen? Hier einige Vorschläge:

  • Weglaufen: Wer wegläuft, ist noch lange kein Feigling. Sich in eine Rauferei verwickeln zu lassen, hat nichts mit Mut zu tun. Vor allem, wenn mehrere Kinder provozieren oder angreifen.
  • Ruhig bleiben: Wenn möglich, Panik und Hektik vermeiden. Möglichst keine hastigen Bewegungen machen, welche die Angreifenden herausfordern könnten.
  • Mit den Angreifenden sprechen: Ist Weglaufen nicht möglich, sollte Ihr Kind die Angreifenden ansprechen – ohne aggressiv zu werden. Nicht drohen oder beleidigen. Die Angreifenden bitte nicht körperlich berühren. Denn das könnte als Provokation ausgelegt werden.
  • Nicht als Opfer verhalten: nicht flehen oder sich unterwürfig verhalten. Deutlich zeigen, was man will. Die Initiative ergreifen.
  • Tun, was die Angreifenden verlangen: Es ist besser, das Handy zu verlieren, als zusammengeschlagen zu werden.
  • Um Hilfe bitten: Unbeteiligte um Hilfe bitten und auf die Situation aufmerksam machen. Wird jemand direkt angesprochen, kann er sich nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen.
  • Anzeige erstatten.

Ist man selbst Zeugin oder Zeuge von Gewalt, sollte man zeigen, dass man bereit ist einzugreifen.

Spricht man die Angreifenden an, führt das nicht unbedingt zum Ende der Bedrohung, macht aber eventuell andere Passantinnen oder Passanten aufmerksam. Zudem sollte man bei Gewaltsituationen mit dem Handy 110 anrufen oder Passantinnen oder Passanten darum bitten.

Das Taschengeld ist immer alle, obwohl sich das Kind nichts Besonderes gekauft hat. Das Kind verliert Dinge. Das Kind traut sich vielleicht nicht mehr zur Schule oder geht neuerdings einen anderen Schulweg.

Dies können Anzeichen dafür sein, dass es erpresst wird. Es kann sein, dass es Ihnen nichts davon erzählt, weil es Angst hat, die Situation noch zu verschlimmern.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Es braucht unbedingt Hilfe. Denn die Erpressung wird nicht aufhören, wenn es den Erpresserinnen oder Erpressern einmal gelungen ist, etwas zu bekommen.

Geben Sie Ihrem Kind keine größeren Geldbeträge oder wertvolle Sachen mit in die Schule.
Versuchen Sie herauszufinden, wer die Erpresserinnen oder Erpresser sind. Sprechen Sie mit den Lehrkräften. Beobachten Sie Ihr Kind auf dem Schulweg oder organisieren Sie eine Begleitung. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es keinesfalls „Petzen“ ist, wenn es die Namen der Erpresserinnen bzw. Erpresser nennt und dass Erpressung kein Kavaliersdelikt ist – sondern eine kriminelle Handlung.

Ihre erste Reaktion wird sicherlich sein: „Mein Kind würde so etwas nie tun“! Sind Sie sicher? Natürlich ist es nicht erfreulich, wenn man erfährt, dass der eigene Sohn oder die eigene Tochter andere Kinder angreift oder erpresst. Und natürlich müssen Sie sehr aufpassen, wem Sie glauben können.

Erfahren Sie von derartigen Vorfällen durch Lehrkräfte oder andere Eltern, müssen Sie dieses Problem jedoch sehr ernst nehmen. Zunächst ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind sprechen. Klar muss sein, dass Sie psychische und physische Gewalt nicht akzeptieren.

Vielleicht kann Ihnen Ihr Kind die Gründe für sein Verhalten erklären. Fühlt es sich in der Klasse nur anerkannt, wenn es sich so verhält? Kinder, die andere Kinder attackieren, haben oft ein sehr geringeres Selbstwertgefühl. Aber es gibt auch eine Vielzahl weiterer Gründe, die zu aggressivem Verhalten führen kann.

Aber auch dies ist eine Situation, in der Sie Ihr Kind nicht alleine lassen dürfen. Dazu brauchen Sie aber externe Hilfe, wie den Lehrkräften oder von einer Schulpsychologenin bzw. einem Schulpsychologen. Suchen Sie außerdem eine Erziehungsberatungsstelle auf.

Da Gewalt an den Schulen ein immer größeres Thema wurde, gibt es seit vielen Jahren Präventionsprogramme. Auch die bayerischen Schulen arbeiten flächendeckend und schulartübergreifend mit einem dieser Programme.

Dazu gehört zum Beispiel das Präventionsprogramm PIT (Prävention im Team). Eine der grundlegenden Zielsetzungen von PIT ist die Bewusstmachung und das Erkennen von Konflikten. Darauf aufbauend geht es um die Entwicklung von Lösungsstrategien ohne Gewalt und allgemein um eine Verbesserung des sozialen Klimas in den Klassen und Schulen. Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Eigenverantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler werden durch das Programm gestärkt, sodass gewaltfreie Lösungsstrategien von Konflikten entwickelt werden können.

Falls es derartige Programme noch nicht in der Schule Ihres Kindes gibt, können Sie das vielleicht beim nächsten Elternabend anregen.

Hier finden Sie hilfreiche Informationen von der Polizei zum Thema Gewalt an Schulen.


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Gewalt an Schulen was können Eltern tun
Die Schule ist ein Ort, an dem Kinder mit- und voneinander lernen sollen. In der Realität sieht der Schulalltag aber oft ganz anders aus. Kinder prügeln sich im Pausenhof, erpressen sich gegenseitig oder werfen sich üble Gemeinheiten an den Kopf.

Gewalt muss dabei nicht immer körperlich sein. Die psychische Gewalt durch Schimpfen, lügen, Mobbing und Ausgrenzung ist nicht weniger schlimm. Von psychischer Gewalt spricht man also immer dann, wenn ein Mensch hinsichtlich seiner Gefühle verletzt wird.

Weißt du, was Mobbing bedeutet? Damit sind Hänseleien gegen Kinder, die anders als die anderen sind, gemeint. Phänomene wie Cybermobbing, also Mobbing im Internet, sorgen häufig dafür, dass Kinder tieftraurig werden und an sich selbst zweifeln.

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Mit wem kann ich reden, wenn ich verprügelt werde?

Es ist keine Schande, Hilfe zu holen. Mache dir keine Gedanken darüber, dass du vielleicht jemanden „verpetzen“ könntest, wenn du weiter erzählst, was passiert ist. Dein Mut, mit anderen darüber zu sprechen, hält den Täter vielleicht davon ab, auch noch andere Kinder zu verprügeln.

Eltern, andere Erwachsene

Wenn du in der Schule verprügelt wirst, solltest du dich sofort und ohne Aufschub an deine Lehrer wenden. Erzähle ihnen ganz genau, was passiert ist. In jeder Schule gibt es übrigens Vertrauenslehrer, mit denen man über solche Dinge sprechen kann.

Manche Schulen haben sogar eigene Schülercoaches, die dir Informationen über deine Rechte geben können. Wenn du sehr traurig bist und dich nicht mehr in die Schule zu gehen traust, können sie dir auch einen Psychotherapeuten vermitteln. Das ist ein Mensch, mit dem du dann ganz genau über deine Sorgen sprechen kannst. Solche Gespräche helfen meistens sehr gut dabei, Ängste und Sorgen zu überwinden.

Deine Eltern sollten natürlich auch Bescheid wissen. Sie werden versuchen, dir in deiner Situation weiter zu helfen. Gemeinsam könnt ihr euch an die folgenden Stellen wenden, um gegen gewalttätige Vorfälle in deiner Schule vorzugehen. Deine Eltern sollten auf jeden Fall mit deinen Lehrern über das Geschehene sprechen. So können Strategien entwickelt und Konsequenzen gesetzt werden. Wenn du gemeine SMS oder E-Mails erhältst oder anderweitig über das Internet attackiert wirst, sprich bitte mit deinen Eltern darüber. Solche SMS oder andere Nachrichten können später als Beweise für das Mobbing dienen. Deshalb ist es wichtig, sie aufzubewahren oder abzufotografieren.

Was ihr vermeiden solltet ist, mit den Eltern der Täter oder den Tätern selbst zu sprechen. Auch, wenn diese im Unrecht sind, werden sie ihr Kind wahrscheinlich schützen. Sollten sie das Kind bestrafen, wird das Mobbing gegen dich meistens noch schlimmer.

Sonnenfinsternis über Europa

Krisenintervention in der Schule

Wenn ihr, also du, deine Eltern und Lehrer dennoch ein gemeinsames Gespräch mit den Eltern des Täters suchen wollt, kann eine Mediation helfen. Das funktioniert so: Ein ausgebildeter Mediator leitet die Diskussion zwischen euch und dem Täter bzw. seinen Eltern. Diese Person ist neutral und wird versuchen, aufkommende Streitigkeiten zu schlichten. Auf diese Weise können Lösungen gefunden werden, ohne dass man stundenlang streitet.

Darüber hinaus sollten deine Eltern das Thema im Elternrat oder bei einem Elternabend zur Sprache bringen. Eine Absprache mit den Lehrern im Vorhinein ist hier sinnvoll. In jedem Fall liegt es an den Lehrern, für eine Besserung der Situation zu sorgen. Denn es ist am wirkungsvollsten, wenn die Schule als Gemeinschaft handelt und entsprechende Konsequenzen zieht. In schlimmen Fällen können Schüler zum Beispiel suspendiert werden oder müssen die Schule wechseln.

Manche Schulen haben übrigens vorbeugende Anti-Mobbing-Strategien entwickelt. An solchen Schulen wissen die Lehrer, was sie tun müssen, wenn jemand gemobbt wird.

Weitere Anlaufstellen für dich

Auf unserer Internetseite haben wir eine Reihe von Artikeln zum Thema Mobbing verfasst. Im Text „Mobbing – so bekommst du Hilfe“ kannst du dir eine Liste von Anlaufstellen ansehen. Die Berater vor Ort kannst du meistens kostenlos und anonym in Anspruch nehmen. Anonym bedeutet, dass du deinen Namen nicht nennen musst. Auf unseren Seiten findest du auch Links zu Kummer-Chats sowie die Nummern der Telefonseelsorgen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der Weg zur Schulbehörde

Hört das Mobbing trotz Gesprächen, Mediation und Konsequenzen seitens des Lehrers nicht auf, dann solltet ihr eine Meldung bei der Schulbehörde machen. Ein guter Anwalt kann dich und deine Eltern dabei unterstützen.

Gewaltgefahr für Kinder in Computerspielen

Gebt auf jeden Fall nicht auf. Auch, wenn sich für lange Zeit nichts an der Situation in deiner Schule verändert, solltet ihr Mobbing niemals akzeptieren. Manchmal dauert es eine Weile, bis die Täter einsehen, dass es nicht okay ist, anderen Kindern körperlich und seelisch weh zu tun.

Ich habe Angst davor, in die Schule zu gehen.

Hast du öfters Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme, seit du gemobbt wirst? Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du an Schulangst leidest. Vielleicht möchtest du sogar vermeiden, wieder geschlagen oder gehänselt zu werden, indem du nicht in die Schule gehst. Wenn du gefragt wirst, wie es in der Schule war, antwortest du nichts oder erzählst nur sehr wenig. Es tut dir weh, dich an den Schultag zurückzuerinnern. Denn eigentlich bist du froh, endlich zuhause zu sein.

Kinder, die von Schulangst betroffen sind, werden sehr oft krank. Sie haben viele Fehlstunden und fühlen sich nicht wohl, wenn sie in die Schule müssen. Manchmal liegt das daran, dass sie Angst vor einem Lehrer oder einem Schulfach haben. Häufig sind aber auch Mobbing-Attacken der Grund für diese Angst.

Fühlst du dich durch diese Beschreibungen angesprochen? Dann ist es für dich und deine Eltern an der Zeit, mit einem Arzt darüber zu sprechen. Er wird euch in dieser Sache weiter helfen und euch, wenn nötig, an fachkundige Experten weitervermitteln.

Ich habe beobachtet, wie jemand anders in meiner Schule gemobbt wurde.

Wegsehen ist keine Lösung, wenn du Zeuge von Hänseleien in der Schule wirst. Auf keinen Fall solltest du dich daran beteiligen oder dich irgendwie in die Mobbingsituation einmischen. Es könnte sonst leicht passieren, dass du zum nächsten Opfer wirst.

Kinder in Not - Mein Vater schlägt mich

In Schulen hat normalerweise immer mindestens ein Lehrer die Aufsicht. In Pausen, morgens vor dem Schulgebäude oder in der Garderobe kann es trotzdem passieren, dass kein Lehrer von den Hänseleien Wind bekommt.

Versuche in solchen Situationen, sofort einen Erwachsenen zu holen. Erzähle ihm aus deiner Sicht, was passiert ist. Bleibe dabei ganz ehrlich und sachlich. Verzichte auf Übertreibungen und bitte den Erwachsenen, sich selbst ein Bild davon zu machen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Täter alles leugnet. Es könnte sogar sein, dass er behauptet, selbst das Opfer zu sein. In so einem Fall musst du trotzdem ruhig bleiben. Denn die Hauptsache ist, dass du Hilfe geholt hast, anstatt wegzuschauen.

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Arbeitsblatt zum Text

1) Erkläre die schwierigen Wörter aus dem Text.
Was bedeutet…

  • Psychotherapeut
  • Mobbing
  • Schulbehörde
  • psychische Gewalt
  • Cybermobbing
  • Schulangst
  • anonym
  • Mediation

2) Hast du schon einmal miterlebt, wie jemand in deiner Schule gehänselt wurde (vielleicht warst du sogar selbst darin verwickelt)? Was konntest du beobachten? Erzähle deinen Mitschülern im Sitzkreis, wie du dich dabei gefühlt hast.

3) Was solltest du tun, wenn du beobachtest, wie jemand gemobbt wird? Notiere hier deine Antwort

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